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Ei, guten Morgen, Herr Stadthauptmann!
Guten Morgen, Herr Bürgermeister;
Wann greift ihr mal das Raubvolk an?
Es wird uns täglich dreister.
Heißt ihr nicht Jäger? frisch auf die Jagd,
Zur Ehre für euren Namen!
Schon wieder zwei sind umgebracht,
Als von der Messe sie kamen.
Wohl heiß'
ich Jäger – und jagt' auch gern
Und würd' das Wild schon fangen,
Sobald von einem der hohen Herr'n
Nur der Befehl war' ergangen.
Im Namen von Senat und Rat
Ich leg' ihn in eure Hände;
Tut nach Belieben! – – Und damit hat
Die Morgenbegrüßung ein Ende.
Zu Rathaus schritt der eine hinan,
Für Lübecks Wohl zu raten;
Herr Jäger aber, der Stadthauptmann,
Exerzierte seine Soldaten.
Und als es Abend geworden war.
Da zog er hinaus zum Jagen;
Es folgte seiner Reiterschaar
Mit Mönch und Frohn ein Wagen.
Und wo die Straße führt in den Wald,
Na hielt er mit den Knechten,
Da legt' er einen Hinterhalt
Zur Linken und zur Rechten.
Und sieh, ein Ritter mit seinem Troß
Will reiten zum späten Gelage,
Auch solch ein Schnapphahn, gar stolz zu Roß,
Der Bürger Geißel und Plage.
Hui! saus'ten die Schwerter aus dem Hag'
Im dunklen Schlachtgewitter,
Bis des Ritters Häuflein erschlagen lag
Und bis gefangen der Ritter.
Wohlan! ruft da der Stadthauptmann,
Zur lustigen Jagd nun, ihr Leute!
Der edle Junker soll voran,
Heraus uns zu locken die Beute!
Fort geht's im Dunkein, – und als der Zug
Zur nächsten Raubburg gekommen,
Da hat Herr Jäger mit grausigem Fluch'
Wen Junker beim Kragen genommen,
Und hat gekitzelt ihn mit dem Dolch'
Und hat zum Stoß' ihn gehoben:
Nun rufst du, was ich dir sage, Strolch,
Mit lauter Stimme nach oben.
He, Torwart! – he Torwart! – ruf deinen Herrn, –
Ruf' deinen Herrn, – vor die Pforte! –
Vor die Pforte! – Ein Freund, – ein Freund, – der gern, –
Der gern, – ihn spräch' ein paar Worte! –
Ihn spräch' ein paar Worte! – Der Torwart in Eil'
Geht, seinem Herrn es zu sagen;
Stadthauptmann Jäger packte derweil
Den Junker noch fester beim Kragen.
Na, ruft es oben: Bist Du es, Freund?
Ich bin es! antwortet's im Grunde.
Herrn Jäger's Fäuste preßten vereint
Dem Armen das Wort aus dem Munde.
Wohlan, ich komme! – und richtig, er kam;
Doch war er kaum gekommen,
So war auch der Ritter lobesam
Gefangen schon genommen.
Zum Pfaffen, das ihm werde sein Lohn!
Und rückwärts ging es, zum Wagen;
Die Beichte war kurz, und Meister Frohn
Besorgte das Kopfabschlagen.
Und vorwärts ging es; dem Zuge voran,
Auf gute Fährt' ihn zu leiten,
Mit seinem Junker der Stadthauptmann
Zur nächsten Raubburg, der zweiten.
Und wiederum mußte der Junker vor,
Ob's noch so sehr ihn verdrossen, –
Herr Jäger drängte, – zu locken ans Tor,
Mit falscher Red' den Genossen,
Und auch mit dem ging flott und schnell
Die Beichte bei dem Pfaffen.
Und flott und schnell tat der rote Gesell
Alsdann das Weit're beschaffen. –
Und wiederum eilte von dannen der Zug,
Ein anderes Wild zu erjagen.
Halt' ein, Herr Jäger, nun ist's genug,
Bald wird der Morgen tagen.
Herr Jäger aber noch gute Weil'
Am Waidwerk' sich erfreute,
Von einer Burg zur andern in Eil',
Und immer dieselbe Beute.
Hei, war das eine lustige Jagd!
So flogen wohl, wie die Pfröpfe
Beim Zechgelage, in einer Nacht
Herunter neun Junkertöpfe.
Nun kam der Zehnte an die Reih',
Für seinen Dienst zum Lohne
Halt' er beim Mönch die Beichte frei
Und frei Quartier beim Frohne.
Da half kein Bitten und kein Flehn,
Kein Zittern und kein Erblassen,
Es mußt' zuletzt auch Nummer Zehn
Den Kopf im Wagen lassen.
Vorbei ist die Jagd, vorüber die Nacht,
Der Morgen sonnig und heiter;
Nach Lübeck haben sich aufgemacht
Herr Jäger und seine Reiter.
In Lübeck sitzen allzumal
Im Kragen und Ornate
Am langen Tisch' im Rathaussaal'
Die Herren vom hohen Rate.
Da klopft's, – herein! – da steht er schon,
Gar schnell in allen Stücken.
Und hinten grinst der Meister Frohn
Mit einem Sack' auf dem Rücken.
Ei, guten Morgen, Herr Stadthauptmann!
Guten Morgen Herr Bürgermeister!
Wer solch ein Wild erjagen kann,
Stadthauptmann Jäger heißt er!
Er spricht's. – da löst der Frohn das Band
Vom Sack', dem schweren, vollen, –
Und dumpf hin über den Dielensand
Zehn blutige Köpfe rollen.