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IX.
Der Degenberg und der Nußberg.

Um das Jahr 1468 christlicher Rechnung ward der Papst Paulus hoch entrüstet über alle Ketzer im Böhmischen, schickte seine Legaten aus in alle Lande, Die Hussiten hatten schon früher arge Einfälle in Bayern getan, waren aber Anno 1431 vom Herzog Ernst geschlagen und verjagt worden. so an das Königreich Böheim grenzten, verlieh ihnen die Gewalt des Bannes, hinwieder die Macht der Vergebung an die Reuigen und ließ weiters Gnade und Ablaß verkünden.

Nun ist wohlbekannt, daß Herzog Albertus des Degenbergers und des von Nußberg Schlösser zerstörte, und möchte wohl mancher aufs nähere wissen, wie er derselben Herr ward.

Das war so.

Es trug sich im Beginn des Bruderzwistes zu, daß Ritter Jörg von Taxstein dem Ritter Gewolf von Degenberg absagte. Weil nun der letztere nicht auf seinem Schloß Degenberg war, hatte der Taxsteiner einen leichten Streich zu vollführen. Rückte demnach mit achtzig Berittenen und hundert Knechten zu Fuß vor das Schloß und ward dessen halb mit Sturm, halb mit List, Meister.

Als nun Gewolf von Degenberg vernahm, Hans von Taxstein habe hinter seinem Rücken das Schloß gewonnen, bot er die Seinen auf und rückte mit zweihundert Reisigen an. Er konnte aber sein Eigentum nimmer erobern, denn der Taxsteiner und die Seinen wehrten sich aufs tapferste, schossen gewaltig mit Pfeilen heraus und schleuderten die größten Steine herab oder ließen ganze Trümmer hinabrollen, daß die unten elendigen Todes starben.

Mittlerweil' sich nun der Degenberger ein weniges zurückzog und neues Aufgebot ergehen ließ, besann sich Ritter Jörg von Taxstein nicht lange und verkündete dem Herzog Albertus, er wolle ihm das Schloß zuhanden stellen. Der war des Besitzes ganz froh, zog mit einer großen Menge heran und ließ die ganze Feste verbrennen und gänzlich niederreißen.

Darüber geriet Gewolf von Degenberg in großen Unmut und versuchte das Landvolk aufzureizen. Es folgte aber keiner seinem Ruf, weil sie ihm nicht gewogen waren, denn es hieß, er habe sich in letzter Zeit von der Kirche abgewendet. Das kam auch in kurzem ganz zutag – und gar des Ritters Hans von Nußberg Schuld desgleichen.

Das erging so. Um jene Zeit war zu Landshut ein Ablaß zu erholen. Während dieser anhielt, kam ein Priester, namens Hans von Egra, gen Landshut, begab sich zum Pfarrherrn von Sankt Martin, zeigte ihm etliche päpstliche Gewaltsbriefe und andere geistliche Instrumenta, draus erkannte der Pfarrherr des von Egras Recht und gestattete ihm zu Sankt Martin gegen die Hussiten in Böheim und ihre Anhänger im Land Bayern zu predigen.

Weil nun der Hans von Egra ein hochgelehrter, überaus beredter und mutiger Glaubensmann war, tat er eine gewaltige Predigt, zeigte nahende Gefahr und Verderben und verdammte alle Ketzerei. Zuletzt zog er unwiderlegliche Schriften und Urkunden heraus, die vom Ritter Degenberg und dem von Nußberg verfaßt oder an sie gerichtet waren, bewies der beiden Bündnis mit den Ketzern und tat sie alle zwei in den Bann. Darauf schloß er in kurzem seine Predigt, schritt von der Kanzel, legte in der Sakristei sein Predigtgewand ab und ritt zur Stadt Landshut hinaus.

Als Herzog Albertus vernahm, was geschehen sei, säumte er nicht seine weltlich und geistlichen Feinde zugleich zu strafen und aus dem Land zu vertreiben, weil in Bayern keine Ketzer sein sollten. Suchte demnach um Hilfe bei Herzog Ludwig von Landshut nach. Der gab ihm eine starke Schar Reisige, mit denen rückte jener unversehens vor das Schloß Nußberg, gewann es nebst mehr anderen und verbrannte sie, wie Degenberg, oder warf sie zu Trümmern.

Ritter Gewolf von Degenberg und Hans von Nußberg aber zwang er zur Flucht und hatten die Zwei lange Jahre viel Hartes durchzumachen.

Das bedünkte ihnen später selbst eine gerechte Strafe, weil sie Herzog Christoph nicht allein gegen seinen Bruder gehetzt, sondern auch insgeheim der Absicht waren, in Zeiten des Zwistes das Hussitische hereinzuspielen.

Solches schrieb des Degenbergers Burgpfaff an den des Hans von Nußberg, als die beiden wieder heimgekommen waren, vermeldete aber auch, daß sein Burgherr besten Sinnes geworden sei und von der Hussiterei längst nichts mehr wissen wolle. Und so schrieb der andere hinwieder vom Ritter zu Nußberg. Sind demnach die beiden in sich gegangen, haben sich weiters in nichts viel gemischt, weil sie hoch in Jahre geraten waren und sind ihrer Zeit fromm und christlich verstorben.

Herzog Christoph aber hatte mit ihnen nichts mehr zu schaffen. Denn als sie auf der Flucht waren, waren sie fort, und als sie sich wieder einfanden, hielten sie sich bestens ferne.


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