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Vorwort zur dritten Auflage

Die neue Auflage ist wieder stark verändert worden. Im wesentlichen sind es Erweiterungen. Ein Aufsatz (über Max Beckmann) ist weggeblieben; hinzugekommen sind sowohl Aufsätze über Hans Purrmann, E. L. Kirchner und Oskar Kokoschka, wie auch zwei Abhandlungen grundsätzlicher Natur über »Qualität und Gesinnung« und über den »Modernen Kolorismus«. Der Text der andern Aufsätze ist durchgearbeitet und zum Teil ergänzt worden.

Es ist nicht Zufall, daß dieses Buch von Auflage zu Auflage Veränderungen erfährt. Charakteristiken von Künstlern, die noch leben oder eben gestorben sind, die zum Teil erst seit einem Jahrzehnt in der Öffentlichkeit stehen, können nicht wohl endgültig sein. Die Wertung schwankt naturgemäß, und es ist das beste, dem vertrauenden Leser offen zu zeigen, wie sie bemüht ist, sich endgültig zu orientieren.

Die Länge oder Kürze der einzelnen Abhandlungen darf nicht zu der Meinung verführen, es solle damit ein Grad der Schätzung ausgedrückt werden. Diese Arbeiten sind zuerst in der Zeitschrift »Kunst und Künstler« erschienen, der Umfang ist in den meisten Fällen von redaktionellen Bedürfnissen diktiert worden. Auch stehen die Aufsätze nicht in einem festen Verhältnis zueinander. Es mag vorkommen, daß von einem bedeutenden Künstler scheinbar kälter gesprochen wird, als von einem weniger Begabten. Wer genau zusieht, wird aber finden, daß der größere Künstler dann wie selbstverständlich vor den Hintergrund einiger Jahrhunderte gestellt worden ist, während der kleinere nur vor dem Hintergrund einiger Jahrzehnte steht. Ein gerechter historischer Ausgleich ist nicht versucht worden, das Bedürfnis und die Empfindung der Stunde hat nicht selten den Ton temperiert; dafür ist eine innere Einheitlichkeit erstrebt und wie ich glaube auch erreicht worden. Nur bleibt diese Einheitlichkeit in mancher Beziehung latent. Sie ergibt sich aus dem unerschütterlichen Streben, Klarheit zu gewinnen über die vielfältigen und scheinbar widerspruchsvollen Äußerungen des modernen Talents, sie beruht auf der Einheitlichkeit der Persönlichkeit. Endlich darf auch der Umstand, ob ein Künstler überhaupt in diesem Buch aufgenommen worden ist, keineswegs als eine Tat kritischer Berechnung aufgefaßt werden. Das Buch soll in keiner Weise eine Rangliste sein.

Es besteht die Absicht, in absehbarer Zeit einen zweiten Band mit ähnlichen Charakteristiken moderner Künstler folgen zu lassen.

Sommer 1921
Karl Scheffler


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