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Jungmann und Preußer

Zum 5. April 1899

Gründonnerstag war's, und am fünften April
Und heute vor fünfzig Jahren,
Als über die Bucht hin, tückisch und still,
Sich gelagert des Wetters Gefahren. –
Jungmann und Preußer, ihr Helden beid',
Mit freudigstem Herzensschlage
Gedenket eurer aus jener Zeit
Schleswig-Holstein am heutigen Tage!

Es riefen die Glocken zum Abendmahl',
Das Stiftungsfest zu begehen.
Da erdachte der erste Schuß im Tal'
Der Wellen – und über den Höhen
Und in der Runde weit hallend nach,
Wie den Ernst der Stunde zu deuten, –
Die Lerche verstummte, – der Drosseln Schlag,
Und der Glocken feierlich Läuten!

Und auf der Brüstung der Jungmann stand
Der nordwärts entlegenen Schanze.
Den Säbel schwingend in nerviger Hand
Zum gewaltigen Waffentanze!
Hurra! da kam's, wie ein Feuermeer,
Mit Donnergekrach' ob den Wogen
Der Schanze zu, daß die Soden umher
Von der Brüstung zerfetzt ihn umflogen!

Und im Nu entbrannte der wildeste Kampf
Im grausigen Spiel' der Geschütze; –
Bald die Schiffe, die Schanze – im Pulverdampf'
Und dazwischen die flammenden Blitze! –
Mehr als hundert Kanonen vom Wasser her,
Und dagegen nur sechs in der Schanze,
Bis zuletzt von den sechs nur noch eine mehr
Ausharrte im grausigen Tanze.

Und als auch diese getroffen fiel
Herunter von der Lafette,
Da hatten die Dänen wohl leichtes Spiel
Und sie wandten den Rücken der Stätte, –
Und sie fuhren weiter hinüber gen Süd,
Die zweite Wehr zu verderben, –
Held Preußer, daß dich der Himmel behüt'!
Nun es gilt um das Höchste zu werben!

Und Held Preußer, wie es Held Jungmann gemacht.
Auf der Schanze, umrauscht von der Flagge,
Begrüßt er freudig den Fortgang der Schlacht,
Umbrüllt von der Donner Gekrache!
Da riß von der Brüstung die Flagge ein Schuß,
Und zu Füßen ihm brach sie hernieder, –
Eine Latte! – Waran sie! – Dem Feind zum Verdruß,
Im Feuer aufpflanzt' er sie wieder.

Das war ein Kampf wie wohl keiner noch war!
Wird der Jüngling den Riesen bezwingen?
Doch um so gewaltiger wuchs die Gefahr,
Um so mutiger wurde sein Ringen!
In den Spiegel der Gefion Schuß auf Schuß,
Wie die Treffer da schmetternd erkrachten!
Und die glühenden Kugeln als feurigen Gruß
In die Planken dem Christian dem Achten!

Du hast uns geschrieben den offenen Brief, –
Der entfacht den Funken zu Flammen!
Und die Grollenden, die er zum Aufstand' rief,
Sie bleiben auf ewig zusammen!
Und der Breitseite Kugeln von ihm daher
Im Blitzen und Donner und Qualmen
Auf die Schanze, als wenn es der Teufel war',
Sie im höllischen Feuer zu zermalmen.

Und vereinzelt dazwischen dann Schuß um Schuß,
Wohlgezielt, – und erglühet im Brande
Des feurigen Ofens die Kugeln zum Gruß
Aus der kleinen Schanze am Strande, –
Bis die Gefion matt und voll Grausen und Tod
Und jeglicher Hülse benommen –
Und der Orlog, von gleichem Geschick' schon bedroht.
Es vergebens versucht zu entkommen!

Und auf den Höhen die Tausenden sah'n,
Aufjubelnd aus Harren und Bangen,
Was die glühenden Kugeln ihm angetan,
Und daß er schon Feuer gefangen!
So hat es der Lenker der Schlachten gewollt,
Daß der Riese gezwungen zum Schweigen,
Und der kleinen Fahne schwarz, rot und gold
Sein Danebrog mußte sich neigen. –

Dann aber am ersten Ostertag'
Zu dem Jubel des Siegs rings im Lande
Halbstock die Flaggen auf jedem Dach'
in dem kleinen Städtchen am Strande,
Denn Preußer, als das Schiff zerstob.
Ward mit von den Wellen verschlungen! –
Für immer hat er sich Preis und Lob
Und Dank und Liebe errungen!

Und mußt' er dahin, schon im Siegesglanz'
Von der Nacht des Todes umschlossen.
Für immer grünt ihm der herrlichste Kranz,
Wie der herrlichste seinem Genossen!
Jungmann und Preußer, ihr Helden beid',
Mit freudigstem Herzensschlage
Gedenket eurer aus jener Zeit
Schleswig Holstein am heutigen Tage!


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