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Ein ausgegeben Kind

Er war ein ausgegeben Kind, kaum siebenjährig.
Ein jeder stieß ihn, und Verachtung traf
Sein schutzlos Haupt mit harten Keulenschlägen.
Kein Mutterherz war ihm Asyl, und keine Liebe
Küßt ihm die scheuen Tränen von den Wangen:
Sie ruht ja lange, und mit Seufzen nahm sie
Den Vaterlosen als ein hart Geschenk. –
Von früh bis spät trabt er in heißer Frone
Und erntet doch kein Wort, das ihn belohnte.
Er lebte, aus dem Einsamsein geboren,
Ein Innenleben, wie die Lilie zart,
Das tiefe Lust und tiefen Frieden trug:
Die Blumen, von der Sonnenglut verödet,
Labt er am Abend, ob man auch ihn höhnte,
Er lächelt froh, wenn ihre Häupter sich
Nun wieder strahlend aus dem Staube hoben
Und strömten Duft und zitterten vor Glück.
Er wußte es: Das ist ihr süßer Dank!
Die Ranken band er, die der Sturm zerschlagen.
Die Schmetterlinge, deren Taumelflug
In nassen Gräsern notvoll sich verstrickte,
Erlöste er und ließ sie wieder gaukeln
Und wußte nur: Die danken, danken dir.
Und wo ein Tier gequält von roher Hand:
Er stürmte hin und fing die Zorneswucht
Der Streiche auf – er konnt' es eher tragen.
Die Hündlein folgten ihm und leckten
Die Hand ihm, also war ihr stummer Dank.
Und traulich schnurrend schmiegten um sein Knie
Die Kätzchen sich: Sie mußten ihm ja danken. –
So lebte er, von Schmähen überschüttet,
Ein reiches Leben, drin das Mitleid König,
Das keine Kronen, aber Blumen trägt.
Der Kreaturen Heiland, dürstet er,
Mit Liebesmacht erbarmend zu erlösen,
Was seufzend seine Arme nach ihm reckte. –
So ging ihm Jahr auf Jahr, sein Haar erbleichte,
Doch seine Liebe wurde immer reicher.


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