Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

XIX

Schrecken erfaßte Herrn Makowiecki und dessen Gemahlin, sowie Herrn Zagloba, als sie Wolodyjowski davonreiten sahen, und ein jedes von ihnen fragte sich unwillkürlich, was wohl geschehen sein mochte, wohin Michal galoppiere.

»Großer Gott!« rief schließlich die Frau Truchsessin, »am Ende zieht er gar in die Wüstenei, und ich sehe ihn niemals wieder im Leben.«

»Oder er geht, dem Beispiel jener Thörin folgend, ins Kloster!« warf Zagloba verzweiflungsvoll ein.

»Es ist unbedingt notwendig, daß wir uns eingehend beraten!« ließ sich der Truchseß hören.

Da plötzlich flog die Thüre auf, und Basia stürmte gleich einem Wirbelwinde ins Zimmer, die Augen mit den Händen bedeckend, totenbleich, in höchster Erregung. Wie ein kleines Kind auf den Boden stampfend, schrie sie:

»Hilfe! Rettung! Herr Michal ist fort, um Ketling zu töten! Wer an Gott glaubt, der eile ihm nach, der halte ihn auf. Zu Hilfe, zu Hilfe!«

»Was ist geschehen, Kind?« fragte nun Zagloba, Basias Hände ergreifend.

»Hilfe! Hilfe! Herr Michal tötet Ketling. Durch meine Schuld kommt es zum Blutvergießen, durch meine Schuld wird Krzysias Herz brechen.«

»Sprich, woher weißt Du dies alles?« schrie nun auch Zagloba, indem er Basia tüchtig schüttelte. »Weshalb soll dies alles Deine Schuld sein?«

»Weil ich es ihm im Zorn verraten habe, daß sich die beiden lieben, daß Krzysia um Ketlings willen ins Kloster zu gehen gedenkt. Wer an Gott glaubt, der halte ihn zurück! Wollen Euer Gnaden nicht sofort ihm nachfahren? Alle sollten ihm nachfahren, wir alle wollen es thun!«

Zagloba, der in solchen Fällen niemals lange zögerte, stürzte sofort in den Hof und befahl, seinen Korbwagen anzuspannen, und ehe noch die Frau Truchsessin, welche keine Ahnung von der leidenschaftlichen Liebe zwischen Krzysia und Ketling gehabt hatte, Basia über die erstaunliche Neuigkeit auszufragen vermochte, war diese Herrn Zagloba schon gefolgt, um das Anschirren der Pferde zu überwachen. Sie selbst half, die Tiere aus dem Stall führen, sie anspannen, und kaum stand der Wagen vor der Vorhalle, in der die beiden Herren, schon zur Reise angethan, warteten, so stieg sie, trotzdem sie barhäuptig war, auf den Kutschersitz.

»Komme sofort herab!« befahl ihr Zagloba.

»Nein!«

»Komme sofort herab! Hörst Du mich?«

»Ich thue es nicht, ich thue es nicht! Nehmt nur Eure Plätze ein. Sputet Euch, Eure Plätze einzunehmen, sonst fahre ich allein davon.«

Bei diesen Worten faßte sie die Zügel fester in die Hand, und da alle sich sagen mußten, der Starrsinn Basias könne eine bedeutende Verzögerung herbeiführen, unterließ man es nunmehr, sie zum Absteigen zu bewegen.

Inzwischen kam der Kutscher mit der Peitsche herbeigelaufen, und die Frau Truchsessin fand gerade noch Zeit, Pelz und Kolpak für das junge Mädchen zu holen, da der Tag sehr kühl war, bevor der Wagen abfuhr.

Basia blieb unentwegt auf ihrem Sitze. Umsonst suchte Zagloba, der darnach brannte, Näheres von ihr zu erfahren, sie zu bewegen, ihren Sitz mit einem Platze im Wagen zu vertauschen, sie ließ sich, vielleicht aus Furcht vor Schelte, nicht dazu herbei. So mußte er sich denn dazu bequemen, seine Fragen recht laut zu stellen, und sie antwortete ihm, ohne sich auch nur umzuwenden.

»Wieso weißt Du denn das, was Du Herrn Michal über die beiden erzählt hast?« fragte Zagloba zuerst.

»Ich weiß alles!«

»Hat Dir Krzysia irgend etwas mitgeteilt?«

»Nein, Krzysia sagte mir gar nichts.«

»Dann hat es vielleicht der Schotte gethan?«

»Nein, nein! Trotzdem aber weiß ich, daß er aus diesem Grunde nach England abgereist ist. Alle verstand er zu täuschen, nur mich allein nicht.«

»Eine wunderliche Sache, das!« bemerkte Zagloba.

»Das ist Euer Liebden Werk!« ließ sich nun Basia vernehmen. »Ihr hättet die beiden nicht stets zusammenbringen sollen.«

»Du hast Dich ruhig zu verhalten und Dich nicht in fremde Angelegenheiten zu mischen!« brach jetzt Zagloba los, ergrimmt darüber, daß ihm in Gegenwart des Truchsesses aus Latyczow Vorwürfe gemacht wurden. »Was, ich hätte die beiden zusammengebracht?« fuhr er nach kurzer Pause fort, »was, mein Werk soll dies sein! Da sehe nur einer! Das sind mir ja schöne Behauptungen.«

»Nun, habt Ihr es vielleicht nicht gethan?« beharrte Basia.

Keine Antwort erfolgte, in tiefem Schweigen fuhr man dahin.

Herr Zagloba konnte den Gedanken nicht los werden, daß Basia recht habe, daß er die größte Schuld an dem trage, was geschehen. Diese Ueberzeugung peinigte ihn nicht wenig, und als nun auch noch das Rütteln des Wagens geradezu unerträglich wurde, da verfiel der alte Edelmann nicht nur in sehr schlimme Laune, sondern machte sich selbst die bittersten Vorwürfe.

»Es wäre wahrlich recht und billig,« dachte er bei sich, »wenn mir Wolodyjowski und Ketling gemeinsam die Ohren abhieben. Einen Mann gegen seinen eigenen Wunsch verheiraten zu wollen, ist fürwahr gerade so, als wenn man jemand zu zwingen versucht, mit dem Gesichte gegen den Schwanz des Pferdes zu reiten. Dieser Käfer hat recht! Wenn sich die beiden schlagen, so kommt Ketlings Blut über mich. Schöne Geschichten habe ich da in meinen alten Tagen angerichtet! Pfui Teufel! Und nebenbei habe ich mich auch noch an der Nase herumführen lassen, denn mir ist's gar nicht in den Sinn gekommen, weshalb Ketling durchaus übers Meer will, weshalb jene Taube vom Kloster spricht. Der kleine Wildfang aber hat, wie es scheint, schon längst alles durchschaut.«

Hier blickte Zagloba eine kleine Weile nachdenklich vor sich hin, dann murmelte er plötzlich:

»Ein Schelm von einem Mädchen! Michal muß die Augen eines Krebses haben, sonst hätte er einen solchen Schatz nicht einer Puppe wegen hintangesetzt!«

Mittlerweile waren sie in der Stadt angelangt, allein hier ergaben sich große Schwierigkeiten für sie, da keiner von ihnen wußte, wo Ketling wohne, wohin sich Michal gewendet haben konnte. Die Beiden unter so viel Menschen ausfindig zu machen, war daher ebenso schwierig, wie etliche Weizenkörner in einem Mohnfelde zu finden. Die Ankömmlinge begaben sich zuvörderst an den Hof des Großhetmans, und dort erfuhren sie nicht nur, daß Ketling in der Frühe seine überseeische Reise habe antreten wollen, sondern auch, daß Herr Michal dagewesen sei, um nach dem Schotten zu forschen. Was aber dann Herr Michal unternommen haben mochte, das wußte niemand sicher zu sagen, man gab nur der Vermutung Ausdruck, er werde sich wohl zu der hinter der Stadt im freien Felde lagernden Schwadron begeben haben.

Zagloba gebot nun sofort, nach dem Lager zu fahren, allein auch dort fanden sie nicht einen einzigen, der ihnen eine bestimmte Auskunft hätte geben können. Umsonst hielten sie auch an allen Herbergen in der Dlugastraße an, umsonst fuhren sie nach Praga, die Nacht brach an, und da an ein Unterkommen in einem Gasthause nicht zu denken war, mußten sie sich auf die Heimfahrt machen. Tiefe Niedergeschlagenheit hatte sich aller bemächtigt. Basia weinte einige Zeit hindurch, der fromme Truchseß betete inbrünstig, und selbst Zagloba war sichtlich beunruhigt. Nichtsdestoweniger bemühte er sich fortwährend, heiter zu erscheinen und die andern zu trösten.

»Ha, wir sind alle so betrübt,« meinte er mit einemmale, »und vielleicht ist Michal schon wieder zu Hause.«

»Oder tot!« warf Basia schluchzend ein, um dann händeringend und stöhnend auszurufen:

»Schneidet mir die Zunge ab! Mich trifft alle Schuld, mich trifft alle Schuld! O Jesus! Ich werde noch verrückt!«

»Still, Kind, still!« ließ sich nun Zagloba vernehmen. »Deine Schuld ist es nicht allein. Und zudem glaube mir, wenn einer von den Beiden getötet wird, so ist es sicherlich nicht Michal.«

»Ich gräme mich aber auch um den andern. Wir haben seine Gastfreundschaft schön belohnt, das muß man schon sagen. O Gott, o Gott!«

»Das ist richtig!« bemerkte jetzt Herr Makowiecki.

»So schweigt doch, zum Teufel, endlich einmal davon, Ketling ist sicherlich jetzt schon näher bei Preußen als bei Warschau. Ihr habt ja gehört, daß er schon in der Frühe seine Reise antreten wollte. Ich hoffe zu Gott, daß selbst ein Zusammentreffen der Beiden keine schlimmen Folgen nach sich ziehen wird. Sie werden sich ihrer alten Freundschaft erinnern, sie werden der Dienste gedenken, die sie sich gegenseitig erwiesen haben. Steigbügel an Steigbügel sind sie oftmals dahingeritten, auf einem Sattel haben sie geschlafen, gemeinsam zogen sie auf Streifzüge aus, in das gleiche Blut tauchten sie ihre Hände. In dem ganzen Heere war ihre Freundschaft so bekannt, daß Ketling, seiner Schönheit halber, das Weib Wolodyjowskis genannt wurde. An all dies werden sie sich erinnern, sobald sie zusammentreffen, anders ist es gar nicht möglich.«

»Zuweilen pflegt es aber doch vorzukommen,« sprach nun der kluge Truchseß, »daß sich gerade die innigste Freundschaft in den glühendsten Haß verwandelt. So wurde beispielsweise in meiner Heimat Herr Ubysz von Herrn Deyma im Zweikampfe getötet, nachdem die Beiden zwanzig Jahre hindurch in größter Eintracht gelebt hatten. Wenn Euer Liebden wünschen, kann ich Euch jede Einzelheit jenes unglücklichen Vorganges schildern.«

»Wenn ich ruhigeren Gemütes wäre, würde ich Euren Worten ebenso gern Gehör schenken, wie ich den Worten meiner gnädigen Wohlthäterin, Eurer Liebden Ehegemahlin, lausche, die ja auch die Gewohnheit hat, auf jede Einzelheit einzugehen, ohne dabei die Genealogie außer acht zu lassen. Mir geht aber jetzt beständig im Kopf herum, was Euer Gnaden über Freundschaft und Haß gesprochen haben. Der Himmel verhüte es, der Himmel verhüte es, daß sich Euer Gnaden Worte auch in diesem Falle bewahrheiten mögen.«

»Also der eine war Herr Deyma, der andere Herr Ubysz! Beide würdige Männer und Kriegsgefährten ...«

»Sieh da! Sieh da!« rief Zagloba in düsterem Tone, »doch vertrauen wir auf die Barmherzigkeit Gottes. Vielleicht wendet sich noch alles zum Guten. Ist dies aber nicht der Fall, dann ist Ketling ein toter Mann.«

»Welch ein Unglück!« ergriff nach kurzem Schweigen der Truchseß wieder das Wort. »Ja, ja! Deyma und Ubysz! Als ob es heute wäre, erinnere ich mich noch an alles. Und bei ihnen handelte es sich auch um ein Weib.«

»Immer und ewig diese Frauenzimmer!« brummte Zagloba. »Die erste beste, welche Dir in den Weg tritt, giebt Dir etwas auf zu raten, an dem Du Dir die Zähne ausbeißt!«

»Euer Gnaden dürfen Krzysia nicht beschuldigen!« rief nun plötzlich Basia.

»Wenn sich nur Michal in Dich verliebt hätte,« meinte nun Zagloba, »dann wäre alles anders gekommen.«

Unter derartigen Gesprächen fuhren sie schließlich wieder vor dem Landhause vor. Aller Herzen pochten freudig beim Anblick der erleuchteten Fenster, hofften doch alle, Wolodyjowski werde zurückgekehrt sein.

Allein sie wurden nur von der Frau Truchsessin empfangen, die sehr beunruhigt, sehr bekümmert dareinsah. Kaum erfuhr sie aber auch noch von der Fruchtlosigkeit aller Nachforschungen, so stürzten ihr die Thränen aus den Augen, und sie klagte laut darüber, daß sie ihren Bruder wohl nicht mehr wiedersehen werde. Basia fing sofort auch wieder zu jammern an, und sogar Zagloba konnte seinen Kummer nicht länger verbergen.

»Morgen fahre ich in aller Frühe nochmals in die Stadt, aber ganz allein,« erklärte er schließlich, »vielleicht gelingt es mir, doch noch etwas zu hören.«

»Zu Zweien wird uns das leichter werden!« meinte der Truchseß.

»Nein! Euer Liebden mögen bei den Frauen bleiben. Wenn Ketling noch am Leben ist, werde ich es Euch wissen lassen.«

»Allmächtiger Gott! Gerade in der Behausung dieses Menschen müssen wir aber auch noch wohnen!« rief Herr Makowiecki aus. »Morgen wollen wir uns unbedingt nach einer andern Unterkunft umthun, und können wir kein Gasthaus ausfindig machen, so bleibt uns nichts anderes übrig, als Zelte aufschlagen zu lassen. Hier dürfen wir nicht länger bleiben.«

»Wartet vor allem Nachrichten von mir ab, sonst könnte es geschehen, daß wir uns auch wieder aus den Augen verlieren!« bemerkte Zagloba. »Ist Ketling gefallen ...«

»Bei den Wundmalen des Erlösers, nicht so laut, Euer Gnaden!« bat Frau Makowiecki. »Die Dienerschaft könnte etwas hören und es Krzysia mitteilen, und Krzysia weiß sich so kaum mehr zu helfen.«

»Ich gehe zu ihr!« erklärte nun Basia und führte unverweilt ihr Vorhaben aus, die andern in tiefer Sorge, in tiefer Angst zurücklassend. Kein Mensch im ganzen Hause schloß ein Auge. Der Gedanke, Ketling könne vielleicht jetzt schon eine Leiche sein, erfüllte die Herzen mit Schrecken. Dazu kam noch, daß die Luft immer schwüler, immer drückender ward, bis schließlich der Donner dumpf grollte und grelle Blitze das Firmament erleuchteten. Gegen Mitternacht raste der erste Frühlingssturm über die Erde, und selbst die Dienerschaft fuhr aus dem Schlafe empor.

Krzysia und Basia kamen aus ihrer Stube in das Speisezimmer herab, wo sich dann die ganze Gesellschaft zusammensetzte und entweder laut betete, oder immer wieder in tiefes Schweigen versank, nachdem bei jedem Donnerschlag die Worte gesprochen worden waren: »Und das Wort ist Fleisch geworden!«

Und der Wind pfiff und sauste, und es war zuweilen, als ob man Pferdegetrabe vernehme. Dann aber sträubte sich das Haar auf dem Haupte Basias vor Schrecken, dann ergriff tödliche Angst die Herzen des Herrn und der Frau Makowiecki, das Herz Zaglobas, fürchteten sie doch jeden Augenblick, die Thüre werde sich öffnen, und Herr Michal, mit Ketlings Blut bedeckt, eintreten.

Zum erstenmale fühlten sich diese Menschen durch die Erinnerung an den Freund, an den gewöhnlich so sanften Wolodyjowski, dermaßen bedrückt, daß der Gedanke an ihn sie mit Grauen erfüllte.

Da indessen die Nacht verfloß, ohne daß irgendwelche Nachricht von dem kleinen Ritter eingetroffen wäre, machte sich Herr Zagloba mit Tagesanbruch zum zweitenmale auf die Fahrt nach der Stadt. Der Gewittersturm hatte allgemach nachgelassen.

Den ganzen Tag hindurch lastete schwere Unruhe auf den Zurückgebliebenen. Basia saß bis zum Abend entweder am Fenster oder vor dem Thore, den Blick auf die Straße gerichtet, auf der Herr Zagloba zurückkommen mußte.

Die Dienerschaft machte inzwischen auf Befehl des Herrn Truchseß alles zur Uebersiedlung bereit, eine Beschäftigung, über die Krzysia die Oberaufsicht führte, da sie dadurch in den Stand gesetzt ward, sich stets in einer gewissen Entfernung von Herrn und Frau Makowiecki und von Herrn Zagloba zu halten.

Denn wenn auch Frau Makowiecki in Gegenwart Krzysias den Namen ihres Bruders nicht in den Mund genommen hatte, so bestärkte eben diese Thatsache das junge Mädchen in der festen Ueberzeugung, daß alles an den Tag gekommen war. Nein, Krzysia zweifelte nicht mehr daran, Herrn Michals Liebe für sie, ihr heimliches Verlöbnis mit ihm, ihr plötzlicher Treubruch war offenbar geworden. Mußten sich aber nicht dadurch all die tief verletzt fühlen, die Herrn Wolodyjowski so nahe standen? Diese Empfindung drückte die arme Krzysia schwer darnieder! Ach, welch warmer Freundschaft hatte sie sich verlustig gemacht, allein, abseits von allen wollte sie ihre Leiden tragen.

Schon gegen Abend waren die Reisevorbereitungen derart getroffen, daß man nötigenfalls sofort hätte aufbrechen können. Herr Makowiecki wollte indessen noch Nachrichten von Zagloba abwarten. Das Abendessen wurde aufgetragen, allein niemand zeigte Lust, demselben zuzusprechen, und wieder schlich der Abend dahin, eintönig, traurig, und so still, daß man das Ticken der Uhr hörte.

»Gehen wir alle in das Gesellschaftszimmer!« ergriff schließlich Herr Makowiecki das Wort, »es ist unerträglich, hier länger zu sitzen.«

Dieser Aufforderung wurde sogleich Folge geleistet, kaum hatte man indessen Platz genommen, noch war niemand im stande gewesen, ein Wort zu sprechen, als von außen Hundegebell ertönte.

»Es fährt ein Wagen vor!« rief Basia.

»Das muß jemand Befreundetes sein, sonst würden die Hunde nicht in solcher Weise bellen!« bemerkte die Frau Truchsessin.

»Still! still!« gebot deren Gatte. »Jetzt hört man deutlich Wagengerassel!«

»Still!« ließ sich nun auch Basia wieder vernehmen, »es ist kein Zweifel, der Wagen kommt immer näher ... kein anderer ist's, wie Herr Zagloba ...«

Basia und Herr Makowiecki sprangen auf und eilten hinaus, die Frau Truchsessin aber blieb, trotz heftigen Herzklopfens, bei Krzysia zurück, um nicht auch noch mit ihrem Forteilen darzuthun, welch wichtige Nachrichten man durch Herrn Zagloba erwartete.

Das Wagengerassel jedoch wurde immer vernehmbarer, um dann mit einemmale gänzlich aufzuhören. Laute Stimmen ertönten in der Halle, und wenige Augenblicke darnach stürmte Basia gleich einem Orkan und mit einem solch veränderten Gesichtsausdrucke in das Gemach, als hätte sie ein Gespenst gesehen.

»Basia, was ist Dir? Wer ist gekommen?« fragte Frau Makowiecki erregt.

Doch bevor Basia fähig war, eine Antwort zu erteilen, öffnete sich die Thüre, und herein trat zuerst der Truchseß, dann Wolodyjowski und schließlich Ketling.


 << zurück weiter >>