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11. Kapitel.

Was die Schnauribautz Siglio und Betsinda antat.

 

Die Schnauzibautz, die gesehen hatte, was mit dem König vorgegangen war, und wußte, daß es Giglio schlimm ergehen würde, stand am nächsten Morgen sehr frühzeitig auf und machte sich daran, allerlei Pläne auszuhecken zur Rettung ihres Herzens-Gemahls, wie die alberne Alte ihn durchaus nennen wollte. Sie fand ihn im Garten auf- und abgehend, wie er eben einen Reim auf Betsinda machte (»empfinda« und »verwinda« war alles, was ihm einfallen wollte, und es nahm sich auf dem Papier gar nicht gut aus); was er am Abend vorher erlebt, hatte er alles ganz und gar vergessen, außer daß Betsinda das lieblichste Geschöpf auf der Welt sei.

»Nun, lieber Giglio?« sagte die Schnauz.

»Nun, liebe Schnauzi?« erwiderte Giglio; doch sagte er das nur im Spaß.

»Ich habe darüber nachgedacht, mein Herz, was du in dieser Klemme tun kannst. Du mußt auf eine Weile aus dem Lande fliehen.«

»Was für eine Klemme? – aus dem Lande fliehen? Niemals ohne sie, die ich liebe, Gräfin,« sagte Giglio.

»Nein, sie wird dich begleiten, mein lieber Prinz,« sagte sie in ihren einschmeichelndsten Tönen. »Vor allen Dingen müssen wir uns die Juwelen verschaffen, die unseren königlichen Eltern gehört haben, sowie die der gegenwärtigen Majestäten. Hier ist der Schlüssel, mein Täubchen; sie gehören alle dir, von Rechts wegen, denn du bist der rechtmäßige König von Paphlagonien, und deine Gemahlin wird die rechtmäßige Königin sein.«

»Wirklich?« sagte Giglio.

»Jawohl! Und wenn du die Juwelen hast, dann geh in das Gemach Murrianos, da wirst du unter seinem Bett Säcke finden, die Geld enthalten im Betrage von zweihundertundsiebzehntausend Millionen, neunhundertundsiebenundachtzigtausend vierhundertneununddreißig Goldgulden, dreizehn Kronen und sechsundsechzig Hellern, alles dein Eigentum, denn er hat es aus dem Zimmer deines königlichen Vaters entwendet am Tage seines Todes. Damit wollen wir entfliehen.«

»Wollen wir entfliehen?« fragte Giglio.

»Ja, du und deine Verlobte – deine geliebte Braut – deine Schnauzi!« flötete die Gräfin mit schmachtendem Liebesblick.

.

»Ihr meine Braut?« rief Giglio. »Ihr, Ihr scheußliches altes Weib?«

»O du – du Elender! Habt Ihr mir nicht diesen Schein gegeben, worin Ihr mir die Ehe versprecht?« schrie die Schnauz.

»Fort mit dir, alte Gans du! Ich liebe Betsinda, Betsinda einzig und allein!« Und, von Entsetzen gepackt, lief er von ihr weg, so schnell er nur konnte.

»Hi! hi! hi!« kreischte die Schnauz hinter ihm her; »Versprechen bleibt Versprechen, so wahr es noch Gesetze in Paphlagonien gibt! Und das Ungeheuer, das Scheusal, die Schlange, die häßliche kleine Hexe, die Hochmutskröte, das undankbare Krokodil, das Biest, die Betsinda – die ist an einem Orte, wo sie der Musjeh Giglio nicht so leicht entdecken wird. Er dürfte sehr lange suchen, bevor er die findet, dafür stehe ich ihm! Er hat ja keine blasse Ahnung – Jungfer Betsinda ist –«

Ist – was denn? Nun, ihr sollt es hören. Die arme Betsinda stand um fünf Uhr des Wintermorgens auf, um ihrer grausamen Herrin den Tee zu bringen; und statt sie bei guter Laune zu treffen, fand sie die Schnauzibautz so verdrießlich wie drei Tage Regenwetter. Die Gräfin verabreichte Betsinda während des Ankleidens ein halbes Dutzend Ohrfeigen; aber da die arme kleine Zofe diese Art Behandlung schon gewohnt war, so machte ihr das keine besondere Sorge. »Und nun,« sprach die Schnauzibautz, »wenn Ihre Majestät zweimal klingelt, so ersuche ich das Fräulein, sich hinzubemühen.«

Als nun die Klingel der Königin zweimal ertönte, kam Betsinda zu Ihrer Majestät und machte ein niedliches Knixchen. Die Königin, die Prinzessin und die Schnauzibautz waren alle drei in dem Zimmer. Kaum hatten sie Betsinda erblickt, so riefen sie wie aus einem Munde:

»Du Scheusal!« die Königin.

»Du gemeines kleines Ding!« die Prinzessin.

»Du Biest!« die Schnauzibautz.

»Geh mir aus den Augen!« sagte die Königin.

»Mach, daß du fortkommst!« sagte die Prinzessin.

»Hebe dich von dannen!« sagte die Schnauzibautz.

Ach! und weh mir! Gar viel Jammervolles mußte Betsinda an diesem Morgen erleben, und alles infolge jener verhängnisvollen Wärmpfannengeschichte der verflossenen Nacht. Der König hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht: natürlich war Ihre Majestät die Königin eifersüchtig; Bulbo hatte sich in sie verliebt: natürlich war Angelika wütend; Giglio liebte sie – und o! wie raste die Schnauzi!

Herunter mit { dem Häubchen,
dem Unterröckchen,
dem Kleid,
} das ich dir gegeben habe!« riefen sie alle

zugleich und fingen an, der armen Betsinda die Kleider vom Leibe zu reißen.

»Wie kannst du dich unterstehen, mit { dem König
Prinz Bulbo
Prinz Giglio
} zu kokettieren?«

schrien die Königin, die Prinzessin und die Gräfin.

»Gebt ihr die Lumpen, die sie trug, als sie ins Haus kam, und jagt sie fort!« rief die Königin.

»Sorgt dafür, daß sie nicht in meinen Schuhen fortgeht, die ich ihr so liebevoll geliehen habe!« sagte die Prinzessin; ihre Schuhe waren aber auch viel, viel zu groß für Betsinda.

»Komm mit mir, du schmutzige Kröte!« und den Feuerhaken der Königin ergreifend, trieb die grausame Schnauzibautz Betsinda in ihr Zimmer.

Die Gräfin ging zu der Glasschachtel, in der sie Betsindas alten Mantel und einen Schuh all die vielen Jahre her aufbewahrt hatte, und sprach: »Nimm die Lumpen da, du kleine Betteldirne, und zieh alles aus, was ehrbaren Leuten gehört, und geh deiner Wege!« und sie riß wahrhaftig dem armen, zarten, kleinen Ding beinahe all ihre Sachen vom Leibe und befahl ihr, sich aus dem Hause zu packen.

Die arme Betsinda hüllte ihre Schultern in das Mäntelchen, auf dem die Buchstaben Prin... Rosfal... gestickt waren, mit einem großen Riß dahinter.

Was sollte sie aber mit einem einzigen, winzigen Sandälchen anfangen? Der Riemen war noch daran, damit hängte sie es um ihren Hals.

»Wollt Ihr mir nicht ein Paar Schuhe geben, wenn ich in den Schnee hinaus muß, Frau Gräfin, bitte schön, Frau Gräfin!« schluchzte das arme Kind.

.

»Nein, du Ekel!« sagte die Schnauzibautz und jagte sie mit dem Feuerhaken vor sich her, jagte sie die kalte Treppe hinunter, jagte sie durch die kalte Vorhalle, stieß sie auf die kalte Straße hinaus! Selbst der Türklopfer vergoß Tränen, als er sie so erblicktet

Aber eine gütige Fee machte den Schnee warm für ihre Füßchen, und sie wickelte sich fest in den Hermelin ihres Mantels, und weg war sie!

»Und jetzt laßt uns ans Frühstück denken!« sagte die nimmersatte Königin.

»Welches Kleid soll ich anziehen, Mama, das rosenrote oder das hellgrüne?« fragte Angelika, »Welches, meinst du, wird dem Prinzen am besten gefallen?«

»Madam Valoroso!« rief der König mit schallender Stimme aus seinem Ankleidezimmer, »wir wollen heute zum Frühstück Bratwürste essen! Denkt daran, daß wir Prinz Bulbo bei uns haben!«

Und sie beeilten sich alle, fertig zu werden.

Die Frühstücksstunde kam, und alle waren im Eßzimmer versammelt, und noch kein Prinz Bulbo! Der Teekessel summte und sprudelte, die Heißwecken dampften – solch ein Berg von Heißwecken! Die Eier waren weich gekocht; es gab einen Topf Himbeerkonfitüre und Kaffee und ein herrliches Huhn mit Zunge auf dem Anrichtetisch. Marmitonio, der Koch, brachte die Würste herein. O, wie rochen sie so gut!

»Wo ist Bulbo?« fragte der König. »August, wo ist Seine Königliche Hoheit?«

August sagte, er hab' Seiner Koniglichoheit warm Wasser zum Rasieren 'nauf'bracht, und seine Kleider und alles, und er sei net in sei'm Zimmer g'wesen; so mein' er halt, Seine Königloheit sei grad ein bissel 'naus'gangen.

»Ausgegangen, im Schnee, vor dem Frühstück? Unmöglich!« sagte der König, eine Wurst auf seine Gabel spießend. »Meine Liebe, nehmt Euch auch eine! Angelika, willst du kein Bratwürstchen?« Die Prinzessin nahm eins, denn sie aß sie sehr gerne. In diesem Augenblick aber kamen Murriano und der Hauptmann Kopfabski herein, beide mit ganz verstörten Mienen.

»Ich fürchte, Ihro Majestät –« rief Murriano.

»Keine Geschäfte vor dem Frühstück, Murr!« sagte der König. »Erst das Frühstück, dann die Geschäfte! Madam Valoroso, noch etwas Zucker!«

»Sire, ich fürchte, wenn wir bis nach dem Frühstück warten, so ist's zu spät!« sprach Murriano. »Er – er – er wird gehängt um halb zehn Uhr!«

»Sprech' Er nicht vom Hängen, Er verdirbt mir ja mein Frühstück, Er garstiger, gemeiner Mensch, Er!« rief die Prinzessin. »August, ein wenig Senf! So sagt mir doch, wer soll gehängt werden?«

»Sire, es ist der Prinz!« flüsterte Murriano dem König zu.

»Bring' Er die Geschäfte nach dem Frühstück, verstanden?« fuhr ihn der Monarch höchst ungnädig an.

»Das gibt einen Krieg, verlaßt Euch drauf,« sagte der Minister. »Sein Vater, König Padella –«

»Sein Vater, König Wer?« fragte der König. »König Padella ist nicht Giglios Vater. Mein Bruder, König Savio, war Giglios Vater.«

»Prinz Bulbo wird aber gehängt, Sire, nicht Prinz Giglio!« sagte der Minister.

»Ihr befahlet mir, den Prinzen zu hängen, und ich nahm den häßlichen,« sprach Kopfabski. »Ich konnte doch unmöglich denken, daß Ihro Majestät hochdero eigenes Fleisch und Blut zu morden beabsichtigten!«

Als Antwort hierauf warf der König dem Kopfabski die Wurstplatte an den Kopf. Die Prinzessin rief: »Hih – karih – karih!« und fiel ohnmächtig zu Boden.

»Wo ist die Teemaschine? Laßt den Hahn über Ihre Königliche Hoheit laufen!« rief der König, und das siedende Wasser brachte sie allmählich wieder zum Bewußtsein. Seine Majestät sah auf seine Taschenuhr, verglich sie mit der Wanduhr im Wohnzimmer und mit der Turmuhr auf dem gegenüberliegenden Platze; danach zog er sie auf und betrachtete sie dann abermals. »Die große Frage,« sagte er, »ist die: geht sie vor oder geht sie nach? Wenn sie nachgeht, können wir ebensogut ruhig weiter frühstücken. Wenn sie vorgeht, nun, so ist es gerade noch knapp möglich, Prinz Bulbo zu retten. Ein verflixt dummes Mißverständnis das, und auf mein Wort, Kopfabski, ich habe die größte Lust, Ihn ebenfalls hängen zu lassen!«

»Sire, ich habe nur meine Pflicht getan. Ein Soldat kennt nur seinen Befehl. Das hätte ich nicht gedacht, daß mein Gebieter mir nach siebenundvierzig Jahren treuen Dienstes den Verbrechertod zudenken würde!«

»Daß Euch die Pest, hundert und tausend und noch ein Mal! Seht Ihr denn nicht, daß, während Ihr da schwatzt, mein Bulbo gehängt wird!« kreischte die Prinzessin.

»Zum Henker, das Mädel hat aber auch immer recht, und ich bin so geistesabwesend!« sagte der König, wieder auf seine Uhr schauend. »Ha! da wirbeln schon die Trommeln! 's ist doch eine verflixt dumme Geschichte!«

»O Papa, du Schäfchen! Schreib die Begnadigung, und laß mich damit hinlaufen!« rief die Prinzessin. Und sie holte geschwind ein Blatt Papier und Feder und Tinte und legte es vor den König.

»Verwünscht! Wo ist meine Brille?« rief der Monarch aus. »Angelika, geh hinauf in mein Schlafzimmer und schau nach unter meinem Kopfkissen; da wirst du meine Schlüssel finden. Bring sie mir herunter, und – na nu, was für ungestüme Dinger sind doch diese Mädchen!«

Angelika war schon weg; atemlos war sie in das Schlafzimmer hinaufgelaufen, hatte die Schlüssel gefunden und kam wieder zurück, bevor der König eine Semmel aufgegessen hatte. »Jetzt, mein Liebling,« sprach er, »jetzt mußt du den ganzen Weg nochmals machen und mir mein Pult bringen, worin meine Brille ist. Hättest du mich doch bloß fertig angehört ... Hol' sie der Kuckuck! Da läuft sie schon wieder! Angelika! Angelika!« Wenn Seine Majestät mit seiner lautesten Stimme rief, dann wußte sie, daß sie gehorchen mußte, und so kam sie denn auch zurück.

»Mein Kind, wenn du aus einem Zimmer hinausgehst, wie oft habe ich dir schon gesagt, mach die Türe zu! So gefällst du mir – weiter nichts!«

Endlich waren die Schlüssel und das Pult und die Brille herbeigeschafft, und der König schnitt sich eine Kielfeder zurecht und setzte seine Unterschrift unter einen Begnadigungsbefehl, und Angelika schoß wie der Wind damit fort.

»Du tätest besser, zu bleiben, mein Herz, und deine Heißwecken aufzuessen. Es nützt nichts, daß du gehst. Es ist ganz sicher zu spät. Reicht mir dort die Himbeerkonfitüre her, bitte,« sagte der Monarch. »Bum – bawum! da schlägt's halb. Ich hab's ja gewußt!«

Angelika rannte und lief und lief und rannte. Sie lief die Königstraße hinauf und die Kirchgasse hinab, und über die Brücke, und die Sackgasse hinauf und wieder zurück, und um das Kastell herum, und dann weiter die Straße entlang, rechts am Modeladen vorbei, dem Laternenpfahl gegenüber, und um den Platz herum, und da endlich, endlich kam sie – kam sie auf den Richtplatz und sah, wie Bulbo gerade sein Haupt auf den Block legte! Der Scharfrichter erhob sein Beil – im selben Augenblick jedoch kam die Prinzessin keuchend angerannt und rief: »Begnadigung! Begnadigung!« – »Begnadigung!« schrie jauchzend alles Volk. Sie sprang die Stufen zum Schafott hinauf, mit der Behendigkeit eines Laternenanzünders; allem Herkommen zum Trotz warf sie sich in Bulbos Arme und rief: »O mein Prinz! mein Herr und Gebieter! mein Bulbo! Deine Angelika ist noch zu rechter Zeit gekommen, dein kostbares Dasein zu retten, süße Rosenknospe du! zu verhindern, daß deine junge Blüte im Keime erstickt werde! Ach, hätte dich ereilt das grause Schicksal, dann hätte auch Angelika ihr Leben, im Tod vereint mit Bulbo, hingegeben!«

»Hm! Über den Geschmack läßt sich nicht streiten,« sagte Bulbo mit so gänzlich verblüffter und kläglicher Miene, daß ihn die Prinzessin in Tönen der tiefsten Zärtlichkeit nach dem Grunde seiner Bekümmernis fragte.

.

Angelika kommt gerade zur rechten Zeit.

»Ich will dir's sagen, Angelika,« antwortete er: »seit ich gestern hier angekommen bin, ist nichts als Tumult und Spektakel um mich her, und Zank und Streit und Kopfabhauen, und eine so verflixte Wirtschaft, daß ich geneigt bin, nach Krimtataria zurückzukehren.«

»Ja, doch mit mir als deiner Braut, mein Bulbo! Zwar, wo du auch immer weilen magst, da ist für mich Krimtataria, mein Tapferer, mein Herrlicher, mein Bulbo!«

»Je nun, wir werden uns ja wohl heiraten müssen,« sagte Bulbo. »Hochwürden, Ihr seid gekommen, die Leichenrede zu halten – haltet uns nun die Traurede, ja? Was sein muß, muß sein. Das wird Angelika befriedigen, und dann, bei allem, was Ruhe und Frieden heißt, laßt uns endlich zum Frühstück zurückkehren.«

Bulbo hatte während des ganzen hochnotpeinlichen Halsgerichts eine Rose zwischen den Lippen gehalten. Es war eine Zauberrose, und seine Mutter hatte ihm eingeschärft, sich nie davon zu trennen. Deshalb hatte er sie zwischen den Zähnen behalten, sogar dann noch, als er sein armes Haupt auf den Block legte, in der unbestimmten Hoffnung auf irgend einen letzten rettenden Zufall. Als er mit Angelika zu reden anfing, dachte er nicht mehr an die Rose, und da fiel sie ihm natürlich aus dem Munde. Flugs bückte sich die schwärmerische Prinzessin und hob sie auf. »Holde Rose,« rief sie aus, »die du auf den Lippen meines Bulbo geblüht hast, niemals, niemals will ich von dir lassen!« und sie steckte sie an ihren Busen. Ja seht, nun konnte ihr Bulbo die Rose doch nicht wieder abverlangen! Und sie gingen heim zum Frühstück; und Bulbo war es, als ob Angelika mit jedem Schritte schöner und immer schöner und über alle Maßen lieblich würde.

Er geriet ganz außer sich vor Ungeduld und konnte es kaum erwarten, bis sie getraut wurden; und jetzt war es seltsamerweise Angelika, die sich nichts aus ihm machte. Er fiel ihr zu Füßen, er küßte ihr die Hand, er bat und flehte, er weinte vor Bewunderung; sie aber sagte, sie glaube wirklich, sie könnten eigentlich noch warten; es scheine ihr, er sei gar nicht mehr schön – nein, gerade umgekehrt; und nicht gescheit, nein, sehr einfältig; und nicht wohlerzogen wie Giglio, nein, im Gegenteil, furchtbar ordin–

Was sie damit meinte, kann ich nicht sagen, denn König Valoroso schrie mit fürchterlicher Stimme: »Pah, Unsinn! Wir wollen von diesem zimperlichen Getue nichts mehr wissen! Ruft den Erzbischof; der Prinz und die Prinzessin sollen auf der Stelle getraut werden!«

Also wurden sie getraut, und ich für mein Teil hoffe zuversichtlich, daß sie glücklich sein werden.


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