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Paris.
König Dagobert, Bischof Arnulphus, Pepin.
Kg. Dagobert.
Mein, edler Majordomus, tadelt mich
Nicht drum, daß nur mein einziger Gedanke,
Mein Sehnen in der Nacht, mein Wunsch am Tage
Mich dahin ruft, mir dies Gebäu, den Münster
Des heil'gen Dionysius auszuschmücken.
Die Mauern sind schon aufgerichtet, nur
An Bildern fehlt es noch, an heil'gem Schmuck,
Dann wollen wir die Weihe schön begehn.
Pepin. Wie dürft' ich tadeln euern frommen Sinn,
Den edlen Willen, den ihr Gotte widmet?
Allein erwägt, wie ihr so viele Güter
Der Kirche schon geschenkt, den Schatz erschöpft,
Wenn Feinde einst die Länder überziehn,
Welch Wehr wollt ihr entgegen ihnen setzen?
Arnulphus. Des Herren Macht, der stets die Seinen schützt.
Wer möchte doch kleingläubig wohl verzweifeln?
Ein segensreicher Friede schirmt das Land,
Und kommen Feinde, nicht mit Gold und Silber,
Mit Muth und Eisen muß man sie bekämpfen.
Pepin. Ihr seid ein Mann der Kirche, heil'ger Bischof,
Da dünkt euch Krieg so leicht wie Messe lesen.
Arnulphus. Ihr laßt da Politik und Klugheit walten,
Wo es derselben, Gottlob, nicht bedarf;
Vorüber sind die wild bedrängten Zeiten,
Wo Morden galt, ein Krieg den andern trieb,
Ein Volk sich rasend auf das andre stürzte.
Mit Clotar ging der Hader in die Grube,
In Dagobert seh ich den Frieden blühen,
Als Jüngling schon empfand er diesen Trieb,
Die Religion zu schützen und zu pflegen,
In ihm besitzt das Land den schönsten Segen.
Kg. Dagobert.
Nicht also hadert, treffliche Genossen,
Kein Zwiespalt muß die Freunde mir entzwein,
Des Blutes wurde wohl genug vergossen,
Jezt giebt die Eintracht ihren milden Schein,
Drum sei der Friede friedlich auch genossen,
Der Krieg soll nicht in unsern Häusern sein,
Der Himmel nimmt zurück die edlen Güter,
Stärkt Eintracht nicht die dankbaren Gemüther.
Ich habe selbst in meinen jungen Jahren
Schon Zwiespalt, Haß wie Angst und manches Leid,
Mißtraun, Verfolgung, bittern Krieg erfahren,
Damals, in jener trüben Unglückszeit,
Als mich verfolgte mit den Feindesschaaren
Mein eigner Vater, o wie mich tief reut,
Daß Leichtsinn und der Jugend wilde Tage
Mir brachten, so wie ihm die schwere Plage.
Du weißt, Pepin, wie ich entflohen war,
Zu Dionysius heiliger Capelle,
Du kamst vom König mit gerüst'ter Schaar,
Ich kniete nieder auf geweihter Stelle,
Sie schützte mich vor jeglicher Gefahr,
Da wurden mir die blöden Augen helle,
Die Krieger wichen, ich blieb ohne Sorgen
Und weilte in der Kirche bis zum Morgen.
Da dacht' ich aller Worte, aller Lehren,
Die mir Arnulphus freundlich stets gegeben;
Mir war's, ich konnt' ihn selber sprechen hören,
Wie er erzählte von der Heil'gen Leben;
Ich ward gerührt, mir selber mußt' ich schwören,
Fortan nach höherm Gut und Glück zu streben:
Mein Herz und mein Gemüth ward auferwecket,
Das bis dahin die Lust der Welt verdecket.
Es war um mich die allerstillste Nacht,
Am Himmel funkelten die ew'gen Sterne,
Da ward mein innres Herzlicht angefacht
Vom unbekannten Trieb nach jener Ferne,
So ward die Zeit mit Beten hingebracht,
In meinem Geiste glänzten neue Sterne,
Dann ward mein Aug' vom süßen Schlaf umhüllet,
Mein wacher Geist mit lautrem Glanz erfüllet.
Drei Männer sah ich herrlich mir erscheinen,
Sie trugen hohe Göttlichkeit im Blicke,
Dem Anblick mußt' ich fromme Thränen weinen,
Weil ich so innig mich im Schaun entzücke,
Ein langer Bart schmückte ganz weiß den einen,
Die andern traten seinem Glanz zurücke,
Er sagte: Ich bin Dionysius,
Der Eleutherus, jener Rusticus.
Als ich Sanct Pauli Predigten vernommen,
Fühlt' ich mich auch vom heil'gen Geist getrieben,
Auch diesen ward die Decke weggenommen;
Sie mußten wohl die Worte Gottes lieben,
Zur Frömmigkeit war unser Herz entglommen,
Darinne war das Kreuz uns eingeschrieben,
Begeistert drauf mit den Martyr-Gesellen
Vertraut' ich mich den abendländschen Wellen.
Wir wollten Gallia mit dem Wort erfreuen,
Paris vernahm das Evangelium,
Es wollte Christus uns die Kraft verleihen
Und viele kehrten sich zum Glauben um;
Wie mochten wir die Macht der Heiden scheuen?
Sie griffen uns, wir alle kamen um,
Beglückt, mit unserm Blute zu bezeugen
Die Wahrheit, die kein Gläub'ger darf verschweigen.
Ein frommes Weib gab uns ein stilles Grab,
Der Ruheplatz war neben ihrer Hütte,
Von ihr floß manche Thräne drauf hinab,
Sie betete für uns nach Christensitte,
Bis man uns drauf diese Capelle gab.
Doch wenn du glücklich bist, hör meine Bitte,
Laß nicht, die Lehrer, uns vergessen werden,
Ein schön Gebäu erheb' sich von der Erden. –
Nein, sprach ich, frommer, gottgesandter Mann,
So möge mir mein schönster Wunsch nie glücken,
Wenn nicht geschieht, was ich vollführen kann!
Wie mußtet ihr, verfolgt, der Macht euch bücken,
Doch nunmehr fängt ein neuer Glauben an,
Nun soll man euch verehrt herrlich erblicken,
Was Reichthum, Pracht, Gold, Demant in sich führen,
Soll glänzen, leuchten, euch glorificiren.
Ein hoher Dom soll mächtig sich erheben,
Drein sollen Bilder, Crucifixe prangen,
Hindeutend auf des Christ's, der Heil'gen Leben,
Viel Ampeln sollen von der Wölbung hangen,
Musik soll Herzen zu erwecken streben,
Damit, wann Cymbeln und Posaunen klangen,
Mit Andachtsgluth die Seelen sich bedecken
Und ihre Herzen auf den Altar strecken. –
Dies Wort hatt' ich den Heiligen verpfändet,
Am Morgen war ich mit Clotar versöhnet,
Der Vater hatte nach dem Sohn gesendet,
Mir ward mein Leben unverhofft verschönet,
Bald hatte er die Pilgerfahrt vollendet,
Worauf man mich auf seinem Stuhl gekrönet,
Nun mögen andre Reich' und Ruhm vermehren,
Doch mir genügt, die Heiligen verehren.
Das sei mein Ruhm, mein Reichthum, meine Macht,
Die Liebe, die ich Gott im Herzen trage,
Das Schönste, Köstlichste sei dargebracht,
Damit es ihm von unsrer Liebe sage,
Verschwunden ist die alte Heiden-Nacht,
Wer Christ ist, freue sich am heitern Tage,
Was nur in starrer Erde blüht an Schätzen,
Soll man der Andacht zum Gedenken setzen.
Eligius tritt ein.
Eligius. Mein königlicher Mann, es ist im Tempel
Das Crucifix so eben aufgestellt,
Es dient dem gläubgen Volke zum Exempel,
Der hohen Pracht erstaunt die ganze Welt,
Es ist, wie du die Kirche liebst, ein Stempel,
Wie's Perl, Smaragd und Rubin in sich hält,
Was vom Gestein, Gold übrig blieb, Demant,
Hab' ich in deinen Schatz zurückgesandt.
Kg. Dagobert.
Ich sorge stets, daß dir nicht eingebracht
Die Mühe wird, die du darauf gewendet.
Eligius. Mir gnügt, daß ich das heil'ge Werk gemacht,
Ich bin zufrieden, daß ich es vollendet.
Arnulphus. Ihr habt so fromm und geistlich stets gedacht,
Dafür wird euch der schönste Lohn gespendet.
Kg. Dagobert.
So eilen wir zum Tempel, uns des neuen
Gelungnen Werkes insgesammt zu freuen.
sie gehen.