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»Hector, so bist du Vater mir nun und würdige Mutter!
Bist mein liebender Bruder, du bist mein blühender Gatte.«
Ilias.
Dies ist nicht bloß das Wort Andromaches; es ist das ewige Wort der Frau bei diesem großen Schritte.
Sie sagt es vorläufig aus ihrem überfließenden Herzen heraus.
Sie sagt es auch aus dem richtigen, wahren Gefühl ihrer Situation. Sie fühlt sehr wohl, daß er von jetzt an ihr alles, ihr einziger Beschützer ist. Und was die Ceremonien anbetrifft, mit welchen die Kirche und das Gesetz sie zu beschützen scheinen, so legt sie keinen Wert darauf.
In Wahrheit ist die Kraft dieses so wichtigen Aktes die, daß sie sich ohne Rückhalt, ohne Garantie und ohne die Möglichkeit der Umkehr hingegeben hat. Wenn keine Liebe da ist, wenn sie nicht in die zartesten Hände fällt, so werden alle gesetzlichen Garantien ihre Situation nur bedenklicher machen. Alle diese papiernen Schranken sind nichtig, oder vielmehr, indem sie den, welchem ihre Person übergeben ist, erkälten und beleidigen, werden sie ihr nur Gefahren bringen. Alberner Gedanke, von vornherein einen Krieg in der Ehe zu entflammen und zu wähnen, daß das Gesetz zu jeder Stunde des Tages, der Nacht dazwischentreten und selbst noch auf dem ehemaligen Lager zwischen den Gatten Wache halten kann. Gegen den, welcher die Frau in so unzerreißbar festen Banden hält und ihr die Anstrengung, die Gefahr der Mutterschaft auferlegen kann, giebt es keinen, gar keinen Rückhalt und keine andere Garantie als die Liebe.
Die Ceremonien, die Feierlichkeit und die Öffentlichkeit sind ohne Zweifel sehr gut. Aber der Kern der Sache ist der Geist. Wie die alten römischen Rechtslehrer sagen: »die Ehe ist Zustimmung,« der Akt des Willens, der Freiheit, die sich entäußert. Gegenseitige Hingabe der Herzen, aber Opferung der Schwächeren, die sich, Seele und Leib, dem Stärkeren anvertrauend, nichts zurückbehält, alles hingiebt, und alles den Wechselfällen der Zukunft anheimstellt.
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Sehr ungleichmäßiger Vertrag! ... Weder das Gesetz der Kirche, noch das Gesetz des Staates haben sich ernstlich bemüht, die Natur desselben zu modifizieren. Beide sind in Wahrheit der Frau sehr feindlich gesinnt.
Die Kirche ist geradezu gegen die Frau und kann ihr die Sünde Evas nicht vergessen. Sie hält sie für die fleischgewordene Versuchung und die innige Freundin des Dämons. Sie duldet die Ehe, während sie dem Cölibat, als dem Leben der Reinheit, den Vorzug giebt, denn unrein ist die Frau. Diese Lehre ist so ganz und gar die des Mittelalters, daß alle, welche den Geist desselben aus dem Grabe heraufbeschwören möchten (gegen die Autorität der Chemie) behaupten, daß gerade während ihrer heiligen Krisis das Blut der Frau unrein sei. Wie die Physik, so die Gesetzgebung. Was soll die Frau, wenn sie bis zu diesem Punkte erniedrigt ist, dann noch anderes sein, als gehorsame Sklavin des reineren Wesens, welches der Mann ist? Sie ist der Körper, er ist der Geist.
Das bürgerliche Gesetz ist nicht viel weniger rauh. Es erklärt die Frau auf immer für unmündig und belegt sie mit einem fortwährenden Bann. Der Mann ist zu ihrem Vormund eingesetzt; aber wenn es sich um Fehler handelt, die sie begehen, um Strafen, mit denen man sie heimsuchen kann – da behandelt man sie auf einmal als Mündige, die für ihre Handlungen – und wie sehr! – verantwortlich ist.
Es ist dies übrigens der Widerspruch in allen alten, barbarischen Gesetzen. Die Frau wird wie eine Sache übergeben und wie eine Person bestraft.
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»Aber zum wenigsten ist die Familie für sie und hat den ernstlichen Willen, sie zu schützen.«
Ich kann das nicht finden. Ich habe eine Menge theoretischer Freiheitsfreunde gekannt, welche, an diesem Punkte angekommen, alle ihre schönen Grundsätze vergaßen und ihre Töchter, ohne viel zu fragen, mit diesem oder jenem alten, reichen Herrn verheirateten, den sie durchaus nicht wollten.
Es versteht sich von selbst, daß das schwache Geschöpf nicht widerstehen kann, wenn Vater, Mutter, die ganze Familie auf einmal sie bestürmen. Sie wird sich ergeben und bis zu dem verhängnisvollen Tage drängen lassen. Dieser Tag aber trifft sie schlecht vorbereitet.
Alle Mütter bilden sich ein, alle sagen mit einer Art von Emphase: »O, ich liebe meine Tochter so sehr!« Was thun sie für dieselbe? Nichts. Sie bereiten sie weder geistig noch körperlich auf die Ehe vor.
Ein einziger Punkt ist lobenswert. Sie bewachen sie gewöhnlich sehr gut (und besser, als die Männer es glauben). Sie wollen, daß sie frisch und jungfräulich und wo möglich unwissend in die Ehe komme, und daß der Gatte entzückt sei, sie bis zu dem Grade naiv zu finden. Und in Wahrheit, das setzt ihn in Erstaunen (ihn, der nur verlorene Frauen gekannt hat), so sehr, daß er sie für eine Heuchlerin hält.
Diese Unwissenheit ist indessen sehr natürlich und begreiflich, unter einer argwöhnischen und eifersüchtigen Mutter, besonders, wenn das Kind keine jungen Freundinnen gehabt hat, die sie unterrichteten. Aber es liegt Gefahr in der vollkommenen Unwissenheit; die Unschuldige ist gerade dadurch mehr als einem Zufall ausgesetzt. Die Mutter sollte sie aufklären, unterrichten in dem Augenblicke, wo das Kind zur Jungfrau wird. Es ist zum mindesten ihre heilige Pflicht, sie vor der Hochzeit vollständig einzuweihen, auf daß sie zum voraus wohl wisse, wozu sie ihre Einwilligung giebt, was sie auf sich nimmt.
Eine Zustimmung ist nur da frei und vollkräftig, wo das zum voraus bekannt ist, wozu man seine Zustimmung giebt.
Weiß sie am Morgen wohl, was sie für den Abend verspricht? Ist sie in diesem Augenblicke eine Person, die man um ihre Einwilligung fragt, oder eine Sache, die man eben ausliefert? Weiß sie vor allem, daß der Gatte sich das maßlose Recht aneignen wird, sich (auf ein zweifelhaftes Zeichen hin) zum Richter über ihre moralische Vergangenheit, ihr gutes Verhalten, ihre Reinheit, ihre Tugend aufzuwerfen!
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Sie ist physisch und moralisch gleich schlecht vorbereitet. Man bekümmert sich zu sehr um das Kleid, nicht genug um das Mädchen. Vater, Mutter, Freundinnen und der Bräutigam selbst vergessen in der Aufregung der gleichgültigen Vorbereitungen und der tausend Nichtigkeiten gerade die, um deretwillen der ganze Wirrwarr angerichtet wird.
Wie befindet sie sich in diesem Momente der Unruhe, an dem Vorabend einer so großen Prüfung?
Einmal schläft sie wenig. Man wird aus Geckerei glauben, vor Ungeduld. Für gewöhnlich ist das Gegenteil der Fall. Das, wonach wir uns am meisten sehnten, erfüllt uns, wenn es herannaht, oft mit Furcht und Traurigkeit, besonders wenn es sich darum handelt, sich auf einmal herauszureißen, alle seine Gewohnheiten aufzugeben, wenn man sich an dem Ufer eines so unendlichen unbekannten Meeres sieht.
Es ist sehr natürlich, daß sie unruhig und aufgeregt ist, daß sie manchmal ein wenig Fieber hat, daß die Cirkulation ihres Blutes unregelmäßig oder sehr heftig, die Ernährung dagegen langsam und schwer von statten geht. Man denkt an anderes. Oft trifft sie der Augenblick sehr leidend, furchtsam, in einem Zustande schmerzlicher Plethorie, der sanfte, zärtliche Fürsorge erheischte.
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Junger Mann, lies dies doch ja, wenn du allein bist und nicht mit jenem Wildfang von Genossen, den ich hinter dir sehe, und dir über deine Schulter blickt. Wenn du allein liesest, wirst du gut lesen, du wirst dein Herz fühlen, und die Heiligkeit der Natur wird dich rühren.
Hier hast du die reine, die wahre Religion. Wenn du hierin einen Spaß, einen Gegenstand für deine Scherze finden könntest ... dann magst du meinetwegen auch beim Tode deiner Mutter lachen.
Bei der Hochzeit ist dein Glück namenlos, aber auch wie ernst! Halte es heilig. Öffne dein Herz dem Gefühl der hohen Verpflichtung, die du zu übernehmen im Begriff stehst, der unendlichen Zärtlichkeit, die sie von dir heischt, welche zu dir kommt, ganz allein und voll unendlichen Vertrauens.
Allein, mein Freund! denn, du sahst es, die Kirche beschützt sie kaum, das Gesetz nicht besser. Und die Familie, ach! hat es sich wenig angelegen sein lassen, ihr an diesem peinlichen Tage eine Stütze zu sein. Sie stützt sie nicht, sondern führt sie dir zu, giebt sie dir ... überantwortet sie deinem Richterspruch.
Aber ich, ich verlasse mich ihretwegen auf dich, und bin sicher, daß, wo alles fehlt, du alles sein wirst, Vaterland, Priester und Mutter, daß sie in dir die Garantie dieses dreifachen Priestertums finden wird.
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Das ist all ihr Denken, Glauben und Hoffen, während sie schüchtern und so schön und bleich in ihrem frischen Putz herankommt. Sie fühlt wohl, daß sie nicht mehr in ihrem Hause und auch noch nicht bei dir ist. Sie schwankt zwischen zwei Welten.
Wohin geht sie, und was will man von ihr? Sie weiß es nicht so ganz. Sie weiß nicht viel mehr, als daß sie sich in aller Demut des Herzens hingiebt.
Ihr einziges Glück ist der Gedanke, daß sie von nun an in deiner Hand ist. Wird es ihr dort gut, wird es ihr schlecht gehen? und wie wirst du sie behandeln? Das ist nicht ihre, das ist deine Sache.
Nichts zurückzubehalten, zu dir zu kommen, allein, ohne Schutz, dich zu lieben, sich ganz hinzugeben – das ist ihre ganze Wehr und Waffe.
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»Möge der Himmel und die Erde für mich beten und weinen!«
Wort Christoph Columbus' beim Eintritt in die unbekannte Welt.