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Gemach des Sultans.
Sultan Schurimuri sitzt auf dem Thron und raucht aus einer langen Pfeife.
Schurimuri. Potztausend Mond und Sternhagelelement, geht die Pfeife schlecht! Wieder nicht ordentlich geputzt! Ich muß ja zieh'n, daß mir der Athem ausgeht! beim großen Propheten Mahomet, ich bin schlecht bedient. Jetzt hab' ich dem Sclaven Pfeifistopfici erst 50 auf die Fußsohlen geben lassen und doch sorgt er nicht besser für meine Tabakpfeifen! Ich bin noch als zu gut und nachsichtig mit dem Sklavengesindel. Muß wieder ein Paar spießen lassen, dann wird's schon besser geh'n. Mumurikarbatschi! Hofprofos! herein! bring mir den Pfeifistopfici! Augenblicklich! – Ihr Hunde, ich will euch mores lehren!
Mumurikarbatschi und Pfeifistopfici.
Pfeifistopfici. Großer Sultan! Stern des Orients! Sonne des Occidents! Verzeih! Ich vernahm in deinem Rufe, daß du ungehalten bist!
Schurimuri. Elender! warum hat die Pfeife keinen Zug? fehlt's am Röhrl?
Pfeifistopfici. Allmächtigster! An meiner Sorgfalt hat es nicht gefehlt! Ich habe die Pfeife heute beim Sonnen- Aufgange geputzt.
Schurimuri. Einerlei. Vielleicht war der Tabak zu naß. Kurz und gut: Es muß wieder einmal ein Exempel statuirt werden. Mumurikarbatschi! führe den Burschen in das Wichszimmerl Nro. 121, dort hat er 100 Streiche in Empfang zu nehmen und auf Stempelbogen abzuquittiren.
Mumurikarbatschi. Wie du befiehlst, Erhabenster, so soll es geschehen. Fort mit dir, Sklave!
Pfeifistopfici (fällt auf die Knie.)
Erbarmen, großer Sultan! Verschone deinen treuesten Sclaven mit der Strafe, die er nicht verdient zu haben zu glauben sich untersteht.
Schurimuri. Was? Remonstriren auch noch? – Noch Ein Wort, und ich lasse dich hängen!
Pfeifistopfici. Mir! – (Ab mit Mumurikarbatschi.)
Schurimuri. Es ist nicht zum aushalten! Wie hab ich mich jetzt echauffirt! Nichts als Aerger und Verdruß! Ich will meine Leibsclavin, die Mohrin Mimikatzi, rufen, damit sie mich etwas besänftige. Sie soll mir ein Lied mit Guitarre-Begleitung vorsingen. Mimikatzi! Mimikatzi!
Mimikatzi (mit einer Guitarre) Was befiehlt mein hoher Gebieter.
Schurimuri. Zuerst streichle mir ein wenig den Bart; dann singe mir das Lied von der Lottosblume.
Mimikatzi (streichelt ihn, dann singt sie.)
Einsam blüht die Lottosblume
Und drei Nummern träumt sie still,
Rathe, wer gewinnen will!
Ach du dunkle Lottosblume,
Du, der schönsten Blätter voll,
Sag mir, was ich setzen soll!
Und es haucht die Lottosblume
In der milden Abendluft
Die drei Nummern aus in Duft!
Schurimuri (heftig.) Wie heißen die drei Nummern? Ich will sie in die Lotterie sehen. Ein Terno war' nicht übel.
Mimikatzi (singt.)
Frage nicht die Lottosblume!
Wenn die Ziehung ist vorbei,
Dann weißt du sie alle drei!
Schurimuri. Ich will aber die Nummern vorher wissen, oder ich laß dich und die Lotterieblume köpfen. Wozu ist die Lottosblume gewachsen, als daß sie mir die Nummern vorhersagt?
Mimikatzi. Großer Sultan! Das Lied ist zu Ende; es ist ein sinniger Räthselspruch aus den Weisheitsbüchern des Myrza Schaffy.
Schurimuri. Dummes Zeug! Ich will keine Räthsel! fort mit dir falsche Katze! In dem tiefsten Kerker sollst du schmachten, bis dir die Nummern eingefallen sind. Fort! oder ich vergesse mich und werf' dir meinen Pantoffel an den Kopf.
(Mimikatzi ab.)
So hat sich denn heute Alles verschworen, mich zu ärgern! Heda! Heda! türkische Musik will ich haben. Spielt mir den Marsch von dem großen Propheten auf! Wo ist mein Kapellmeister Kislar-Fagotschi?
Fagotschi (stürzt herein.) Großer Sultan, verzeihe! Die große Trommel hat ein Loch im Fell! Der Halbmond hat einen geschwollenen Backen! Die Trompeten leiden an Verstopfung! Es ist mir heute unmöglich ein Stück aufführen zu lassen!
Schurimuri. Auch das noch! Beim Allah, ich möchte wüthend werden, wäre es für den Großsultan nicht unschicklich! Augenblicklich soll die Trommel gestickt werden! dem Halbmond gebe man Ueberschläge oder Schläge allein, damit er kurirt werde! Die Trompeten sollen zum Abführen einnehmen, Verstopfungen leid' ich nicht!
Fagotschi. Alles soll pünktlich vollzogen werden. Doch vernimm, erhabener Sultan: So eben haben deine Wachen einen Fremdling arretirt, der in dem sultanischen Hofgarten aufgefunden wurde. Man fürchtet, es sei ein Spion. Vielleicht gewährt es dir einige Unterhaltung, ihn vor deinen allerdurchlauchtigsten Augen stranguliren zu lassen.
Gut! schleppt ihn herbei, damit ich einen Spaß habe auf meinen vielen Aerger. Schnell, schnell!
(Fagotschi ab.)
Schurimuri. Ich wollte mir heute ein sanftes, stilles Vergnügen veranstalten; allein es scheint, das Muhamed der große Prophet es anders bestimmt hat. Gut! So will ich Blut sehen! Ah, da kommt der Fremdling; zuvor will ich mich mit ihm unterhalten.
Casperl (wird hereingestoßen.) Das bitt' ich mir aus! das ist keine Manier, einen Reisenden zu so behandeln!
Schurimuri. Wie kömmst du hieher! Wer hat dir gestattet meinen Hofgarten zu betreten?
Casperl. Wie ich herkomm'! No das sehn's ja. Man hat mich verirritirt. Und in Ihren Hopfengarten bin ich hineinkommen, ich weiß nit wie. So auf einem Spaziergang am Phosphorus hintennüber und vornherein um's Eck.
Schurimuri. Wer bist du, Hund? was wolltst du hier?
Casperl. Erhabener Türkenkopf, nix will ich hier. Raus möcht ich wieder.
Schurimuri. Du scheinst mir ein englischer Spion. Eine rothe Jacke und gelbe Hosen sind englische Uniform.
Casperl. Die hab ich schon mit auf die Welt bracht, wie mir meine Mama g'sagt hat.
Schurimuri. Ha! Verstellung! diplomatische Kniff!
Casperl. Was? ein zipflomatischer Pfiff?
Schurimuri. Weise deinen Paß vor!
Casperl. Einen Spaß kann ich gleich vorweisen.
(Macht dem Sultan eine Verbeugung von rückwärts.)
Schurimuri. Was soll dieß heißen? Ist dieß englische Sitte?
Casperl. Das heißt man bei uns ein Compliment von der Chocoladi-Seiten, verstanden?
Schurimuri. Aha! du hast dich verrathen. Lady ist ein englisches Wort. Schurke, gestehe, oder ich lasse dich stranguliren! Wer bist du? Ich laße dich mit glühenden Zangen zwicken.
Casperl. Zwicken spiel ich nit ungern, aber Tarocken ist mir noch lieber.
Schurimuri (bei Seite.) Ha! er spricht von Maroko?
(Laut) Edler Prinz! seid Ihr vielleicht der Fürst von Maroko, den ich längst zum Besuche erwarte?
Casperl. Oho! jetzt war ich gar ein Prinz (bei Seite.) Aber ich muß ihm doch was sagen, sonst könnt's wenigstens Prügl absehen. (In Positur und affektirtem Tone) Erhabener Großtürke, ich bin kein Prinz, sondern ein reisender Professor à la botanique, ich mache in Blumen! Ich bin Doktor der Blimiblamifophie!
Schurimuri. Darüber bin ich sehr erfreut. Ich habe längst einen Botanicus gesucht, zur Aufsicht über meine Hofgärten, Treibhäuser und Holländerkästen.
Casperl. Ja, ich habe mich auch sehr auf die Mistbetteln gelegt, busonders habe ich mich mit der Cultur der Sommerradi buschäftigöt.
Schurimuri. Diese Pflanze ist mir neu. Erklären Sie mir.
Casperl. Diese Pflanze oder Radi, ist ein Worzelgewächs, welches sehr gut zum Bier schmeckt. Man schneidet dasselbe in Schoiben, welche man mit Salz zu guniessen pflegt.
Schurimuri. (für sich) Dieser Fremdling scheint wirklich große Kenntniß der Botanik zu besitzen.
(Zu Casperl.)
Wenn sie wollen, Herr Professor, so nehme ich Sie als Hofgartenbostandschi?
Casperl. Bostandschi! Was ist das für ein Thier?
Schurimuri. Sie haben die Leitung der sämmtlichen Gärten und stehen im Range eines Pascha's von zwei Roßschweifen mit weißem Turban!
Casperl. Ich wünschte lieber einen Federbuschen!
Schurimuri. Meine Beamten tragen keine Federbüsche sondern nur Roßschweife.
Casperl. Auch gut, allein ein Eichkatzlschweif würde mich noch mehr freuen.
Schurimuri. Nun, von heute an bist du mein Diener!
Casperl. O sehr ja! allein vor der Hand empfinde ich ein loises Gefühl von bedoitendem Hunger.
Schurimuri. Beim großen Propheten! Dein gemeiner Trieb soll gestillt werden. Man führe den Hofgartenbostandschi in die Hofküche und füttere ihn. Marsch! dann wieder zu mir herauf! (Casperl ab.) Jetzt mein Glockenspiel! Ich will etwas schlummern!