Theodor Hermann Pantenius
Die von Kelles
Theodor Hermann Pantenius

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Vorwort.

Eine kurze Orientierung über die politischen und geographischen Verhältnisse Livlands in den Jahren, in welchen dieser Roman spielt, wird manchem Leser willkommen sein.

Unter Livland verstand man im XVI. Jahrhundert die heutigen Provinzen Liv-, Kur- und Estland, drei Kreise des Gouvernements Witebsk und die Stadt Narwa. Das Estland der Gegenwart zerfiel wiederum in die Landschaften: Harrien (Reval), Wierland (Wesenberg), Jerven (Weißenstein), Allentaken (Narwa), die Wiek (Hapsal). In Livland unterschied man das Erzstift, das Stift Dorpat, die Insel Ösel und das Ordensland, doch lassen sich die geographischen Grenzen hier nicht in der Kürze angeben. In Kurland lagen Semgallen (Mitau, Bauske, das Oberland), Kurland (Goldingen), das Stift Kurland (Pilten, Amboten, Hasenpoth).

Politisch gehörte der größere Teil des Landes dem Deutschherrenorden, dessen Besitzungen in Kurland und dem südöstlichen Livland in kompakter Masse zusammenlagen, sonst aber durch die Stifte vielfach unterbrochen waren. Die vier oben zuerst genannten Landschaften Estlands standen ebenfalls unmittelbar unter dem Orden. Der Herrmeister residierte in Wenden.

Nächst dem Herrmeister verfügte der Erzbischof von Riga über den größten Besitz. Seine Residenz war im XVI. Jahrhundert gewöhnlich das an der oberen Düna liegende Kokenhusen.

Die Stadt Riga wurde vom Erzbischof wie vom Herrmeister in Anspruch genommen, nahm aber beiden gegenüber eine sehr selbständige Stellung ein.

Außer dem Herrmeister und dem Erzbischof gab es noch vier Landesherren, den Bischof von Dorpat, den von Ösel – dem auch die Wiek gehörte –, den von Reval – dessen politisches Machtgebiet aber nur sehr beschränkt war – und den von Kurland (Residenz Pilten). In der Zeit, in welcher »Die von Kelles« lebten, waren die Stifte Ösel und Kurland in den Händen des Bischofs Johann von Münchhausen vereinigt.

Das waren die Herren des alten Livland, neben und unter denen die Städte und die Ritterschaften ihren Anteil am Regiment hatten. Ein näheres Eingehen auf dieses komplizierte Staatengebilde erscheint aber hier entbehrlich.

Über den historischen Eilhard Kruse gibt es eine interessante Abhandlung in dem fesselnden Buche Theodor Schiemanns: »Charakterköpfe und Sittenbilder aus der baltischen Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts.« Mitau, E. Behre 1877.

In bezug auf die Schicksale Barbaras findet man das Historische in dem Aufsatz: »Bischof Johann von Münchhausen« von K. Schirren (Baltische Monatsschrift: XXVIII. I. Heft). Was Bonnius betrifft, so bin ich in bezug auf seine Lebensstellung Russow und Renner gefolgt, weil deren Angabe meinem Bedürfnis mehr entsprach.

Die Geschwister von Randen gehörten einem Geschlecht an, das seit den ältesten Zeiten mit den Geschicken Groß-Livlands enger verbunden war und ist, als irgend ein anderes. Da aber sie und ihre Verwandten in meinem Roman wesentlich frei erfundene Gestalten sind, so habe ich es nicht für erlaubt gehalten, den Geschwistern hier den Namen zu lassen, welchen sie im Leben führten. Aus diesem Grunde ist den vier großen Familien Livlands die von Thedingsheim als fünfte zugesellt worden.

Der Verfasser.


 


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