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Ich habe nie ein Weib gekannt, reizender als Gina Petrescu, die Bojarin.
An Gestalt ein Leopard – lauter Sehne und keine Knochen; Schultern eines kleinen Jungen, sie füllten die dünne Seidenbluse nicht; und dem Busen und Becken nach eine dreizehnjährige Keuschheit. Die Haut aber war haselnußbraun.
Auf diesem Körper saß ein bestialisch pikanter Kopf mit Augen von japanischem Lack und blauem Atlashaar.
Eines Tages schwelgten wir vor dem Caffé della città unter blühenden Oleandern, und Gina trank Schokolade; ich natürlich auch. Wir sprachen davon, daß ich immer dasselbe trinke wie sie, und ob das Absicht sei oder Zufall. – Ich sagte:
»Es ist Schicksal.«
Da kam, da kam eine Wespe geflogen.
Sie summte um Gina in drohenden Bogen, schoß auf mich los und kehrte um, brummte und kreiste – und plötzlich hielt sie mit vibrierenden Flügelchen am Rand meiner Schokoladentasse still.
Gina, der Leopard, auf der Lauer.
Da fiel die Wespe zappelnd in meine Tasse und wollte ersaufen.
Und die schöne Gina ... zog mit liebenswürdiger Selbstverständlichkeit eine Haarnadel aus ihren Flechten und angelte die Wespe geschickt aus meiner Schokolade.
– – – »Frau Gina, wie ist das? Herrscht bei Ihnen in Rumänien immer noch die interessante Sitte, daß die Kavaliere aus den Schuhen ihrer Damen trinken ...?«