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Polizeipräsident Zörgiebel. Ihre Streitkräfte haben wieder ein paar beträchtliche Siege über die Berliner Bevölkerung errungen. Es hat wieder Tote und Verwundete gegeben, Schüsse krachten, Gummiknüppel flogen. Am Sonnabend vor Pfingsten entwickelte sich in der Charlottenburger Bismarckstraße an einer Straßenecke ein kleiner Konkurrenzkampf zwischen einem Autobus und einem Zug von Rotfront-Leuten. Der Autobus siegte, und es gab bei den Roten einige Mißstimmung. Ein alltägliches, nein, allstündliches Ereignis im großen Berlin, ohne daß deshalb gleich wahllos in die Menge hineingeschossen wird. Wann wird denn auf die Rechtsverbände gleich scharf geschossen? Wie viele Wochen sind es her, daß eine Hitlerbande am Kurfürstendamm wütete, während der verantwortliche Polizeioffizier irgendwo in einer Nebenstraße gemächlich in die Luft guckte? Bei dem Zwischenfall in der Bismarckstraße wurde um ein Nichts ein Mann zu Tode getroffen, ein Kind schwer verwundet. Ein Journalist, der diesen Vorfällen als Berichterstatter beiwohnte, erzählt, daß der Vater des Kindes zwei Polizisten verzweifelt zurief: »Ihr habt mein Kind ermordet!«, worauf die beiden den Journalisten aufforderten, er möge ihnen helfen, den Mann festzustellen. Doch der tat, mit Recht, nicht dergleichen, sondern fragte die Polizisten sanft, warum denn eigentlich. »Warum?« schrie der eine. »Er hat ›ihr‹ zu uns gesagt. Der Kerl hat ›Sie‹ zu sagen!« Daß die Polizei übrigens gar nicht daran denkt, selbst zu ihren Vorgesetzten »Sie« zu sagen, beweist die bis zur Stunde unbestrittene Meldung, daß am Sonnabend an der Frankfurter Allee der Vizepräsident des Polizeipräsidiums, Herr Doktor Weiß, von den eignen Leuten mit Gummiknüppeln bearbeitet wurde, als er bei einem neuen Zusammenstoß mit Kommunisten zur Besonnenheit mahnen wollte. Schweig, mein Herz ... Das ist die Apotheose der Berliner republikanischen Polizei, dieses gern herumgezeigten Prunkstückes neupreußischer Organisationskunst. Es hilft nichts: unter Grzesinski und Friedensburg war es besser. Seit Herr Zörgiebel aus Köln dort regiert, wächst Roheit und Zuchtlosigkeit wieder wie in der berüchtigten Ära Richter. Die Leute sind immer überreizt und wütend, man hat das Gefühl, daß sie dauernd scharfgemacht, dauernd verhetzt sind. Gegen Rotfront und Reichsbanner wird rücksichtslos dreingeschlagen, sonst weitgehend Schonung geübt. Die Vorfälle der letzten beiden Wochen schreien nach einem Wechsel in der Leitung. Demission, Herr Präsident, Demission!