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Halle wie im vorigen Aufzuge.
Casperl (um seine Mütze eine große Trauerschleife.) Jetzt heißts den Kopf hängen! Arme Bertha! Unglückliche gnädige Frau! Nein, daß ich in einem solchen Trauerspiel mitspielen müßt', das hätt' ich niemals geglaubt! – Ich lauf davon! das heißt: ich thät's, wenn ich könnt, aber der Kerl laßt mich nit fort; eher schlagt er auch mich noch todt, wie er's jetzt seiner Frau angekündigt hat. Sein großes Ritterschwert hab' ich ihm schon schleifen müßen heut. Das gibt eine furchtbare G'schicht! Wenn die nicht vor's nächste Schwurgericht kommt, so ist keine Gerechtigkeit mehr auf Erden! – Auweh! da kommt sie ja ganz erbärmlich! (weint) Ich glaub's gern. Ich geh, das halt ich nicht aus. (ab.)
Bertha. Anna.
(Erste in Trauerkleidern und mit fliegendem Haare, auf den Arm ihrer Schwester gestützt.)
Anna. Arme Schwester! setz dich hier, du kannst ja kaum weiter.
Bertha. Den Tod vor mir! Furchtbares Schicksal! Solch' eine grausame Strafe für ein kleines Vergehen!
Anna. Siehst du nun, wohin dich deine romantische Entführungs-Geschichte gebracht hat?
Bertha. O schweige! In diesem Augenblicke –
Anna. Verzeih mir. Habe Muth, liebe Schwester! Mein Brief an Hugo von Hohenfels ist jetzt in dessen Händen. Bald wird der Retter deines Lebens hier sein.
Bertha. Gebe es Gott! – Wenn nicht, so muß ich sterben.
Anna. Wenn die Stunde naht, welche Blaubart als deine letzte bestimmt hat, werde ich mich auf jenen Söller begeben, um die Strasse zu beobachten, auf welcher Hugo mit seinen Reisigen hieherreitet. Vielleicht wird es dir möglich, dir von deinem grausamen Gatten Aufschub zu erflehen, bis die Retter da sind und er es nicht mehr wagen wird, dir ein Leid zu thun.
Bertha. Blaubart wird aber alle Zugbrücken aufziehen und alle Thore schliessen lassen. Niemand wird in Burg eindringen können.
Anna. Der gute Casperl hat mir versprochen, das kleine Pförtlein aufzuschliessen, zu welchem eine geheime Hintertreppe führt. Da herein wird Hugo hieher gelangen.
Bertha. Gebe es der gütige Himmel.
(Man hört Schritte.)
Weh mir! Blaubart: – Entferne dich schnell und verbirg dich auf dem Söller.
Anna (umarmt sie.) Leb wohl! theuere Schwester!
Bertha. Leb wohl! theuere Schwester!
(Anna ab.)
(Blaubart tritt heftig ein.)
Blaubart. Noch eine halbe Stunde – – zur Ewigkeit!
Bertha. (gefaßt.) Ich weiß es.
Blaubart. Wenn du willst, kannst du jetzt noch in die Burgkapelle gehen, um dich auf den Tod vorzubereiten.
Bertha (stürzt ihm zu Füssen.) Wenn du ein menschlich Herz hast, so erbarme dich mein! Ist denn mein Verbrechen so groß, daß es wirklich mit dem Tode bestraft werden muß? Ein Augenblick weiblicher Schwäche!
Blaubart. Es bleibt dabei. Neugierig warst du, ungehorsam warst du – und dieß schon am ersten Tage unseres ehelichen Lebens. Was hätte ich am zweiten, dritten und in folgenden Tagen zu erwarten? Blaubart kennt kein Mitleid, wenn er einmal Strafe beschlossen hat. Gerade so wie du, haben es deine Vorgängerinen gemacht. Keine – wie du – hat die Prüfung bestanden. Deßhalb mußten Alle, Alle durch mein Schwert sterben. Ich übe mein Hausrecht; wer hindert mich daran?
Bertha. Erbarmen, Erbarmen! Ich will dir in der Zukunft beweisen, daß ich deine Befehle zu achten weiß. Schone meiner!
Blaubart. Nichts da! Was nützen mich Versprechungen für die Zukunft? Leere Seifenblasen sind es. Ich halte mich an das, was geschehen ist. Hättest du es zuvor bedacht und darnach gehandelt. Es ist zu spät. Blaubart sagt es: es bleibt dabei! Fort in die Kapelle; wenn die Glocke ertönt, so komm wieder hieher. Es ist das Zeichen zum Vollzuge der Strafe. Hörst du?
Bertha. Ich höre. Gott stärke mich! (ab.)
Blaubart. (Ruft) Caspar! Caspar! Wo steckt der Bursch?
Casperl (tritt ein.) Da bin ich, g'strenger Ritter.
Blaubart. Sind meine Befehle vollzogen?
Casperl. Ja, Alles ist verlogen.
Blaubart. Die Brücke aufgezogen?
Casperl. Die Stücke aufgebogen.
Blaubart. Die Thore gesperrt.
Casperl. Die Ohren aufgesperrt.
Blaubart. Daß Niemand in die Burg kann, bis ich wieder zu öffnen befehle! Auf den östlichen Thurm soll die schwarze Fahne aufgepflanzt werden.
Casperl. Auf'm Thurm kann man ja nix pflanzen, die Rahnen muß man im Garten pflanzen.
Blaubart. Jetzt geh! der Castellan soll läuten! (Casperl ab.) Ha! ich dürste nach Blut! Nun soll mein Kunstcabinet wieder um eine Figur vermehrt werden. Sechs hängen schon oben; jetzt kömmt die siebente dazu. Soll's etwa gar ein Dutzend abgeben nach und nach?
(Die Thurmglocke erschallt.)
Das Zeichen! (ruft) Mein Schwert! (ab.)
Bertha tritt ein. Anna zeigt sich im Hintergründe auf dem Söller.
Bertha. Anna, theure Anna! siehst du nichts?
Anna (ruft herunter.) Nichts, Nichts, Schwester, seh' ich als den Staub der Sonnenstrahlen und das Gras an der Heerstraße vom Wind bewegt!
Bertha. Weh mir! – ich bin verloren!
Blaubart (ein großes Schwert in der Hand tritt ein.) Dein Richter naht! Fasse dich!
Bertha. Nur einen Augenblick noch, ich beschwöre dich!
Blaubart. Noch fünf Minuten, dann ist die Zeit um.
Bertha. Anna, Schwester! siehst du noch Nichts?
Blaubart. Was soll deine Schwester sehen?
Anna. Nichts, Nichts, Schwester, sehe ich, als den Staub, den eine Heerde Schafe aufwühlt!
Bertha. Weh mir! ich bin verloren!
Blaubart. Es ist der letzte Augenblick. Nur noch zwei Minuten.
Bertha. Anna, liebe Anna! siehst du noch Nichts?
Blaubart. Was, in drei Guckucks Namen – was soll deine Schwester sehen?
Anna. Ich sehe, ich sehe – gütiger Himmel er ist's!
Bertha. Hülfe! Rettung! (fällt in Ohnmacht.)
Blaubart. Wer ist's (geht auf Bertha zu) Fasse dich!
(Will auf sie das Schwert zücken; zugleich stößt der Thurmwart ins Horn)
Was gibt's? Was bedeutet des Wärters Zeichen?
(Lärm von Außen.)
Hölle und Teufel! wer wagt's? Verrätherei!
Hugo von Hohenfels und Casperl dringen mit Knappen ein und stürzen auf Blaubart.
Hugo. Fluch dir, elender Mörder!
Blaubart. Verdammt! (will sich zur Wehre setzen, wird aber niedergemacht.)
Hugo. Stirb! Teufel von einem Menschen!
Blaubart. Weh! ich bin zum Tod getroffen!
(Er fällt. Ein Teufel erscheint aus der Versenkung und reißt ihn unter Flammen hinab.)
Hugo. Der Himmel hat gerichtet! Bertha du bist gerettet.
Bertha. (aus der Ohnmacht erwachend.) Wie ist mir? Wo bin ich?
Hugo. In den Armen deines Hugo, den du verschmäht hast.
Bertha. O nein, o nein! Ich gehöre meinem Retter auf ewig.
Anna (die herbeigeeilt ist.) Dank dem Himmel, theure Schwester! – Wo ist aber der schändliche Blaubart?
Casperl. Den hat der Teufel g'holt! –Vivat hoch der Herr Ritter Hugo von Hohenfels und Fräulein Bertha sollen leben hoch! hoch! dreimal hoch! (Vortretend.) Diese Geschicht ist zwar gut ausgegangen; aber wer weiß, was ein Andermal geschieht, wenn man der Neugierd nicht widerstehen kann? Nehmen 'S Ihnen's zur Lehr, und jetzt gehen 'S nach Haus und legens S' Ihnen in's Bett!
Ich wünsch recht gute Nacht!