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Nachspiel

In das kleine Kloster an der Teetopfgasse kommen die Leute mit ihren Kümmernissen und klagen sich gegenseitig an, und der eine sagt vom andern, er hätte einen falschen Glauben, und der dritte vom vierten, er wäre ein Verräter an dem gemeinsamen Vaterland, weil er eine andre Meinung darüber hätte, wie hier regiert werden müßte.

Pater Aloysius aber wendete sich eines Tages freundlich an einige von ihnen und sagte: «Hört hier ein Gleichnis von einem großen Baum, der mitten auf dem Marktplatz eines Dorfes steht! Ein paar von den Dörflern halten ihn für eine Buche, ein paar andre für eine Eiche und wieder andre für eine Birke, und ein Geschlecht nach dem andern hat sich das Leben mit Hader und Streit darüber verbittert, wer von ihnen recht hat. Aber wenn sich ihnen das Herz vor Kummer zusammenschnürt, oder es weitet sich in der ersten jungen Liebe, kommen sie um die Dämmerstunde zu dem Baum, und die kleinen Kinder lachen und weinen unter ihm. Und Gott, der auf nichts andres schaut als auf das Herz, breitet unermüdlich seine Zweige über sie alle.»

Und die Leute kamen und fragten: «Treibt denn die Welt nicht wirtschaftlich und moralisch dem Abgrund entgegen?»

Aber Pater Aloysius sagte lächelnd: «Ich bin einmal mit einem Kaufmann und einem Pfarrer durch die Boyntonstraße in Hull gegangen. Da zeigte der Kaufmann auf ein kleines Kind in einem Kinderwagen und sagte: ‹In dieser Stadt wird jedes Kind mit einem Anteil von sechshundert Schillingen an den Gemeindeschulden geboren!› Und der Pfarrer sagte: ‹In dieser Stadt wird jedes Kind mit einem Anteil an der gesamten Sündenschuld der Welt geboren, die kaum noch zu tragen ist.› – Das kleine Kind aber lächelte die beiden Männer ermunternd an, und ein Gefühl wurde wach, als gäbe es vielleicht trotz alledem für die Zukunft noch eine leise Hoffnung.»

Endes

 


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