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Der Donner schwieg, das Wetter war vergangen, Und Süd und Nord verstummten allgemach; Und schon mit goldnen Füßen, ros'gen Wangen Erschien Auror' aus himmlischem Gemach. Doch jene, die der Stürme Wut erzwangen, Sie ließen nicht in ihren Tücken nach; Denn Astragor, auch einer aus dem Kreise, Sprach zu Alecto jetzt auf diese Weise: |
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Sieh dort, Alecto, sieh den Ritter kommen – Und nicht zu hemmen ist durch uns sein Gang – Der lebend jener furchtbarn Hand entkommen, Die unserm Reich so mächt'ge Hilf' errang. Erzählt nun er den Franken seines frommen Heerführers und der Seinen Untergang, So thut er Großes kund; und wir befahren, Man wird Rinald heimrufen zu den Scharen. |
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Wie not es thut, dem mit Gewalt und Listen Sogleich zu widerstehn, ist dir bewußt. Drum geh ins Lager, und was er den Christen Zum Vorteil sagt, das wende zum Verlust. Laß Gift und Glut durch deine Kunst sich nisten In der Helvetier, Briten, Welschen Brust; Errege Zorn und Zwietracht und Empörung, Und wirke so des ganzen Heers Zerstörung. |
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4. |
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Dein würdig ist das Werk, auch hast du dessen Dich stolz gerühmt in unsres Herrschers Rat. So sagt er ihr, und dies genügt; vermessen Wagt sich das wilde Scheusal an die That. Dem Lagerwall der Christen war indessen Der Ritter, der verkündet ward, genaht Und sprach zu ein'gen: Leitet doch, ich bitte, Ihr Krieger, zu dem Feldherrn meine Schritte. |
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Gar viele sind, die willig ihn geleiten, Weil jeder Neues zu erfahren denkt. Er neigt sich tief zum Kusse der geweihten Verehrten Hand, die Babels Stolz gesenkt. Herr, spricht er dann, der mit des Weltmeers Weiten Und mit den Sternen seinen Ruhm beschränkt, O, könnt' ich beßre Botschaft dir erteilen! Hier seufzt er tief und spricht nach kurzem Weilen: |
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Sueno, der einz'ge Sohn des Herrn der Dänen, Der Ruhm, die Stütze seiner Alterszeit, Begehrte längst zu kämpfen unter jenen, Die sich mit dir dem heil'gen Krieg geweiht. Kein Zagen vor Beschwerd' und Not, kein Sehnen Nach Herrschermacht, selbst nicht die Zärtlichkeit Für den bejahrten Vater, ihm so teuer, Schwächt' in der jungen Brust dies edle Feuer. |
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7. |
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Er wünschte nun zum rauhen Kriegesstande Von dir, dem hohen Meister, ehrenvoll Sich eingeweiht; auch achtet' er für Schande, Daß noch sein Nam' in Dunkelheit verscholl, Da ihm Rinaldos Ruhm durch alle Lande, Schon in der Jugend reif, entgegen schwoll. Doch mehr noch trieb ihn eifriges Begehren, Nicht nach der Erde, nach des Himmels Ehren. |
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8. |
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Nichts hielt ihn auf, vom heimischen Gestade Führt' er ein Heer versuchter Krieger fort Und wandte rasch gen Thracien seine Pfade, Nach jener Stadt, des Reiches erstem Ort. Der Griechen Kaiser nahm ihn auf voll Gnade, Und deiner Boten einer sagt' ihm dort, Wie Antiochien, trotz des Feindes Horden, Erobert erst und dann verteidigt worden; |
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Verteidigt wider Persien, das zum Streite Herausgesandt ein so unzählbar Heer, Als wäre nun die ungeheure Weite Des ganzen Reiches von Volk und Waffen leer. Er nannte dich und andre dir zur Seite, Doch nach Rinaldo nannt' er keinen mehr. Die kühne Flucht erzählt' er, und die Thaten, Die unter euch so herrlich ihm geraten. |
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Er fügt' hinzu, wie bald schon diesen Thoren Bestürmung drohe durch der Franken Reihn, Und rief ihn auf, eh' ganz die Zeit verloren, Des letzten Siegs Gefährte noch zu sein. Dies ernste Wort dringt tief wie scharfe Sporen In das Gemüt des kühnen Jünglings ein; Die Stunde wird ein Jahr dem raschen Mute, Bis Schwert und Hand sich färbt mit Heidenblute. |
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Der andern Ruhm, so deucht es seinem Eilen, Schilt ihn als feig, was seinen Stolz empört; Und wer ihm rät, ihn bittet, zu verweilen, Wird nicht erhört und selbst nicht angehört. Gefahr und Ruhm noch nicht mit dir zu teilen, Ist der Gefahren einz'ge, die ihn stört; Von allen Nöten scheut er nur die eine, Der andern kennt er oder fürchtet keine. |
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Er selbst beschleunigt nun des Schicksals Walten, Des Schicksals, das ihn führt, uns mit ihm reißt; Denn kaum des Aufbruchs kann er sich enthalten, Bis sich der erste Morgenschimmer weist. Den nächsten für den besten Weg zu halten, Strebt unsres Herrn und Führers kühner Geist; Drum wollt' er nicht die schlimmsten Pässe meiden, Noch feindliches Gebiet gereizter Heiden. |
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Bald mußten wir des Mangels Plag' erfahren, Bald rauhen Weg, bald List, bald offne Macht; Doch wir besiegten Drangsal und Gefahren: Bald floh der Feind, bald fiel er in der Schlacht. So manch gelungner Sieg hatt' unsre Scharen Zur Sicherheit, zum Uebermut gebracht, Als eines Tages wir im Lager standen, Nicht ferne mehr von Palästinas Landen. |
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Dort war vom Vortrab uns Bericht gekommen, Man höre Waffenlärm und Kriegsgeschrei Und hab' auch andre Zeichen wahrgenommen, Daß große Heerschar in der Nähe sei. Doch unser Herr blieb ruhig, unbeklommen; Geist, Blick und Stimme schien nicht minder frei, Obgleich an vielen bei dem Schreckberichte Die Furcht sich wies im bleichen Angesichte. |
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O welche Märtyr- oder Siegeskrone, So ruft er aus, scheint unserm Haupt zu nahn! Mehr hoff' ich die; doch jene, gleich an Lohne Und höhern Werts, lockt minder nicht mich an. Ein heil'ger Tempel sei dem fernsten Sohne Zu unserm Ruhm, o Brüder! dieser Plan, Wo staunend soll die späte Nachwelt sehen Auf unsre Gräber oder Siegstrophäen. |
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So spricht der Fürst, stellt Wachen, ordnet Runden Und spendet jedem seine Müh' und Pflicht. In Wehr zu ruhn wird jedermann verbunden, Er selber trennt sich von der Rüstung nicht. Noch weilte jetzt die Nacht in jenen Stunden, Wo sie am meisten Still' und Schlaf verspricht, Als der Barbaren Mordgeheul erschallte, Das vom Gewölb' und Abgrund widerhallte. |
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Zum Kampf! Zum Kampf! so ruft man, und vor allen Springt Sueno schon hervor in voller Wehr; Aus seinen Blicken sieht man Strahlen wallen, Sein kühnes Antlitz leuchtet hell und hehr. Und siehe! plötzlich sind wir überfallen; Rings drängt ein dichter Kreis sich um uns her, Ein Schwert- und Lanzenwald starrt uns entgegen, Und auf uns stürzt der Pfeile scharfer Regen. |
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Im so ungleichen Kampf – denn zwanzig Heiden Stehn wider einen, als die Schlacht beginnt – Muß viel der Feind von unserm Schwerte leiden, Das in die Nacht hineinhaut keck und blind; Doch keiner kann im Dunkeln unterscheiden, Wieviel der Toten, der Verletzten sind. Die Nacht deckt unsern Schaden, und die Werke Deckt sie zugleich von unsrer Heldenstärke. |
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Nur Sueno ragt hervor so ohnegleichen, Daß jeder leicht ihn unterscheiden kann; Und selbst im Finstern kennt man an den Streichen Des Schwertes ihn, dem nie ein Feind entrann. Ein Strom von Blut, ein hoher Berg von Leichen Sind Wall und Graben um den tapfern Mann; Es scheint, wo man ihn wahrnimmt im Gefechte, Da bringt sein Auge Furcht, Tod seine Rechte. |
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So kämpfen wir, bis mit dem Morgentauen Des Lichtes erster Schimmer sich enthüllt. Doch als nunmehr entweicht des Dunkels Grauen, Das uns bis jetzt des Todes Graun verhüllt, Da läßt der Tag uns einen Anblick schauen, Der jede Brust mit Schmerz und Schrecken füllt: Rings auf dem Feld die Toten aufgeschichtet, Und unsre ganze Heerschar fast vernichtet. |
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Kaum hundert von zweitausend der Genossen Sind übrig noch. Wenn auch dies bittre Schaun, So vieler Tod, so vieler Blut vergossen, Sein kühnes Herz erfüllt mit Schmerz und Graun, Doch zeigt er's nicht. Auf, ruft er unverdrossen, Auf, folgen wir den Tapfern mit Vertraun, Die, fern vom Styx und des Avern Gestade, Mit ihrem Blut gemarkt des Himmels Pfade. |
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Der Jüngling spricht's; und (glaub' ich) im Gemüte So sterbensfroh, wie's kund sein Aeußres thut, Trägt er die Brust, die Heldenkraft durchglühte, Entgegen der Barbaren roher Wut. Kein Stahl, und wär' er von demantner Güte, Hielt' aus die Streiche, wodurch er mit Blut Das Schlachtfeld überströmt in weiter Runde; Auch ist sein ganzer Leib nur eine Wunde. |
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Der Heldenmut allein, nicht mehr das Leben, Gibt diesem grausen Leichnam Kraft und Halt. Getroffen, trifft er, ohne nachzugeben; Wie man ihn angreift, wächst ihm die Gewalt. Da, siehe, stürzt auf ihn mit blut'gem Streben Ein großer Mann von schrecklicher Gestalt; Und dem, vereint mit vielen Kriegsgesellen, Gelingt's, nach langem Wutkampf ihn zu fällen. |
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Er sinkt – o herber Fall! – und der Genossen Vermag ihm keiner Rache nur zu weihn. Bezeug's, o Blut, das er so wohl vergossen, Du, meines Herrn ruhmwürdiges Gebein: Ich schonte nicht mein Leben; unverdrossen Drang ich auf Lanzen und auf Schwerter ein. Und schien mein Tod dort oben nur geraten, Wohl hätt' ich ihn verdient durch meine Thaten. |
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Nur ich sank lebend auf die Leichenschichten, Und wohl ist keiner, der mich lebend glaubt; Auch kann ich nichts vom Feinde mehr berichten, So ganz war die Besinnung mir geraubt. Als mir gelang, die Augen aufzurichten – Denn lang umzog ein dunkler Flor mein Haupt – Da schien es Nacht, und meine Blicke sahen Noch matt und schwach ein wankend Licht sich nahen. |
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Nicht übrig war der Kraft genug dem Schwachen, Um ringsumher die Dinge klar zu sehn; Ich sah, wie einer, zwischen Traum und Wachen, Dem jetzt die Augen zu, jetzt offen stehn. Und heft'ger fühlt' ich nun den Schmerz erwachen, Weit lästiger der Wunden bittre Wehn, Geschärft durch rauhe Nachtluft und die Kälte Auf bloßer Erd' und unterm Himmelszelte. |
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27. |
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Stets näher kam indes das Licht gegangen, Auch nahte murmelnd sich ein leiser Ton. Am Ende schien es bei mir anzulangen, Und ich erhob den Blick, ob mühsam schon. Zwei Männer, Fackeln in der Hand, mit langen Gewändern sah ich und vernahm: O Sohn, Vertraue du dem Herrn! Er hilft den Frommen Und eilt sogar, dem Flehn zuvorzukommen. |
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So sprach der eine Mann, und wie zum Segen Erhob er über mich zugleich die Hand Und flüsterte mir leise Tön' entgegen, Wovon ich wenig hört' und nichts verstand. Er sprach: Steh auf! Ich that's, mit leichtem Regen, Da ich gesund und ohne Schmerz mich fand. O herrlich Wunder! Ja, in alle Glieder Floß neue Kraft und neues Leben nieder. |
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Ich sah sie an mit hocherstaunten Mienen Und glaubte noch die sichre Wahrheit kaum. Was zweifelst du? spricht einer jetzt von ihnen, Und welchem Wahn, Kleingläub'ger, gibst du Raum? Dir ist in uns wahrhafter Leib erschienen, Und Diener Jesu sind wir, die dem Traum Der Welt entsagt und ihrem eiteln Streben, Um hier in rauher Einsamkeit zu leben. |
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Zum Werkzeug deiner Rettung auserlesen Hat mich der Herr, der die Geschaffnen zählt Und oft zu großen Thaten niedre Wesen, Zu mächt'ger Wirkung schwache Mittel wählt. Auch will er jenen Leib nicht sehn verwesen, Den hier ein so erhabner Geist beseelt, Mit dem er dort in jenen sel'gen Hainen Unsterblich, leicht, verklärt sich soll vereinen. |
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Ich meine Suenos Leib; ihm sei erhoben Ein Grabmal, wert so großer Tapferkeit, Das noch die fernste Nachwelt möge loben, Und das man zeig' und ehre weit und breit. Jetzt aber wende deinen Blick nach oben, Sieh jenen Stern in Sonnenherrlichkeit. Hinführen wird dich jetzt der strahlenreiche Zu deines edlen Herrn entstellter Leiche. |
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Da nehm' ich wahr, daß eine Funkenwelle Dem Stern, vielmehr der nächt'gen Sonn', entfließt, Die wie ein goldner Streif bis zu der Stelle Des großen Leichnams schimmernd sich ergießt Und über ihn verstreut so starke Helle, Daß jede Wunde flammt und Strahlen schießt. Und ich sogleich erkenn' ihn sonder Irrung In dieser graunvoll blutigen Verwirrung. |
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Nicht auf dem Antlitz lag er; wie sein Streben Sich immer nur den Sternen zugekehrt, Mußt' er auch jetzt den Blick gen Himmel heben Wie einer, der nur Himmlisches begehrt. Die Rechte hielt gepackt, als wollt' er eben Noch einhaun in den Feind, das mächt'ge Schwert; Die Linke lag auf seines Busens Mitten Und schien von Gott Vergebung zu erbitten. |
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Indes ich wusch mit Thränen seine Wunden, Und doch mein Schmerz Erleichtrung nicht genoß, Hatt' ihm der heil'ge Greis den Stahl entwunden, Den mannhaft noch die Heldenhand umschloß: Dies Schwert, begann er, das vor wenig Stunden So manchen Strom von Feindesblut vergoß, Ist, wie du weißt, vollkommen; und ich glaube, Daß ihm kein andres Schwert den Vorzug raube. |
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Drum, ward es jetzt vom ersten Herrn geschieden Durch bittern Tod, ist droben ihm erkannt, Daß nicht es solle müßig sein hienieden, Vielmehr aus starker gehn in starke Hand, Der, es zu brauchen, Kraft und Kunst beschieden Auf längre Zeit, mit fröhlicherm Bestand, Und die mit ihm – denn dazu ist's erkoren – Den Mörder Suenos rächend soll durchbohren. |
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Durch Soliman fiel Sueno jetzt, und fallen Soll Soliman durch Suenos Stahl nunmehr; Drum nimm ihn und geh hin, wo vor den Hallen Der hohen Stadt sich lagert Christi Heer. Und fürchte nicht aufs neue beim Durchwallen Des fremden Landes Hemmung und Beschwer; Denn jede Not des rauhen Pfades wendet Die hohe Rechte des, der dich gesendet. |
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Mit dieser Stimme, so dir zu bewahren Der Herr gewürdigt, sollst du nicht entstehn, Die Frömmigkeit, den Mut zu offenbaren, Die an dem teuern Fürsten du gesehn; Auf daß sein Beispiel weck' auch andre Scharen, Sich mit des Kreuzes Purpur zu versehn, Und daß es jetzt und bis zum fernsten Ziele Entflamme noch der edlen Herzen viele. |
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Nun ist nur übrig noch, daß ich bemerke, Wer dieses Schwert als Erbe soll empfahn: Das ist Rinald, der Jüngling, dem an Stärke Und Heldenmut es keiner gleich gethan. Ihm gib's und sage, daß zum Rächerwerke Der Himmel und die Welt nur ihn ersahn. – Noch horcht' ich still auf seines Mundes Laute, Als ich erstaunt ein neues Wunder schaute. |
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Denn dort, wo Suenos Leichnam lag soeben, Ward ich ein hohes Grabmal jetzt gewahr, Das, wie es sich erhob, ihn hatt' umgeben; Wie und durch welche Kunst, ist mir nicht klar. Des Kriegers Namen und sein würdig Streben Stellt' eine Schrift in wenig Worten dar. Nicht trennen konnt' ich mich vom teuern Orte, Beschaute bald den Marmor, bald die Worte. |
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Hier, sprach der Greis, hier wird bei seinen Treuen Der edle Leichnam deines Feldherr ruhn, Indes die Geister sich der Liebe freuen Und ew'gen Lohn empfangen für ihr Thun. Doch jetzt laß ab, die Thränen zu erneuen; Du hast der Pflicht genügt, so ruhe nun. Du wirst mein Gast sein, bis mit hellerm Blinken Die Morgenstrahlen dir zur Reise winken. |
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Der Alte schwieg und lenkte nun die Tritte Bald über Höhn, durch enge Klüfte bald. Bei einer Grotte hemmten wir die Schritte, Die sich in Felsen wölbt im dichten Wald. Und hier ist, in der Wölf' und Bären Mitte, Sein und des Schülers sichrer Aufenthalt; Denn beßre Wehr, als Schild und Panzer schaffen, Sind nackter Brust der Unschuld heil'ge Waffen. |
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Des Waldes Kost, die harte Lagerstelle Bot meinen Gliedern Ruh' und Labung an. Doch als im Ost die Gold- und Purpurhelle Des Morgenschimmers zu erglühn begann, Erhoben zum Gebet mit frommer Schnelle Sich jene beiden, und auch ich sodann. Drauf nahm ich Abschied von dem heil'gen Greise Und lenkt' hierher nach seinem Wink die Reise. |
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Der Deutsche schwieg; mit gramerfülltem Munde Erwidert' ihm Bouillon: Du bringst hierher, O Rittersmann, uns eine schlimme Kunde, Und wohl mit Recht dünkt sie uns hart und schwer. Ein wenig Land in einer kurzen Stunde Verschlang ein so getreues, tapfres Heer; Und euer Fürst, dem Blitze zu vergleichen, Mußt' auf einmal erscheinen und entweichen. |
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Doch wie? Ein Tod, geprägt mit solchem Stempel, Ist mehr als Land und Gold, dem Feind geraubt. Nie sah das alte Kapitol Exempel, Daß schönrer Lorbeer eine Stirn umlaubt. Nun schmücket in des Himmels Strahlentempel Der ew'ge Siegkranz ihr unsterblich Haupt; Dort, glaub' ich, zeigen sie die edlen Narben Mit Freud' und Stolz, die sie so schön erwarben. |
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Du aber, der für Drangsal und Gefahren Noch bleibt zurück im Kriegesdienst der Welt, Erfreue dich des Siegs der tapfern Scharen, Und, wie's geziemt, sei nun dein Blick erhellt. Und weil du vom Rinaldo willst erfahren, Wo wiss', er streift umher auf fernem Feld. Drum such' ihn nicht auf ungewisses Hoffen, Eh' sichre Kunde von ihm eingetroffen. |
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Dies ihr Gespräch weckt und erneut das Sehnen, Das nach Rinalden jede Brust bewahrt; Und mancher spricht: Ach! unter Sarazenen Schweift er umher auf irrer Wanderfahrt! Und fast kein einz'ger ist, der nicht dem Dänen Des Jünglings Werke preisend offenbart; Und so entwickeln all' ihm um die Wette Der hohen Thaten staunenswürd'ge Kette. |
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Als jede Brust nun durch Rinalds erneute Erinnerung sich schmerzlich fand berührt, Da kam ein Trupp, der, wie der Kriegesleute Gewohnheit ist, nach Vorrat umgespürt. Sie hatten diesmal nicht geringe Beute An Horn- und Wollenvieh herbeigeführt; Auch etwas Korn ward mitgebracht vom Trosse, Und Futter für die heiße Gier der Rosse. |
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Und diese bringen jetzt ein traurig Zeichen, Das durch den Schein gewissen Unglücks schreckt: Rinaldos Waffenrock, zerfetzt von Streichen, Und seine Wehr, zerhaun, mit Blut befleckt. Schon hört man das Gerücht durchs Lager schleichen; Und wie auch blieb' ein solcher Fall versteckt? Schon läuft das Volk herbei mit Schmerz und Grauen Bei dieser Kund', und will die Waffen schauen. |
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Es sieht und kennt, von tiefem Gram bezwungen, Den ungeheuern Harnisch bald genug, Die Waffen mit dem Vogel, der die Jungen Prüft an der Sonn' und noch nicht traut dem Flug. Denn immer sah es sie vorangedrungen, Wenn nicht allein, bei jedem kühnsten Zug; Und sieht sie jetzt unwillig und bekümmert Im Staube liegen, blutig und zertrümmert. |
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Schon wird im Lager manch Gerücht vernommen, Und mancher Grund des Todes wird gesagt; Da läßt der Feldherr Alipranden kommen, Den Führer derer, so die Beut' erjagt, Den wackern Mann, freimütig, unbeklommen, Als wahrhaft wohlbekannt. Der Feldherr fragt: Wie sind und wo die Waffen aufgefunden? Laß Gutes mich, wie Böses, rein erkunden. |
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So fern, spricht jener, daß man auf dem Wege Von hier zwei Tag' im Botenschritt verbringt, Nach Gaza hin trifft man ein Thalgehege, Vom Pfad ein wenig ab, von Höhn umringt. Von oben fällt ein Flüßchen, das nur träge Mit leisem Gang durch Bäum' und Felsen dringt; Und dichtes Holz und Buschwerk hüllt die Stelle In dunkle Nacht, bequem für Ueberfälle. |
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Nach Herden suchten wir, die zu den Fluren Vielleicht gekommen an des Baches Rand, Und fanden hier im Grase blut'ge Spuren Und eines Kriegers Leichnam hart am Strand. Wir alle sahn die Rüstung kaum, und fuhren Erschrocken auf; sie ward sogleich erkannt. Ich nahte mich, das Antlitz zu beschauen, Allein ich fand, das Haupt sei abgehauen; |
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So auch die rechte Hand; mit vielen Wunden War Brust und Rücken überall besät; Auch ward nicht fern der leere Helm gefunden, Auf dem der Aar mit weißem Fittich steht. Ich spürt' umher, um weitres zu erkunden, Da ward ein Bauersmann von mir erspäht, Der gleich umkehrend sich zum Fliehen schickte Mit großer Hast, sobald er uns erblickte. |
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Doch ward er eingeholt, und wir erfahren, Was er zuletzt auf unsre Frag' entdeckt: Es kamen tags zuvor zahlreiche Scharen Zum Wald heraus, weshalb er sich versteckt. Von diesen einer hielt an blonden Haaren Ein abgetrenntes Haupt mit Blut befleckt, Das, wie es schien dem angestrengten Sinne, War eines Jünglings, ohne Haar am Kinne. |
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Und in ein Tuch, das er am Sattel führte, Wand drauf derselbe dieses Haupt hinein. Soviel der Landmann an der Tracht verspürte, Schien dieser Trupp von unserm Volk zu sein. – Ich ließ den Leib entkleiden, und mich rührte Schon der Verdacht zu thränenvoller Pein. Die Waffen nahm ich mit und gab Befehle, Daß nicht ihm schickliche Bestattung fehle. |
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Doch muß ihn wohl ein würd'ger Grab umfassen, Gehört der Rumpf dem ruhmgekrönten Mann. Wie dies gesagt, wird Aliprand entlassen, Da er nichts Sichres mehr berichten kann. Bouillon erseufzt; doch sucht er sich zu fassen Und nimmt die That noch als gewiß nicht an; An Zeichen erst, die mehr die Wahrheit fördern, Will er den Rumpf erkennen samt den Mördern. |
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Die stille Nacht erscheint und deckt indessen Des Himmels Raum mit ihren Flügeln zu; Der Schlaf, der Seelen Rast, des Leids Vergessen, Wiegt leise schmeichelnd Sinn und Sorg' in Ruh'. Nur du, o Argillan! das Herz zerfressen Von scharfer Pein, denkst große Dinge du. Auf die empörte Brust, die Augenlider Senkt keine Ruh', kein Schlummer sich hernieder. |
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Aufbrausend, wild, geneigt zum Widerstande, Von kühner Zung' und rasch entflammtem Mut, Wuchs Argillan herauf am Trontostrande, Im Bürgerzwist genährt mit Haß und Wut. Geächtet dann, verheert' er jene Lande Und übergoß Gestad' und Höhn mit Blut, Bis er nach Asien kam zum heil'gen Kriege Und edlern Ruhm erfocht durch beßre Siege. |
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Am Morgen erst ward Schlummer ihm gestattet, Doch dieser Schlummer war nicht sanft und leicht; Alecto hatt' ihn düster überschattet Mit schwerer Dumpfheit, die dem Tode gleicht. Die innre Kraft und Thätigkeit ermattet, Da selbst im Schlaf die Ruhe von ihm weicht; Denn grausam sucht die Furie durch Gestalten Furchtbaren Anblicks ihn im Schreck zu halten. |
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Das Scheusal eines Rumpfes – abgehauen Sind Kopf und rechte Hand – stellt sich ihm vor; Die linke hält, entsetzlich anzuschauen, Den nackten Schädel, blutig, bleich empor. Das Totenantlitz atmet, und, o Grauen! Es spricht, und Blut und Röcheln dringt hervor: Flieh, Argillan! Siehst du kein Licht noch zücken? Flieh vor des Lagers Greul, des Führers Tücken! |
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Wer sichert euch vor ihm, der mich erschlagen, Vor Gottfried, teure Freund', und seinem Trug? Der Bösewicht, den Haß und Neid zernagen, Sucht euern Tod, so wie er mich erschlug. Doch, will dein Arm für edlen Ruhm sich wagen, Vertraut er seiner Tapferkeit genug: So fliehe nicht, so laß mit Todesstöhnen Den Wütrich meinen irren Geist versöhnen. |
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Ich selber will, als Schatte, dich behüten, Mit Zorn und Stahl dir waffnen Brust und Hand. So sagte sie und haucht' ein neues Wüten In seinen Geist, wie er noch nie empfand. Er fuhr empor, und aus den Augen sprühten Dem aufgeschreckten Krieger Gift und Brand; Und schon bewaffnet rief er, von den Flammen Des Zorns durchglüht, Italiens Volk zusammen. |
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63. |
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Wo aufgehängt Rinaldos Waffen waren, Vereint er sie. Mit stolzem Angesicht Und frecher Stimme gießt er vor den Scharen Den neuen Groll, den Unmut aus und spricht: Soll denn ein Schwarm Tyrannen und Barbaren, Der Recht verachtet, Treu' und Glauben bricht, Nie satt des Bluts und Goldes, so uns placken, Uns mit dem Zaum im Mund, dem Joch im Nacken? |
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64. |
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Daß wir, gefesselt von so rauhem Bande, Mit solcher Last schon sieben Jahr' uns mühn, Darüber wird im Grimm- und Zornesbrande Rom und Italien noch nach tausend glühn. Ich schweige, daß Tankred Ciliciens Lande Durch Arm und Geist bewältigt, stark und kühn, Und daß des Franken Trug sie ihm entzogen, Und List den Mut um seinen Lohn betrogen. |
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65. |
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Ich schweige, daß, wenn man in Fährlichkeiten Schlagfert'ge Faust und kühnen Geist begehrt, Die Unsern stets, wo tausend Tode streiten, Vorangehn keck mit Feuer und mit Schwert. Doch wenn hernach, in Muß' und Friedenszeiten, Der Lorbeer und die Beute wird beschert: Nicht wir alsdann, nur sie allein empfangen Herrschaften, Gold, Ruhm und Triumphesprangen. |
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Daß sie so schmählich uns mit Füßen traten, Schien einst vielleicht mit Recht uns roh und wild; Jetzt acht' ich's kaum: die gräßlichste der Thaten Macht allen frühern Unglimpf leicht und mild. Ermordet haben sie Rinald, verraten Was als Gesetz vor Gott und Menschen gilt. Und blitzt der Himmel nicht? Und ziehn die Klüfte Sie nicht hinab zur ew'gen Nacht der Grüfte? |
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Tot ist Rinald! Er, der zum Schwert und Schilde Dem Glauben diente, liegt noch ungerächt, Blutig, zerfleischt, auf nackendem Gefilde; Denn man versagt ihm selbst des Grabes Recht. Ihr fragt bestürzt: Wer war der gräßlich Wilde? Wer, o Gefährten, kennt nicht dies Geschlecht? Wem ist es unbekannt, wie jene beiden, Gottfried und Balduin, welschen Mut beneiden? |
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Braucht's noch Beweis? Beim Himmel will ich's schwören, Der uns vernimmt, den man nicht täuschen kann: Ich sah, zur Zeit da Tag und Nacht sich stören, Als irren Geist den unglücksel'gen Mann. O, welche ein Anblick, gräßlich zum Empören! Was kündet dies von Gottfrieds Bosheit an! Ich sah ihn, nicht im Traum; wohin ich sehe, Scheint's, daß er jetzt noch mir vor Augen stehe. |
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69. |
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Was jetzt zu thun? Wie? lassen wir von Händen, Besudelt mit so frech vergoßnem Blut, Uns immerdar beherrschen? Oder wenden, Von diesen fern, wir uns zu Euphrats Flut, Die Städt' und Dörfer rings mit reichen Spenden Nährt und beglückt für Völker sonder Mut; Vielmehr für uns; wir werden sie erbeuten Und teilen nicht die Macht mit fränk'schen Leuten. |
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Wir wollen gehn, und keine Rach' empfange Dies edle Blut, wenn das euch G'nüge schafft. Zwar, wär' euch jener Mut, der schon so lange Im Schlummer lag, noch frisch und unerschlafft, Dann sollte die verpestend gift'ge Schlange, Die Latiums Blüt' und Zierde hingerafft, Durch ihren Tod und Martern ohnegleichen Dem andern Ungetüm ein Beispiel reichen. |
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71. |
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Ja, wagte nur eu'r hoher Mut, zu wollen, Was er vermag, so sollt' an diesem Ort Das schnöde Herz, von Gift und Haß geschwollen, Noch heute büßen den verruchten Mord. So spricht er wild und reißt zu seiner tollen Verblendung Wahn die andern mit sich fort; Und: Waffen! Waffen! tobt er, blind und wütig, Und: Waffen! tobt die Jugend, übermütig. |
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Alecto schwingt die glutbewehrte Rechte Und schüttet Gift und Flammen auf das Heer. Der Haß, die Raserei, die ungerechte Begier nach Blut wächst immer mehr und mehr; Und diese Pest, erzeugt im Reicht der Nächte, Schleicht von den Zelten der Lateiner her Zu den Helvetiern fort, aus deren Mitten Sie weiter dringt zur Lagerstatt der Britten. |
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73. |
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Der harte Fall, des Heers Verlust befeuert Nicht mehr allein der fremden Völker Wut; Manch alter Zwist, dem nur die Zeit gesteuert, Trägt Nahrung zu und Stoff der neuen Glut. Der längst verjährte Groll wird jetzt erneuert; Tyrannisch, ruchlos heißt der Franken Brut; Und schon, in stolze Drohungen ergossen, Bricht aus der Grimm, und bleibt nicht mehr verschlossen. |
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74. |
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So dampft und sprudelt in des Kessels Räumen Das Wasser, von zu starker Glut erhitzt; Es faßt sich selbst nicht mehr; mit wildem Schäumen Entwallt es dem Gefäß, und braust und spritzt. Nicht mehr genügt, das tolle Volk zu zäumen, Die kleine Zahl, die beßres Licht besitzt; Und Wilhelm und Camill sind fern den Zelten, Tankred und alle, die am meisten gelten. |
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75. |
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Das wilde Volk in wirrigem Gedränge Rennt zu den Waffen schon von da und dort. Aufrührischer Drommeten rauhe Klänge Erfüllen schon, Lärm blasend, jeden Ort. Zu Gottfried eilt indes der Boten Menge Und mahnt, daß er sich waffnen soll sofort; Und Balduin kommt vor allen, wie zum Streite Durchaus bewehrt, und stellt sich ihm zur Seite. |
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Bouillon, die Anklag' hörend, hebt die Blicke Und gibt sich, wie er pflegt, in Gottes Hut: Du siehst, o Herr, in diesem Augenblicke, Wie meine Hand sich scheut vor Bürgerblut; Zerreiße diesen Schleier denn, ersticke In ihrer Brust die ausgelaßne Wut, Und laß die Unschuld, offenbar dem Himmel, Auch sichtbar sein dem blinden Erdgewimmel! |
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77. |
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Er schweigt; und Glut, vom Himmel ausgeflossen, Durchströmt ihn so, daß seien Brust sich hebt Von hoher Kraft und Hoffnung, und entschlossen Sein Blick erstrahlt, durch neuen Mut belebt. So naht er sich, umringt von den Genossen, Dem, der Rinaldos Tod zu rächen strebt; Und weder Kampfgeschrei noch Waffenklirren, Das ihn umbraust, vermag den Schritt zu irren. |
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78. |
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Er trägt den Harnisch, und mir reichen Falten Umgibt ihn ein Gewand von seltner Pracht. Hand und Gesicht sind bloß; mit mächt'gem Walten Erstrahlt sein Blick, von Himmelsglanz durchfacht. Er schwingt das goldne Zepter; niederhalten Soll diese Waff' allein des Aufruhrs Macht. So zeigt er sich, so spricht er zu der Menge, Und übermenschlich tönen diese Klänge: |
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79. |
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Welch eitler Waffenlärm wird hier erhoben? Wer ist's, der solch ein thöricht Drohen wagt? So kennt ihr mich, nach diesen langen Proben? Dies ist die Achtung, die für mich ihr tragt? Man hat Verdacht, man billigt ihn mit Toben; Verruchter That wird Gottfried angeklagt! Hofft ihr vielleicht, daß ich vor euch mich neige Und Gründe sag' und mich euch flehend zeige? |
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80. |
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Nie hören soll die Welt, voll meiner Ehre, Daß meiner Würd' ich einst so viel vergab! Verteid'ge mich der Wahrheit strenge Lehre, Der Thaten Ruhm und dieser Herrscherstab. Der Gnade weiche jetzt des Rechtes Schwere, Und Strafe falle nicht auf Schuld herab. Eu'r alt Verdienst soll diesem Fehler frommen, Und auch Rinald mag euch zu gute kommen. |
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81. |
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Nur Argillan wasch' ab mit blut'gen Wogen Die ganze Schuld, die auf dem Stifter ruht, Der, von dem leichtesten Verdacht betrogen, Die andern aufgereizt zu gleicher Wut. Er sprach's, und Blitz und Wetterstrahlen flogen Aus seinem Antlitz mit so heller Glut, Daß Argillan in gänzlicher Vernichtung Erbebt – wer glaubt's? – vor eines Blickes Richtung. |
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82. |
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Und dieses Volk, von dem, in wildem Gären, Man erst nur Trotz und Uebermut vernahm, Das so bereit den Fackeln, Schwertern, Speeren, Die ihm die Wut gereicht, entgegenkam, Hört schweigend jetzt das stolze Wort des Hehren, Senkt seine Stirn, gedrückt von Furcht und Scham, Und sieht den Argillan, von Freundeswaffen Umringt, geduldig in den Kerker schaffen. |
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Ein Löwe so, der erst mit grausem Dröhnen Laut brüllend, stolz die rauhe Mähne schwang, Wann er gewahrt den Herrn, der durch Gewöhnen Bezähmt der Wildheit angebornen Drang, Kann nachmals feig dem niedern Joche frönen, Aus Furcht vor Drohn und strengem Herrscherzwang; Und auf das große Vließ, die Zähn' und Klauen, Wie stark sie sind, wagt er nicht mehr zu trauen. |
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Man sagt, es ward ein Krieger wahrgenommen, Geflügelt, drohender Gebärd' und wild Von Angesicht, der alsobald den frommen Bouillon umschloß mit dem Verteid'gungsschild Und zückt' ein blitzend Eisen zornentglommen, Von dem noch Blut herabfloß aufs Gefild; Vielleicht das Blut von Städten oder Landen, Die Gottes spät erwachten Zorn empfangen. |
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So stillt sich der Tumult, und alle legen Sie Waffen ab, viel' auch den argen Sinn. Ins Zelt kehrt Gottfried heim, und dem Erwägen Des neuen Planes gibt er ganz sich hin; Denn auf zum Sturm will er die Seinen regen Noch vor des dritten, vierten Tags Beginn. Dann geht er und beschaut die großen Werke, Erbaut aus Balken von unmäß'ger Stärke. |