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Von Jugend auf war ein beständiger Kampf in mir. Den Anschauungen der hinter uns liegenden Zeit entsprechend, lehrte man mich die Natur lieben, indem man mich zum Beweis meiner Naturliebe Käfer und Schmetterlinge fangen, Schlangen und Eidechsen in Spiritus setzen, Vögel und Säugetiere erlegen, abhäuten und ausstopfen ließ. Unvergeßlich ist mir, welche Überwindung ich aufbringen mußte, als zehnjähriger Knabe Tiere auszubälgen. Meine ersten Jagden haben mich tief erregt, und ich bin von dem ersten geschossenen Reh weinend heimgelaufen. Doch immer habe ich geglaubt, dem Wilde Gutes zu tun, wenn ich besser als andere jagte, wenn ich meine Fähigkeit dazu steigerte, das Wild schnell und schmerzlos zu töten. Ich machte eine Wissenschaft aus dem Anschleichen, dem Schießen, dem Beobachten und sammelte Abgüsse der Fährten, um angeschossenes Wild sicher ansprechen zu können.
Der Erfolg meiner Jagden ist ja nicht ausgeblieben und kommt in hohem Maße dem Wildschutz zugute: Nachdem ich Löwen, Elefanten, Nashorn, Flußpferd, Leopard geschossen hatte, glaubte man mir, daß ich ein Naturfreund sei. So erwarb ich das Recht, für den Schutz der Großtierwelt einzutreten. Ich bemerke, daß man sich dies Recht heute sehr wohl mit unblutigen Trophäen erwerben kann, und ich bin ja der erste gewesen, der die allernächsten Pirschleistungen auf »große und gefährliche Tiere« mit der Kamera festgehalten hat.
Aus einem Buche »Jagderfolge in Afrika« nehme ich folgendes vorweg:
Ich empfinde ganz als Pythagoräer. Ich weiß aber aus eigener Beobachtung, was unsere Freunde nicht wissen: daß Deutschland an wildlebenden Tieren nur deshalb noch reich ist, weil es deutsche Jäger gibt. Die Jäger töten nicht nur, sie hegen auch. So verwerflich den Pythagoräern das Jagen selbst erscheint, ohne die Jäger hätten wir heute weder die reiche Natur, die wir noch haben, noch auch nur die Kenntnis der Tierwelt. Während die Vegetarier ihre Früchte pflücken, raubt der Handel alles, was bunt und schön und irgendwie wertvoll ist in der belebten Natur. Das verhindern heute die Jäger, die nicht Angestellte des Handels sind, sondern Naturfreunde oder ehrgeizige Abenteurer (Sportsleute). Ich weiß, daß die Fruchtesser die Tiere töten, die ihre Früchte vernichten. Aus solchen und anderen Gründen kann heute noch die Naturliebe des tötenden Jägers wertvoller sein als die völlige Unkenntnis mancher Nichtjäger in der Tierkunde. Und welche gewaltigen Seelenkämpfe habe ich schon bei edlen Jägern erlebt! Allerdings darf niemand da an den unerfreulichen deutschen Jägertypus denken, der sich mit der Weinflasche, der Tabakpfeife und einer Jagdbeute so gern abbilden läßt. Narkose macht echtes Mitleid unmöglich.