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10. Kapitel.

Wie König Voloroso in schrecklichen Zorn geriet.

 

Sobald ihn die Kohlen zu brennen anfingen, kam der König wieder zu sich und stand auf. »He! mein Gardehauptmann!« rief Seine Majestät, zornig mit dem königlichen Fuße stampfend.

O kläglicher Anblick! Des Königs Nase war ganz verbogen durch den Hieb des Prinzen Giglio! Seine Majestät knirschte mit den Zähnen vor Wut. »Kopfabski,« sprach er und zog ein Todesurteil aus der Tasche seines Schlafrocks, »mein guter Kopfabski, nimm fest den Prinzen – zwei Treppen hoch in seinem Schlafgemach! Jetzt eben wagt' er's, mit verruchter Hand die königliche Schlafmütz' zu entweihen, mit einer Wärmpfann' mich in Staub zu schmettern! Hinweg, kein Einwand mehr, der Schurke stirbt! Du haftest mir dafür – hm! – ha! – hm! – mit deinem Leben!«

.

Und die Schöße seines Schlafrocks zusammenraffend, verschwand der König, hinter sich die Damen, in seinen Gemächern.

Hauptmann Kopfabski war tief ergriffen, denn er war Giglio in aufrichtiger Liebe zugetan. »Armer, armer Giglio!« sprach er, während dicke Tränen über sein männliches Antlitz rollten und an seinem Schnauzbart herabtropften, »mein edler junger Prinz, muß ich mit eigner Hand zum Tod dich führen?«

»Zum Kuckuck führe ihn, Kopfabski!« sagte da eine weibliche Stimme. Es war die Schnauzibautz, die in ihrem Nachtgewand herausgekommen war, als sie den Lärm horte. »Der König hat gesagt, Ihr sollet den Prinzen hängen. Ei, so hängt halt den Prinzen!«

»Ich verstehe Euch nicht,« sagte Kopfabski, der kein sehr schlauer Mann war.

»Dummkopf! Er hat nicht gesagt, welchen Prinzen!« sagte die Schnauzibautz.

»Nein, er hat nicht gesagt welchen, das stimmt,« sagte Kopfabski.

.

»Nun, so nehmt doch Bulbo und hängt den!«

Als Hauptmann Kopfabski das hörte, fing er vor Freuden an zu tanzen. »Gehorsam ist des Soldaten Ehre,« sprach er. »Prinz Bulbos Kopf genügt allen Anforderungen. Das wird ein Hauptstreich!«

Und am nächsten Morgen kam er in aller Frühe, den Prinzen zu verhaften. Er klopfte an. »Wer ist da?« fragte Bulbo. »Hauptmann Kopfabski? Tret' Er herein, mein guter Hauptmann; freut mich ungemein! Ich habe Ihn erwartet.«

»So?« sagte Kopfabski.

»Schlaomair, mein Kammerherr, wird das nötige für mich abmachen,« sagte der Prinz.

»Ihro Königliche Hoheit halten zu Gnaden, aber Ihr werdet die Sache selber abmachen müssen, und es wäre schade, Baron Schlaomair aufzuwecken.«

.

Der Prinz schien die Angelegenheit immer noch sehr kühl aufzunehmen. »Hauptmann,« sagte er, »Er ist natürlich wegen der Affäre mit Prinz Giglio gekommen?«

»Ganz recht,« sagte Kopfabski, »wegen der Affäre des Prinzen Giglio.«

»Auf Pistolen oder auf Degen, Hauptmann?« fragte Bulbo. »Ich stehe mit beiden meinen Mann, und mit Prinz Giglio will ich schon fertig werden, so wahr ich Meine Königliche Hoheit Prinz Bulbo heiße!«

»Es liegt da ein Irrtum vor, Ihro Herrlichkeit,« sagte der Hauptmann. »Bei uns wird die Sache mit Beilen abgemacht.«

»Mit Beilen! Das nenne ich scharfe Arbeit,« meinte Bulbo. »Ruf' Er meinen Kammerherrn, er wird mein Sekundant sein, und in zehn Minuten, schmeichle ich mir, soll Er Monsieur Giglios Haupt von seinen unverschämten Schultern getrennt sehen. Mich dürstet nach seinem Blute. Hu–uh–hau–!« Und er sah so grimmig aus wie ein Menschenfresser.

»Mit Verlaub, mein Herr, aber diesem Verhaftungsbefehl zufolge muß ich Euch gefangen nehmen und dem – dem Scharfrichter überliefern.«

»Bah, bah, mein Bester! – Halt, sag' ich, ha – heda!« war alles, was der unglückselige Prinz zu sagen vermochte, denn Kopfabskis Wachen hatten ihn schon ergriffen, banden ihm ein Tuch über Mund und Gesicht und schleppten ihn auf den Richtplatz.

Der König, der gerade mit Murriano redete, sah sie vorübergehen, nahm eine Prise Tabak und sprach: »Damit wäre Giglio abgetan. Nun wollen wir zum Frühstück gehen.«

Der Gardehauptmann übergab seinen Gefangenen dem Polizeichef mit dem verhängnisvollen Befehl:

 

Ȇberbringer bei Sicht zu enthaupten.
Valoroso XXIV.«

 

»Es ist ein Irrtum,« sagte Bulbo, der die Sache nicht im geringsten zu verstehen schien.

»Pah, – pah – pah!« sagte der Polizeichef. »Holt augenblicklich den Scharfrichter. Heda, Henker!«

Und der arme Bulbo wurde auf das Blutgerüst geführt, wo ein Scharfrichter mit einem Block und einem ungeheuren Beil immer bereit stand für den Fall, daß man ihn brauchen sollte.

Doch wir müssen zu Giglio und Betsinda zurückkehren.


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