Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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Nachts an der Engelsbrücke.

     

Der Tiber rauscht, der Tiber rauscht
    Vorbei am dunkeln Saume,
Das Ufer mit den Wassern tauscht
    Gespräche halb im Traume.

Hab' viel geseh'n, hab' viel geseh'n,
    So raunt die breite Welle,
In Stücke wird noch Manches geh'n,
    Was prangt an dieser Stelle.

Sieh auf, sieh an, sieh staunend an,
    So mahnt es von der Brücke,
Zu Peters Dom, zum Vatikan
    Schau' hin mit frommem Blicke!

Da spritzt empor, da schäumt empor
    Die Flut am Pfeilerbogen:
»Hab' keinerlei Respekt davor,
    Man hat zu viel betrogen.

Ob Priester alt, ob Priester neu,
    Ob Augurn oder Pfaffen,
Die junge wie die alte Spreu
    Denk' ich noch wegzuraffen.

Doch sag' ich frei, doch sag' ich frei:
    Einst hat mir's baß gefallen,
Geringer war die Heuchelei
    In Heidengötterhallen.

Bei Jovis Bart, bei Jovis Bart,
    Es waren andre Zeiten,
Als ich die alte Männerart
    Noch sah zum Forum schreiten.«

Sie fließt dahin, sie fließt dahin
    Im bleichen Mondesschimmer,
Leis grüßt sie im Vorüberziehn
    Der Coclesbrücke Trümmer.

Sie kann sich nicht, sie kann sich nicht
    Beim Gruße lang verweilen,
In's Meer, so weit, so frei, so licht,
    Muß sie hinuntereilen.

In's All, in's All, in's offne All,
    Hinaus in's Grenzenlose!
Versinkt doch auch der Erdenball
    Zuletzt im Weltenschoße.


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