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Der Mexikanische Filosof behauptet, daß die Eifersucht, in der engern Bedeutung dieses Wortes, nur unter gewissen besondern Umständen eine natürliche Leidenschaft sey: nehmlich –
In einer Gesellschaft, wo das Eigenthum der Weiber entweder durch Gesetze oder Gewohnheiten eingeführt ist; und außerdem nur alsdann, wenn
Die Gleichheit bey der Gemeinschaft aufgehoben wird, und entweder der Mitbesitzer sich besondere Vorrechte anmaßt, oder die Dame dem einen einen Vorzug giebt, der mit einer Geringschätzung des andern verbunden ist, welche diesem allezeit unbillig scheinen muß.
Unglücklicher Weise glaubte der gutherzige Koxkox nach Verfluß einiger Tage deutliche Spuren gewahr zu werden, daß er sich über eine solche Unbilligkeit zu beklagen habe.
Geradezu von der Sache zu reden, die schöne Kikequetzel bewies eine Unbeständigkeit in ihrer Zuneigung, welche sich zwar, wie unser Autor sagt, lediglich auf ihre Standhaftigkeit in einer gewissen eigennützigen Neigung gründete, aber doch bey allem dem der Schönheit ihrer Seele wenig Ehre machte.
Tlantlaquakapatli selbst giebt alle Hoffnung auf, sie über diesen Punkt zu rechtfertigen. – Es ist wahr, sagt er, Tlaquatzin (so hieß der Mann) hatte einige Vorzüge vor dem guten Koxkox; – aber was für einen Werth haben Vorzüge, welche zu nennen man erröthen müßte?
Ihre Liebe zu Koxkoxen hing so zu sagen noch an zwey schwachen Faden: an der Erinnerung des Vergangenen, und an dem Verhältniß, welches er gegen ihre Kinder hatte; denn daß er der Vater zu ihnen war, konnte nicht in Zweifel gezogen werden.
Aber die Unbeständigkeit hatte wenig Mühe auch diesen Faden abzureißen. War die Erinnerung des Vergangenen für Koxkoxen, so sprach die Empfindung des Gegenwärtigen für Tlaquatzin; – war jener der Vater der Kinder die sie hatte, so unterließ dieser nichts, um es von denen zu werden die sie künftig haben würde. Die Wage neigte sich also immer mehr auf Tlaquatzins Seite.
So viel Kaltsinn von einer Person welche die Wollust seines Herzens gewesen war, und die kleinen Proben die er stündlich davon erhielt, übermochten endlich seine Geduld, und es kam zuletzt zu einem gänzlichen Bruch. Die anscheinende Geringfügigkeit der Veranlassung ist der stärkste Beweis, wie geneigt man auf beiden Seiten zu einer Trennung war.
Kikequetzel pflegte allezeit einen Kopfputz von himmelblauen Federn zu tragen, weil dieses die Lieblingsfarbe Koxkoxens war. Allein Tlaquatzin war für die hochgelbe Farbe. Sie hatte also nichts eilfertigeres zu thun, als sich einen Kopfputz von gelben Federn zu machen. Er war in etlichen Stunden fertig, und der himmelblaue wurde in einen Winkel geworfen. Sie machte sich noch eine Schürze von gelben Federn, in welche kleine Blumen von allen Farben, nur keine himmelblaue, eingewebt waren.
Koxkox ließ sich einfallen, diese Parteylichkeit für die gelbe Farbe und diese Unbilligkeit gegen die himmelblaue sehr übel zu finden. Es kam zu einem bittern Wortwechsel zwischen ihm und der schönen Kikequetzel. Tlaquatzin blieb kein müßiger Zuschauer dabey. Er rechtfertigte den Geschmack der Schönen, aber in einem so beleidigenden Tone, daß Koxkox alle Mäßigung vergaß. Ein derber Schlag über die breiten Schultern des undankbaren Tlaquatzin kündigte den ersten Krieg an, der seit mehr als vierzehn Jahren den Frieden der schuldlosen Gefilde von Mexiko störte.
Koxkox blieb seinem furchtbaren Gegner keinen Streich schuldig; er wehrte sich wie eine Tigerkatze. Endlich gelang es der Schönen, die den unglücklichen Anlaß zu diesem Zweykampf gegeben hatte, die Streiter aus einander zu bringen. Es war hohe Zeit; denn Koxkox, der seine letzten Kräfte zusammen gerafft hatte, würde es nicht mehr lange gegen seinen überlegenen Nebenbuhler ausgehalten haben. Kikequetzel weinte bitterlich über diesen Zufall, und es schien sie zu schmerzen, daß sie unbillig und undankbar gegen einen Freund gewesen war, der das erste Recht an ihr Herz hatte. Aber nichts war vermögend, den Eindruck auszulöschen, den der gelbe Kopfschmuck auf ihn machte; und als Tlaquatzin und die Dame des folgenden Morgens aufstanden, war kein Koxkox in der ganzen Gegend mehr zu finden.