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31. Aufruf zum Generalstreik – Ein Flugblatt

Schreibübung zur Herbeiführung des Friedens

Jede deutsche Frau hat die Pflicht, dieses Blatt wenigstens zweimal abzuschreiben und unverzüglich weiterzugeben. Nur so kann die Fessel der Militärzensur durchbrochen werden. Jeder Aufschub kostet Zwangstod an der Front und wird von dem Hunger und den Tränen der Zukunft bezahlt.

Kriegsanleihe oder fünfzehnter Oktober?

Wie kommen die Brandstifter des Weltkrieges, die Wehrvereinsgeneräle und Seeräuber eigentlich zu der Unverfrorenheit, ihr Geschäft, das blutige Verbrechen am Volke, Vaterlandsliebe zu nennen, und jeden Versuch, den Krieg zu beenden, Landesverrat? Wir dummes Volk lassen uns das gefallen. Das wissen sie. Wir haben illustrierte Blätter, in denen wir die geistlosen Gesichter unserer Gewalthaber und Schlachten»denker« sehen und ihre kindischen Beschäftigungen verfolgen können; wir lächeln über die Kulturlosigkeit, mit der diese Wilden ihren Ordensklimbim den Linsen der Photographen aussetzen (während die »Gemeinen« in den Mordgräben wie Ungeziefer zerquetscht und vergiftet werden, als hätten sie keine Mütter, die ihr Leben von den Verbrechern zurückfordern). Aber wir wagen es nicht, diesen Menschen ehrlich zu mißtrauen, sie zu fragen: arbeitet Ihr eigentlich für Eure Taschen oder für ein deutsches Volk, für den Frieden? Nachdem ein Phrasendrescher und Lügner den anderen auf dem Kanzlerposten abgelöst hat, sind die bezahlten Agenten der Kriegsindustrie, die sogenannten Volksvertreter, in die Ferien gegangen und haben für diesen Entschluß 1 000 M eingestrichen. Blutgeld! Wollt Ihr Boches bleiben und die Kulturvölker dieses Planeten weiter durch Eure rohe Gewissenlosigkeit in politischen Dingen gefährden, so verdient Ihr es nicht besser und seid Sklaven. Dann gebt nur Eure kümmerlichen Goldringe der Dynastie, während die Hohenzollernfamilie von goldenem Tafelgeschirr weiterspeist; laßt Eure Eltern an Unterernährung sterben und Eure Kinder vor Hunger wimmern, während die kaiserlichen Rosse Hafer fressen, und dankt Gott, daß er wenigstens einer deutschen Mutter alle sechs Söhne am Leben erhielt, obwohl sie doch alle »im Felde« stehen!

Militärisch steht es hoffnungslos. An einen Sieg, wie ihn die Generäle brauchen, um die Siegestrinkgelder einzustreichen, die sie erwarten, ist nicht zu denken. (Moltke nahm 1870 neunhunderttausend M!). Deshalb wollen sie wenigstens die Hochkonjunktur des Krieges noch lange genießen. Nur das klassenbewußte Proletariat kann den Krieg beenden. Verlacht die lügnerische Siegesreklame der uniformierten Kriegsinteressenten, das alberne Viktoriaschießen und den Flaggenschmuck als bestellte Stimmungsmache für die neue Kriegsanleihe! Antwortet auf die verbrecherischen Menschenopfer im Osten mit dem Generalstreik! So ehrt Ihr die Helden dieser Zeit: Liebknecht und Friedrich Adler.

Arbeiter, Frauen, Soldaten! Bis zum 15. Oktober muß dieses Blatt jedem Proletarier bekannt sein.

Am 15. Oktober wird nicht mehr gearbeitet und nicht mehr geschossen!

 

Mann der Arbeit, aufgewacht, und erkenne Deine Macht. Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will!

 

Deutsche Frauen, wenn Ihr Euch nicht aufrafft und den Opfertaten Eurer russischen Schwestern nacheifert, geht Deutschland zugrunde. Die Frauen der ganzen Erde und Millionen geknechteter Männer sehen auf Euch. Deshalb schreibt und nennt den Tag: den fünfzehnten Oktober. Es lebe die Internationale!

August 1917


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