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XXII.
Der letzte Abensberger, und wie es folgends im Bruderstreite erging.

Nun war die Zeit gekommen, in der des Abensbergers und seiner Gesellen Untergang und Verderben zutraf.

Davon ist hie Bericht zu finden.

Abensberg liegt an der Abens, einem Nebenfluß der Donau, in Niederbayern. Stifter des Abensberger Grafengeschlechtes war Babo, Liebling Kaiser Heinrichs II., welcher ihm die genannte Grafschaft zuwandte, auch die Burggrafschaft von Regensburg zuerkannte. Er war der Kaiserin Kunigunde Hofmeister, als Heinrich sein Hoflager zu Regensburg hielt. Babo hatte von zwei Gemahlinnen 40 Kinder, 32 Sohne und 8 Töchter. Indessen scheint der Kaiser von solchem ehlichen Segen lange nichts gewußt zu haben. Denn als er einst den Grafen zur Jagd einlud mit dem Bemerken, er sollte nur einen Diener mitbringen, Babo aber mit einer ganzen Schar junger Gesellen daherkam, hörte jener mit Staunen, alle seien junge Abensberger, und als solche wie dem Vater, so ihm dem kaiserlichen Herrn zu Schutz und Trutz. Der Kaiser bewies sich drüber gar freundlich und verlieh den jungen Herren nacheinander schöne Besitze. So dem Dietmar Leonberg, dem Wetzilo Friedenberg, dem Hartwig Bogen, dem Rupert Rohr und Riedenburg, dem Erchambert Bieburg und Stein usf., dem neunten Sohn gab er die Herrschaft Abenberg, welches etliche Meilen von Nürnberg entfernt liegt. Ein Sohn, Embrikus, wurde Abt von Einsiedeln. –
Hund, Stammbuch, Aventin u. a.

» Item gab's Graf Niklas von Abensberg nit nach. War auch sonst finster und keines guten Mutes. Ward ihm benebst kein Segen in der Ehe mit frau Martha von Werdenberg. Die war sonst eine treffliche Hausfrauen.«

»Nun hätt' Herzog Christoph selber Zeit Landsberg und Weilheim inne. Da kam er etlich um Landsberg halben in Schulden. So er doch sicher heimgezalt hett'. Kamen aber ihrer Drei und klagten heimlich zu Herzog Albrechten, ermahnend, daß er käm' vnd die Stadt Landsberg näme. Darnach anno 1485 am Mittwoch nach dem weißen Sonntag zog Herzog Albrecht zu München aus mit 1000 Pferden vnd war Herr Niklas von Abensberg der öberste Hauptmann. Derselbig vnd andere Edelleut', so mit zogen, bewahrten ihre Ehr' mit ein brief an Herzog Christoff, wie folgt:

›Dem Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnd Herrn, Herrn Christofen, pfalzgrafen bei Rhein, Herzog in Ober vnd Niderbayrn empiethen wir hernach genannte. Wir seind von dem durchleuchtigen hochgebornen Fürsten vnd Herren, Herren Albrechten, pfalzgrafen bei Rhein, Herzog in Obern vnd Nidern Bayrn, zu Seiner gnaden dienst erfordert. Ob wir nun im Ichte darin gebraucht würden, das wider Eur gnad wäre, – darumb uns noth wär, vnser Ehr gegen Ew. Gnaden zu bewahren – Das wöllen wir mit diesem Brief genugsamblich gethan haben. Besigelt mitt meinem, Niclas herren zur Abensperg, Jörg von Eisenhofen, Hofmeister, vnd Alexander zue Pappenheim, Marschalkh aigen fürgetruckten Insigeln, deren wir uns alle hienach geschrieben, niet gebrauchen. Geben an dem weißen Sonntag Ao. 1485.‹

›In ganzen 56 grafen vnd herren.‹

Herzog albrecht aber namb wider seinen Bruder die Statt Landsberg vnd Schlösser Weilheim vnd päl. Vm solche verschreibung vnd ergänzung seiner Statt vnd geschloß ward Herzog Christoff bewegt vnd hett eine Speh auf ettliche, So sie widerumb heimbzögen.«

Meldet dann treulich ein anderer:

»Und ist Herzog Albertus mit 350 Pferden und 600 Fußknechten, die eine Schlange und 4 große Stuck Büchsen mit ihnen gebracht, zu Landsberg eingeritten. Und als er alle die, so in der Stadt und im Schloß gelegen und Herzog Christophs Diener vertrieben, hat er das Schloß mit Jörg von Eisenhofen, seinem Hofmeister, Herrn Georg von Freyberg und Hannsen Pinnzenauer, die bei 60 Knechte und einen Büchsenmeister unter ihnen hatten, besetzt. Und ist folgends am Freitag in der ersten Fastenwoche mit dem reisigen Zeug und den Fußknechten, über welche der von Abensberg Hauptmann war, wiederum aus Landsberg nach München geritten und seinen Reitern von Adel wieder anheimzuziehen erlaubt.

Unter dieser Einnehmung der Stadt Landsberg war Herzog Christoph zu Augsburg und kamen seine getreuen Diener des Adels zu ihm. So daß er bey 62 Pferde, gute Reisige von Adel, die den meisten Teil gute Armprost führten, beisammen hätt.

Indessen kam Kundschaft, daß der von Abensberg mit den seinigen anheim reiten wöllt.

Sobald Herzog Christoph solches vernommen, hat er zur Stund' seine Reisigen speisen, auch die Roß satteln und eillens aufsizzen lassen, den Weg von Augsburg nach Freising genommen, ist auch den Montag in der andern Fastenwoche mit 60 Pferd zu Kransperg in größter Eil' angekommen. Hat daselbst den Pfleger Oßwald, Schönbichler genannt, für ihm und die seinigen um ein Reitermahl für Roß und Mann angesprochen und gebeten:

Lieber Gesell Oßwald, tun sowohl und gib mir und den meinigen zu essen. Denn ich habe wahrlich nicht mehr als drei Gulden und mein Schwert mit Silber beschlagen. Glaub gewis, daß ich dir solches vergelten und bezahlen will, als fromm ich ein Fürst von Bayern bin.

Welches der Pfleger zur Stund' getan und hat den Reitern und Rossen zu Essen geben lassen. Diese Mahlzeit wurde so eilig eingenommen, daß Herzog Christoph und seine Reiter nicht niedersaßen, sondern in auf und abgehen gegessen und getrunken haben.

Indem kam einer seiner Reiter, welchen Herzog Christoph auf Kundschaft geschickt hatte. Der zeigte an, daß er den von Abensberg samt dem Rohrbeck, Bogner und andere des Adels mit 64 Pferden auf zwei Meil Wegs daherreitend verlassen habe. Und als der von Abensberg zu München verritten und von Herzog albrecht Urlaub genommen, habe ihm dieser gewarnt und gesagt: ›fürcht' Euch, mein Bruder Christoph ist im Land, wir wissen aber nicht, wo. Wann Ihr uns folgen wollt, so wollen wir Euch noch 30 Pferd zugeben, damit Ihr desto sicherer heimkommt.‹

Dann hab' der von Abensberg geantwortet: ›Gnädiger Herr, da ist weder bei mir noch bei den meinigen eine Forcht. Sondern frag' Euer Gnaden nur, ob Ihr Eueren Bruder tot oder lewendig haben wöllt, wenn er auf uns stoßt.‹

Drauf hab' Herzog Albrecht geantwortet: ›Lieber Herr von Abensberg: nicht tot, sondern lewendig.‹

Und als der Kundschafter solche Worte Herzog Christophen angezeigt, sind ihm die Tränen von den Augen gefallen und hat ihm befohlen, daß er niemands nichts davon anzeigen soll.

Der Pfleger zu Kransberg merkte an dem frommen Fürsten wohl, daß etwas Großes vorhanden sein müß, denn das Herz im Leib war über seinen Feind so hart ergrimmt, daß seine Augen vor Zorn schienen. Hatte auch keine bleibende Statt.

Nun sagte der Pfleger zum Herzog Christophen: ›Ich seh', daß Euer Hochfürstlichen Gnaden etwas Großes angelegen ist. Und wann mir Euer Hochfürstliche Gnaden es anvertrauen wollen, will ich tun, was ich vermag.‹

Darauf gab ihm Herzog Christoph zur Antwort: ›Ja, lieber Gesell Oßwald, mir liegt ja nicht wenig an, welches ich auf heut' mit Gottes Hilf männiglich kund machen will, und traue Gott, dem allmächtigen, er wird mir heut' als einem armen Fürsten um der Gerechtigkeit wegen getreuen Beystand leisten.‹

Und hätt' sich hiemit vom Pfleger gewendet. Dann von dem Schloß hinab in das Dorf und Wirtshaus geloffen, allwo er etliche gefunden. Und gefragt, wohin sie wollten.

Die haben ihm geantwortet, sie wollten in die Stadt Freising gehen.

Der Fürst ließ ihnen ein Morgenmahl zubereiten auf seine Unkosten und befahl ihnen, daß sie allda essen sollten, und er wöll für sie bezahlen. Denn er besorgte, er möchte durch sie bei dem Abensberger ausgekundschaftet werden.

Und ging dann eilends wieder zu den seinigen. Mit denenselben aufs Pferd gesessen und gegen die Stadt Freysing zu dem Stift Weihern Stephan geritten und den seinigen befohlen, dort hinter einem Holz seiner zu warten.

Er ritt samt dem Pfleger Diesser nach Weihern Stephan. Dortselbst auf Sankt Jakobs Kirchenmauer gesessen, um zu sehen, wann der von Abensberg daherziehen werde, welches er von da gut sehen konnte.

Als er eine lange Zeit gewartet, sah er ihn mit seinem Zuge von weitem daherziehen. Da fiel der Fürst auf die Knie und dankte Gott und empfahl sich ihm seiner Allmacht.

Macht sich dann eillens wieder zu den seinigen, welche er richtig versammelt fand. Die sprach Herzog Christoph männlich an, sagend: ›Liebe Mitbrüder von Adel und sonst männliche Reitter. Weil euer Ritterliches Gemüt mir zuvor wohl bekannt und euch als ehrliche Ritter mit gutem Lob erkennet hab', daher brauche ich nicht viel Worte zu reden. Tu Euch allein aus getreuem, fürstlichem Gemüt anzeigen und klagen, daß der große Bösewicht von Abensberg mit den seinigen, dem Rohrbecker und Bogner nicht weit von uns ist, welche mich zuvor, ihren natürlichen Herrn und Fürsten von Bayern, wider Gott, Ehr' und Recht zu München im Baad gefangen und meinen Bruder Herzog Albrecht dahin gebracht, daß derselbe mir meine zugeteilte Erbschaft, die Stadt Landsberg eingenommen, die meinigen verjagt, auch sonst große Uneinigkeiten zwischen uns beiden angerichtet haben. An welchen ich mich als frommer, redlicher Fürst von Bayern mit der Hilf Gottes, heut' auf diesen Tag rächen und solchen ihr bewiesene Untreue mit meiner Faust gute Bezahlung geben will. Deshalb, liebe Reiter von Adel und andere, welche mir als fromme, ritterliche Reitter nachfolgen und solche redliche Tat mit mir vollbringen helfen, will ich dann anzeigen, was ihr tun sollt, auf daß wir einander kennen mögen.«

Und ist damit zu einem Eichbaum geritten, einen Ast abgebrochen und denselben auf seine Hirnhaube gesteckt. Dem sobald seine 58 Ritter alle nachgefolgt, bis auf einen, der Suntheimer genannt, der zu dem Herzogen sagte: ›Gnädiger Fürst und Herr, Euer Gnaden werden uns armen Gesellen auf diesen Tag verführen.‹

Dem der Fürst geantwortet: ›Lieber Suntheimer, weil du dir förchtest und das Herz einem frommen Fürsten zu helfen nicht hast, so reitt hinweg, und bist mir lieber weit von mir als nahe bei mir.‹

Der gemelte Suntheimer sagte: ›Nein, gnädiger Herr, da ist gar keine Forcht bei mir. Allein sagte ich nur solches, daß ich Sorg' trage, daß der von Abensberg allzuviel stärker als wir andere und vielleicht 100 oder mehr Pferd bei ihm hat. Denn ich kenn' den von Abensberg dermaßen, daß er Euer Gnaden nicht mit wenigen begegnen wird, wann er anderst Sorge hat.‹

Herzog Christoph gab ihm zur Antwort: ›Lieber Suntheimer, ich weiß, daß er nicht über zwei Pferd mehr hat als wir, denn ich habe meine gute Kundschaft. Daß er auch nicht mehr als sieben Armprost hat und wir haben achtundzwanzig. Darum was du tun willst, das tue bald!‹

Darauf sagte der Suntheimer: ›Nun, gnädiger Fürst und Herr, dieweil Euer Gnaden mich für zaghaft geschätzt, will ich neben anderen unseren Mitbrüdern bey Euer Gnaden auf heut' sterben und genesen und werden mich tot oder lebendig loben.‹

Ist auch hiemit zu dem Eichbaum geritten und wie andere einen Ast auf seinen Sturmhut gesteckt.

Mit diesen 60 Pferden, die öfters bey solchem Scherz gewesen, ist Herzog Christoph in die Stadt Freising zu Sankt Veits Tor ein und durch die Stadt zu dem Münchner Tor hinausgeritten. Denn der von Abensberg zog mit den seinen schon unter den Augen daher.

Und als Herzog Christoph dieses ersehen, hat er den Spitz der Ordnung also angerichtet, daß er im ersten Glied einer, im anderen zwey, darnach vier und weiters die Glieder doppeliert und jeder Seiten seiner Ordnung 14 Armprost Schützen angehenkt hat. Denen befehlend, daß sie mannbar seyen, allein aber zu den Herren, als den Haupt Urhebern dieses Unlusts, sich halten, die armen Gesellen aber schonen sollten.

Mit dieser Ordnung ritt der Herzog vorne her, neben dessen von Abensberg Zug herauf bis auf den halben Teil.

Da schrie ihn der von Abensberg an: ›Wohl Herr, wohl Herr Herzog!‹

Da sagte Herzog Christoph zum Trumpeter: ›Nun blas' auf mit Schall.‹

Und leget der Pfleger Diesser ein und rennt auf den von Abensberg. Desgleichen auch der von Abensberg und rennt auf den Diesser zu. Er meinte, er wäre der Herzog. Und rennt der Diesser den von Abensberg von seinem Gaul.

Da ward der Angriff des Fürsten hart. Und traffen die Armprost Schützen so gut, daß viel Gaul und Reitter wund wurden und des Abensbergers Zug aus der Ordnung in die Flucht kam. Dann der von Abensberg nicht mehr als sieben Armprost hatte.

Herzog Christoph hielt sich sehr tapfer und er stach die zween Herrn Burghart von Rohrbeck und Lorenz Bogner von Kelheim. Die lagen neben dem von Abensberg.

Als diese erlegt worden und viele in die Stadt Freising geflohen, ist Herzog Christoph schnell mit wenigen der seinen denenselben nachgefolgt und hat sie in der Stadt, an den Kirchen, in den Ställen und Kellern erstochen, auch derselben viel gefangen genommen.

Inzwischen der Diesser bei dem von Abensberg geblieben und ihm zugesprochen, ob er sich gefangen geben wollte. Welches der gerne getan. Als er aber aufstehen wollte, war er so schwach, daß er hinter sich aufstehen müßte. Und wie er sich wollte aufrichten, so kam Seitz von Frauenburg und stach ihn von unten zu tot. Denn er wußte von der Gefangengebung nichts.

Also lagen die drei nebeneinander auf der Walstatt tot.

Indem kam ein Edelmann, der begehrte, daß man ihn gefangennehmen sollte, denn er sorgte sich sehr hart um den von Abensberg. Da nahm ihn der Diesser gefangen. Und weil der Diesser hart geschossen war und ihm sein Gaul auch erschossen worden, nahm er dieses Edelmannes Pferd und machte sich beritten.

Indem kam Herzog Christoph aus der Stadt Freising wieder auf die Walstatt.

Und als er seine drey Feinde nebeneinander auf der Walstatt tot gesehen, hat er seine Hände gegen den Himmel ausgestreckt und gesagt: ›Wir wollten Gott, daß allen Falschen des Adels und sonst, welche durch ungetreuen Rat die Fürsten gegeneinander in Uneinigkeit bringen, also geschehen sollte!‹ Und hat Gott gedankt, daß er ihm soviel Gnade verliehen, daß er die falschen Räte, die ihn im Bad wider Gott, Ehr' und Recht gefangen genommen und in Gefängnis gebracht, überwunden habe.

Und hiemit den seinigen befohlen ihm nachzufolgen. Ist wieder durch die Stadt Freysing und auf Landshut geritten und um Mitternacht zu Herzog Georg gekommen, der ihn eingelassen und aller Sachen von ihm erkundigt hat.

Und sind in diesem Scharmützel auf des Abensbergers Seiten sieben tot geblieben und bey 34 verwundet. Auch auf Herzog Christophs Seiten sieben verwundet, aber keiner erschlagen worden.

Als aber des Abensbergers Schildbub, der das Geld, Kettine und anderes geführt, sah, daß sein Herr erstochen sei und mit seinen Reittern darniederlag, hat er sich eillens nach München gewendet und Herzog Albrecht die Niederlag' des Abensbergers angezeigt.

Derselbe sodann vieler Dinge eingedenk fürbaß hart erschrocken.

Hat sich aber dieses des von Abensbergers Tod bald verloren, da Herzog Albrecht etliche tapfere Herrn von Adel nach Abensberg schickte, welche die Abensberger Stadt', Schlößer und Herrschaft einnehmen sollten, weil er der letzte seines Stammes und Namens gewesen ist.

Der Bischof von Freising hat zwey Wächter hinaus aufs Feld geschickt und die Toten, auch die Armpröster, eisernen Hüte, Schwerter, Spieß, Pfeihl und anderes, so auf dem Feld gefunden worden, in die Stadt geführt und die Toten in Sankt Georgs Kirchen auf den Östrich gelegt, mit dem schwarzen Tuche zugedeckt und die ganze Nacht den Psalter für sie beten lassen.

Wie nun der Sieg des Herzogs Christoph bekannt geworden, haben sich die Edelleut so sehr besorgt, daß man dem Hauptmann Eisenhofer bey der Nacht die Tore öffnen und ihn aus der Stadt Landsberg lassen mußte, der eillens nach München geritten ist.

Und ward hernach ein großes Ausschreiben von beiden Herzogen, Albrechten und Christoph, an alle Städte und Fürsten allenthalben ausgeschickt. Herzog Christoph klagte sich viel böser Stücke, die Herzog Albrecht wider ihn unschuldig begangen, daß er ihm sein väterliches Erbgut, die Stadt Landsberg, eingenommen und ihn ohne alle Ursach' gar vertreiben wollte. Dagegen Herzog Albrecht sich um alle seine Ansprüche an Kaiser, Chur und Fürsten, geistlich und weltlich, auch für die Reichsstädte, Eidgenossenen, oder die drei Städte München, Straubing und Sulzbach und für eine ganze Landschaft des Rechtens erboten.

Es ist auch nach langem diese Uneinigkeit der Brüder auf eine ganze Landschaft gekommen.

Wiewohl Herzog Albrecht auf dießmal, weil er vorher die drei Bünde, die er mit Herzog Christoph aufgerichtet, zerbrach, fast große Sorge auf seinen Bruder hatte, gab er frey öffentlich vor, er wollte um das Regiment und Teilung des Landes frey bei der Landschaft bleiben.

Also ward auf den Oster Montag zu München ein Landtag angesetzt. Darauf ist Herzog Christoph mit Hans Thomprobst zu Augsburg, Eberhart Graf zu Wirtemberg und der Graf von Schwarzenburg mit 500 Pferden erschienen.

Und hat ihm die Landschaft 1000 Gulden zu einer Zehrung verrechnet.

Also wurden von der Landschaft 64 Mann ausgeschossen, welche die Fürstlichen Brüder vereinigen sollten.

Herzog Albrecht aber war ihnen allen zu listig und wußte gar wohl, daß Herzog Christoph ein freies Gemüt und Herz habe.

Deßwegen er ihn zu sich kommen ließ und versprach ihm bey seinen Fürstlichen Ehren Fried' und Begleitung zu und mehr.

Nun Herzog Christoph solches vernahm und ein getreues Herz hatte, verfügte er sich mit vier Rittern zu Herzog Albrecht, als eben die Landschaft im Rat beisammen war.

Und haben sich die zwei Fürsten miteinander vertragen, nemlich Herzog Albrecht sollte Regierender Fürst seyn, Herzog Christoph aber sollte die Stadt Weilheim, Schongau, auch die zwo Herrschaften Päl und Rauhen Lechsberg regieren und inne halten. Zudem sollte ihm Herzog Albrecht jährlich etliche 1000 rheinische Gulden ohne allen seinen Schaden geben und reichen. Herzog Christoph hinwieder nicht mehr als 40 Pferd bei ihm haben, wann er zu München Hof hielt.

Als solches die Landschaft vernommen und angehört hatte, wurde jeder froh und sind drey Vertragsbrief gemacht und mit den Siegeln der vier Stände der Landschaft und mit den zwey Fürsten Insiegeln obligiert und besiegelt, darnach jedem Fürsten und der Landschaft ein solcher Brief zugestellt worden.«

Und erzählt ein anderer, der auch zu Herzog Christophs Zeiten lebte und ihn, den Abensberger und seine Gesellen selbst kannte, von selbigem »Scharmitzl und was weiters erfolgt,« also:

» Item in den Aengern bei Freising entgegnete Herzog Christof den Abensbergischen vnd traf gar mannlich mit Ihne auff die fünff stund nachmittag.

Da wurden erstochen Niclas der lezt Herr von Abensperg, Burkhard von Rohrbeck, Lorenz Bogner, deß benannten von Abensperg Castner ze Kelheim. Vnd siben auß edlen wurden gefangen, wann ihre knecht thetten vntreulichen an Ihren Herren vnd flohen alle davon.

Erasmus Michelspeckh hauptman vor dem wald floh ein in die Statt Freising.

Da kamb Ihme der Herzog nach biß in die Herberg vnd stoßt die groß thür zum Obern Weinhart nach ihm auff. Dieweil was der Michelspekh hinden auß entrunnen auff die freyung.

Da er das vernamb, eylet er zu Sanct Veits thor, dardurch er herein von Krantsperg geritten was, vnd samblet da bald seine gesellen vnd reit nach dem forst ab gen Moßburg denselben abend. Vnd bat den burgermeister daselb, daß er wachtet. Der gebott bald auf.

Der Herzog kaufft ein fäßlein wein, da trankh yederman, wer da wolt. Also bleibt er dieselbe nacht zu Moßburg, vnd den nechsten tag darnach fuehr er auf dem Waßer ab gen Landshuett, zu Herzog Georg.

Alß sie nun solches schlagen hetten ersehen vnd deß von Abensberg Renner, vnd daß der Herr Erstochen was, kehrten sie sich umb vnd rannten auf gen München. Vnd kamen an das thor in der neunten stund.

Da das Herzog Albrecht und der burgermeister vernamb, bott man in der nacht auf ze wachen Im harnisch.

Der Bischof von Freising schickhet seinen diener, einen Warmund pienzenauer, dieselbe nacht auf gen München zu Herzog Albrechten.

Der kamb dahin nach mitternacht. Der entschuldiget den Bischof vor dem Herzogen, daß weder er noch niemand in Freising vmb die sach gewusst hett oder an den dingen schuldig were.

Daß alles hernach auch Herzog Christof bekhennete.

Vnd ging alles nähender so.

Wann der was ausgeritten zue Augspurg, kam er gen Krantsperg vnd ließ seine gesellen da eßen in der Tafern. Dahin kamen ohngefehr 2 mittburger von Freising, ein Riemer und ein Sattler.

Da schuf Christof, daß sie mit seinen dienern sollten eßen vnd da bleiben, bis er von dannen ritte.

Da sie geßen hatten, leget er und seine gesellen ihrn harnisch an vnd ritten gen Freysing hinz zu den Ziegelstadel in Weihensteffaner veld.

Da ging er selbander hinauf in Sanet Jakobs kirchen bei dem Closter Weihensteffan vnd kniet nieder auf einen Weißen stain vor der Kirchenthür. Wann die Kirchen der Zeit was zugeschloßen. Vnd ruefft Sanct Jacob an mit andacht, daß er ihm Sieg von Gott erwürb.

An derselben statt sah er sein feind einreiten in Freysing Enger.

Da zehlet er sie. Wann es was ein haiter tag.

Vnd kamb wider zue seinen gesellen vnd dienern vnd ermahnet sie, daß sie sollen mannlich seyn.

Vnd da er einreit ze Sanct Veits Thor in die Statt, sprach er zue seinen gesellen: ›Lieben gesellen, habt euch zue den herrn vnd den besten!‹

Da reit Im an der saiten Seiz Frauenberger.

Der Herzog sprach auch zu den seinen: ›Nun spant auf, es ist Zeit.‹ Noch wüß aber kein mensch in der Statt, was Christof thuen wollt.

Da reith er durch das Münchner thor aus.

Er het geschätzt, er wollt gleich vor dem thor mit sein feinden getroffen haben.

Da waren sie langsam geritten. Es geschah aber wol oben im Anger. Vnd hett Herzog Albrecht den von Abensperg trewlich gewarnet sagend: er hett ware khundschaft, daß sein brueder auff im land wär. Darumb solt er lenger bei Ihme ze München bleiben. Auch wolt er ihne mitt 200 pferd beglaitet haben. Selb wollte der Abensberger nit thuen. Sondern lachten vnd spotteten Herzog Christofs herab auff dem weg.

Das gemeldt schlagen was gar bald ergangen. Vnd alsbald füehret man die totten 3 Leichnam ein in die kirchen in Sanct Jörgen pfarrkirchen. Da lagen sie dieselbe nacht vor Sanct barbara altar, vnd las man den psalter die nacht bey Ihn.

Zu morgen alß es tag was zu gewöhnlier stund, ließ sie der Bischof mit vil messin löblich besingen. Vnd was auch selbs bei dem opfer. Bischof Sixt von Freising verteidigte sich gründlich gegen das böswillige Gerede einiger, er habe vom ganzen Anschlag gewußt, bei Herzog Albrecht.
Reichsarchiv-Nachrichten.

Darnach zog man sie ab vnd legt sie auf Wägen, eingemacht. Vnd füeheret den von Abensperg vnd seinen Diener auß zu dem Murrn thor mit der Prozession. Vnd ward begraben zue Abensperg im Closter, das sein vatter gestifft hett.

Darnach mit der obgemeldten löblichen process belaittet man auch den Rohrbeckhen auß zu dem Ziegelthor. Den füheret man in das Closter Scheuer. Da seine vordern ihre begrebnus bei 200 Jahren gehabt haben.

Doch mueßt er die erst nacht ob der erden bleiben, biß man wider schickht gen Freising umb den gewalt.

Als aber Herzog Albrecht die sach aller warlichen berichtet ward, schickht er etliche geraisige, vnd namb ein die Statt Abenssperg vnd das schloß Randeckh mitt allen ihren Zugehörn.

Da um solches auch mer newe unrueh erstund unter den zwayen Brüdern Herzogen Albrecht vnd Christof, da machet man frid zwischen Ihnen vnd sezet einen tag gen München auf St. Veits tag.

In der Zeit sandt Herzog Christof gen Romb umb den gewallt vnd erlanget auch den.

Darnach am aufartstag auf dem Heiligen Berg Andechs beichtet er vnd seine gesellen vnd empfingen das Sacrament. Vnd wurden all von Todschlägen geabsolvirt an dem obengenannten tag mit hilff Herzog Jörgens vnd der Räth Erzherzog Sigmunds von Oesterreichs.

Vnd nach vil unterred verrichtten die 2 Brüder, Herzog Albrecht bleib bey dem Regiment vnd gäb Herzog Christofen ein Summa gelts alle Jahr, daß er sein schuld zahlet. Vnd wurden ihme eingeantwortet mit aller Obrigkeit statt Landsbergs die zwo Stätt Schongaw vnd Weilheim vnd die 2 schloß päl vnd Rauhenlecksperg mit allen Ihren zugethan.

Darzue sollt ihm sein Brueder Herzog albrecht alle Jahr geben viertausend guldin.«

Und erzählt das ein anderer fast gleich, der lebte auch zur selben Zeit, da der Abensberger mit seinen Gesellen erschlagen ward. Da setzt er wohlweislich bei:

»Es ist dis vil groß vnd wunderwirdig zusamtrefn, das di da filen, so cristoffen in vangnuß namben. Seind aber ein etlichs vordem mer wunderwirdig Ding in nah vnd weiterumb gescheen, di das wol angezaigt. Also seind zu landshuet etliche maln feurig kugeln durch den himl gefarn vnd zerplatzet. Nächst was ab ze augspurg ein rufn vnd seufzn in gotsäckern weitumb, mer ein schnaufn zu st. Ulrich.

Item an 30 Febr. was da ein grause nacht, da floge ein wild heer mit sein geschrai vnd vül reitend gesünd vnd hundbellen durch die luft gen abensperg, das han mer wachen vnd di türmer geseen vnd zwo auf dem luginsland. Der teuflisch zug kambe umb die walstat da die hunenschlacht gewesn ist vnd seind in dem wildn heer vil hünische zu seen gewesen, di da der teifl vnd sein brut vervolget.

Item ist an 16 Merz ein groß schrecklich fünsternuß der sunnen zu augspurg vnd aller orten entstandn, da es dan bei tagszeit so dunkl swarz was, daß man di stern am firrmament seen kunt, vnd was ain kalter wind vnd ein schröck in allen Dingen, das di Vögl tot aus den lüftn sinkten, die herdn warn zerftert vnd heulten di hund armselig, vnd zerschluge das zugvih sein pflug vnd rennte in die stell zuruck. Es ist auch anderer orte ein stoß von ein erdbidem gespirt worden. Got bewar vns vnd all cristglaubige vor zu vil vnheil!«


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