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Richard hatte sich auf den Divan in Dubois' Arbeitszimmer ausgestreckt. Die Wand, an der er lag, bekleidete ein Teppich, dessen gefaltete Seiten rechts und links mit zwei hölzernen Hellebarden verbunden waren, die unten an der Mauer fußend ins Zimmer hineinragten. Der Abstand oben betrug ungefähr zwei Ellen. Der Divan war gerade hineingeschoben in diesen Anbau, den ein Wurf gelber Seide überdachte. Man hatte den Eindruck eines weit zurückgeschlagenen Zeltes, die silbernen Spitzen der Hellebarden verstärkten die Illusion.
Neben dem Divan stand ein kleiner Sessel, der aus aufeinander geworfenen Kissen gebildet schien. Das oberste, rundlich schwellend und nicht zusammengedrückt wie die andern, war mit grünem Sammet überzogen und bestickt mit dunkelroten Seidenschnürchen. Auch die beiden andern Lagen, das kraßgelbe, ganz zusammengekniffene Kissen in der Mitte und das untere, das auf Röllchen lief, waren mit Netztroddeln verziert. Die Lehnstühle daneben, der Teppich und das Rauchtischchen, alles bunt und türkisch. Doch der gleichmäßige Lampenschein, der den Raum beherrschte, ließ die Farben matt und schwer erscheinen, besänftigte und blaßte sie und tauchte das ganze Zeltlager in dunkles Orange.
An der Wand gegenüber befand sich der Schreibtisch. Auf dem glatten grünen Felde erhob sich ein kolossales Tintenfaß aus Bronze, daneben lag ein Stoß von Fahnenabzügen.
In der Ecke, in die Richard schon seit Minuten hinschaute, stand auf einem rötlichen Postament die halb lebensgroße Statue eines Jünglings. An der Wand brannte eine beschirmte Kerze, der Schatten fiel auf den Marmor.
Dubois hatte den Lehnstuhl von seinem Schreibtisch abgestoßen, ihn zur Seite gekehrt und saß da mitten im großen Zimmer und blickte Richard an. Dann erhob er sich, trat auf ihn zu und rückte an dem Fußende des Divans ein Kissen zurecht, das sich ein wenig verschoben hatte. Richard spürte eine leichte Wolke von Ambra über sich hinstreichen. Als Dubois wieder in seinem Lehnstuhl saß und schwieg, lächelte Richard und sagte: Du bist ja um mich, wie um einen Kranken. Ganz still und ohne mich aus den Augen zu lassen. Und doch bin ich nur ein großer Faulpelz.
– Ich muß es Dir doch bequem machen, wenn Du mit Deinem Tagewerk fertig bist und zu mir kommst. Und soviel zu erzählen hat man natürlich nicht nach den ersten Wochen, die erste Freude über eine neue Bekanntschaft und über einen gnädigen Zufall ist erschöpft. Ich könnte stundenlang nichts tun und Dir zusehen, wie Du Dich bewegst im Hause oder wie Du so daliegst, den Kopf mit den braunen kurzen Haaren ins gelbe Kissen gedrückt.
– Aber? Es ist nichts zu machen? Die erste Freude ist weg?
– Sie ist vielleicht nicht die beste. Diese ersten Etappen sind sich zu ähnlich und die Trivialität ist in ihnen nicht wohl zu vermeiden. Wenn ich schweigsam war, so lag das zum Teil auch daran, daß ich mich davon erholte, Dich erwartet zu haben. Du kamst, ich war zufrieden, aber es fiel mir nichts ein, was ich gerade hätte aussprechen wollen. Von jeher bin ich sehr der Unruhe unterworfen, wenn ich auf Jemanden warte.
Er stand auf und ging langsam hin und her. Als er stehen blieb, sah er in Gedanken auf die altertümliche, mit mattem Zinn beschlagene Truhe, während er sprach.
– Ich wollte Dir nicht schreiben. Es sind zwei Tage, daß Du nicht bei mir warst. Bist Du fleißig gewesen?
Richard nickte ihm zu.
– Du könntest bei mir spielen. Gewiß ist es doch angenehmer auf einem Flügel zu spielen als auf einem Piano. Mir ist so, als hätte ich Dir in den ersten Tagen gesagt, daß es mich beim Schreiben stört, wenn gespielt wird. Aber ich bin überzeugt, es würde nicht so sein. Komm nur!
– Man kann nicht gut arbeiten in einem Zimmer, das einem fremd ist. Ich müßte mich erst gewöhnen.
– Es sind ja schon drei Wochen, daß Du das erste Mal bei mir warst.
Richard überlegte. Dann sagte er: Ja, wirklich. Es sind drei Wochen. Ich dachte nämlich, es wäre noch weit länger her. Es war mir so, als ob die Zeit, in der ich Dich nicht kannte, schon längst aufgehört hätte.
– Aber es ist Dir nicht leid um sie? fragte Dubois, ihn rasch anblickend. Er setzte sich schnell und leise in seinen Lehnstuhl und horchte auf Richard.
– Nein, sagte Richard. – Und vorzüglich deshalb nicht, weil ich weiß, daß meiner Kunst etwas gefehlt hat.
Während einiger Sekunden sah ihn Dubois noch immer an. Eine Reihe von Gedanken schien auf ihn einzudringen, und er suchte Worte für sie.
Dann erhob er sich lebhaft, aber noch stumm. Endlich rief er: Und das hast Du nun. Ich kann es mir denken. Ich begreife es sogar vollständig. Es erstaunt mich nur, daß Du es deutlich genug fühlst, um es aussprechen zu können. Wie viele denken nicht einmal darüber zu Ende und Du sagst sogar das einfache, letzte Wort über diesen Zusammenhang. Es ist dieselbe Kraft. Vorzüglich auch Deine Kunst wurzelt in ihr. Das weißt Du nun, und Du bist Dir neu von Kopf bis zu Fuß.
– Aber ich war ja nicht allein, sagte Richard nach einem kurzen Schweigen. – Fedi war da.
– Du hattest nicht den an ihm, den Du brauchtest.
– Auf Euch allein kam es nicht an, auf ihn oder auf Dich. In dieser Minute wird es mir so ganz klar: Das war es, daß ich in der Vorstellung lebte, die Offenbarungen, oder wie man so sagt, kämen dem Künstler in allen Fällen vom Weibe. Ich hatte mir ein Bild gemacht und betete stündlich davor. Es war aber ein Gespenst ohne Blut und alles dabei Nachäffung und Schiefheit. Erst jetzt sind die Empfindungen, die ich für meine Kunst brauche, echt in mir.
Er erhob sich mit einem Ruck, und mit verschränkten Armen stand er einige Sekunden fest aufgerichtet da. Ebenso plötzlich und unerwartet streckte er sich dann wieder auf den Divan und guckte hinauf. Dubois hatte die Gestalt mit einem freudigen Blick überflogen, dann sah er auf seinen Arbeitstisch, auf die Manuskripte und Fahnenabzüge, wies auf sie hin und sagte: Glücklicher Musikus! Wer von uns Novellen schreibt, muß die Empfindungen immerfort übertragen. Jeder kleine Zug muß maskiert, übersetzt, herübergeholt, herübersalviert werden ans andere Ufer. Bisweilen kommt es dabei zu Unverständlichkeiten, aber nur selten, denn fast alles deckt sich ja. Im Ganzen ist es ziemlich amüsant.
– Wenn viele Schriftsteller gelebt haben sollten, die so verfuhren, so hat man dem Weibe vielleicht allerlei gegeben, was ihm garnicht zukommt, meinte Richard. – Weiß Gott, was alles Ihr so hinübergetragen habt. Übrigens könnte ich das nicht eine Minute lang aushalten. Ich will alles klar haben, wie ein frisches Glas Wasser. Nein, ich könnte das nicht.
– Man lernt es eben, sagte Dubois, ein wenig verwundert über diese entschiedene Ablehnung. Doch wußte er schon, Richard faßte seine Meinungen sehr schnell und sogleich waren sie befestigt in ihm.
– Richard, sagte er, es ist noch etwas Besonderes dabei, das Vergnügen am Geheimnis. Glaubst Du etwa nicht, daß wir im Grunde mehr haben vom Leben?
– Ich habe noch nicht darüber nachgedacht. –
– Ein Glück, das dasteht wie unter Glas und ein Jeder schaut darauf? Ich meine, wir könnten mehr erzählen von Lust und Leid. Das Stillschweigen ist wie eine Mauer um uns. Und alle Zäune des Hasses sind rund gezogen. Die halten fest. In diesem Ring liegt eine aparte Welt, in die die Leute da draußen nicht hineindürfen. Du könntest ganze Bibliotheken durchlesen, und es steht kein Wort geschrieben. Oder nur etwas ganz Dummes, Kurzes. Gott sei gelobt. Es gibt wenigstens noch etwas, worüber man noch keine weitläufigen Bücher schreibt, worüber man nicht streitet. Nicht einmal Tagebücher dürften wir führen, denn das wäre schon der Anfang der Entweihung.
– Graf Tozoli beichtet sehr oft. Er quält sich fortwährend mit seinen Gewissensbissen. Mir scheint, das ist auch so eine besondere Art, das Leben zu genießen.
– Wie ich höre, ist er sehr leichtsinnig und unvorsichtig.
– Gefahr ist das halbe Leben, so etwas Ähnliches sagtest Du doch selbst eben.
– Nun ja, und das Ausruhen nach ihr ist die andere Hälfte, und auf diese Weise ist es unmöglich, sich jemals zu langweilen. Aber man soll nicht mit ihr spielen. Ich bedenke alles und falle Niemandem auf. Niemand, der nicht zu uns gehört, hat mich zum Beispiel jemals in der Jacke gesehen, die ich eben trage.
Richard betrachtete sie schnell und neugierig und rief: Ich bitte Dich! Seit wann sind blaue Sammetjacken mit Perlmutterknöpfen verboten?
Dubois antwortete lachend: Das kann ich Dir ganz genau sagen. Seit dem Untergang des weströmischen Reiches.
Er setzte sich zu Richard unter das Zeltlager und fragte: Wir essen doch zusammen, Du bleibst bei mir über Abend?
– Heute, nein, es geht nicht gut.
Dubois sah ihn an und schwieg. Von draußen, aus dem Zwinger, tönte ein kurzes Bellen her, das sogleich wieder verstummte.
– Du willst Fedi nicht allein lassen?
– Fedi? Er ist so seltsam gegen mich. Garnicht wie früher.
– Er leidet. Das ist nicht anders. Dubois verschränkte die Arme und blickte zu Boden.
– Dann beherrscht er sich aber, wie ich das nie an ihm gekannt habe. Ich will ja gut sein zu ihm. Ich glaube, er ist noch immer erschrocken, wie soll ich sagen – – über diese Klarheit. Du weißt nicht, wie wir miteinander waren.
– Doch. Du erzähltest mir ja. Ihr wußtet noch nichts von Gut und Böse und verließet Euch auf die Natur.
– Zuweilen geht er ganz leise aus dem Hause, wenn er weiß, daß ich des Abends fort will. Zu Dir oder wo anders hin. Wenn ich ihm dann gute Nacht sagen will, ist er weg.
– Also seinetwegen bist Du nicht eilig, sagte Dubois und lächelte. – Um aufrichtig zu sein, ich hatte es auch garnicht vermutet. Entre nous weiß man ja immer gleich alles. Du hast in diesen Tagen immerfort mit Tozoli, meinem Vetter Kreutzberg und Doktor Müller zusammengesteckt, man hat es mir erzählt. Außerdem habe ich gehört, daß Graf Tozoli sofort nach Bovets Abreise eine Wohnung von vier Zimmern gemietet hat, für die er rund hundertfünfzig Taler monatlich zahlt. Es ist also evident, daß der betreffende Hausbesitzer ein gefährlicher Mensch ist. Er wird bei dem Preis nicht stehen bleiben. Ich bitte Dich, Richard, engagiere Dich nicht in dieser Gesellschaft. Du schneidest Dich sonst von andern sehr netten Zirkeln ab. Ich bin überhaupt ärgerlich auf Tozoli, er schädigt unsere Zustände mit seinem Gelde. Man könnte aufmerksam auf uns werden, und das ist immer das Schlimmste.
– Er ist nun einmal reich.
Dubois machte eine wegwerfende Geste. – Lasse Dir nicht Sand in die Augen streuen. Und wenn auch! Wer so lebt, der bleibt schon einmal liegen; dann heißt's immer aufpassen, nicht dabei zu sein. Ich denke nicht nur an das Geld, am wenigsten daran. –
– Diesem Herrn Katzenellenbogen, dem Hausbesitzer, traue ich allerdings nicht über den Weg, sagte Richard, nachdenklich werdend.
– Gib mir doch eine von Deinen petits canons, bat Dubois und trat mit der Zigarette, die Richard aus seiner ledernen Tasche gezogen hatte, an den Schreibtisch und hob das Röllchen über die Lampe. Seine Hand bebte und es dauerte mehrere Sekunden, bis das Feuer anflog und eine kleine Rauchwolke emporstieg.
– Bleibst Du also bei mir, Richard?
– Ein anderes Mal. Heute habe ich bestimmt zugesagt. Man erwartet mich.
Du Hartkopf! dachte Dubois. Er verbarg seine Enttäuschung und studierte sehr aufmerksam die Aschenbildung seiner Zigarette.
– Es tut mir leid, daß Du nicht frei bist, sagte er nach einer Pause. – Für den Fall nämlich, daß es uns langweilig wäre, zu Haus zu bleiben, dachte ich daran, mit Dir auszugehen. Ich wollte Dich bei der Baronin Budberg einführen, die heute empfängt. Ich erzählte Dir von ihr. Ich habe Freiheit, zu kommen oder wegzubleiben. Auch Conte Spada, der neapolitanische Gesandte, eine interessante Persönlichkeit, wird anwesend sein. Ich würde eine neue Novellette von mir lesen und Du vielleicht spielen. Es ist eigentlich sehr gegen meine Gewohnheiten, Du kannst es Dir denken, junge Leute zu protegieren, so daß man es merkt. Aber ich hätte es für Dich getan.
Er sah Richard an. Dann lachte er und rief: Siehst Du wohl, jetzt wirst Du verlegen. Du würdest mich ganz gern begleiten. Aber Du müßtest dann eingestehen, daß Du mir allein Deinen Abend nicht opfern wolltest.
Doch so besonders verlegen war Richard durchaus nicht. Mit einem Satz flog er vom Divan und erklärte nachdrücklich: Das ist wirklich nett von Dir. Sehr einfach. Ich werde bei Tozoli anfahren und ihm absagen. Wann geht's los?
– Es ist Dir also recht, mein Lieber, sagte Dubois. – Ich muß doch ein wenig sorgen für Dich. Du bist sonst ohne Führer.
Er sah nach der Uhr. – Also, wann es los geht, willst Du wissen? Um neun Uhr müssen wir da sein, und es ist bald acht. Mohrenstraße 5, im Frack. Du mußt nach Hause, um Toilette zu machen. Ich werde schon früher da sein, Du müßtest aber gleich aufbrechen.
Als sie im Garderobezimmer waren, hielt Dubois ihm den Mantel und sagte: Für alle Fälle ist es gut, Fühlung zu behalten mit der andern Welt. Das Niveau ist sonst zu einförmig, und man kann sogar Gefahr laufen, verdächtigt zu werden. Es gibt namentlich in neuerer Zeit so viele unter uns, die sich gänzlich zurückziehen, sozusagen auf ihre Zitadellen, und so hoffen, unbemerkt zu bleiben. Nach meinen Erfahrungen ist das nicht das Richtige, und außerdem entbehrt man manches. Zwar bleibt man dann jahrelang unbehelligt, genießt seine Freiheit und steht bloß im Rufe eines Sonderlings, kommt aber einmal das kleinste Bläschen auf die sichtbare Wasserfläche hinauf und gibt Zeugnis von einem Unterleben, so wird für die Welt ein jedes Gerücht wahrscheinlich, denn natürlich traut man dem Sonderling das Seltsame zu. Auch fehlt es dann an schützenden Relationen. Man soll sich darauf verstehen, durchsichtig zu erscheinen und – lache nicht! man soll keine Sammetjacken tragen, außerhalb der geschlossenen Zirkel. Oft übrigens denke ich an das alte Märchen vom Währwolf.
Richard hielt die Hand schon auf der Klinke.
– Du erinnerst Dich doch? Die eine Hälfte der Woche bleiben sie hübsch zu Hause, dann stehlen sie sich in den Wald, legen ihre Gewänder an einem verschwiegenen Ort nieder und nehmen Wolfsgestalt an. Ihre Frauen, Geschwister, Eltern oder Kinder, es weiß niemand davon. Nach geraumer Weile sind sie wieder brav menschlich und daheim. Cher ami, Du darfst doch nicht die ganze Woche im Busch liegen wollen.
Sie lächelten. Als er draußen war, rief Dubois ihm nach: Auf Wiedersehen, Herr von Löwenwolde, Du begreifst, wir sagen dort lieber Sie zueinander.
Er eilte zur nächsten Droschke und fuhr in die Stadt. In einem Gäßchen neben der Nikolai-Kirche hielt der Wagen. Er fand das Tor und die Haustür noch offen. Der zuverlässige polnische Portier begleitete ihn über die Stiegen und leuchtete mit einer kleinen Kerze, die er in der Hand trug.
Im geräumigen Salon saßen der dim. Dirigent des Schuldgefängnisses, Doktor Adalbert Müller und Herr von Kreutzberg in einer Schachpartie begriffen. Neben ihnen vor einem kleinen Tischchen befand sich ein junger Dragoner und studierte die Gartenlaube. Alle warteten auf Tozoli und da man Richard versicherte, daß er jeden Augenblick heimkommen würde, setzte er sich, sah dem Schachspiel zu und betrachtete Doktor Müller, der den Rücken sehr behaglich gekrümmt hatte und hin und wieder aus einer silbernen Dose ein wenig Zucker in das vor ihm stehende Glas Bier schüttete. Er trug ein sehr dunkles Pincenez und das schwarzbärtige Antlitz mit der stumpfen geraden Nase erschien im Lampenlicht besonders bleich.
Dann sah Richard in das braune, harte Gesicht Kreutzbergs, in diese festen wohlgeprägten Züge und er beobachtete neugierig den aristokratischen Kopf und seinen Ausdruck.
Denn Richard war eine kleine Sache in den Sinn gekommen, die Dubois neulich von ihm erzählt hatte.
Es war schon viele Jahre her, als Herrn von Kreutzberg ein junger Mann im Hotel de Rome so sehr gefiel, daß er ihn zu seinem Diener machte. Seine Neigung blieb beständig, er gewöhnte sich immer mehr an ihn und ward ganz abhängig vom ungezogenen aber liebenswürdigen kleinen Pico. Diesen Spitznamen hatte er dem Jungen gegeben. Jedoch bei alledem entwickelte sich Pico zu einem gehörigen Schürzenjäger, jeden Augenblick gab es wieder eine Liaison, und er entwischte für den Abend. Herr von Kreutzberg litt sehr unter diesem Betragen. Aber gegen einen ausgesprochenen Geschmack in solchen Dingen ist nicht anzukämpfen, und am Ende war es bloß natürlich, daß Pico das Leben auch auf seine Art genießen wollte. Und so kamen sie denn überein: Niemals durfte er sich heimlich mit den Mädchen einlassen. War es wieder einmal nicht zu vermeiden, so begleitete ihn Herr von Kreutzberg ins Kasino, und wenn sich sein junger Diener mit einer schönen Dame in die oberen Gemächer begeben hatte, so setzte er sich, die Rückkehr Picos erwartend, zu den anderen Mädchen, die er reichlich mit Grog regalierte. Es war Herrn von Kreutzberg lieber, alles Peinliche der Eifersucht konzentriert und schnell zu erleiden, als einer fortwährenden Ungewißheit unterworfen zu sein. Denn nach einem jeden solcher Ausflüge gab es wenigstens ein oder zwei Wochen der Ruhe, der Sicherheit.
Die Schachspieler hatten ihre Partie beendet, Richard erhob sich und bat, ihn bei Tozoli zu entschuldigen, er wäre nicht frei heute Abend. Herr von Kreutzberg versprach, ihn zu benachrichtigen, und Richard und Dr. Müller brachen gemeinsam auf.
Sie gingen die Linden entlang. Müller erzählte von Italien, wo er nach dem Tode seiner Frau mehrere Jahre verbracht hatte. Aber es hätte ihn doch wieder hergezogen, obgleich seine Renten zum Reiseleben ausreichten und man in der Fremde natürlich sicherer war als in Berlin. – Man wird alt und wünscht die Heimat und die Verwandten. Ich habe eine verheiratete Tochter in Berlin, sagte er.
Richard hatte den Augenblick nicht gefunden, um sich von dem freundlichen, mitteilsamen Herrn zu verabschieden und im Plaudern waren sie bis an das Brandenburger Tor gelangt. – Begleiten Sie mich? fragte Dr. Müller. – Machen wir einen kleinen Streifzug?
Richard bat, ihn zu entschuldigen, und sie trennten sich. Nach wenigen Sekunden hatte ihn Doktor Müller wieder eingeholt. Er beugte seinen kleinen bärtigen Kopf mit dem dunkeln Pincenez ganz vor und sagte leise und langsam: Ich bemerke soeben, daß eine, wie mir bekannt ist, ziemlich gefährliche Persönlichkeit uns beobachtet. Ich warne Sie für den Fall, daß er sich an Ihre Fersen heften sollte. Sie wissen doch: Naiv sein, nie ärgerlich werden, nicht va banque spielen. Nein, nein, Sie können ihn eben nicht sehen, er ist gerade in den Schatten getreten. Adieu, auf Wiedersehen.
Sie verabschiedeten sich zum zweiten Male. Es begann plötzlich heftig zu regnen und Richard eilte mit großen Schritten nach Hause, wo er sich rasch umkleiden wollte. Es war bald neun Uhr und es wäre ihm peinlich gewesen, zu spät zu kommen. Wahrscheinlich würde zuerst eine Abendtafel stattfinden. Richard war sehr erfreut, daß Dubois ihn in die Gesellschaft mitnahm. Er wußte, daß es für einen Vorzug galt, bei der Baronin Budberg zu verkehren und er war sehr gespannt darauf, wie dieser Abend verlaufen würde. Endlich stand er vor seiner Haustür, schöpfte ein wenig Atem und sprang dann die Stiegen hinauf.
Kaum hatte er Mantel und Hut abgelegt als geschellt wurde. Er öffnete. Es war kein Licht im Treppenhause und Niemand zu sehen, da Richard auch im Garderobezimmer noch nicht angezündet hatte. Doch hörte er Jemanden eintreten, die Tür fiel zu und blitzschnell, kaum ihn berührend, strich eine Gestalt vorbei. Mit kurzen, unfesten Schritten ging Jemand, wie es schien, bis zum Ende des Zimmers und prallte dort wuchtig an den Schrank an. Oben auf dem Schrank hörte man irgend einen Gegenstand hin und her schwanken und etwas poltern, doch stellte sich das Gleichgewicht wieder her, nichts fiel herunter und es ward ganz still. Sehr erschrocken suchte Richard nach Schwefelhölzchen, doch er fand keine. – Wer ist da? rief er laut.
Sekundenlang rührte sich nichts. Dann sang oder quiekte vielmehr eine ordinäre Stimme zweimal nach einander den bekannten französischen Refrain: J'ai perdu mon parapluie.
Ganz verblüfft stand Richard im Dunkel. Es ward wieder mäuschenstill und nichts rührte sich. Plötzlich entschlossen eilte er mit großen Schritten dorthin, wo er den Menschen vermutete. Er streckte seine Hände vor, doch er packte Niemanden und stieß ebenfalls ziemlich kräftig an den Schrank an. Wiederum begann es oben zu poltern und zu wackeln, diesmal jedoch nur ganz kurz und dann war alles wieder still. Richard horchte. Im Salon hörte er einen Knall, dann scharrte ein Stuhl über den Boden, offenbar hatte sich der Eindringling durch die offene Tür in den Salon geschlichen und war im Dunkel wiederum irgendwo angerannt.
Richard eilte hin. Sogleich ward es wieder still. Wütend und erschrocken tastete er nach Schwefelhölzchen. Endlich fand er Dose und Leuchter, strich an und hatte im Nu Licht gemacht und den Raum durchspäht.
Auf dem Sopha saß ein ihm ganz fremder, stämmiger Bursche von ungefähr siebzehn Jahren und sah ihn an, frech und böse. Die breiten und etwas dicken Lippen waren fest geschlossen, die kleinen Augen blitzten ausdrucksvoll und die Ohren standen ein wenig ab von den blauschwarzen Haaren. Er trug ein englisches Mützchen auf dem Kopf. Die Beine hatte er übereinander geschlagen, seine dünnen, grauen Sommerhosen waren sehr fleckig und gänzlich vertragen. Alles an ihm war schmutzig und abgetakelt und er schien betrunken zu sein.
– Sie kennen mich nicht, aber ich kenne Sie, sagte er sehr laut. – Vierzig Taler, Ehrenwort, ich komm nicht wieder.
Richard wußte, daß die Sache durchaus ohne Polizei abgetan werden mußte. Man war unter sich und mußte es bleiben.
Um Zeit zu gewinnen, fragte er: Wer sind Sie? Wie heißen Sie? Nehmen Sie Ihre Mütze herunter.
– Das geht Sie den Dreck an, wie ich heiße und die Mütze gehört auf meinen Kopf! rief der Junge. Darauf bediente er sich eines sehr unflätigen Ausdrucks und schrie dann plötzlich: Vierzig Taler krieg ich. Verstanden? Oder ich mache Ihnen die schönste Blamage.
Richard suchte sich an die Verhaltungsmaßregeln zu erinnern, die ihm Dubois für solche Fälle gegeben hatte. Aber sie fielen ihm nicht ein, weil er nicht ordentlich aufgemerkt hatte, und nur noch soviel wußte er, daß es darauf ankam, kühl und ruhig und durchaus nicht erschrocken zu scheinen. Ganz naiv und recht freundlich sagte er also: Mein Lieber, ich glaube, es wird das Beste sein, wenn wir von hier weggehen. Es regnet zwar, doch könnte man vielleicht irgendwo ein Glas Weißbier trinken.
Aber der Junge antwortete garnicht, flog vom Sitz, rannte ans Klavier, öffnete und haute zu mit seiner geballten, schmutzigen Faust. Er traf die Diskant-Tasten, es gab einen schrillen Knall und einige Saiten sprangen. Bis jetzt war Richard durchaus nicht zornig gewesen, sondern nur höchst verblüfft von der Situation. Nun packte ihn die Wut mit einem Ruck, und er vergaß die Gefahr eines möglichen Skandals und alle guten Ratschläge.
Im Nu war er da, ergriff den Burschen am Kopf und riß ihn in die Höhe. Sie rasch wechselnd und mit großer Schnelligkeit schlug er ihm seine Fäuste ins Gesicht. Der Angegriffene, der auf diesen Überfall durchaus nicht vorbereitet war, schrie kurz und leise auf und versuchte, sein Knie Richard in den Bauch zu stoßen, doch traf er nicht recht. Nach kurzem Geraufe gelang es Richard, den kräftigen Bengel unter dem Rock an den Schultern zu packen. Er kniff seinen Daumen ins Fleisch und schnellte den Körper hin und her, schüttelte ihn fortwährend und hob ihn etwas. Dann schleuderte er ihn mit voller Wucht gegen Fedis Arbeitstisch, der nachgab und ein Stück ins Zimmer rückte. Eine Menge von Gegenständen fiel polternd zu Boden, mehrere Gläser zersprangen.
Richard trat zurück. Der Junge taumelte, griff nach einem Stuhl und stürzte auf ihn. Er hatte die Augen geschlossen und war betäubt. Der Körper glitt zur Seite, Richard fing ihn auf und lehnte ihn an.
Dann setzte er sich sehr erschöpft, hustend und atemlos und sah den Jungen an, der sich nicht rührte. Plötzlich bemerkte Richard, daß Blut aus seiner Nase floß. Die Tropfen fielen rasch und in gleichmäßigen Abständen und rollten auf das zierlich geblümte, unsaubere Vorhemdchen, das aus der Weste herausgezerrt war. Und auch die eine Hand blutete. Sie hing schlaff über den Teppich hinab, es sickerte von ihr und unten lag schon ein kleiner dunkler Fleck.
Richard erhob sich und holte aus seinem Schlafzimmer eine Schüssel mit kaltem Wasser und ein Handtuch. Er tauchte einen Zipfel ein und näherte sich dem Jungen, der auffuhr und sich von neuem zur Wehr setzen wollte. Richard rief ihm zu, still zu halten und den Kopf etwas zu heben, beugte sich über ihn und drückte das nasse Tuch an die Nase. Hierauf befahl er, die blutende Hand hinaufzunehmen auf die so wie so sehr schmutzigen Hosen, weil sonst der Teppich ruiniert werde. In allem gehorchte der Kleine mit der stummen Willigkeit, wie sie Leuten der unteren Klasse eigen ist. Als das Nasenbluten schwächer ward, ließ sich Richard die verwundete Hand vorzeigen. Der Ballen des Daumens war ziemlich tief geritzt, wahrscheinlich von einem Glasstück. Richard spülte die Wunde ab und verband die Hand ordentlich mit einem Taschentuch.
Dann setzte er sich. Im Grunde ein sympathisches Gesicht, dachte er, und betrachtete seine kleinen blauen Augen und den Mund, die etwas dicken Lippen störten ihn nicht besonders. Der Junge sah ihn an, ganz dumm und ganz ernst, so daß Richard beinahe lachte.
Zerzaust und apathisch erhob er sich, bog sein Vorhemdchen ein und schob es wieder unter die Weste. Dann suchte er mit seinen Blicken hin und her im Raum.
– Was ist denn? fragte Richard.
– Die Mütze.
– Ach so, Ihre Mütze. Richard fand sie, nahm sie vom Boden und setzte sie ihm eigenhändig und ziemlich rüde auf den Kopf. Dann ergriff er den Leuchter und folgte ihm ins Garderobezimmer. Er öffnete die Tür und schob ihn mit einem freundschaftlich derben Puff heraus und sagte: Nicht so frech sein, kleine Kanaille.
Sofort blieb der Junge stehen, wandte sich und zog ein blitzsauberes, zierliches Ledertäschchen aus seinem vertragenen Rock. Er überreichte Richard seine Visitenkarte und stellte sich vor. – Heinz Bölsche, Küstriner Allee 119, sagte er.
– So, so, meinte Richard und hielt das Kärtchen in der Hand. Doch sein Blick haftete noch an der so besonders eleganten kleinen Ledertasche.
– Gemaust? fragte er.
– Geschenkt bekommen! behauptete Heinz.
Einige Sekunden verstrichen. Sie schwiegen. Richard sah in die kleinen blauen Augen, die ihn sehr ernsthaft prüften und seine Mienen verzogen sich ein wenig. Sogleich lächelte der Junge ebenfalls und kam aus dem Flur wieder in die Tür.
Doch Richard fiel die Baronin Budberg ein. Er sah nach der Uhr.
– Unmöglich, ich habe keine Sekunde zu verlieren, rief er ehrlich erschrocken.
– Herr Baron haben ja meine Adresse und können mir zu jeder Zeit Nachricht geben, sagte Heinz Bölsche. Dann machte er einen kleinen Kratzfuß, zog mit der Hand, die mit Richards Taschentuch verbunden war, sehr höflich und manierlich sein englisches Mützchen und entfernte sich.
Ohne den Salon zu betreten, ging Richard vom Korridor schnell in sein Schlafzimmer und warf Rock und Weste ab. Die einfachste Sache von der Welt und durchaus nicht kompliziert, dachte er, während er auf dem Bettrande saß und sich behaglich die schwarzen Hosen anstreifte. Zum ersten Male seit seiner Schulzeit hatte er eine Gelegenheit gefunden, sich von seinen körperlichen Kräften zu überzeugen, er fühlte eine wohltuende Müdigkeit in den Armen und war überhaupt sehr befriedigt von diesem Erlebnis. Vielleicht ist so eine junge, dumme Kreatur garnicht von so schlechtem Holze, dachte er. Ich werde diese Idee Dubois unter die Nase reiben, der immer von unsern Würgeengeln spricht. Man soll nicht, so wie er will, fortwährend Rücksicht nehmen auf Verhältnisse, die dumm sind. Als er in ein neues Hemd geschlüpft war und vor dem Spiegel stand, bedauerte er es, dem Jungen nicht einige Groschen zum Abendbrot geschenkt zu haben. Vielleicht litt er Hunger, der Arme.
Aber was spiele ich? fragte er sich. Die Sonate von Weber oder meine Beethovensche? Wahrscheinlich würden auch Musiker anwesend sein, wenn die Finger nur nicht stolperten auf dem fremden, ungewohnten Klavier.
Zum letzten Mal wollte er vor den Spiegel treten, als er ein leises Hüsteln im Salon hörte. Er ging rasch bis zur Schwelle.
Drüben in der Tür zum Garderobezimmer war Fedi stehen geblieben, der nun aufsah und Richard sehr erstaunt betrachtete. Er kam soeben heim und offenbar wunderte es ihn, daß Richard seinen Frack angezogen hatte. Sein Blick haftete an der schweren Panzer-Uhrkette mit Berlocken, einem Geschenk von Dubois. Dann schaute er wieder hin, zu Boden, auf das weiße Tuch mit den großen roten Flecken und auf die Schüssel daneben. O weh, ich habe alles so liegen lassen, dachte Richard. Er kam rasch näher und erzählte: Entschuldige, lieber Fedi, aber es passieren wirklich solche Verrücktheiten. Plötzlich stürzt ein mir völlig fremder Bengel ins Zimmer und macht einen heillosen Spektakel. Chantage. Nur weil er mich mit Dr. Müller zusammen gesehen hat. Ich habe ihn nach allen Regeln der Kunst verhauen und dabei ist denn dieses Malheur geschehen.
Fedi schwieg. Der Schreibtisch war weggerückt von der Wand. Neben ihm auf dem Boden lag der Briefbeschwerer, der Windhund aus gelbem Marmor, die Schnauze war abgebrochen und zerstampft worden. Richards Fuß zerdrückte einige Scherben, als er rasch hintrat, um das Bild von Fedis kleiner Schwester aufzuheben. Überall auf dem Boden waren Metallfedern, Posen und Buchzeichen verstreut. Richard bückte sich wieder und griff das Falzbein vom Teppich auf. Die Kerze auf dem Harmonium leuchtete still und kraftlos, sie schwiegen und draußen in der Stadt schlugen die Uhren.
– Es tut mir leid, sagte Richard. – Es ist alles in Trümmern und namentlich von Deinen Sachen. Vielleicht kann man noch einiges reparieren. Ich weiß nicht, ob man die Flecken vom Teppich herausbringen wird.
Fedi sprach noch immer nichts und kam aus der Tür ins Zimmer. Sein Stillsein drückte auf Richard und lag auf ihm. Er wurde unruhiger. Noch immer gab er sich mit den zerbrochenen Gegenständen zu schaffen. Er hob den gläsernen Behälter mit dem eingravierten Veilchenbukett in die Höhe und sagte: Sieh mal, nur ein kleines Stück vom Rande ist abgesprungen. Ich habe es gefunden. Sonst ist nichts daran lädiert. Das wird jedenfalls wieder zu kitten sein.
Fedi schwieg noch während einiger Augenblicke. Dann sagte er böse, ungeduldig und scharf: So sprich doch nicht immer von den Sachen.
Und er setzte sich auf das Sopha und weinte. Es war ein lautes kurzes Aufschluchzen, das gleich wieder abbrach und schon nach wenigen Sekunden waren keine Tränen mehr in seinen Augen.
Richard kam und wollte ihn umarmen. Aber Fedi sprang auf, drückte Richards Arme nieder und schlang die seinen ihm um den Hals und küßte ihn auf die Brust, auf das weiße Hemd. Dann trat er zurück.
Leise und dringlich flüsterte Richard: Sorge Dich nicht um mich, Fedi. Du sollst das nicht, es hat keine Gefahr mit mir. Ich komme überall heraus und frage nicht viel und fürchte mich nicht. Du hast keine zehn Worte in den letzten Tagen mit mir gesprochen, sei nicht böse auf mich.
– Was hilft es auch, wenn ich mich um Dich sorge, sagte Fedi ruhig und apathisch. Und dann etwas lebhafter: Du weißt doch, daß ich Dich immer lieb habe. Und ich werde immer an Dich denken.
Richard wollte seinem Blick begegnen und war verwundert. Wie erstaunend und unbefangen fragte Fedi schnell: Du bist im Frack? Wohin willst Du?
Richard erzählte.
– Natürlich ist es gut, wenn Du in die Berliner Gesellschaft kommst, sagte Fedi. Wenn Du später konzertieren willst, so wird Dir das sehr viel nützen. Es ist wirklich hübsch von Dubois. Es muß herrlich sein, wenn man so protegieren kann. Das muß Freude machen.
Als sie im Garderobezimmer waren und während er ihm den Mantel hielt, plauderte Fedi lebhaft und etwas hastig und ließ den Freund kaum zu Wort kommen. Zuerst schob er den Abschied ein wenig in die Länge, dann trieb er ihn und mahnte zur Eile.
Draußen auf der Treppe zögerte er. Er war mißtrauisch gegen Fedis Freundlichkeit und fühlte, daß er ihn nicht versöhnt hatte. Er ging die paar Stufen plötzlich wieder hinauf und klingelte. Nur leise gab die Glocke an, er hatte nur schwach am Griff gezogen.
Fedi mußte es überhört haben, niemand öffnete.
Es ist keine Zeit mehr, ich will es morgen besser machen, dachte Richard und eilte fort.