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Als Richard am Morgen darauf seinen Kaffee getrunken hatte, bot er Heinz eine Papyros an und sagte ihm, daß sie sich trennen müßten.
– Ja, warum denn?
– Weil Du bei mir keine ordentliche Arbeit hast. Auf die Dauer taugt das nicht für Dich. Du mußt zusehen, daß etwas aus Dir wird.
Heinz schwieg und blickte Richard unverwandt ins Gesicht. Endlich sagte er verächtlich und sich zur Seite kehrend: Lehr' Du mich Kolophonium.
Richard begriff sogleich, daß Heinz die Situation durchschaut hatte.
– Es ist nichts zu machen, meinte er. Das Leben ist schon so. Du bist ein guter Junge, aber es geht nicht anders. Sag' mir, was willst Du denn jetzt unternehmen?
– Nach Amerika geh' ich.
– Darauf hätte ich schwören können, rief Richard. Da haben sie Dich gerade nötig. Sie fragen schon täglich nach Dir. Aber ernsthaft gesprochen, daraus wird nichts. Du wirst Schneider. Punktum.
Heinz widersprach. Ein siebzehnjähriger Mensch könne nicht auf einmal Schneider werden. Die Gesellen würden ihn auslachen. Er verstände nichts vom Handwerk und wäre kein Knabe mehr.
Doch Richard ließ sich so bald nichts aus dem Kopf schlagen und sie einigten sich nach vielem Hin- und Herreden. Sogleich ging er zu Fritz Krah, in dessen Geschäft er Heinz unterbringen wollte. Herrn Krah behagte die Sache anfänglich nicht so recht, aber er wurde überredet und schon am Nachmittag war alles erledigt und Heinz bei ihm in der Lehre.
Um sechs Uhr fing Richard an auf Karl zu warten. Als er endlich kam, hatte er es sehr eilig und blieb nur eine Viertelstunde und es war nur ein Wiedersehen und wieder Abschiednehmen und sonst kein andres Wort zwischen den Grüßen. Auch während der nächsten Tage konnte er immer nur für wenige Augenblicke zu Richard hinauf. Verwandte vom Lande wären da, denen müsse er die Stadt zeigen und sie überall hinführen, soweit seine freie Zeit es zuließe. An einem regnerischen Sonntage endlich hatten sie die langen Stunden des Nachmittags für sich und es war lauter Freude im Schweigen und im Reden und trotz der kurzen Trennung schon allerhand da, was durchaus und ausführlich erzählt werden mußte.
Richard erkannte alsbald, daß der Widerhall seines Rufes nicht verklingen würde, wie er zuerst gefürchtet hatte. Das Verlangen nach Dauer mußte auch Karl bestimmen, wenn er sich dem Freunde öffnete, sich ihm überantwortete und keinen Winkel der jungen Seele mehr für sich allein haben wollte. Was still und schwer und eine kurze Ewigkeit lang in ihm gelegen hatte, bekam Flügel und Worte und im Nu ward Richard etwas ihn so Erfüllendes, daß er ganz erstaunt sich selbst abzuschätzen begann, was sonst gar nicht zu seinen Gewohnheiten gehörte.
Die Natur hatte Karl so eingerichtet, daß fast genau zu wissen war, wie alles in ihm entstand. Richard fand ihn offen und klug und sah ihn mit dem Takte begreifen, wo die Voraussetzungen der Erkenntnis noch nicht gewonnen waren. In seinen Augen bin ich schon ein Alter, dachte er bisweilen und fand darin eine Freude.
Mit Niemandem sprach er von Karl, auch nicht mit Dubois. Doch als sie eines Nachmittags da saßen und zusammen ein lateinisches Exerzitium durchsahen, kam er zufällig. Die Portiersfrau, die gerade im Flur und im Garderobezimmer aufräumte, hatte ihm geöffnet, er klopfte an die Stubentür und trat dann plötzlich ein.
Dubois reichte ihnen die Hand, setzte sich und war so erstaunt, daß er nicht ein Wort herausbrachte. Karl schwieg still und stand da und auch Richard war ganz unvorbereitet auf diese Begegnung. Er griff nach dem Exerzitium, deutete auf eine Stelle am Schluß, reichte es Dubois und sagte: Kannst Du uns nicht helfen? Ich bin nicht ganz sicher, wie es heißen muß. Man vergißt so schnell, was man in der Schule gelernt hat.
Dubois blickte auf Karl, lächelte, lehnte sich zurück und zog einen kleinen silbernen Crayon aus der Westentasche; dann nahm er das Heftchen und begann aufmerksam den Text zu prüfen. Doch er fand sich nicht gleich zurecht. Karl stand neben ihm und war etwas verlegen, weil man sich nur mit ihm beschäftigte. Doch machte es ihm Vergnügen, daß der fremde, elegante Herr, von dem Richard ihm erzählt hatte, daß es ein berühmter Schriftsteller sei, seine Arbeit durchlas. Und er zwickerte mit den Augen heimlich zu Richard hinüber. Endlich rief er: Es ist ja überhaupt ganz gleichgültig. Es ist mir im Grunde völlig einerlei, wenn ich auch nachsitzen muß.
Und sehr höflich wollte er sein Heftchen Dubois wieder aus der Hand nehmen. Der gab es nicht her und sagte lachend: Aber mir wäre es gar nicht einerlei, wenn Sie nachsitzen müßten. Ich will der Welt doch zeigen, daß ich mein Latein noch nicht vergessen habe.
Sie steckten alle drei die Köpfe zusammen und erwogen weitläufig hin und her redend, ob ein Gerundium anzuwenden wäre oder lieber nicht. Dubois ward endlich schlüssig. Karl und Richard verließen sich auf ihn und er korrigierte die fragliche Stelle mit seinem silbernen Crayon.
– So, mein junger Herr, es ist alles in Ordnung, sagte er und klappte zusammen. Karl bedankte sich. Dann, nach einigen Minuten schon, brach er auf. Er müsse gehen, einer Kousine zum Geburtstage gratulieren. Als seine Tritte im Garderobezimmer verklungen waren, fragte Dubois: Wer ist es? Ich bin wahrhaft erschrocken. Um Gotteswillen, sei vorsichtig.
– Ich habe alles bedacht, es ist nichts auffällig. Wir haben es sehr gut eingerichtet. Anstatt am Nachmittage seine Kameraden zu besuchen, kommt er häufig zu mir. Niemand kann es wissen.
Dubois setzte sich behaglich zurecht und sah Richard mit einem besonderen Interesse an. – Also der macht jetzt Sonne und Regen in Deinem Stübchen, sagte er. Du bist aber wirklich einer, der sich auszuschweigen versteht. Das also ist der Grund, daß man Dich überall so wenig sieht. Auch mein Vetter Kreutzberg wunderte sich darüber. Es hieß, daß Du sehr fleißig wärst.
– Das bin ich auch, ich habe in letzter Zeit viel mehr Lust zur Arbeit, rief Richard und Dubois glaubte es ihm.
Fast an jedem Nachmittage kam Karl, wenn auch oft nur für eine halbe Stunde. Er liebte es bisweilen etwas laut und ungeniert zu sein und er war schon ganz heimisch in den beiden Zimmern. Alles, was Richard gehörte, besah er sich mit einem besonderen Interesse. Nicht das kleinste Sächelchen, das irgendwo lag oder stand oder in irgend einer Schublade ruhte, war gering genug, um nicht sehr genau und sehr aufmerksam betrachtet zu werden. Er bemerkte es sogleich, wenn irgend ein Notenband, den er tags zuvor zu oberst auf der Etagere gesehen hatte, nicht mehr auf seinem Platze war. Er liebte zu zählen. Und am Ende wußte er besser als Richard, wieviele Paar Schuhe und wieviele Krawatten im Hause waren und ob neuer Siegellack beschafft werden mußte und wann das Klavier zum letztenmal gestimmt worden.
Doch alles das wurde auf die Dauer höchst langweilig. Und er kam mit einer Bitte. Richard besäße nur so wenige Bücher, er solle sich doch einige kaufen und sie ihm leihen. – Ich möchte aber diesesmal ausnahmsweise keine Romane und Gedichte, denn ich will von allerlei Dingen wissen, wie sie wirklich sind. Strauß, Vogt, Moleschott, solche Bücher will ich. Von diesen Schriften wüßte er durch die Bibliothek seines Onkels.
– Du mußt nämlich hören, wie es bei uns zu Hause hergeht. Alle Bücher, die mein Onkel hat, es sind über zweitausend, stehen in verschlossenen Glasschränken. Er gibt mir niemals irgend eines von ihnen zu lesen und vergißt niemals den Schlüssel abzuziehen. Und ich muß täglich vorübergehen und mich ärgern. Ich lese die Titel und die Namen auf den ledernen Rücken und es ist nicht zu erfahren, was darin steht.
Richard kaufte ihm einiges und Karl nahm die Bücher mit sich nach Hause, hütete sie dort in einer verschwiegenen Ecke und las in ihnen. Als Richard ihn nach geraumer Zeit fragte, wie weit er in seiner Lektüre gediehen wäre, merkte er, daß diese Schriften keine besondere Wirkung getan, sondern im Gegenteil enttäuscht hatten. Wahrscheinlich hatte Karl knappe, deutliche Antwort auf altbekannte philosophische Fragen erhofft, nicht aber langwierige Untersuchungen vorausgesehen, aus denen der Leser sehr oft ganz allein die Schlüsse zu ziehen hat. – Jetzt will ich Schopenhauer lesen, erklärte er. Der soll so über die Philosophie-Professoren schimpfen und mein Onkel ist doch auch einer.
Richard lachte. Dann sagte er: Ich glaube bestimmt, daß Du nicht auf dem rechten Wege bist. Du hast mir doch erzählt, daß Du wissen möchtest, wie alles wirklich ist. Das kann man aus guten Romanen schließlich noch am besten.
Über diese Bemerkung ward Karl nachdenklich und er wußte gar nicht mehr, wie er es anstellen sollte, um hinter so viele Dinge zu kommen.
– So frage doch mich! riet Richard.
– Du wirst doch nicht alles wissen, meinte Karl. Aber ich will es nächstens versuchen. Gelegentlich. So mit einem Ruck und ganz plötzlich kann man damit nicht anfangen.
Viele kleine Arten des Freundes nahm Karl mit der Zeit an. Ganz unwillkürlich ahmte er ihn nach und wußte nichts davon. Er guckte ihm alles ab und machte es dann ebenso. Die Krawatten band er so wie sein Vorbild es zu tun pflegte und neuerdings warf er sich den Mantel erst über die Schultern und schlüpfte dann in die Ärmel, genau in der Weise, wie es Richards Gewohnheit war. Mit heimlichem Vergnügen hörte Richard Redewendungen, die er selbst bevorzugte, aus Karls Munde, der sie brauchte, als wären sie immer sein eigen gewesen. Doch Karl bemerkte, daß Richard auf so etwas achtete und er war beunruhigt und es erwachte sogleich der Verdacht in ihm, daß man ihn belächele. Und nun war er bestrebt sich zurückzufinden zu seiner alten Natur. Aber die hatte sich verloren und was an zierlicher Unfertigkeit jetzt noch einmal emportauchte, paßte nicht mehr zu dem der Jugend Entwachsenden. Da er aber durchaus nicht mehr alles, was Richards war, auf Treu und Glauben in sein Wesen hinübernehmen wollte, so entstand etwas ganz Neues, dem fürs erste viel Unnatürlichkeit anhaftete. Doch kamen schon die feineren Linien in seine Gedanken und in seinen Geschmack und etwas in ihm ward deutlicher, was versprechen durfte, einmal persönlich zu werden. Es mußte jetzt Platz da sein für eine ganze Menge Ernst und Nachdenklichkeit, aber die Grazie blieb ihm.
Einmal fand er ihn zu einer Stunde, um die Karl sonst niemals kam, in seinem Zimmer. Er saß da im großen Lehnstuhl, guckte seine Stiefel an, erhob sich nun und grüßte kurz. Dann setzte er sich wieder und blickte auf die Seite. Richard ging lebhaft auf ihn zu, sehr erstaunt darüber, daß Karl so unerwartet gekommen war und er ward froh und redselig über diese Überraschung. Doch Karl gefiel es, kühl zu sein, etwas abweisend, und plötzlich erklärte er sehr bestimmt, daß er sogleich wieder nach Hause gehen würde. Jedoch rührte er sich nicht vom Platz.
Richard wußte sehr bald, daß diese Mißstimmung jedenfalls einen besonderen Grund hatte. Und er fragte. Doch es erfolgte keine vernünftige Antwort. Karl blieb unfreundlich und stockig und sah Richard durchaus nicht an, sondern auf die Wand, auf seine Stiefel, zum Klavier hin und studierte mit gemachtem Interesse den Teppich. Er bog den Kopf mit den hübschen braunen Haaren hin und her und schien das verschlungene Muster da unten sehr aufmerksam zu betrachten. Alsdann pfiff er ein wenig. Richard fragte immerzu und wurde nach und nach ärgerlich und erklärte, er sei der Meinung gewesen, daß die stummen Fische nur im Wasser lebten. Unbekannt dagegen wäre ihm die Tatsache geblieben, daß sie auch auf Lehnstühlen zu hocken pflegten. Auch diese Bemerkung brachte Karl nicht aus der Ruhe. Er erinnerte bloß daran, daß er sogleich weggehen müßte, und blieb dann sitzen, ohne sich zu rühren.
Endlich fiel doch ein kleines Wort, das Richard einen Anhaltspunkt gab. Und er ließ es nicht los und fragte so lange, bis Karl plötzlich mit der Sache herauskam. Er hätte während Richards Abwesenheit sich ein wenig umgetan in den Zimmern und irgendwo in einem Schrank eine Mappe gefunden mit Bildern, Andenken und Widmungen von Tozoli und anderen.
Es erfolgte eine lange Kontroverse.
– Und das ist ja auch garnicht jetzt, rief Richard. Und du weißt doch, daß ich Dich lieber habe, als die halbe Welt. Aber ich kann doch nicht blind werden für alles andere, was nun einmal unter der Sonne ist.
– Aber man braucht die Augen auch nicht immer so loszureißen wie Du. Ich habe das an Dir gemerkt, Du tust es. So befreundet sein können nur zwei miteinander. Sonst ist es geradezu schrecklich. Was würdest Du wohl sagen, wenn ich plötzlich sehr nett sein würde zu Johannes Soroko?
– Wie? Ja, wer ist denn das? Ein Mitschüler?
– Natürlich. Er will nicht eine Minute von mir weichen, aber ich mag ihn nicht. Wenn ich auch davon absehe, daß er so dünn ist und eine zu lange Nase hat, so ist doch auch sonst der ganze Mensch gar nicht sympathisch. Vor allen ist er so freundlich zu mir, es geht immer mit ihm durch. Sie lachen schon über ihn. Das heißt, den Grund begreift natürlich Keiner. Wenigstens nicht genau. Ich habe es ja auch erst verstanden, seitdem ich bei Dir bin. Fortwährend schenkt er mir hübsche Halter für die Röderschen Federn und sonst allerlei. Natürlich muß ich danke sagen. Aber um ihn zu bestrafen, sehe ich ihn fast niemals an.
– Ist das derselbe, mit dem ich Dich unter den Linden sah, als wir damals so feierlich aneinander vorübergingen, ohne uns zu grüßen?
– Ja, das war er.
– Ich habe ihn mir angesehen. Er hat sehr viel Energie in seinem Kopf. Es schien mir übrigens, daß er es bemerkte, wie wir uns mit den Augen winkten.
– So? Ganz gewiß? Das wäre mir gar nicht lieb. Aber mir fällt da was ein, es könnte sein, daß Du recht hast.
Als Karl aufbrach, sagte ihm Richard: Wenn Du doch einmal am Abend Zeit hättest. Aber es geht ja nicht, es ist unmöglich.
Doch er bedauerte es, nicht lieber geschwiegen zu haben. Denn nach einigen Tagen kam Karl wirklich, in der Nacht nach elf Uhr. Richard bat ihn, niemals wieder so etwas zu tun, es wäre gar zu gefährlich. Aber sein Bitten war nicht ernstlich und nicht dringlich genug und es war so viel Freude gewesen in den langen Stunden, die so still sind und die Worte dämpfen. Und so kam er doch wieder. Sein Schlafzimmer lag zur Straße hin und während der Onkel über den Büchern saß oder schon im Bett war, sprang Karl aus dem Fenster, schlich durch das Vorgärtchen und gelangte unauffällig durch die kleine Pforte im Gitterzaun, die auch abends nicht verschlossen wurde.
In diesen Nächten war es ihnen so, als würden sie von neuem mit einander bekannt. So fern und entrückt fühlten sie sich dem grauhellen Tage, der die Sätze plump und gewöhnlich klingen läßt, weil es im Sonnenlicht nicht möglich ist, auf jedes kleine Wort hinzuhorchen. Der goldige Lampenschein machte sie froh und still, und wenn sie die Arme sich zustreckten, schliefen längst Glocke und Fenster und sie waren in sicherer Hut. Bisweilen spielte Richard, ganz leise, damit die Nachbarn nicht geweckt würden.
Er hatte sich gesetzt und schlug den Deckel zurück. Lässig angelehnt stand Karl daneben und der Duft seines Körpers verband sich mit dem feinen frischen Lackgeruch, der dem Klavier entströmte. Das Spiel erwartend, hielt er die weichen Lippen ganz wenig offen und blickte auf Richard. Dann hob er die Hände, die er mit Richards Eßbouquet benetzt hatte und preßte sie an die Wangen, sich dabei aufrichtend zu kräftiger Schlankheit. Er atmete aus, ließ die Muskeln schlaff werden und lehnte sich wieder mit dem Arm auf das kühle Holz des Klaviers und sah wieder hin auf Richard mit demselben Blicke der Erwartung, den er nur sekundenlang weggesetzt hatte und erhoben, um tief atmen zu können.
Es klang auf, leise und voll. Es war ein Akkord aus Tönen, die weit auseinander liegen, aber die Lücken sangen mit. Richard hielt seine Finger auf den Tasten, wandte den Kopf und schaute vorbei an Karl. Zuerst schwirrte es gleichmäßig und schwer, dann pulsierte das Tongefüge eilig und rasch matter werdend und endlich war es still geworden im Zimmer.
– Spiel doch, bat Karl. Worauf wartest Du denn?
– Ich kann nicht. Mir ist etwas eingefallen. Ich muß an etwas denken.
– Woran? Sage doch.
Richard nahm seine Hände von den Tasten und schüttelte rasch den Kopf.
– Aber warum denn nicht? Erzähle nur.
– Gut, wie Du willst. Aber es ist traurig für mich und lohnt eigentlich nicht. Ich begreife nicht, warum mir das gerade heute einfällt. Du mußt nämlich wissen, Karl, es ist ja doch so, daß einmal eine Zeit kommen wird, in der Du ganz anders über mich sprechen wirst, ganz anders. Das heißt sprechen wohl nicht, aber denken.
– Du willst mich wahrscheinlich nur ärgern, meinte Karl. Du möchtest, daß ich das Gegenteil behaupten soll. Und ich verstehe Dich überhaupt gar nicht recht.
– O nein, ich will Dich nicht ärgern. Und Du verstehst mich schon. Bedenke doch selbst, wenn Du älter wirst. Vielleicht weißt Du noch gar nicht so recht, mit was für Menschen Du zusammen sein wirst, wenn Du studierst. Aber ich weiß das so ungefähr und kann es Dir im voraus sagen. Zum mindesten reden sie verächtlich darüber.
Karl schwieg etwas betreten. Das Gespräch schien ihm nicht zu gefallen und er sah unzufrieden aus. Endlich sagte er: Was geht es mich an, was andere Leute reden, Fremde.
– Aber das ist es doch gerade! rief Richard leise und eindringlich. Es werden ja gar nicht irgendwelche Menschen sein, gar nicht etwa Fremde, sondern gerade Deine neuen Kameraden, gerade die, mit denen Du Dich wirst befreunden wollen. Du wirst doch nicht ohne Gemeinschaft mit ihnen leben wollen und sie werden Dir schon allerlei erzählen. Du wirst es herausreißen wollen aus Deinem Gedächtnis. Karl, wie wirst Du Dich meiner schämen.
– Niemals werde ich das, rief Karl beinahe erzürnt und schnell errötend. Warum fängst Du nur an, solche Dinge zu reden? Man muß wirklich sagen, Du sprichst lauter Dummheiten. Vor allem ist es doch klar, daß andere Menschen sich nicht darum zu kümmern haben.
Richard schwieg einige Augenblicke. Dann sagte er: Ich weiß selbst gar nicht, was ich glauben soll. Ich kann mir beim besten Willen keine Vorwürfe machen. Vielleicht, weil ich nicht religiös genug bin. Ich denke zuweilen darüber nach und kann nicht begreifen, warum sich die Menschen so viel Unsinn einbilden. Glaube ihnen niemals, Karl, sie sind alle zusammen große Konfusionsräte und werfen immer alles in einen Topf.
– Da kannst Du ruhig sein, ich werde mir keine Schiffe ins Auge segeln lassen, sagte Karl. Was befürchtest Du denn überhaupt? Wir bleiben ja doch beide in Berlin, noch so lange Zeit. Nach anderthalb Jahren bin ich Student und dann sind wir ja im Gegenteil viel freier. Und wenn ich neue Kameraden haben will, dann werde ich mir die schon aussuchen. Das wird ganz auf mich ankommen und wenn Du meinst, daß ich einer bin, der nachplappert, dann irrst Du Dich aber ganz gewaltig und gründlich.
Er hatte die Arme verschränkt, den Kopf erhoben, sich aufrecht und gerade hingestellt und schwieg nun mit festen Lippen.
Richard war aufgestanden und vom Klavier weggetreten. Es wurde für diesmal nichts aus dem Spielen und sie hatten Lust mit einander zu reden. Nach einer kleinen Weile sagte Karl: Ich habe wieder ein Gedicht aufgeschrieben.
Er sprach das mit angenommener Gleichgültigkeit, betonte das »aufgeschrieben« und tat gelangweilt, aber seine Stimme war unfrei und bebte ein wenig.
– Lies vor.
Er entfaltete ganz langsam den kleinen Bogen, den er aus einem Vokabelheft herausgeschnitten hatte und prüfte sein Werk noch einmal, stumm, aufmerksam und die Stirn krausend. – Ich glaube, es ist recht gut geworden, sagte er ernst.
Dann räusperte er sich und begann:
Wer sich erkannt und seine Kraft ermessen
Der ist ein Freund den Christen und den Heiden
Und nicht wird er des heilgen Rufs vergessen
Und für die Menschen wird er leben, leiden.
Es sagen müde lächelnd die Vernünftler:
Nicht einen Kiesel drängst Du aus den Welten!
Jedoch es soll der Spruch der zagen Zünftler
Nur für sie selbst und ihre Sippschaft gelten.
Ich will in kalten und in heißen Tagen
Aufrecht und festen Blicks im Kampfe stehen
In meiner Hand will ich das Banner tragen
Das ich entrolle auf erklomm'nen Höhen.
– In der Tat, sehr schön, meinte Richard. Wirklich, Du hast Talent. Aber so etwas kann ich nicht komponieren. Du solltest einmal ein Lied dichten, etwas Lyrisches.
Nach einer Pause fragte er: Sage mir doch Karl, was wird einmal aus Dir? Hast Du denn außer zum Dichten zu gar nichts Lust?
– Jedenfalls will ich für die Menschen schaffen und leiden. Aber diese Berufe interessieren mich nicht. Ich kann nicht so sein wie andere und kann das Abgesperrtsein nicht aushalten. Ich kenne so viele gewöhnliche Gesellen. Sie sind so dumm wie das liebe Vieh.
– Aber wie reimt sich das? Du willst doch für die Menschen schaffen und leiden.
– Ich wußte ganz genau, daß Du das natürlich mir jetzt vorhalten würdest. Es ist ein gräulicher Widerspruch, ich komme nicht aus ihm heraus. Und doch ist es keine Phrase, wenn ich sage, daß ich die Menschen liebe. Ich will aber mit den meisten persönlich nichts zu tun haben. Sie sind gräulich. Namentlich wenn sie älter werden und so behäbig und anfangen mit allen Kleinigkeiten so wichtig zu tun. Es gefällt mir bei Dir, daß Du nur arbeitest zu Deinem Vergnügen. Aber ich glaube, es wird aus Dir eben so wenig etwas werden, wie aus mir. Wir sind schon solche Geschöpfe.
Doch dieser Pessimismus beherrschte Karl nicht während des ganzen Abends und ehe er aufbrach, entwickelte er weitläufig und lebhaft die Pläne für eine dreiaktige Oper, die er dichten wollte. Richard sollte die Musik schreiben. Doch es war nicht so leicht einen Titel zu finden. Und für den zweiten Akt blieb von der Handlung auch gar nichts übrig.
Es waren fünf Tage vergangen und Karl hatte sich nicht sehen lassen. Und da auch keine Nachricht von ihm kam, ward Richard sehr unruhig.
Vielleicht aber war nichts so Bedenkliches daran. Eine Erkältung, irgend ein leichtes Unwohlsein.
Gewiß hing es so zusammen. Jedenfalls war er während der letzten Tage nicht zur Schule gegangen. Richard hatte mehrmals pünktlich um drei in der Nähe des Gymnasiums auf ihn gewartet. Doch er war nicht zu finden gewesen in den Schwärmen, die unter dem großen altmodischen Portal hinauseilten.
Doch er würde ja geschrieben haben, wenn es nichts Ernstliches auf sich hätte mit diesem Unwohlsein.
Daß gar keine Gewißheit zu erlangen war.
Richard stand wieder da und blickte auf die Hinausdrängenden.
Nun waren die meisten schon fort. Nur hin und wieder noch kam ein einzelner Junge die Stufen hinunter und trat langsam und müde den Heimweg an.
Aber auch unter diesen Nachzüglern war er nicht und Richard wollte gehen, ganz betroffen von der neuen Enttäuschung.
Da fiel ihm auf der anderen Seite der Straße ein junger Mann auf. Er trug Bücher unter dem Arm, stand ganz ruhig da und es schien, daß er auf Richard hinsah.
Wahrscheinlich einer von den Schülern, dachte Richard. Und plötzlich erkannte er ihn. Es war Johannes Soroko, derselbe, mit dem zusammen er Karl unter den Linden gesehen hatte und der Karl hin und wieder kleine Geschenke machte.
Richard erschrak und sein Atemzug versagte, obgleich seine Gedanken keine ganz bestimmte Richtung einhielten. Es war nicht daran zu zweifeln, daß der lange dünne Junge ihn erkannte und irgend etwas erwartete. Sich etwas duckend und zusammenziehend verharrte Soroko auf seinem Platz. Dann hob er den Kopf, wandte den Blick fort, stellte sich hoch und gerade auf und zeigte sein Profil mit der bizarren Nase.
Richard ging rasch auf ihn zu. Als er dicht vor ihm stehen blieb, ohne ein Wort zu sagen, guckte Soroko an ihm vorbei in der Weise, daß Richard sich unwillkürlich umdrehte. Aber es war Niemand da, der sie beobachtete.
– Sie sind mit Karl Ziegler befreundet? Nicht wahr? Bitte sagen Sie mir, ob er krank ist oder warum er nicht zur Schule geht.
Soroko nahm plötzlich seine Bücher und schob sie unter den anderen Arm. Eine außerordentliche Bewegung kam in die Gestalt und er atmete hastig und laut durch die Nase und kniff die Lippen zusammen. Dann stand er wieder da und rührte sich nicht und blickte zu Boden.
– Was ist denn? So reden Sie doch?
Mit einem spitzen Ton und ganz leise sagte Soroko: Sein Onkel hat alles erfahren von Ihnen und von ihm.
Richard hielt seinen Blick immerfort auf ihn gerichtet. Endlich rief er, ebenfalls leise, und den Kopf vorschiebend: Sie haben es ihm gesteckt. Sie!
– Es ist ja aus und nichts mehr zu ändern, sagte Soroko. Bitte warten Sie, ich kann nicht im Moment, aber ich werde es Ihnen erzählen.
Er schien plötzlich dem Weinen nahe zu sein, blickte ängstlich und hilflos an Richard vorbei und hantierte wieder mit seinen Büchern, die ihm fast aus dem Arm geglitten wären. Richard holte rasch seine Zigaretten hervor, aber das Döschen mit den Streichhölzern entfiel seinen Fingern. Sie bückten sich und tasteten mit unfesten Griffen und sich entschuldigend, bis Soroko es endlich fassen konnte.
– Ich hatte es nicht überlegt. Ich dachte nämlich, man würde zu Hause bloß besser aufpassen auf ihn und es würde nicht mehr so sein, daß er an den freien Nachmittagen immer bei Ihnen ist. Denn ich konnte ihn garnicht mehr finden und derhalb tat ich es. –
– Ja, was denn?
– Ich schrieb an seinen Onkel. Denn Sie werden sich vielleicht denken können, daß es für mich nicht möglich war, nichts zu tun. Namentlich seitdem ich es heraus hatte, daß er auch in der Nacht zu Ihnen kam und seitdem ich durch Ihre Person plötzlich für alles Augen bekommen und alles erraten hatte. Ich schrieb ganz ohne Unterschrift und sagte bloß, man sollte am Abend doch mehr auf ihn achten, weiter nichts. Sein Onkel hat ihn dann ertappt, wie er aus dem Fenster wollte und hat ihn so gezwiebelt und gedrängt, bis er auf die rechte Fährte kam. Karl versteht nicht sich herauszulügen. Ich weiß alles von seinem kleinen Vetter aus der Quinta.
– Wo ist Karl?
– In Horn, in der Korrektionsanstalt.
Richard tat eine schnelle Geste mit beiden Händen.
– Sagen Sie nur, was Sie wollen, sprach Soroko leise und den Kopf langsam hoch hebend. Mir ist es egal, wenn Sie mich beschimpfen. Sie sind mir gleichgültig geworden und ich bin nicht mehr wütend auf Sie. Aber ich wäre jedenfalls zu Ihnen gekommen, um Ihnen – alles zu erzählen.
Richard sah ihn an mit einem plötzlichen Erstaunen.
Dann wandte er sich und ging fort, ohne zu grüßen. Nach etwa zwanzig Schritten drehte er sich herum.
Aber Soroko war bereits verschwunden.
Richard rief einen Kutscher an und fuhr in die Potsdamer Straße.
Gleich nachdem er geschellt hatte, wurde geöffnet. Das Stubenmädchen bat, einen Augenblick zu warten und ließ ihn allein. Er stand da ohne sich zu rühren und sah in eine halbdunkle Ecke auf einige Spazierstöcke, die dort an der Wand lehnten mit silbernen Knäufen und mit Krücken aus Elfenbein. Dann ward er ungeduldig und ging rasch hin und her im dumpfen Garderobezimmer. Der Raum, in dem er sich befand, war gänzlich umstellt von hohen bräunlichen Schränken, deren mächtige Flächen auf Richard zukamen und ihn keinen Atem finden ließen.
Sie kehrte zurück und öffnete eine Seitentür und er trat ein.
Er befand sich in einem ziemlich großen, schmalen Gemach, in das heller Sonnenschein einfiel. Professor Ziegler hatte sich von seinem Schreibtisch erhoben und ging dem Besuch einige Schritte entgegen. Er hielt sich stramm aufrecht und reckte seine kleine Gestalt ein wenig. Die runden grauen Augen saßen tief in den Höhlen und schienen ermüdet zu sein. Spärliche, sehr ordentlich vorgezupfte Haarbüschel bedeckten die Schläfen. Ernst und ruhig stand er da, wartete und knöpfte sich den Leibrock zu.
Richard vergaß es, sich zu verbeugen oder einen Gruß auszusprechen. Ganz gerade den Professor ansehend, sagte er sehr leise: Mein Name ist Baron Löwenwolde.
– Student?
Es war sonach klar, daß Karl Richards Namen verschwiegen hatte. Ziegler dachte an die übliche Vorstellung und Anmeldung eines Hörers.
– Nein, nicht Student. Ich kenne Karl, Ihren Neffen Karl.
Ziegler war etwas überrascht, schien jedoch noch nicht recht zu verstehen. Aber er las auf Richards Miene und errötete plötzlich sehr stark. Seine Augen wurden größer. Er starrte auf ihn. Er machte den Eindruck Jemandes, der sich etwas begeben sieht, von dem man ganz unmöglich hätte denken können, daß es geschehen würde. Es traf gerade das ein, was nach allen Berechnungen durchaus nicht erwartet werden mußte. Dieser Mann kam zu ihm und nannte seinen Namen.
Der Professor ward unruhig und schien im Begriff zu sein, einen Schritt rückwärts zu tun. Er verstand das Ereignis nicht und war ängstlich. Doch er besann sich anders, richtete sich auf, nahm die Hände auf den Rücken und kniff die Lippen blitzschnell zusammen.
Richard sagte: Ich möchte nur ein paar Worte mit Ihnen sprechen. Es ist schrecklich, daß Karl dort ist. Nehmen Sie ihn weg. Ich kann das nicht ertragen, ich liebe ihn zu sehr.
Namentlich die letzten Worte brachten ihn auf. Mit bebenden Lippen wiederholte er: Lieben ihn zu sehr! Was soll das? Ich verbitte mir Ihre rohen Späße. Lieben? Sind Sie irrsinnig?
Seine Arme schüttelten sich, der Zorn überschwemmte seinen Mund und die Worte erstickten in der Feuchtigkeit.
Er rang angestrengt nach Fassung und er fand sie nach einigen Sekunden. Mit heller klarer Stimme rief er plötzlich ganz laut: In der Tat, Sie haben richtig kalkuliert, mein Herr. Ich mache keine Anstalten, um Sie verhaften zu lassen, ich will keinen Skandal in meiner Familie. Was aber wünschen Sie?
– Urteilen Sie über mich, wie Sie wollen, sagte Richard ungeduldig. Darauf kommt es nicht an. Ich denke nur an Karl. Sie müssen ihn fortnehmen aus Hamburg.
Der Professor unterbrach ihn. Seine Fassung von neuem verlierend, aufbrausend und mit schlenkernden Armen trat er einen Schritt vor und sagte leise und scharf: Das werden Sie mir überlassen.
– So begreifen Sie doch endlich, rief Richard ihm zu, laut und ebenfalls erzürnt. Bringen Sie ihn unter, wo Sie wollen. Mir ist das gleich. Nur daß er nicht unter solchen Verhältnissen lebt. Und noch ein zarter und feiner Junge wie Karl. Ich bitte Sie! Wenn Sie es wünschen, werde ich Ihnen mein Wort geben, daß ich Karl nicht wiedersehen will. Zum mindesten so und so viele Jahre nicht. Ich will ja nur erreichen, daß er nicht dortbleibt. Auf keinen Fall geht das an. Darüber läßt sich reden, über die Anzahl von Jahren. Bitte das zu bestimmen. Gut, also niemals. Aber man muß doch sprechen dürfen.
Er brach ab, weil er fühlte, daß auch jedes Wort, das er sagte, durchaus mißverstanden werden mußte. Es war so.
Er kreuzte die Arme und sah zu Boden auf einen hellen Sonnenfleck, der dort lag und ward stumm.
Professor Ziegler war etwas verblüfft. Es gelang ihm offenbar nicht, einen bestimmten Eindruck von Richard zu gewinnen und er zögerte. Endlich räusperte er sich mehrmals und sagte sehr streng: Mir liegt an Karls Wohl wahrscheinlich sehr viel mehr als Ihnen, mein werter Herr. Es wird wohl sein, daß Sie Reue empfinden. Gott helfe Ihnen. Wir wissen, daß es kein äußerstes Verbrechen gibt, das der Bereuende nicht sühnen könnte. Sie sind noch jung, kämpfen Sie. Was Karl anbetrifft, so will ich Ihnen denn sagen, daß es nicht meine Intention ist, ihn im rauhen Hause zu lassen. Es sollte für ihn nur ein Schreckschuß sein, damit ihm die Größe seines unsäglichen Vergehens klar würde. Ich werde ihn in einer kleinen Stadt erziehen lassen. Er wird wohl gehütet sein, doch unter freundlichen Menschen.
Rasch fiel Richard ein: Gut, dann ist es gut. Versprechen Sie mir das nur und ich will nichts weiter, versprechen Sie nur das.
Doch des Professors bemächtigte sich sogleich wieder der Zorn. – Ich habe Ihnen nichts zu versprechen, bitte mich zu verlassen, rief er.
– Wie Sie wollen, wenn ich nur die Sicherheit habe, es kommt ja nicht auf die Form an.
Er ging langsam zur Tür. Als er sie geöffnet hatte, blieb er stehen. Er drehte sich herum und sah zurück. In seinen Augen lag der Haß und mit böser Freundlichkeit und während seine Lippen ein Lächeln suchten, sagte er: Sie hätten mir die Hand reichen sollen, weil ich kam, Sie zu beraten, anstatt daß Sie mich kaum haben zu Wort kommen lassen.
Er ging rasch aus der Tür und hörte nicht mehr, was der Professor ihm nachrief.
Er eilte sehr und geriet auf einen öden weiten Platz, den er nicht kannte. Hier und da war der Boden abgesteckt und geglättet, es sollten wohl Anlagen geschaffen werden. Der graue Sand blendete ihn, er fand eine Bank und setzte sich schnell. Es ist gut, dachte er, soviel ist gewonnen, daß er nicht dortbleibt.
Er blickte zu Boden und sah in seine beiden Hände, deren Finger sich unruhig und rastlos bewegten, und er lachte ärgerlich. Weiß Gott, dachte er, der Professor bildet sich jetzt gar ein, daß mir etwas lag an einem Händedruck von ihm.
Dann fiel ihm ein, daß er Karl erst nach Jahren wiedersehen würde. Nun war es aus. Er saß da mit warmen Wangen und wollte nicht weinen und wollte ganz still bleiben.