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Man könnte sich wundern, warum Rousseau – welchem aus einer kleinen Parteylichkeit für die Orang-Utangs die schwächsten Zeugnisse und Vermuthungen, die seiner guten Meinung von ihnen günstig sind, wichtig genug scheinen, – einen Umstand von der größten Wichtigkeit vorbey gegangen, den er in dem nehmlichen Buche, woraus er seine Nachrichten zog, hätte finden können, und der einen Zeugen von ganz andrer Glaubwürdigkeit als einen Merolla zum Gewährsmann hat. Dieser Zeuge ist Franz Moore, Faktor der königlichen Afrikanischen Gesellschaft in England, ein Mann von schätzbarem Karakter, dessen Nachrichten überdies die neuesten sind, welche wir von den Ländern haben, wo der so genannte wilde Mann angetroffen wird.
Er erzählt, als er den sechsten April 1735 unweit der Faktorey zu Joar spazieren gegangen, hätte er von einem Thiere, dessen Rumpf vermuthlich von einem Löwen aufgezehrt worden, einen Fuß gefunden, der dem Fuß eines Bavians ziemlich gleich gesehen, und mit Haaren eines Zolles lang bedeckt, hingegen so dick als eines Mannes seiner gewesen sey. Er hätte einige Negern darüber befragt, und von ihnen vernommen: »Es wäre der Fuß von einem Thiere, welches sie in ihrer Sprache den wilden Mann nennten; es gäbe deren viele in diesem Lande (nehmlich, um den Fluß Gambia) sie würden aber selten gefunden; sie wären so schlank als ein Mensch, gingen eben so wie wir auf zwey Beinen, und bedienten sich einer Art von Sprache.«
Dieses letzte wäre, wofern es damit seine Richtigkeit hätte, ein Umstand, der uns über unsre Verwandtschaft mit diesen Geschöpfen wenig Zweifel übrig ließe. Zum Unglück kann uns Moore nichts davon sagen, als was er von einigen Negern gehört; und was diese ihm davon sagten, (vermuthlich alles was sie ihm sagen konnten) ist zu unbestimmt, als daß man darauf bauen könnte. Wir haben schon aus dem Barbot angeführt, daß die Schwarzen in Sierra Leona von den Barry's das nehmliche glaubten; und es wird, wenn man alle Nachrichten zusammen stellt, sehr wahrscheinlich, daß diese Barry's zu eben derselben Gattung gehören, welche Moore wilde Männer, die Einwohner von Loango Pongo's, und die zu Borneo Orang-Utang nennen. Die Sprache, welche die Negern diesen Affen zuschreiben, scheint sich mehr auf Schlüsse als auf Beobachtung zu gründen; und so gern wir besagten Negern glauben wollen, wenn sie von dem reden was sie sehen oder hören, (in so fern es nur einiger Maßen glaublich ist) so billig ist das Mißtrauen, das wir in ihre Schlüsse setzen.
Was es übrigens auch für eine Bewandtniß mit allen diesen verworrenen und zu Festsetzung eines sichern Begriffs ganz unzulänglichen Zeugnissen haben mag, so scheint doch viel gewiß zu seyn, daß wir nicht nöthig haben, auf genauere Beobachtungen zu warten, um mit genugsamer moralischer Gewißheit behaupten zu können: »daß diese menschenähnlichen Affen keine wilde Menschen sind.« Wären sie es, warum sollten sie sich nicht schon längst in einigem Grade von Humanität und Sittlichkeit entwickelt haben? – oder warum sollte ein junger Orang-Utang, dergleichen schon einige gefangen worden sind, unter policierten Menschen nicht eben die Fortschritte machen, die ein junger Karaib oder Hottentotte macht, wenn er auf Europäische Art erzogen wird?
Doch genug, und vielleicht schon zu viel, von Hypothesen, welche man an jedem minder ernsthaften Manne als Rousseau ist für Ironie halten müßte!