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Die roten Nelken

Die Lose fliegen in einen Hut. –
Nun zieht! Wen's trifft, der treffe gut
Und tilge das junge Tyrannenblut!

Einen schmalen Burschen lost's. Der blaßt.
Da haben alle die Mützen gefaßt:
Glücklicher, daß du's gezogen hast! –

Als Gärtnerbursch geht er aufs Schloß
Und hält sich zu dem Dienertroß.
Tod gilt's dem jungen Königssproß!

Das Kind mit seiner Wärterin
Geht still und blaß im Garten hin.
Keine Kindesrosen trägt sein Sinn.

Ein Fremdsein ward in das Kind getan.
Es spricht und sieht keinen Gärtner an –
Zum neuen Burschen geht es heran.

Der hatte von Nelken ein weißes Beet,
Wie Schnee auf braunen Schollen steht –
Das Kind fragt, wie's den Nelken geht.

Und jeden Tag kam das bleiche Kind.
Seine ernsten Augen sonnen sind,
Sein zwitschertönig Fragen beginnt. –

Dann kam ein Brief: »Bist du bereit?
Was zögerst du? Es war schon Zeit!
Tu's rasch! So schwurst du deinen Eid!« –

Und es zögert sich Tag zu Tag heran.
Da kommt das rohe Befehlswort an:
»Bis morgen hast du die Tat getan!« –

Und wie er bei seinen Nelken steht,
Das Kind mit Freuden auf ihn geht,
In seinen Locken der Kosewind weht.

Und gibt ihm ein Röslein, das brennend loht,
Und lächelt. – Ein Schuß! – Der Gärtner ist tot. –
Da weint das Kind, daß die Nelken so rot.


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