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Am Ohio

(Geschrieben vor der Sklavenhalterrebellion)

Vorwärts! Drückt ins Fleisch die Sporen,
Ob die Mähren auch krepieren!
Tausend Dollars sind verloren,
Wenn wir jetzt die Spur verlieren,
Von den Koppeln löst die Meute!
Seht, sie wittern schon die Beute;
Vorwärts, Leute!

Ganz Kentucky bietet keine
Schön're Negerin als diese,
Muskeln stramm und hart wie Steine,
Ist gebaut sie wie ein Riese,
Tausend Dollars boten Kenner
Mir noch gestern. Vorwärts, Männer,
Spornt die Renner!

Kaum sechs Wochen sind verflossen,
Seit sie einen Sohn geboren.
Krieg' ich sie samt ihrem Sprossen,
Nag'l ich fest sie bei den Ohren.
Hol der Teufel alle Neger!
Hier 'nen Schluck aufs Wohlsein reger
Sklavenjäger!

Tausend Teufel! In den Büschen
Schimmern des Ohio Fluten.
Muß ich drüben sie erwischen,
Nehm' ich Geißeln statt der Ruten.
Ha! dort ist sie! frisch geladen!
Pfeffert Schrot ihr in die Waden
Ohne Gnaden!

Angst im Blick' nach einer Fähre
Späht die Mutter mit dem Kinde,
Ach, wenn sie nur drüben wäre,
Wo die Freiheit keine Sünde!
Ist's vergönnt auch von Gesetzen,
Ihr den trocknen Gaumen netzen,
Sie zu letzen.

Doch die Fähre fehlt. Der Scholle
Eis muß sie sich anvertrauen,
Ob der Fluß auch wütend grolle,
Ob das Eis auch mag zertauen.
Statt als Sklavin zu verderben
Und die Knechtschaft zu erwerben,
Lieber sterben!

Und mit einem kühnen Sprunge
Setzt sie auf die schwanke Scholle,
Fest ans Herz schmiegt sich ihr Junge,
An das Herz, das übervolle.
Ringsum spritzt die Flut im Bogen,
Jählings wird sie von den Wogen
Fortgezogen.

Festgeklebt mit ihrem Blute
Steht die Mutter auf dem Eise,
Mit verzweiflungsvollem Mute
Harrend ihrer Schreckensreise,
Flehend, daß der Gott der Liebe
Dieser Schollen blank Geschiebe
Jenseits triebe.

Doch bei Gott ist kein Erbarmen,
Keine guten Engel wachen;
Fortgeschnellt von starken Armen
Nah'n die Jäger schon im Nachen.
Ha! wie sie den Lasso schwingen,
Sie in Banden und in Schlingen
Heimzubringen!

Doch zu fest ist sie entschlossen,
Daß der Peitsche sie entweiche.
Drum hinab mit ihrem Sprossen
In der Fluten dunkle Reiche!
Statt als Sklavin zu verderben,
Und die Knechtschaft zu vererben, –
Lieber sterben!

Lautlos schließen sich die Wogen
Ob der Mutter mit dem Kinde;
Kühn ist sie dahingezogen,
Wo die Freiheit keine Sünde. –
Frei zu sein, heißt: frei sein wollen!
Mögen bersten Eisesschollen,
Fluten grollen!


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