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Was man jetzt verlangt

Das Institute of Patentees in London (»Gesellschaft der Patentinhaber« – 1500 Mitglieder – Präsident Lord Asquith) gibt ein großes Jahrbuch heraus: ›What's Wanted‹ – ›Was man jetzt verlangt‹ – eine Liste von Erfindungen, mit denen sich der ingeniöse Kopf besonders befassen sollte, Erfindungen, die zur Stunde sehr erwünscht sind. Der letzte Band des Jahrbuchs enthält 339 Nummern: eine Maschine, die Kraft gewinnt aus Ebbe und Flut; ein System, Schall in Energie zu verwandeln; kaltes Licht; Licht, das den Nebel durchdringt. Und dergleichen.

Ich muß den 339 Titeln etliche Dinge anfügen, die mir täglich fehlen:

Eine Vorrichtung, die mich verhindert, eilige Briefe auf dem Schreibtisch liegen zu lassen, statt sie auf die Post zu bringen.

Eine Methode, die Wachstumsfreude des Vollbarts nach der Glatze umzuleiten.

Zigaretten, die sich nicht mit dem brennenden Ende in den Mund stecken lassen.

Ein Werkzeug, um Boten, die man zu einer Besorgung ausgesendet hat, an die Heimkehr zu mahnen; – etwa eine Zwickzange; oder ein unschädliches, innerlich zu nehmendes Mittel zu diesem Zweck.

Apparat, der aus öffentlichen Telefonzellen den Vordermann gewaltsam vertreibt und zugleich die Zelle ventiliert.

Ein Aufhänger für Mäntel, der sich bis zu 1½ Meter dehnt, wenn ich mich im Eisenbahnabteil auf den Mantel setze.

Eine endlose Klosettpapierrolle.

Künstliche Hühneraugen, mit allen Vorzügen der natürlichen, aber schmerzlos.

Ein Hut, der gegen den Wind fliegt, mit Vierradbremse.

Ein fernlenkbarer Dackel.

Ein Gerät, das dem Gastwirt verwehrt, alte Hennen auf der Speisekarte für Brüsseler Poularden auszugeben.

Ein nettes Büchschen, das nicht Salz ausspeit, wenn ich meinen Kuchen mit Zucker bestreuen möchte.

Ein Taschenkalender mit mehrern Gehaltstagen im Monat.

Eine brauchbare Füllfeder.

Romane, broschiert, die sich nicht aufschneiden lassen.

Ein kleines witziges Lämpchen, um im Kabarett während der Vorstellung unauffällig das Abendblatt lesen zu können.

Am Hals tragbare Namensschilder für flüchtige Bekannte; mindestens aber eine gedruckte Tafel, die einen warnt, eben geschiedene Frauen nach dem Befinden ihres Herrn Gemahls zu fragen.

Ein Soufflierdings, das einem etwas Passendes einsagt, wenn sie wissen möchte, wo man gestern zwischen sieben und neun gewesen ist.

Schlagsahne, wohlschmeckend, aber frei von jenen narkotischen Bestandteilen, die Mädchen unwiderstehlich zu nochmaliger Bestellung von Schlagsahne zwingen.

Eine Treppenbeleuchtung, die nicht ausgeht, wenn ich zwischen zwei Stockwerken stehe, aber nicht aufleuchtet, wenn ich nachts jemand zu mir bringen will.

Eine praktische Seitenwaffe zum Hervorholen von Schuhen, die das Stubenmädchen zu tief unter das Bett geschoben hat.

Küsse, die zu nichts verpflichten.

Eine Klingel, die selbsttätig anzeigt, wenn ein wichtiges Mitglied der Familie seinen Sommeraufenthalt abbricht, um vorzeitig in die Stadtwohnung zurückzukehren.

Eine Weckuhr, die, statt blödsinnig zu schnarren und mich zu stören, ins Büro telefoniert: ich sei heute krank.

Eine phosphoreszierende kalte Schulter (oder ein ebensolcher Rücken) – damit mich meine Zeitgenossen auch bei Nacht nicht verfehlen können.


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