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Am fünfzehnten November wurden wir beide mit der dringenden Einladung bedacht, die es den Staatsgewalten aller Länder erlaubt, irgendwen aus seiner Wohnung oder von der Straße fortzuholen und hinter Gitter zu setzen; nicht, weil ihm rechtlich ein Urteil gesprochen ist, sondern weil er nach dem Wunsch einer Beschuldigung verurteilt werden soll, wird er vorläufig schon in einen Käfig eingesperrt. Der meine waren die Carceri nuovi in der Via Giulia, von den schlimmsten Papstzeiten her berüchtigt und seitdem nicht gerade modernisiert. Man kommt durch ein Portal hinein, das einen Blick in einen sonnigen Hof hat; auch wird man aufmerksam und mit einigem Umstand empfangen durch Beamte, die in Leinen gekleidet sind; wenn man aber einmal durch den kleinen Hof in den dunklen Gang dahinter gekommen ist, wo rechts und links wie für wilde Tiere die gemauerten Käfige sind, und wenn sich erst hinter einem die Tür geschlossen hat, die nicht mehr aufgeht, bis ein neuer herein kommt – das Essen wird durch eine Klappe in Näpfen herein geschoben – wenn man sich erst daran gewöhnt hat, wie der dumpfe Schritt der Wache durch das Gemurmel der zwanzig Zellenbewohner als Takt in die Flut der rastlosen Gedanken eingeht: dann schwinden die letzten Eindrücke von der Sonne draußen an den Hauswänden, den Menschen und Wagen auf der Straße, wie wenn man durch einen Tunnel in die Erde hinein gefahren wäre.
Das letzte ziemlich, was ich von Rom gesehen hatte, war der Giordano Bruno auf dem Campo di Fiore, wie er zwischen den Gemüseweibern an der Stelle stand, auf der sie ihn vor dreihundert Jahren verbrannt hatten. Die Einweihung der Statue im Juni war ein großer Spektakel mit mehr als zweitausend Fahnen gewesen; ich war selber mitgezogen. Nun saß ich wie er in dem alten Papstgefängnis, und keiner von den zweitausend Fahnenträgern der modernen Freiheit war mächtig genug, mir ein Zipfelchen davon zu bringen. Der Untersuchungsrichter sagte mir freilich, daß die Sache mehr lächerlich als gefährlich wäre, weil ich der Unterschlagung von tausend Franken beschuldigt würde; es schien mir auch nicht möglich, den Karl Stauffer deshalb gleich mit Dieben und Straßenräubern einzulochen, aber vorläufig saß ich in denselben Mauern mit ihnen, und bis mein Bruder Eduard aus Biel herreisen und die Freilassung bewirken konnte, war mir die erste Woche beigebracht.
Als ich den lieben Kerl dahatte, der seinen Bruder nun im römischen Kerker wiedersah und den Sekretär Rochette von der Gesandtschaft dazu, der mich um meiner freundschaftlichen Beziehungen zum Minister willen stets mit Respekt begrüßt hatte und nun schweigsam daneben stand: da hatte ich Grund genug, an die Warnungen der Mutter zu denken. Die Tränen traten mir doch in die Augen, obwohl ich mich halten wollte; die acht Nächte hatten mich mürbe gemacht in dem gemeinen Loch, wo die Luft schon unerträglich stinkend und alles glitschig wie Seife war von Schmutz. Ich kam aber auch den nächsten Tag noch nicht frei, nur daß mein Bruder mir etwas zu lesen bringen durfte, Grimms Märchen und Eckermanns Gespräche mit Goethe, jedoch kein Papier zum schreiben. Das ging so eine Woche in böser Ungewißheit fort, bis ich endlich erfuhr, daß eine neue Anklage meiner Freilassung im Weg stand. Und nun war alles nur eine Spielerei gewesen, bevor der Ernst kam. Denn daß ich, der Karl Stauffer, jemand um tausend Franken beschwindelt haben sollte, war ein häßlicher Spaß; aber daß ich eine Geisteskranke vergewaltigt hätte, und daß die Lydia im Irrenhause festgehalten wurde: das war nur durch den Richterspruch zu lösen. Jetzt hieß es, um ihretwillen mannhaft zu sein und zu ertragen, was auch käme; denn daß es lange und bitter werden würde, sah ich deutlich kommen.
Doch hatte auch diese neue Wendung eine Hoffnung bei sich: weil das Verbrechen in Florenz begangen sein sollte, mußte ich dahin befördert werden, wo ich mir – von der Schweizer Gesandtschaft fern – mildere Richter erhoffte. Aber mit Verbrechern geht es wie mit dem Schlachtvieh; ich mußte abwarten, bis der Transportwagen nach Florenz gefüllt war. Darüber ging es in den Dezember und die Weihnachtszeit kam heran. So Tag für Tag erwachen zwischen stets den selben Mauern, wenn die Augen morgens nach wildem Schlaf die Sonne suchen, auf faulen Holzgestellen liegen Nacht für Nacht und tagsüber die tausend Sekunden in den Schläfen klopfen hören: da hatte mein ruheloser Geist – von aller Händearbeit befreit – gründlich Gelegenheit, sich selber abzusuchen. Weil ich zu lesen nicht immer aushielt, und weil mir die Gesellschaft nicht traute, in die ich zwangsweise geraten war, fing ich wieder an zu schreiben; auf die Ränder meiner Bücher, wie mirs einfiel. Aber nun warens keine Briefe mehr an die Lydia und auch keine Kunstepistel; von den Märchen war es wohl gekommen, daß mir aus der Jugend Verse herwehten. Wie wenn mich die Kunst noch einmal mit einer neuen Leidenschaft durchrütteln wollte, warf sich mein wunder Geist auf diese Dinge. Ich brauchte nicht wie früher die Reime mühsam zu suchen, ich war wie einer von den sumpfigen Brunnen, wo aus dem braunroten Boden die Blasen quellen, so Tag und Nacht brodelte das in mir; aus träumen und wachen schrieb ich die Bilder auf die weißen Bücherränder, bis sie bedeckt mit Niederschriften waren. Und so wild verbiß ich mich darin, daß mir die Wochen schneller als die ersten Tage vergingen.
Dann kam der Nachmittag, wo ich auf Königs Kosten nach Florenz reisen konnte; aber eine Lustfahrt war es nicht. Ich bekam das an die Hände, was sie im Gefängnis des Königs Handschuhe nennen, eiserne Handschellen nämlich; so sah ich zwar nach grausigen Wochen den blauen Himmel wieder, aber so an einer Kette mit sieben Schwerverbrechern durch die Gaffer gezogen werden, das beeinträchtigte den Genuß.
Ich hoffte, mit dem Nachtzug fortzukommen; doch kamen wir nur ins Transit, um da gesammelt und für die einzelnen Routen eingeteilt zu werden. Es war ein schwarzer Steinkäfig, der statt der Fenster kaum handbreite Luftspalten hatte, mit steinernen Pritschen rechts und links, auf denen niemand schlafen, nur sitzen und die Nacht abwarten konnte. Wie dann die Tür aufging und noch dreiundzwanzig – ich habe sie gezählt – noch dreiundzwanzig Strolche zumteil in fürchterlichen Lumpen herein gelassen wurden, daß wir uns bedrängten, wie die Hühner an den Bahnstationen in Körben verpackt herum stehen, nur daß sie überall den Schnabel noch durch die Stäbe in die frische Luft stecken können, hier aber waren klebrige Mauern, die seit Jahrzehnten nichts beherbergt hatten als solches Raubgesindel: da verging meiner Hoffnung der letzte Stolz. Denn als im grauenden Morgen sich mein Nachbar zur linken gähnend nach mir umdrehte, wieviel Jahre ich gefaßt hätte? konnte ich nicht schweigen vor dieser Brüderschaft. Und du? – Er hatte um ein paar Franken seine Mutter am Hals erwürgt und grinste noch und ging nun zwanzig Jahre auf die Galeere, wie er sagte. In dieser Morgenstunde erfuhr ich, daß mein Leben verloren war; denn wen es so tief in den Schlamm getaucht hat, den läßt man nicht mehr rein werden.
Am Morgen wieder zu acht Mann an einer Kette, zu zweien rechts und links verschränkt, den ganzen Bahnhof entlang durch den gaffenden Strom der Bädeckerreisenden, bis an den Wagen, der mit achtzehn Zellen für solche Fahrten nicht zur Bequemlichkeit der Passagiere eingerichtet und mir doch schon eine Erlösung war. Denn so schmal das Gitterfenster blickte, es konnte nicht verhindern, daß meine Augen einen Streifen der Landschaft vorüber ziehen sahen; die frischere Luft und daß ich die Bewegung der Räder in meinem Körper spürte, auch daß der Brigadier menschlich zu mir war, genügte schon, daß sich die Hoffnung zu mir auf die schmale Holzbank setzte. Und als wir endlich am späten Abend in Florenz ankamen und in den Hotelwagen der Carceri Muratti umgeladen wurden, als wir unter dem lustigen Peitschenknall des Kutschers – was kümmerte den die Stimmung seiner Passagiere – am Dom vorüber fuhren, dessen Marmorplatten noch den vergangenen Tag auszuleuchten schienen, als ich endlich eine Zelle für mich bekam mit einem Gitterfenster, durch das ich Santa Croce und Santa Maria del Fiore dunkel in dem dunstig erhellten Himmel sah: da war fast weniger Mißmut in mir als damals, wo ich mit beiden Taschen voll Geld durch schlechtes Wetter verstimmt zuerst diese Herrlichkeiten erblickte.
Ich habe in den Carceri Muratti noch sitzen müssen bis in den Januar. Obwohl der Prokurator mir gleich zugab, daß ich auf eine solche Anklage hin nicht eingekerkert hätte werden dürfen nach italienischem Gesetz, war es, wie wenn man einen ins Wasser geschmissen hat: ihn nicht hinein zu stoßen, wäre einfacher gewesen als ihn hinaus zu fischen. Doch bekam ich endlich Papier, große Bogen mit dem Gefängnisstempel; und was in Rom nur eine Art Verrücktheit gewesen war in meiner verfluchten Not, das wurde nun die selbe zähe Arbeit, wie wenn ich wieder an meinen Kupferplatten säße. Tag für Tag war ich nun bei den sauberen Bogen und machte einen Band Gedichte in Reinschrift fertig, all die Versstücke aus meinen Buchrändern zusammen suchend; und wenn nachts beim trüben Laternenlicht nichts mehr zu lesen war, lag ich manchmal bis in den Morgen, starrte in den Spinnenschatten der Laterne an der Decke und hämmerte mir schon einen Versvorrat für den nächsten Tag zurecht.
Wenn es auch nichts mit meinem Buch geworden ist, wie mit den Kunsttraktaten und so vielen stolzen Plänen nicht, so ist es doch ein Glück für mich gewesen, daß ich damals noch einen Dichter in mir fand, daß mir, als ich kein Modellierholz, keine Platten und keinen Pinsel hatte, eine Kunst zurhilfe kam, die ihre Modelle in der Erinnerung und alles Handwerkszeug in Worten der Sprache hat, die selbst eine Gefängnisdirektion nicht konfiszieren kann. Und weil ich nie, auch früher nicht, bei meiner Arbeit nach der Verwertung fragte, weil mir alles ein Kampf auf Tod und Leben wurde mit dem Gegenstand, den ich bezwingen wollte, und weil ich mich in diesem Kampf lieber zerrieb, als daß ich müßig ging: ist mir mein Band Gedichte, mit Bleistift auf Gefängnisbogen geschrieben, nicht einmal eine zu bittere Erinnerung.
Als aber endlich Sylvester kam, an dem ich viele hundert Menschen im Kreis der Ihrigen feiernd wußte, mit denen ich vormals fröhlich beim Punsch gewesen war, als ich selber in meiner Zelle nur die Glocken läuten hörte durch die vielerleuchtete Nacht: da packte mich die Angst, daß dies mein Schicksal bleiben könnte bis in den Frühling und noch länger, vielleicht mein ganzes Leben; so schrieb ich noch in der Neujahrsnacht den Zettel, der mich aus meiner Haft so einfach befreite, wie wenn alles nur ein Irrtum gewesen wäre.
Ich kannte den Bildhauer Adolf Hildebrand kaum, war nur für eine Stunde bei ihm gewesen, bevor die Lydia mit ihrem Gatten nach Florenz kam; so war es nicht die Freundschaft, die ich anrief. Aber nachdem mich alle Freundschaft am Portal der Carceri nuovi verlassen hatte, nachdem mir selbst die Meinigen nicht helfen konnten, weil die Mächte meiner Heimat die Feinde und Verfolger waren, mußten meine Hände nach dem Entfernten greifen. Als ich in der Nacht mit Tränen bedachte, ob denn nicht einen unter allen, die in Florenz Sylvester feierten, mein Schicksal rühren könnte, fiel mir der Mann in San Francesco da Paola ein, wie helläugig und sicher mir sein Wesen bei dem flüchtigen Besuch gewesen war. Der so frei und selbständig auf einer solchen Besitzung schalten konnte, mußte Geltung in der Stadt genug besitzen, mir zu helfen.
Als er meinen Zettel nach ein paar Tagen auf sonderbaren Umwegen erhielt, war er am Tor, um auszugehen und nahm ihn so dem Boten selber ab. Und weil bei ihm Einfall und Wesen nicht Schabernack spielten miteinander wie bei mir, sodaß sich auch die schwierigen Dinge bei ihm mit einer Geberde zu erledigen schienen, nahm er sogleich den Umweg über die Gefängnisdirektion, die ihn natürlich höflich empfing. So grausam es für mich ist, daß ich zwei lange Monate hindurch in schwerer Kerkerhaft gepeinigt wurde um einer Sache willen, die dieser Mann wie einen Einkauf im Vorbeigehen rasch erledigte: so dankbar muß ich ihm um der Gesinnung willen sein, aus der er dies und später, als er mich kannte, noch vieles andere für mich tat. Dreihundert Lire, das war die ganze Kaution, die man ihm abverlangte, dreihundert Lire, kaum genug, um einen Anhänger für eine Dame oder einen Spitzenumhang von geringem Wert zu kaufen. Dafür bin ich dem Ungeziefer italienischer Gefängnisse ausgeliefert und dafür ist mein Name aus der Liste derer gestrichen worden, vor denen man den Hut mit Achtung zieht.
Wem ich die Stimmung beschreiben sollte, in der ich mit dem blonden Hildebrand, dem die Augen blank vor Freude waren, zum erstenmal seit zwei Monaten wieder mit meinen Berner Beinen über die Straße ging, die Tagesluft einatmen und den Himmel sehen konnte, der damals freilich wie ein geflicktes Wolltuch über Florenz hing: der müßte wenigstens einen Tag und eine Nacht lang in einem dieser Löcher gesessen haben. Daß sich rasch wieder alles ins Leben verkehrte, daß mir die flüchtigen Minuten mit dem Hildebrand gleich wichtiger wurden als die überstandenen Kerkerstunden, das war wohl das Verhängnis meiner Natur, die immer noch ein Ziel erreichen wollte. Wie hätte ich denn wissen können, daß ich noch immer erst am Anfang dessen stand, was ein Mensch in seiner kurzen Lebenszeit erleiden kann.
Ich weiß nicht viel aus diesen Tagen; ich war meist draußen bei Hildebrands in ihrem Klostergarten, obwohl ich wieder in der Casa Nardini wohnte. Sie gingen nicht in meiner Pflege auf, weil ich in ihrem mit eigener Wichtigkeit erfüllten Leben doch nur ein Fremder war; doch ließen sie mich auch mit keinem Blick oder Wort den Hochmut fühlen, einem schlimm Verdächtigten beizustehen; denn ständig hing die Klage über mir, eine Irrsinnige vergewaltigt zu haben, und der Leumund, ein gestrauchelter Glücksritter zu sein. Daß sie neugierig auf ein Leben waren, wo sich mit zweiunddreißig Jahren schon die Achsen heiß gelaufen hatten, daß ich ihnen die Narben von den Handschellen zeigte und fast noch damit prahlte – wenn beides nicht mehr ist, Neugier der andern und eigene Gesprächigkeit, kommt erst das Ende, was ich noch bitter erleben sollte.
Ich war kaum aus dem Gefängnis befreit, als mich die Furcht anfiel, daß wieder wie damals in Rom Verfolger um mich wären. Solange ich bei den gütigen Menschen in San Francesco saß und ging, war ich behütet; nur wenn ich allein nach Hause durch die Straßen mußte, über den Ponte vecchio nach dem Dom hinunter, wo das Albergo Nardini lag, und immer wieder mir einer folgte und durch eine Seitengasse verschwand, sobald ich stehen blieb; wenn ich in meinem Hotelzimmer war, wo rechts und links von mir die Gäste nicht fortgingen, während sonst um diese Zeit die meisten Zimmer leer standen: ich hatte das Unmögliche zu bitter erlebt, um nicht argwöhnisch zu sein. So verschloß ich eines Tages heimlich die Nachbarzimmer und trug die Schlüssel in den Arno. Als ich abends wiederkam, waren beide Türen aufgesperrt und in einer stand ein schwarzgekleideter Herr mit einem Kneifer, der mich höhnisch anlächelte. Bei seinem Anblick überlief mich die Wut so, daß ich dem Menschen – wie damals in München dem Vollenweider – an die Kehle fuhr und ihn würgte. Sein Kneifer flog in Stücke, als ich ihn auf den Boden warf wie einen Sack, und der Kerl wäre mir auch krepiert, wenn nicht ein Zimmermädchen das ganze Haus zusammen geschrieen hätte. Mit Stöcken und Pistolen kamen sie; bis sie mich von ihm losbrachten, war mir der Rock in Stücken vom Leib gerissen. Wenn es auch viele gegen mich einen waren, endlich hatte ich doch einen meiner Peiniger in Händen und so hörte meine Raserei erst auf, als sie mich in der Zwangsjacke nach dem Narrenhaus von San Bonifacio gebracht hatten.
Da haben sie mir beigebracht, wie machtlos der Einzelne ist, wenn er sich mit Gewalt auflehnen will; sie hatten ein Brett mit Riemen, fest eingebaut: wenn man darauf erst festgeschnallt war, verging einem das Vergnügen an der Raserei von selber; man lag auf eine harte Art wieder in den Windeln, und wenn ich es auch erst mit Geschrei versuchte, stundenlang: kein Wärter kam, bevor ich nicht von selber still geworden war. Es wäre eine Roßkur für alle, die noch am eigenen Willen leiden, die jähen Gemütes sind und aufbrausen; man sollte in jedem Stadtviertel oder in jeder Straße ein solches Ding zum öffentlichen Gebrauch haben, dann würden die Streithähne bald matt gemacht. Wenn später nur das Geschrei der andern nicht gewesen wäre, diese fürchterlichen Töne von Männern stundenlang, als ob sie in Geburtswehen lägen: und immer die Erinnerung, an meine ersten Tage im Narrenhaus, wo ich selber so geschrieen hatte, weil ich noch glaubte, ein Mensch könnte mit seinem Willen an der Welt doch einen, seinen eigenen Schlüssel umdrehen.
Was ich sonst in San Bonifacio gelitten habe, dagegen kommen die Carceri nuovi und Muratti nicht auf; ich saß, weil keiner für mich eintrat und keiner den Meinigen Nachricht gab, zu Anfang in der dritten Klasse, und was das für ein Saustall war, glaubt keiner. Die Hälfte der Krankenkost stand den Wärtern als Hauptteil ihrer Löhnung zu, und wenn schon überhaupt nichts an die dritte Klasse verschwendet wurde, was sie für die Kranken übrig ließen, war so, als ob sie Hunde fütterten. So unsagbar eklig roch alles, daß mich der Hildebrand nach einigen Wochen halbverhungert und mit schneeweißen Haaren wiederfand.
Er war verreist gewesen und durch eigene Krankheit länger geblieben als er dachte, hatte mich in guter Laune geglaubt, bis er im Hotel erfuhr, was für eine Reise ich angetreten hatte. Er kam gleich zu mir, und wenn ihn vor dem Richter mein Rechtsfall warm gemacht hatte, war es nun mein armseliges Menschentum, dem er aufhalf. Er brachte mich in eine andere Klasse, gab den Meinigen Nachricht und war in allem der barmherzige Samariter für mich, der den Überfallenen in die Herberge brachte und – »so du mehr bedarfst, will ichs bezahlen, wenn ich wiederkomme«: auch das vergaß er nicht, als er, der andere Dinge zu tun hatte, mit seiner unbeirrbaren Ruhe wieder an die Arbeit ging. Ich habe auch in diesen Wochen keinen Freund an ihm gefunden; es war nichts von meiner verwüsteten Leidenschaft in ihm, er stand in seiner Kunst wie im Leben als einer da, der eine glückliche Erbschaft angetreten hat, der seine Sehnsucht nicht an die Sterne hängt, weil die warme Sonne sein Teil ist; aber er hat mir davon reichlich in den Schatten meines Narrenhauses gebracht, sodaß auch meine Tage wieder lichter wurden.
Ich nahm allmählich meine Gedichte wieder vor und mußte mich wundern, wie prahlerisch die großen Bogen beschrieben waren. Irgendwo war ein Hahn an meiner Kraft aufgedreht gewesen und aller Überfluß abgelaufen; ich hatte nur noch soviel, wie ein bescheidener Narr zum täglichen Leben braucht, und was vorher noch einmal eine Leidenschaft gewesen war, das wurde eine stille häusliche Beschäftigung. Sie gaben mir statt einen Bleistift Tinte und ein hartes rauhes Papier, das ich mir in Bögelchen faltete und mit einer vorsichtig kleinen Schrift beschrieb. Die großen Fantasien kamen mir nicht mehr, ich mochte sie auch nicht, die Tempel und Kirchenhallen, ich dachte viel an meine Heimat im Sensetal und wie ich da in meinem Knabenzimmer manchmal – wenn das Spiel auf der Gasse und im Wald vertobt war – auch so still bei meinen Blättern gesessen hatte. Zeichnen mochte ich nicht, was hätte ich auch zeichnen können? Die Wände von meiner Kammer? Die kläglichen Gesichter meiner Wärter? Aber so mit Worten an die Jugenddinge rühren, schien mir schön; so gab ich mich an die Laupenschlacht: wie sie der Vater beim Laupendenkmal erzählte, schrieb ich sie auf, schrieb auch den Tod von Bern und wurde allmählich wieder der Karl Stauffer von Neuenegg, nachdem ich wochenlang in meinen Fantasien der letzte Conradin von Stauffen gewesen war, der in Meersburg Abschied von seiner Mutter nahm und nun im italienischen Kerker auf das Fallbeil wartete.
Schließlich machte ich den ganzen Band meiner Gedichte, sorgfältig wie eine Schmetterlingssammlung, doch für den Druck zurecht, schrieb auch ein Vorwort in Versen dazu, und weil das so lustig war, die Leute für sich anzureden, noch eins zur zweiten und zur dritten Auflage.
Sie hatten einen Garten hinter der Anstalt, darin durfte ich mit dem ersten Frühjahr wieder spazieren gehn; ich mochte aber nicht, es machte mich müde, weil mir wie einem Kranken alles Mark der Knochenröhren ausgekocht war, weil mir aus den Düften immer wieder die gleiche Traurigkeit ans Herz flog, und weil mich die Mauern rundum bedrückten. Lieber saß ich am offenen Fenster – der Hildebrand hatte mir ein Zimmer zum Garten hin besorgt – sah über die Bäume und Dächer gegen Prato hinauf, wo die Berglinien das silbergrüne Tal mit einer blauschwarzen Kante einrahmten. Aus dem stolzen Conradino, der sich in Italien das angestammte Reich erobern wollte, war wirklich wieder der Knabe aus dem Sensetal geworden, nur daß er weiße Haare hatte.
Mitte März kam dann mein Bruder Eduard zum zweiten Mal, der liebe Kerl, und brachte den Doktor Vogt mit, einen Schwager vom Hildebrand, der den für ein paar Tage besuchen und dann mit uns Heimreisen wollte, nach Biel wir beide und er nach Bern, wo er praktizierte. Sie waren alle gütig, wie man gegen Kranke ist und sorgten auf der Fahrt für mich, die merkwürdig genug über Pisa an der Levante und ihren blauen Meerblicken vorbei nach Genua ging, wo wir eine Nacht blieben, in einem Schweizerhotel, das wie ein Pfarrhaus sauber und christlich war. Von da aus früh am andern Morgen über die Brücken und Viadukte im Polcéveratal hinauf zum Roncotunnel und dann hinunter in die Felsen der Bocchetta. Es ist mir eine Erinnerung an diese Landschaft in der Morgenfrühe geblieben, wie wenn wir aus dem neunzehnten Jahrhundert durch ein Wunder ins Land der Primitiven führen, das uns zu beiden Seiten mit seinen zackigen Bergen und dünnen Bäumen stand. Ich dachte mir auf Knabenart, wie die Menschen daständen und vor Staunen fast vergingen, daß wir vor ihnen so vorüber fuhren; ich lächelte bis auf die Stockzähne, aber als wir nach einigen Stunden schon über den Po und durch den rauchigen Bahnhof von Mailand gekommen waren und nun wirklich mit unserem Zug aus dem Mittelalter gegen das Altertum und die Urwelt der Alpen fuhren, mußten wir in Chiasso hinaus in die Wirklichkeit der Zollrevision.
War es die mißtrauische Schnüffelei dieser Beamten, ihre Uniform oder die schweizerischen Laute ihrer Sprache: mich überfiel die Furcht, daß sie mich aus Italien als Verbrecher heimholten ins Schweizerland, daß ich nur über die Grenze zu gehen brauchte und schon fingen die Leiden wieder an. Wenn mein Bruder mir nicht gütig von der Mutter gesprochen hätte, mit welcher Sehnsucht sie auf mich, ihren Ältesten wartete, ich wäre nicht mutig genug gewesen, die Grenze meiner Heimat, die mich dem italienischen Kerker ausgeliefert hatte, zu überschreiten.
So kamen wir an den beschneiten Gotthard und durch das große Loch hinunter nach Luzern an den verzipfelten See unserer Väter. Sie wollten mit mir da noch über Nacht bleiben, aber mich litt es nicht mehr, bis ich bei den Meinigen war; so fuhren wir noch spät nach Bern und mit dem letzten Nachtzug das kurze Stück nach Biel hinüber. Es war eine rauhe Frühlingsnacht, wie wir ankamen, das Mondlicht lief wie Sturzwellen übers Land, aber die Bäume waren noch kahl und der Sturm hing in den Kronen: kein Wetter mehr für mich, dem die letzten Herbststürme den Stamm schon aus der Wurzel gebrochen hatten. Sie hatte alle Pädagogik in den alten Sekretär geschlossen, sie war ein fließender Bach der Güte zu mir, die Mutter, der ich zu dem Kummer um den Vater in ihrem Alter auch noch die Schande ins Haus brachte, vor den Leuten ein Verbrecher zu sein. Nicht ein Wort bekam ich zu hören, daß nun all ihre Warnungen die bittere Bestätigung erhalten hätten, und wenn ich manchmal in ihren kummervollen Blicken etwas zu lesen glaubte, was daran erinnerte, war es mein Mißtrauen, das die Erinnerung aufweckte.
Merkwürdig aber blieb, wie ich in diesen Tagen rasch wieder in die Wirklichkeit eintrat; ich konnte auf den Wegen um Biel den Narren von San Bonifacio nicht weiterspielen; nun, wo ich bei der Mutter saß, sah ich gleich, daß ich der Knabe aus dem Sensetal nicht mehr war, sondern der Maler Karl Stauffer-Bern, dem die Liebe einer Frau so übel angeschlagen war. Aber die Frau lebte noch und saß, wie ich nun endlich erfuhr, noch immer zu Rom als geisteskrank im Manicomio; ich verstand nicht, wie ich so gutwillig mit den beiden über die Alpen gekommen war, wo sie auf meine Hülfe rechnen mußte. Da hielten mich zum zweitenmal die Bitten und die Tränen der Meinigen nicht mehr, als ich Anfang April kaum angekommen schon wieder die Romfahrt antrat. Ich nahm den Nachtzug über den Gotthard und reiste über Genua mit der Maremmenbahn in einem durch nach Rom; ich sah, wie der Frühling in Italien sich schon fast als Sommer breitmachte, während bei uns noch überall Schneefetzen in die Täler hingen. Das blaue Meer und die prangende Üppigkeit des Landes, zuletzt die Frühlingsweite der Campagna: das alles gab mir unmerklich meine Knabenstimmung wieder; doch war ein Jüngling daraus geworden, den die Heimat nicht ohne Absicht in die Welt aussandte. Was ich in fünf schrecklichen Monaten gelitten hatte, gab nur noch den wehmütigen Grundton zu einer Hoffnung ab, die zwar nicht überquellend aber doch mit neuem Mut ihre ersten sichern Schritte ging. Mir war die Liebe dieser Frau in den Schoß gefallen, aber als ich sie genießen wollte, hatte mich das Schicksal gelehrt, daß nichts im Leben geschenkt wird, auch solche Liebe nicht, daß alles irgendwie bezahlt sein muß. Nun hatte ich bezahlt, hatte fast ein halbes Jahr meines Lebens in Schrecklichkeiten zugebracht, war vor der Welt ein Geächteter geworden und hatte selbst meine Kunst geopfert. Wenn ich vor diese Frau trat, hatte ich gelitten wie sie, mit unsern Händen, unsern Blicken legte sich ein Schicksal ineinander, das uns beiden vorbestimmt gewesen war. So mit der Stimmung eines Ritters, der um die Liebe seiner Frau im Feld gelegen und in Verließen geschmachtet hatte: sah ich die Kuppel der Peterskirche aus dem matten Geleucht der fernen Dächer steigen und kam endlich als ein freier Mann in den Bahnhof hinein, den ich mit Handschellen an den Händen verlassen hatte.
Eine dunkle Mahnung hielt mich ab, in mein Atelier zu gehen, bevor ich das Schicksal der Frau erfahren hatte; wo sie zuletzt mit mir gewesen war, mochte ich nicht ohne sie sein. Ich blieb zaghaft im d'Azeglio dicht an der Bahn zum essen und schlief auch da zum erstenmal seit langem wieder eine volle Nacht. Des Morgens freilich trieb es mich schon früh herum; es war Gründonnerstag, der letzte Ölbergtag für Christus, bevor die strenggläubigen Juden an diesem Abtrünnling von der Lehre ihre und seine Mission erfüllten; es ist in Rom dann nicht wie sonst in der Welt, weil von hier aus seitdem Licht und Schatten über zwei Jahrtausende wechselten. Vor zehn Uhr konnte ich nicht bei der Direktion ankommen, so war ich schon drei Stunden lang durch die mir wohlbekannten Straßen gelaufen und fast müde, als ich in das Portal kam. Es war dem Eingang in die Carceri nuovi nicht allzu unähnlich, nur sauberer, und statt der Soldaten wachten bürgerlich gekleidete Menschen dort. Für einen Moment packte mich die Furcht der Erinnerung, dann war ich drinnen und stand vor meinem Schicksal:
Die Frau, die lieber bei den Landfremden in Florenz begraben liegen, als noch einmal ohne mich in der Heimat leben wollte, war seit vierzehn Tagen dahin abgereist, in der Gesellschaft ihres Gatten. Und als mein armer Geist sich nach dem ersten Schlag noch aufheben wollte und eine neue Gewalttat vermutete: Sie sei in heiterer Stimmung als gesund entlassen und wie es scheine, völlig ausgesöhnt mit ihrem Mann.
Es mag dem Leser, wenn diese Zeilen einmal einen solchen finden, vielleicht als ein gerechtes Romanschicksal vorkommen, was mir da geschah; mir fielen in Sekunden alle Träume ab. So stand die Wirklichkeit: sie war die Frau von diesem Mann und war es immer noch; dazwischen war ein Abenteuer mit einem Künstler gewesen, davon der arme Teufel die Zeche bezahlen mußte, indessen sie verjüngt durch die Affaire nun weiter die ordentliche Hausfrau spielte. Ich war kein Greis trotz meinen weißen Haaren, doch mußte ich die Leute um die Erlaubnis bitten, mich zu setzen; ich ruhte mich vor ihren Augen ein Viertelstündchen von meiner Ermüdung aus und ging dann höflich dankend hinaus – wie gut, daß man die Umgangsworte nicht selber machen muß, daß sie von selber fließen, auch wenn der arme Kopf längst ohne Wasser ist.
Jetzt einen Spaziergang auf dem Pincio, fiel mir bei, wo man die Aussicht über alle Dächer der ewigen Stadt hat; ich ging auch hin, obwohl die Häuser mit ihren Wänden hinter mir gegeneinander sanken, wo ich schritt. Auch die spanische Treppe kam ich hinauf mit ihren endlosen Stufen – was wird ein Berner Bursch nicht können, der im Oberland auf allen Bergen zuhaus ist – und oben sah ich dann in die Stadt, die garnicht wackelte, wie meine Sinne geglaubt hatten, die unbewegt mit ihren Türmen aufragte; unbewegt, wie auch die Menschen in Bern gewesen waren, die mich hämisch nach Rom reisen ließen, obwohl sie wußten, daß die Lydia nicht mehr dort und für mich viel bequemer zu erreichen gewesen wäre, wenn sie die Lydia noch war.
Der erste Schrecken bei diesem Schnitt war nicht das böseste gewesen, das Wundfieber brachte erst die Schmerzen; denn wie ich da oben stand und die Kuppel des Michelangelo sah, fielen mir alle Träume meiner Bildhauerei wieder bei, und wie ich als ein Einzelner das Herzblut der Bildhauerkunst hier hatte erneuern wollen. Ich sah das matt verstaubte Fenster meines Atelier nicht allzufern unter mir, und wußte nun, daß auf meinem Schmerzensweg die letzte und bitterlichste Station da unten wartete.
Ich zögerte nicht mehr, sie zu erleben, ging mit den Beinen, die ihren Dienst wie sonst verrichteten, den steilen Weg zur Piazza del Popolo hinunter und zum Atelier hinauf. Die Tür war kaum aufzubringen, wie wenn ihre Flügel sich ineinander gesenkt hätten, die Blendleinen waren zugezogen und der Staub wirbelte vor mir her, als ob ich ein Müller wäre. In der Mitte lag denn auch ein Häufchen Mehl, nur bröcklig und mit einzelnen Klumpen ins Zimmer gerollt. Wie an einem Wirthausschild hingen an der Armierung noch ein paar Brocken, von einem sprang ein Stückchen durch die Erschütterung ab und rollte mir zum Gruß entgegen: Das war mein Speerwerfer, an dem ich dreiviertel Jahr lang meine Kräfte gestachelt hatte wie niemals zuvor an einem Werk und der mir auch wie nichts zuvor gelungen gewesen war.
Da erst wußte ich, was diese Frau mir angetan hatte und was durch sie für immer verloren war; nicht nur mein Werk, das nun ein Haufen Ton für den Kehrbesen war, sondern auch meine Hände, die der Natur fast ein Sinnbild abgerungen und, um die Frucht so inständiger Arbeit betrogen, nicht mehr die Kraft hatten, noch einmal anzufangen.
Ich machte die Tür zu wie einer, der in Ruhe etwas überlegen will – wie seltsam, daß die Glieder für die Alltäglichkeiten gerade dann die treuesten Diener sind, wenn der Geist sie nicht mehr kommandiert – ich ging an den Schreibtisch und wischte mit der flachen Hand eine große Spirale auf die Platte, nahm ein Papier auf, was da lag: es war ein Zettel vom Domenico, vor Monaten geschrieben. Ich ging, die Blenden aufzuziehen und hörte kopfschüttelnd wieder auf, nahm fast neugierig ein Stück von dem zerbröckelten Ton in die Hand und zerrieb es, bis ich mich erinnerte und im staubgeschützten Verschlag den Adoranten fand. Er stand noch immer betend mit den Handflächen nach vorn, unmenschlich fremd für mich mit seinen hochgewölbten Augen. Irgend etwas rief mir zu, ihn auch zu zerstören; es kam mir vor wie eine böse Rachsucht und ich tat es nicht. Auf einem Stuhl lag ein Buch mit einem Zeitungsfetzen als Lesezeichen; es waren Goethes Gedichte und als ich dem Zeichen nachschlug, las ich die Verse, die ich meiner Mutter an meinem letzten Geburtstag abgeschrieben hatte:
»Schaff das Tagwerk meiner Hände,
Hohes Glück, daß ichs vollende.
Laß, o laß mich nicht ermatten!
Nein, es sind nicht leere Träume,
Jetzt noch Stangen diese Bäume,
Geben einst noch Frucht und Schatten.«
Nun war der Baum vertrocknet und konnte weder Frucht noch Schatten geben; ich hatte die rostigen Stangen der Armierung wie am Anfang. Sinnloser Zorn im Kerker, Verzweiflung, Raserei und Ermattung im Narrenhaus: all das war durch mich hingerast und schien mir doch wie überstandene Verdrießlichkeiten, als ich mit dem stillen Kummer dieser Einsicht vor meinem zerstörten Werk saß und Charfreitag feierte. Denn an diesem Tag ging ich nicht mehr ans Licht und auch am andern erst, als ich noch eine Nacht nicht mehr darin erleben wollte und mit der Dämmerung sacht mein Atelier abschließend diesen Platz meiner Niederlage und, wie ich glaubte, meine Kunst für immer verließ.