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Blanda Brandini

Die Mondglut geistert hocherfüllt
Mit ihrer vollen Scheibe Pracht.
Zum blassen See steigt unverhüllt
Die rosenschöne Juninacht.
Wie zauberbleich die Wasser sind,
Die um zwei Parkgesäume rollen,
Als ob sie einem schönen Kind
Die nackten Glieder kühlen wollen.

Wie drüben in des Ufers Nacht
Ein regsam Weben schleichend glimmt
Eine Welle ist emporgewacht,
Die bis ans andre Ufer klimmt.
Und mit der Welle schwimmt's herzu,
Von rabenschwarzem Haar umhangen –
Ha! Zeno Pratoy. du bist's, du!
Blanda Brandini harrt mit Bangen!

Die wunderschöne! Wie fast nie
Ein Weib die Erde überschritt.
Die Luft ward an ihr Melodie,
Und alle Blumen wollen mit. –
Ihr kaltgewordnes Bett ist leer.
Der Gatte schläft, die Stirn in Falten.
Es ist beinah, als träumte er,
Wie zwei sich in den Armen halten. –

Den ganzen Sommer schlug die Glut
Die Nächte in ein rotes Kleid.
Der See lag wie in einer Flut
Zu aufgehäufter Seligkeit. –
Es schwimmt! Es kommt! – Da zerrt ein Knall
Die Luft vom See wie eine Decke.
Es scheint nur, als ob vor dem Schall
Der Schwimmer hart zusammenschrecke.

Ein Wirbel bäumt – er schwimmt nicht mehr!
Der Schlamm hat ihm den Mund verspült,
Hat ihm – es trank an Blut sich schwer –
An Blandas Statt das Haar zerwühlt. –
Blanda ward Stein. Und sagt kein Wort.
Das Ungeheure liegt begraben.
Sie schleppt sich steif wie Puppen fort,
Die angeleimte Glieder haben. –

Da spukt der Park! Da spukt das Haus!
Die Treppe lebt! Die Diele kracht!
Den Schloßherrn packt Gespenstergraus,
Den Furcht schon oft zum Narrn gemacht. –
Es gelbt die Haut, es zehrt am Mark,
Die Diener werden feige Memmen.
Um Mitternacht im tiefsten Park
Tropft Weinen von den Rüsterstämmen.

Der Nebel windet schemenweiß
Und schleicht sich her zum Schloßportal.
Dem Schloßherrn friert das Blut zu Eis
Inmitten der Gespensterqual. –
Einst fuhr den Fischern hart vorbei
Ein leerer Kahn mit wildem Stieben.
Der rauhen Fischer Schreckensschrei
Ist im Geröhricht hangen blieben. –

Die Sturmfaust quirlt den See zu Schaum.
Die Wipfel vor Entsetzen schrein.
Da starrt, als wär's im Sterbetraum,
Eine Weiße in den Gischt hinein.
Ein Schwimmer kämpft sich aus der Flut –
Und beide bindet ein Umschlingen! –
Ein Gutsknecht sah's. Mit wirrer Glut
Kommt er die Mär zum Schloß zu bringen.

Der Schloßherr riegelte sich ein.
Sein Haar ward Schnee. Sein Fleisch verfällt.
Dis das Gespenst in stummer Pein
Mit ihm die letzte Rechnung hält.
Zerfetzt die Stirne lag er da.
Blanda lacht gell, die rachesatte –
Was an Gespensterspuk geschah,
An ihr den Bühnenmeister hatte!


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