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Glücklicher Erfolg der Audienz, welche Faruk bei dem Sultan erhält
Nachdem Faruk den Rest dieses glücklichen Tages zwischen Danischmend und Perisadeh mit Wiederholung seiner Geschichte und mit Anhörung der ihrigen zugebracht hatte, begab er sich am folgenden Morgen nach dem Palast des Sultans, tat wie ihn Danischmend angewiesen hatte, und wurde ohne Verzug von Kerim zum Sultan geführt.
Schach-Gebal, der sich beim Namen Jemal sogleich erinnerte, die Täler von Jemal von Danischmend nennen gehört zu haben, erkundigte sich unter andern, ob sich nicht vor mehrern Jahren ein Fremder namens Danischmend unter ihnen aufgehalten hätte? und Faruk ergriff diese Gelegenheit, um dem Fremden viel Gutes nachzusagen, und im Namen aller seiner Landesleute zu beklagen, daß sie schon über acht Jahre nichts mehr von ihm gehört hätten.
»Geh in deine Herberge zurück, mein Sohn«, sagte der Sultan, »und sei ruhig! Du sollst nicht lange auf meine Entschließung warten.«
»Zu gelegnerer Zeit hätte mir dieser ehrliche Schlag nicht kommen können«, dachte Schach-Gebal. »So kann ich meines Moralisten auf einmal mit der besten Art von der Welt los werden, und mache noch, fünf oder sechs hundert Parasangen weit von hier, etliche tausend arme Schelme glücklich, ohne daß es mir mehr als mein Namenszeichen kostet.«
Noch an diesem Abend ließ der Sultan Danischmenden zu sich rufen. »Freund Danischmend«, rief er ihm, so bald er ihn erblickte, zu, »wie nanntest du das kleine Ländchen, zwischen Kischmir und den Gebirgen von Tibet, denke ich, wohin du zogst, als wir uns vor vierzehn Jahren trennen mußten?«
»Die Täler von Jemal, gnädigster Herr.«
»Recht! Jemal! – Und solltest du wohl gedacht haben, daß diesen Augenblick ein Abgeordneter aus diesem nämlichen Jemal bei mir gewesen ist, durch den die Einwohner um meinen Schutz und um einen weisen Mann bitten lassen, den ich ihnen schicken soll, um ihre Sachen in Ordnung zu bringen?«
»Da haben sie einen klugen Einfall gehabt, Sire!«
»Meintest du nicht auch, ich sollte mich der guten Leute annehmen?« sagte der Sultan.
»Sie gehören Ihnen an, Sire: ungeachtet der weiten Entfernung sind sie unstreitige Untertanen des großen indostanischen Reiches« –
»Ich höre, der kleine König von Kischmir will das arme Volk unterdrücken; aber dem wollen wir die Lust dazu bald vergehen machen.«
»Dazu braucht es nur einen Wink des Königs der Könige« –
»Aber, Danischmend, die Leute verlangen auch einen weisen Mann von mir. Wo find ich einen weisen Mann in Indostan?«
»Es wird schwer halten, gnädigster Herr.«
»Beinahe hätte ich Lust dich zu schicken, Danischmend.«
»Mich, Sire? – Ich danke demütigst für den gnädigen Scherz. Ich bin nur ein Körbchenmacher« –
»Das muß ich wissen, was du bist«, sagte der Sultan lachend. »Aber, Scherz bei Seite, Danischmend; ich möchte den armen Jemalittern gerne Gutes tun. – Ich verliere dich ungern wieder, zumal da ich dich kaum gefunden habe. Aber ein Fürst muß sich, wie du weißt, seinen Völkern aufopfern. Also nichts weiter! Geh nach Hause, packe deine Familie und deine Sachen zusammen« –
»Das wird wenig Zeit erfordern, Sire.«
»Mein Schatzmeister hat Befehl, dir noch diesen Abend zehen tausend Bahams auszuzahlen; mein Kanzler wird dir deine Bestallung zu meinem Statthalter in Jemal in eben derselben Zeit zuschicken; an den König von Kischmir gehen meine Befehle noch heute ab. Morgen früh werden vier Kamele, sieben zuverlässige Sklaven, und zwei von meinen Reisigen, um dich bis nach Jemal zu begleiten, vor deiner Tür sein. Du weißt, ich pflege nichts halb zu tun. Und nun, weiser Danischmend, geleite dich der Himmel! Lebe wohl, bis wir uns wieder sehen!« – Und damit begab sich Schach-Gebal, ohne den Dank des erstaunten Danischmend abzuwarten, in die Zimmer der Sultanin Nurmahal.
»Schach-Gebal ist der expediteste aller Sultanen in der Welt«, sagte Danischmend, als er nach Hause kam, zu Faruk und Perisadeh. »Was hinter dieser erstaunlichen Eilfertigkeit stecken mag, weiß der Himmel! Genug, liebe Perisadeh, morgen früh reisen wir mit unserm Freunde Faruk nach Jemal. Der Sultan hat alles schon veranstaltet; das Reisegeld, die Bestallung, die Kamele, die Sklaven, die Begleitung, alles ist bereit.«
»So schnell hätte ich nicht gehofft daß es gehen würde«, sagte Faruk. »Aber desto besser! – Ein vortrefflicher Herr, Gott erhalt ihn!«
»Amen«, rief Danischmend, »wenn seine Absicht so gut ist als die Tat! Denn ich gestehe, der Gedanke, mit unserm guten Faruk in das schöne Jemal zurück zu ziehen, den alten Kassim meinen Lehrmeister wieder zu sehen, und euch wieder gut machen zu helfen was die verwünschten Fakirn und Kalender verdorben haben, macht mich glücklicher als ich sagen kann. – Aber, Perisadeh, was fangen wir nun mit den Körbchen an, die ich noch fertig liegen habe?«
»Schenke sie der schönen Aruja zum Andenken«, sagte Perisadeh.
Danischmend packte sogleich ein halbes Dutzend zusammen, schickte sie durch eine kleine Sklavin an Sadik und Aruja, und ließ ihnen wissen, daß er morgen früh auf Befehl des Sultans Dehly verlasse. Aber die Sklavin kam mit der Nachricht zurück, Sadik und Aruja seien in verwichener Nacht abgereist, um einen ihrer Verwandten auf dem Lande zu besuchen, und man wisse nicht, wie bald sie zurück kommen würden.
Danischmend schüttelte den Kopf. »Wolle der Himmel«, sagte er zu Perisadeh, »daß diese Reise aufs Land keinen Bezug auf meine so eilfertige Versendung nach Jemal habe! – Das wackere Paar müßte ihm denn nur, von einem guten Engel gewarnt, zuvorgekommen sein.«
»Wir wollen das Beste hoffen sagte Perisadeh.
Indem sie noch über den unerwarteten Vorfall zusammen schwatzten, schickte der Reichskanzler die Bestallung, und der Schatzmeister zehen reich gestickte Beutel, jeden mit tausend goldnen Bahams angefüllt.
Faruk war vor Freuden über den glücklichen Erfolg seiner Sendung halb wahnsinnig. Perisadeh und Danischmend brachten die Nacht mit den nötigen Zurüstungen hin; Faruk holte sein Gepäck und seine Reisegefährten ab; die Kamele, die Sklaven und die zwei Reisigen standen um Sonnenaufgang vor Danischmends Hütte, und die kleine Karawane, von den guten Wünschen der Nachbarn begleitet, trat zur glücklichen Stunde ihren Zug nach Jemal an.