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XXXIV.
Aus Herzog Christophs Pilgramsbuch.

Und seind wir demnächst vnsers Wegs weiter pilgramt vnd in ein kleines dorf kommen des Namens Sedo, nächst durch ein Ulivenfeld vnd auf ein berg angelangt. Hernach gen Rama.

Vnd in selbem Rama ist meiner schwester Sohn, churfürst Friedrich, ein groß üblichkeit ankommen. Also daß es uns bedünkt, er mocht sein letztes end finden. Da half Ime der mönch mit seiner gallbittern Erzeneytinktura. Drin seind zwo kräutlein gewesen, so ninderst an keim Ort wachsen, denn vm selbigem berg, davon wir gezogen.

Vnd wußten dem pater viel Dank, er nahm aber nichts.

Item wo das klösterlein selb, was vordem des Nicodemus behausung.

Vnd seind wir von da weiter. Da ritt ein karavains vor vnß, di zog gen Damaskus. Dabei waren vil kaufherrn vnd juden on End zu sehn.

Item ich hab dem Arabier herzog oder Schehck ein lang stuck scharlachseiden gebn, des was er überaus froh, vnd ein trefflichen dolch, für daß er vnß den nächsten weg erwiesen hett. Vnd was der Schehck ein hübsch tapferlich sehender mann, schier von eines heldenanblick vnd woll werth, daß er zum wahren glauben bekehret wurd. Davon mocht er nichts wissen. 25. Junii.

26. Junii. Vnd wie wir vnviel später auf dem kameelthier dahinritten, seind irer mer andere arabische Schehk feintlich angeruckt. Selb ließ ich mich wohl sehn, daß sie fürbaß sprengten wann sie wohl erkannten, ich sei nit allein zur Hand mit dem rosenkrantz.

Nachher zu fueß pilgramt vnd ließen etlich arminianisch bischöf auf das kameeltier sitzen, so ihre eselein fast trutzig warn und übereins keine last tragen wöllten.

Item ist in der Gegend viel jäch gebirg vnd von einer höh ist wohl zu sehn bis Jerusalem.

Vnd da wir die hochheilige statt im angesicht hetten, was fast große rürung in jedwedem. Als daß wir als recht christglaubig niederknieeten vnd des danks voll waren. Vnd kunnt ich das keinem beschreiben, wie mir zu muth was vor so viel gnad Gottes, daß ich das erschaun dürft. Kam mir auch wohl zu sinn, wie ich da allein solch seligkeit erlebte, vnd wann das meyne geprueder sehen kunnten.

Aber das ist mir alleins beschiedn vnd Gottes vnglaubliche gnad. Er wird mir meine sünden verziechn haben.

27. Junii. Vnd es heißt di erste pforten in der stattmauer von Jerusalem Ephraims. Dahin ließen sie vns nit vnd die bischöf auch nit, weil wir beidertheils christenleut wärn.

Selb schuf mir nit viel letz vnd grämte mich bitterlich. Daß ich dann von herzen gerne meine gewalt gezeigt hett. Weil ich aber ein demütiger pilgram vnd vnser herr viel meng des größten spotts erlitt, mocht ichs wohl in demut tragen. Da wir dann vm di wäll zogen ins kloster St. Francisci.

O hett ich etlich zehen ritterlicher meiner kraft vnd ein mittler krigsheer, also möcht ich woll all künftigen pilgersleuten so große schmach benehmen vnd dem türkischen bluthund eine harte nuß zu beißen geben, daß er ersticket.

O du allmächtiger Gott, willt du dein trewes christenvolk in fremden banden lassen, daß ime jedwedes fußbreit zugmessen vnd dein heilige stätt ganz verkehrt wird? Raff wohl auf Fürsten vnd herrn vnd schick dein heiligen Zorn über das volk. Da will ich nit fern sein, wann ich deinen heiligen willen erseh vnd das meinige wohl verrichten, so vil du mir zeug verliehen.

– – vnd was di mönch sagten vnd vorlasen von der heiligen statt vnd jedweder Ortschaft darin, was wohl danks werth. Da hab ich im anderen büchlein das mehrist in copey bracht. Deß mag hinfür ein anderer fürstlich frummer pilgram wieder nutz haben in künftiger zeit.

Item aber di statt liegt mitten in der welt vnd gleichet fürwahr einer kron, so auf einer steinigen höch liegt. Vnd seind vil jähe Abhäng vnd thäler zu sehn vnd rings wieder mehr berg, als da ist der öhlberg an thal Josaphat, der des anstoßens, dazwischen das thal Gehimon – –

– – vnd zaln di herrn zu rhodis vil steuer an dasselbig franziskaner kloster, di pilgram deßgleichen. Demnach wär da gueter stand vnd vermeintlich kein mangel. Wann aber das kein bleibens vnd sicherheit hett, weil gar öftermalen das türkenvolk anruckt vnd die frummen mönch ausraubt.

Jerusalem.

Vnd von selbigem kloster schaut einer all über Jerusalem. Da ich da stund vnd hinsah, dacht ich, was schier gar vil wort und bitt ich schon zu Gott in Himmel gerichtet, daß er seine hilf sollte senden. Ist ja der schand vnd schmach genug vnd sollte es keins Aufregens bedürfen, als da tag für tag vor aller menschen augen stat, daß des Herrn heilig grab in vngläubiger christentfeint handen ist. Das sei mir aber gut manung vnd will nit saumen, selber einen starken ruf über alle lande ergehn zu lassen, daß sie mit mir anher ziehn, di türkischen hundt zu vertreiben.

28. Junii. An dem heuntigen tag gingen wir zu heiligen grabs kirchen wallfahrten. Da hetten wir dort vnd auf dem hinweg gar vieles gesehn, das zu schreiben schier zu vil vnd wir alles mit frummen sinn bedachten vnd ermassen.

– – und ist der berg Sion gen osten zur hand. Der pfad aber ist niderwärts, fast steinig vnd nit gar breit, so es ein weniges am calvarienberg hinangeht.

Alldort ist die richtstatt gewesen vnd außerhalben Jerusalem. Vnd hätt Hadrianus der heydnischen liebsgöttin ein lästerlich weltlich bildnuß gesetzt. Aber dy heilige Helena hat mit starker hand das heydentum zerstört vnd ein herrlich kloster gestift, so den berg vnd mehr ort einschließt.

Item zur linken auf einem steinfelsen ist eine kapell. An demselben ort wollt Abraham seinen sohn Isaak opfern. Auf selbige Kapell hat sorg ein briester aus abyssinia.

Item wann ein christglaubentlicher pilgram kummt, muß er den feindten Christi 10 Soldani reichen. Selb macht ain große summa des jars vnd versperren zu mancher zeit di thür. Da dann fast schwer einzukommen ist, bis das vorgelegte Sigill abgenommen ist vnd verlangen dann zwiefaches geld.

Vnd seind dort sieben strik zu den sieben glocken. Wer da mit einem von den sieben sekten, so da wohnen, reden will, da wird dem von der sekt seine glock geläut vnd kommen beide an einem gitterfenster zu einander – –

Item vnd gewannen wir vil ablaß von ort zu ort bis wir zum heiligen Grab gelangten.

Da möcht kein menschliche lefz verkünden, was tiefer schmerz, betrübniß vnd zoren über das judenvolk vnd die türkischen ersteht, hinwieder wonne in eines christlichen mannes herz herfürdringt, vnd was tief ergriffen er wird bei vil tausend zäehr' vnd seufzern, bei unsäglicher reu, frummer gelöbniß vnd besten vorsätzen all derer, so da hinwallen vnd knien davor, bedenkend, wo sie nun sein vnd was sy sehn dürften.

O Herr, was ist ein grab für irdische eitelkeit vnd schnöden hochmuth, vnd ermahnt vns wohl, was hinfällig vnd verwerflich aller weltliche glanz vnd hoheit! Also wie bist du erst im bejspiel vorangegangen, so doch dein Weisheit, gewalt vnd Größe wahr vnd ewig alleinig besteht vnd nichts außer ihr! Was ist da all vnser leid auff erden, wo vns nichts plagt, denn selbstgeschaffener hochmut, böse begierde, vnd keiner das leid will tragen, was im dein wille vnd Prüfungh auflegt. Hinwieder du aus deiner herrlichkeit in die armut stiegest, aus deiner allmacht in die unterwerfung und kümmerniß und in di Marter des todes am kreuz, wie ein großer übeltäter, daß du für uns starbst in der Niedrigkeit, vns ein beispiel, vnd erstandest von den todten, zum schrecken deiner feinde vnd den Gläubigen zur Wonne vnd tröstlicher Urständ ihrer selbsten.

Item es ist das glorwürdige grab gen Norden einer ellen hoch vnd gleich einem altar gmacht, darin irer mehr nit denn drei knien mögen vnd seynd da di wänd ganz schwarz von rauch – – –

– – – –

– – – –

– vnd beim Eingang ist der stain, da Joseph von Arimathea vnd nicodemus des Herrn vnd Heilands leichnamb gesalbt haben.

Wieder ist vnfern des gotfried vnd Balduins grabliegerschaft, so beede die ersten christlichen Kunig von Jerusalem waren.

Vnd ist der stainfelsen zu sehen, drin Adam, des ersten menschen haupt erfunden ward vnd was dahin gesetzt worden vor vndenklich langer Zeit.

Item der aufgang zu Calvaria, da seind mehre kapellen – –

– – vnd wo unser Heiland gelitten, da ist zunächst ein altes zerfallenes gemaür vnd am selbigen ort ein felsen vnd gleich wie ein altar vnd wohl mit marmelstain besetzt. Da erkennt ein jeder, wo des Herren kreuz stand. Vnd ist da vil treffliche zier.

Das was ich wieder vnd meiner schwester sohn vnd alle so dabei waren, fast zerknirscht, daß wir vns schier nit genug beten kunten vnd gingen uns vor hocher rührung die augen vber.

Vnd ist zur linken und rechten ein kreuz, wo die schächer hingen.

Item selbigen Ort haben di Georgiani innen vnd seynd derer briester fast arm. Da brennen ob dem altar stetigs 46 Ampeln.

Wieder ist da ein viereck Kapellein, all bunt und handsam geziert. Daselbst darf keiner dann mit bloß Fueßn auftreten. Vnd ist dort vnser Herr Christ an das leidenskreuz geheftet worden. In dem Kapellein brennen Tag vnd Nacht – – – – – vnd sah auch den ort, an dem die allerseligste Junkfraw mit dem johannes gewesen, als sie der Herr einander befahl.

Vnd ist von da der wahrhafte aufgang zum Tempel der Auferstehung vnd des &#10013;&#65038; &#10013;&#65038; &#10013;&#65038; Grabes. Selb gepäu ist fast rund vnd herrlich anzuschawn mit großen marmelsaulen vnd zu obrist vnd vnten mit einem kloster. Darin seynd unterschiedliche kapellen für die Abissyni, Jakober vnd die Coptischen, so eine stainhöhl inne haben. Darin ist Joseph von Arimathia grab. Item für die Georgianer und Maroniten.

Vnd im obern theil seynd die Armeny vnd zur linken dy lateiner.

– Wieder seind da schöne gemäl von gueten heiligen, mehr Kaisers Constantini vnd seiner mutter stifterin. Aber ist di decke ganz köstlich von eitel cedernholzgebälk, so di kuppel tragt.

Vnd der stain, drauf der engel gesessen, da er den frawen des Herrn Christi Urständ verkündiget, ist 108 schritt vom Kalvarienberg.

Vnd ich sah den ort, wo vnser Herr sein offenbarung an Maria Magdalena getan, vnd wo er seine allerseligste mutter getröstet.

Aber sah ich die saul, daran vnser Herr Jesus gebunden was. Dy ist von marmelstain, fast schwarz vnd sieht jedweder glaubige Christ seines allerheiligsten blutes spur vnd zeichen.

Vnd ist zur rechten der Kreuzaltar vnd ein teil des heiligen kreuzes, daran das gottlose judenvolk den Heiland der welt geheftet hät.

O Herr, erhell ine die augen, daß sie ihre schuld erkennen!

Sah auch di schrift ob dem kreuz vnd ich was, wo sie vm des Herrn gewand würfelten.

Aber ist in dem Teil ein ort, so nimmer trocken wird.

– – –

Item ich sahe st. Helenas Kapell vnd den stain, darauf sie gesessen, als sy vm das heilige kreuz graben ließ. Selbiger ort ist fast tief vnter der erden.

29. Junii. Vnd heunt schlug einer wohlbekannt Heinrich von schauenburg, so vor vns in Jerusalem zum ritter geschlagen was, Fridericum meins Schwähers sohn zu ritter vnd schlug der wyder selbs Ir fünf zu rittern. Item es ist einer bei vns, namens georg kötzel von nürnberg, deß Vater die fäll vnsers herrn vnd heilandes bis golgatha abgemessen hat auf schritt läng.

– – – – –

2.Julii. Vnd heunt seind wir von der hochheiligen statt Jerusalem ab vnd heimwärts gezogen.

– – – – –

3.Julii. Vnd heunt auf eine halbe Tagreis von Jerusalem gewunn ich churfürst Friedrichen die freiheit und errettet ihn vom verderben aus einem Veberfall. Item er hätt sich von vns ohne Sorg geschieden. Das sah ein Türk vnd tät ein groß geschrey erheben, daß ihrer schier an die dreißig anruckten, mit meines schwähers sohn ihr gespött zu treiben. Vnd ich das sehn von der weite, wohl auf, vnd schrei: was wöllt ihr, verflucht türkisch Bluthundt? Wöllt etwan ihr vnglaubig gesind einen frummen deutschen fürsten anfassen. Da lachten sie drob. Ich aber: das mag euch das mehr nit frommen! Vnd über stock vnd gestain auf sy zu, daß das roß vnter mir brach. Dann ich mich aufgerißen vnd lauf auf sy zu. Da ruckt ein theil auf mich ein. Vnter di warf ich zween stain, einen schuch lang und hoch yedweden, di trafen di fürnehmsten, daß sie vom roß stürzten, vnd weiters vnter di andern. Vnd als wir zusammentrafen, ließ ich mein schwert walten, daß sy entflohen vnd auf den andern theil zu ritten, der schneidt dem friedrich wol den Weg ab, daß er zur flucht sich wendt, vnd schoßen ime nach vnd auf mich von weiten deßgleichen. Das acht ich nit vnd lauf, daß ich meins lebens nit so rannte. Wie ich dann herankomm, hätten sie den vmb einen hügel gejagt, daß ich ine nit sehn kunnt. Zwo aber waren hinter einem erdwall vnd wollten auf mich mit pfeilen schießen. Di schlug ich mit zwo Streichen auseinander vnd lauf weiter, gleich an vnd auf den Abhang, daß mir der schweiß herablief. Vnd seh durch ein lucken meines schwähers sohn, der hett sich auf hoches Felsengestain an einer Cysterna salvirt, da wollten die türkischen nach vnd schreyen voll muth, weil sie sich mit Ime allein dunkten. Auf dieß ich gleich einen satz vnd wieder einen vnd hinab durchs dorngesträuch vnd ruf: ich komm! Weil dann der Friedrich meine stimm vernahm, aber nichts sah, glaubte er, ich sei nit auf der spur vnd rief: Christoph, hie! Christoph, hie! Ich auf das einen sprung weitaus und schrei: hie ist Christoph! vnd schlag wie das Wetter drein, daß ich schier selber verwundert was, so flog mir das schwert im Ringstreich, vnd thet ich einen mächtigen satz von einem Ort zum andern. Da sie das ersachen vnd ich irer wieder drey an unterschiedlichem Ort erschlug vnd sie meinen namen mehr hörten, erhoben die anderen ein greulich geschrey vnd rannten mit ausruf meins Namens davon, deren mochten mer nimmer sein, denn irer sein zwölfe an der zahl. Wie mir dann meins schwähers sohn dankte, sag ich zu Ime, das verflucht Türkenvolk hett wol vermeint, ich wöllt es halten heimwärts wie auf der Hinfahrt vnd Pilgramschaft. Da litt ich wol vnd tät meine gewalt weiter nit nutzen, denn zu Drohung. Wann aber nun die türkischen glaubten, bei dem bleibs vnd sei nit so fast auff vnd gelenk, als die mähr zu ihnen drung, möchten sie etwan ein widerspiel erfahren. Vnd vermeinich, jedes Christenmenschen herz zu erfreuen vnd das meine, so ich türkischer Bluthundt erschlüg, so vil ich irer ansichtig wurd, wann sie uns hinterhalt stellen und überfallen wöllten.

Veber das gefecht vnd hin vnd her was mir großer Durst ankommen, daß ich mich an der Cistern niederknieet vnd in meine sturmhaub wasser schöpf vnd trinks begierig. Da ich das getan, überzog mich ein großer Frost vnd was um das Herz gar beklommen, daß ich schier vermeinte, ich hätt in mein Tod getrunken vnd dacht es wär aus mit mir. Da ist mir nun dannoch wieder anscheinend besser zu mut worden.

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6. Julii. Das Vebl hett sich noch nit ganz verloren vnd Dr. Pollichius hilft nit. Zu Rhodis bei den Johannitern möcht ich etwan hilf finden, da seynd irer treffliche doctores. Aber es mißfallt mir schwer, daselbst zu landen. Sint ich vernommen, der großmeister sei ein graf von werdenberg vnd ein bruder zur gräfin Martha von Abensberg, der wir den Niclas von Abensberg erschlagen.

9. Julii. Vnd weil mir der kandierwein ein guts zu tun bedünkt, trank ich deß genug vnd nahm ein kaltes bad. Das rafft mir groß hitz vnd frost auf, wallet all mein blut vnd macht mich gleichauf auch schwach an eim Tag, als hätt ich den Zaubertrank wieder. Ist nun gleichwol verziechend vnd will sich etwan new bessern, aber fast vil nit. Oder soll ich da nymmer in mein heimat gelangen vnd meines tods in fremden landten sterben?« –

Hett traun besser des Dr. Martini Polichii abwehr befolgt, so den Friedrich mit kinen wortn vom bad zurückscheucht, so der desselbigen candierweins bei gesundem leib uebervil getrunken hett vnd in der hitz zum wasser wöllt. Ich aber dachts ein remedium, das hat mir ein armenier angeraten vnd nimm sels bad vnd hetts beßer lan – – – –


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