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Das Wiedererwachen der Philosophie der Sinne und des Körperlichen, die aller Metaphysik abhold ist, konnte sich nicht auf die moralischen, politischen und socialen Systeme beschränken; es musste dazu kommen, dass diese Philosophie Leben und Kraft durch die philosophischen und medicinischen Theorien zugeführt erhielt, welche das Leben auf einen blossen Mechanismus zurückführen. Sie fand gegen die Mitte dieses Jahrhunderts zwei berühmte Förderer in Broussais und Gall. Broussais, der Begründer einer pathologischen Theorie, die alle Krankheiten, die geistigen einbegriffen, ausschliesslich durch die Erscheinung der Reizung erklärte, wollte nach dem Beispiel von Lamettrie und Cabanis auch den ganzen Menschen ausschliesslich aus seiner körperlichen Organisation erklären. Seine eigene Lehre bot ihm übrigens kein neues Argument zu denjenigen seiner Vorgänger; da kam die Phrenologie, welche den Spiritualismus angeblich von Grund aus vernichtete. Die materialistische Physiologie hatte bis dahin durch alle Thatsachen, die die Abhängigkeit des Geistigen vom Physischen zeigen, zu beweisen gesucht, dass die Intelligenz sich allein durch die Materie erklärte. Gall nahm dem Geiste auch noch die Einfachheit und Einheit, die man immer als seine besonderen Eigentümlichkeiten angesehen hatte. Er gab vor zu zeigen, dass der sogenannte Geist eine Summe gänzlich getrennter und unabhängiger Fähigkeiten sei, die in verschiedenen Teilen des Gehirns entspringen. Die Betrachtung des Schädels, verglichen mit den Handlungen, welche die Anlagen und Dispositionen verraten, sollte den Beweis dafür geben. Broussais glaubte darin die entscheidenden Beweise des Materialismus zu finden und adoptierte die Kranioskopie.
Trotz des Talents und des Ansehens eines so mächtigen Bundesgenossen, trotz des reellen Wissens von Gall und seinem Nachfolger Spurzheim hatte die neue Wissenschaft kein langes Leben. Nicht nur war die Psychologie im Stande zu zeigen, dass unsere Fähigkeiten, wenn auch in der Anwendung verschieden, doch in der Wurzel eine Einheit bilden, sondern ausserdem hat die Physiologie durch mehrere ihrer bedeutendsten Vertreter, durch Flourens, Longet, Lélut, Parchappe, Dareste, Vulpian, Gratiolet u. A. vielfach bewiesen, dass die anatomischen und physiologischen Thatsachen, auf die die Kranioskopie sich stützte, nicht wahr seien. Selbst viele von denen, die einige Zeit an die Phrenologie glaubten, unter anderen Littré, haben sie jetzt gänzlich aufgegeben.