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Letzter Tag der Altenburger Ferienwoche und schon deshalb für die beiden Schwestern von Trübsinn umflort. Aber auch draußen sah es grau und unfroh aus: nach dem langen Regen hatte sich dichter, nasser Nebel über die Stadt gesenkt: immer neue Schwaden stiegen von der Ilm auf, die Straße und den Garten verhüllend.
Cosima war zum erstenmal allein an diesem Nachmittag. Ihr Vater wollte ungestört arbeiten, Frau von Bülow und Hans machten rasch noch einige Besuche, Bronsart und Cornelius hatten sich bereits verabschiedet, Blandine und die Prinzessin lasen mit Miß Griffith ein langweiliges englisches Buch.
Wo gehöre ich nun hin? überlegte Cosima. Wenn nicht an die Seite des Vaters, dann wenigstens in seine Nähe. Auf leisen Sohlen schlich sie sich, die schmale Holztreppe zum Hinterhaus hinan, in den Blauen Salon. Da wußte sie sich Tür an Tür mit ihm, spürte seine Gegenwart, konnte sein Schaffen belauschen.
Mäuschenstill setzte sie sich auf einen der mit blauem Kretonne bezogenen Sessel und nahm von der blaugeblümten Decke des runden Mitteltisches ein Album mit Lichtbildern. Die kleinen Kartenbildnisse darin der Reihe nach zu betrachten, unterhielt sie eine Weile ganz gut, denn sie fand unter ihnen manch bekanntes Gesicht, aus der eigenen Familie und aus des Vaters Freundeskreis, berühmte Namen der musikalischen Welt, aber auch die vertrauten Züge der Großeltern Liszt und Flavigny in Miniaturstichen und sogar mehrere Jugendbildnisse der Mutter, was sie freudig überraschte.
Von nebenan vernahm sie des Vaters gleichmäßig auf und ab wandelnden Schritt. Manchmal summte oder murmelte er vor sich hin, schlug Takte auf dem Flügel an. Er hatte, wie sie wußte, eine neue symphonische Dichtung vor. In ihrer Ehrfurcht wagte sie sich kaum zu rühren, unterdrückte jedes Räuspern, dämpfte jeden Atemzug.
Auf einmal aber trat er herein.
»Du hier, Cosette? Was treibst du denn?«
»Nichts, wie du siehst«, antwortete sie, in ihrem Schrecken lächelnd. »Ich wollte dich gewiß nicht stören, nur dir möglichst nahe sein.«
»Kindskopf!« sagte er gerührt. »Dann bin ich also für heute fertig und stehe zu deiner Verfügung.«
»Ja, darf ich bleiben? Ach, setze dich ein bißchen zu mir, Papa!« Er tat ihr den Gefallen und rückte sich einen Sessel heran.
»Die alten Bilder hast du dir angeschaut?«
»Zuletzt und am längsten die von Mama.« Es war das erstemal, daß sie sich getraute, dem Vater von ihr zu sprechen.
Beider Köpfe, aneinandergelehnt, beugten sich über die vergilbten Abzüge.
»Bezaubernd war sie«, sagte er, »ich habe sie sehr geliebt.«
»Und ich«, rief Cosima, »ich liebe sie mehr denn je!«
»Du als ihr Kind – selbstverständlich.« Nachsichtig klang das, aber keineswegs abweisend.
»Es war dir damals nicht recht, Papa, daß wir sie besuchten. Als ich eigenwillig zu ihr ging, schriebst du mir den bitterbösen Brief.«
»Worauf dir die Reue kam, die mich versöhnte.«
»Ja, aber nur die Reue, dich gekränkt zu haben. Und du erlaubtest dann, du Guter, daß wir die Besuche regelmäßig wiederholten. Ach, ich hätte sie ja doch nicht lassen können. Die Stunden bei Mama gehören zu den schönsten meines Lebens. – Es war doch so, daß wir, nämlich Madame Patersi, Blandine und ich, Mama ganz zufällig in einem Berliozkonzert trafen. Natürlich erkannten wir uns sofort und wären uns am liebsten gleich vor allen Leuten in die Arme gestürzt. Sie nannte uns ihre Adresse und bat die Patersi, uns zu ihr zu lassen. Die schien erst einverstanden, verbot es uns aber hinterher. Nun, da forderte ich Blandine auf, auch ohne die Patersi-Erlaubnis hinzugehen. Wundert es dich, daß wir es dann überhaupt nicht mehr lassen konnten?«
Liszt schwieg. In seinen Augen standen Tränen.
»Auch Großmama war wenig erfreut darüber«, fuhr Cosima fort, »aber was wollte sie machen, mit ihrem klugen, gütigen Herzen! – Die arme Mama! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sie darunter litt, daß sie uns weder ihren Namen noch ihr Vermögen geben durfte. Aber als unsre Mutter konnte sie sich auf die Dauer doch nicht verleugnen. Daß sie uns ihre Zärtlichkeit bewahrte, wirst du ihr doch nicht verdenken wollen? Wo das Gesetz und die Meinung der Gesellschaft gegen sie waren, mußten wir um so mehr zu ihr halten! – Es verletzt dich hoffentlich nicht, Papa, wenn ich so spreche?«
»Nein, nein, mein Kind. Fahre nur fort!«
»Ihr reizendes kleines Palais in den oberen Champs Elysées solltest du sehen! Dort waren wir wie zu Hause – bis in die letzte Zeit. Es ist bekannt in ganz Paris. Die Zeitungen nannten es früher einmal ›die Abtei im Walde der Demokratie‹, weil nur die anständigsten Demokraten darin Einlaß fanden. Für uns aber ist es nur das ›Rosenhaus‹: denn vier Reihen von Rosenstöcken umgeben es von allen Seiten mit einem blühenden Gürtel. An einer Akazienallee liegt es, die an ihren äußersten Enden mit Gittern von der Welt abgeschlossen ist. Ringsum auf den unbebauten Grundstücken weiden heute noch Ziegen und Schafe. Still und ländlich liegt das Rosenhaus mitten in der großen, lärmenden Stadt, unter dem vollen Licht des Himmels. In der Ferne kann man den Triumphbogen sehen.
Wenn ich mit Blandine, schließlich auch mit Daniel, als er verständig genug war, zwischen den beiden zierlichen Pavillons durch das Gitter trat, immer fiebernd vor freudiger Erwartung, hatten wir erst noch einen Gang von Efeugewinden zu durchschreiten: dann kam Barry, der mächtige, zottige Neufundländer, auf uns zugetrabt, um uns zu begrüßen.
Hand in Hand sprangen wir unangemeldet gleich die Freitreppe hinan, die direkt in das Vorzimmer führt.
Von hier aus geht hinter dicken Portieren, die man kaum zurückschlagen kann, der Aufgang in Mamas Boudoir. Dieser Aufgang, sage ich dir, ist wunderbar wie aus einem Märchen. Mit blauen, roten und goldenen Feldern auf Elfenbeingrund sind seine Wände verziert und durch ein vielfarbiges hohes Wappenfenster beleuchtet. Seine Stufen bedeckt ein schwarzgeränderter Teppich von sattem Orangegelb, so dick und weich, daß man mit den Füßen förmlich darin einsinkt. Der Schwung des Geländers tut den Augen ebenso wohl wie das im Farbenspiel gedämpfte Licht. Auf den Stufen war unser Lieblingsplatz. Dort vertieften wir uns in irgendein Buch aus Mamas reicher Bibliothek, oder sie selbst setzte sich zwischen uns, die Arme um die Knie geschlungen, und erzählte uns von dir.«
»Von mir?« fragte Liszt argwöhnisch.
»Oh, sei beruhigt, nur das Allerbeste! Du wirst doch im Ernst nicht glauben, daß sie dich aus ihrem Herzen verstoßen hat! Von euren Fahrten durch die Schweiz, eurem Aufenthalt auf dem Besitz der George Sand, von unsren Geburtsstädten hat sie uns vorgeschwärmt. All diese Jugenderlebnisse sieht sie nur noch in mildester Verklärung.«
»Ihre Räume gefielen dir besser als die der Fürstin hier auf der Altenburg?«
»Wenn ich offen sein darf, so fand ich jene noch geschmackvoller und mit mehr Zartgefühl eingerichtet. Übrigens war es nun einmal das Heim meiner Mutter, und ich bin dort so glücklich gewesen. An der Staffelei haben wir uns im Malen geübt, am Klavier ihr vorgespielt und zweistimmig gesungen. Daniel legte ihr seine Preise aus der Schule vor, und sie lobte ihn, den zarten, träumerischen Jungen, daß er so erstaunlich leicht und fleißig lernte. Blandine und mich pflegte sie die » Mouches« zu nennen, weil wir munter schwirrenden Fliegen glichen. Oh, wie froh und ausgelassen sind wir dort gewesen, dann aber auch wieder stolz und voll Eifer, wenn Mama mit uns die alten Dichter, Dante und Homer, studierte und uns im Louvre die klassischen Gemälde zeigte.«
»Gehörte das nicht zu den Aufgaben der Madame Patersi?«
»Allerdings, und sie gab sich auch redlich Mühe damit. Grundgelehrt erklärte sie uns die verschiedenen Schulen und Perioden. Mama aber liest das Leben daraus ab, und wie jeder Künstler zu seinem Werke kam. Das hat uns weit mehr gefesselt und zum Verständnis verholfen.«
»Lud sie euch auch zu größeren Gesellschaften?«
»Ja, manchmal, doch nicht oft. Wir sollten doch lernen, uns auf dem Parkett zu bewegen.«
»Wen habt ihr da getroffen? Junge Leute eures Alters?«
»Auch solche, die Gräfin Lützow zum Beispiel mit ihren Töchtern, meist aber alte Würdenträger mit ihren Frauen, wie die Geschichtsschreiber Guizot und Michelet von der Akademie, den polnischen Dichter Mickiewicz, den amerikanischen Schriftsteller Emerson, bei denen man mit Vergnügen zuhören lernte, niemals aber oberflächliche Dandys und Kurmacher, noch alte Roués – darüber brauchst du dir keine Sorge zu machen, du ängstlicher Papa!«
»Großmama erwähnst du gar nicht? Von ihr ist euch der Abschied nicht so schwer geworden?«
»Welche Frage! Das eigentliche Zuhause war doch bei ihr! Auch als ich mit Blandine im Pensionat der Madame Bernard lebte, blieben wir mit Großmama in engster Verbindung. Du weißt ja, wie nett und gemütlich auch sie wohnt. Dort gingen nun vor allem deine Freunde aus und ein, hauptsächlich Musiker, die meinen Studien am Flügel weiterhalfen.«
»Im Grunde hast du Paris also ziemlich ungern verlassen? Gestehe es nur!«
»Nicht ungern, um nach Weimar zu gelangen; etwas anderes ist es mit Berlin. Berlin heißt Frau von Bülow, Weimar heißt Papa. Je älter ich wurde, mit desto größerer Sehnsucht habe ich immer nach dir ausgeblickt. Du aber hast es dir zehnmal überlegt, bis du uns kommen ließest. Das konnte mich zeitweise geradezu aufbringen gegen dich.«
»Ja, deinen Briefen war es anzumerken«, bestätigte Liszt, indem er ihr versöhnt über das Haar strich.
*
Die Abreise nach Berlin am nächsten Morgen erfolgte in gedrückter Stimmung. Cosima hatte eine finstere, verschlossene Miene aufgesetzt. Blandine mußte sich immer nur die Augen trocknen, verstohlen, um Frau von Bülow nicht zu kränken. Diese kümmerte sich angelegentlich um das Gepäck und befahl ihren Sohn an die Schalter. Prinzessin Marie begleitete die neu gewonnenen Freundinnen an die Bahn, Liszt wollte bis Merseburg mitfahren.
Vor dem Abteil erschienen Bronsart und Cornelius mit großen Blumensträußen. Sie wären am liebsten gleich mit eingestiegen. Diesem wurde die Trennung von Cosima, jenem die von Blandine am schwersten.
»Kommen Sie nur recht bald wieder!« baten sie dringend. »Nein, kommen Sie nur einmal nach Berlin, uns zu besuchen!« lautete die Antwort. Der Meister warnte die Schüler, ihre Studien durch unangebrachte Zerstreuungen zu gefährden, und Frau von Bülow hieß sie zwar willkommen, aber erst für den Winter nach Weihnachten, wenn sich ihre Schützlinge etwas eingewöhnt hätten.
Noch vor Naumburg hatte sich der Himmel völlig aufgeklärt. Ein herrlicher, milder Spätsommertag stieg herauf.
»Wie schade!« klagten die Mädchen. »Nun, wo wir fort mußten, lockt uns die Sonne zurück. Herr von Bülow, meinen Sie nicht auch, daß wir bei solchem Wetter die Tour nach Schloß Ettersburg unternehmen können?«
»Es wäre gerade noch Zeit dazu«, meinte er, »wenn wir um elf Uhr wieder in Weimar landeten.«
»Ja, das ist wahr!« erklärte Cosima, plötzlich wieder aufgeräumt. »Zurück, Papa, zurück! Wir müssen Ettersburg gesehen haben!« Blandine klatschte in die Hände und hob sie dann gefaltet zum Vater empor.
»Aber Kinder, was schwatzt ihr für einen Unsinn! Ihr habt doch die Billetts nach Berlin in der Tasche!« Doch schien er schon zu schwanken, was den Sturm ihrer Bitten nur steigerte. Frau von Bülow konnte solch einen Wankelmut nicht fassen: es handelte sich wohl nur um einen Scherz? Als sie aber merkte, daß Liszt Schritt für Schritt zurückwich, erstarrte sie zu Eis. So wenig verlangte es die Kinder also in ihr Heim!? Und sie hatte sich doch soviel Mühe gegeben, deren Zuneigung zu gewinnen! Ihrem Sohne, der zuerst auf den törichten Einfall gekommen war, warf sie vernichtende Blicke zu.
»Meinetwegen also! Fahren wir von Merseburg aus zurück!« beschied sich der Meister. Der Streich seiner Kinder gefiel ihm im Grunde nicht übel.
»Es ist sehr freundlich von Ihnen, Herr Doktor Liszt«, wandte sich Frau von Bülow etwas säuerlich an ihn, »uns noch einmal aufnehmen zu wollen. Nur wird es allerhand Umstände machen. Abgesehen davon, daß ich meinen Dienstboten in Berlin schon verschiedene Anweisungen für unsere heutige Ankunft gegeben habe, wird auch in der Altenburg nichts auf unsre Rückkehr vorbereitet sein. Und Ihre Durchlaucht? Hat sie uns ihr Schloß auf länger als eine Woche zur Verfügung gestellt?«
»Ach was! Carolyne ist in Paris. Es wird ihr nichts ausmachen, ob Sie noch einige Tage länger bleiben.«
»Wie viele Tage noch dachten Sie denn?«
»Sagen wir, so lange, bis das Wetter wieder umschlägt.«
»Ein sehr ungewisser Termin!«
Doch es bleibt dabei. In Merseburg stieg man aus, und eine halbe Stunde später in den von Berlin kommenden Zug wieder ein. Frau von Bülow ergab sich in ihr Schicksal, fand aber die drei Tage über, die sie tatsächlich noch in der Altenburg festgehalten wurde, ihr gewohntes inneres Gleichgewicht nicht wieder.
Ein vielleicht größeres Opfer als sie hatte Liszt mit seiner Zustimmung gebracht; denn das Toben der jungen Leute störte ihn doch erheblich in seiner Arbeit und Tagesordnung, besonders, wenn sie zu den unmöglichsten Zeiten ausflogen, mit der Heimkehr zu den Mahlzeiten sich verspäteten oder ihn gar mit sich schleppten. Es hatte ihm viel Spaß gemacht, der Laune seiner Töchter nachzugeben, und er freute sich von neuem ihrer Gegenwart, mußte aber Frau von Bülow darin recht geben, daß es erzieherisch ein Fehler gewesen sei. Cosima thronte schließlich wie eine junge Königin auf der Altenburg. Zu ihrem Hofstaat gehörten nicht nur die Gespielen, auch der Vater war nahe daran, auf seine Autorität zu verzichten, und Miß Griffith verdrehte geblendet die wasserblauen Augen: » How charming she is, how wonderful!« Lakai und Zofe drängten sich, sie zu bedienen.
Beim zweiten, nun endgültigen Abschied sprach Frau von Bülow gegen Liszt die Befürchtung aus, der Aufenthalt seiner Töchter bei ihr dürfte wohl nicht von langer Dauer sein. Gewiß seien beide aufs vortrefflichste erzogen, geradezu glänzend, zu glänzend für deutsche Begriffe, nämlich wie Töchter eines Marquis aus dem » ancien régime«. An Lebensart und Lebensschick würden sie alle jungen Damen der Berliner Gesellschaft weit hinter sich lassen und selbst an umfassendem Wissen diesen mindestens gleichkommen. Drei Sprachen sprächen sie fertig! Cosima zumal werde sich niemals eine Schwäche zuschulden kommen lassen, überall werde sie in der zurückhaltendsten Weise die Herrin sein. Aber läge nicht gerade darin eine gewisse Gefahr für sie ebenso wie für diejenigen, denen sie anvertraut sei? Diese selbstbewußte junge Dame wisse genau, was sie wolle, wenn sie es auch aufs liebenswürdigste zum Ausdruck bringe. Gerade herausgesagt, sie hege begründete Besorgnis, ihre eigenen Kräfte würden auf die Dauer nicht ausreichen, mit Cosima fertig zu werden.
Das alles sprach Frau von Bülow auf einen Sitz in ihrem scharfen norddeutschen Tonfall rasch und entschieden aus. Liszt wurde ganz kleinlaut davon und dachte bei sich: Jetzt weiß ich doch, wo ihr Hans sein aufbrausendes Geblüt her hat. Seine Mutter versteht es, sich selbst in diesem Augenblick noch zu beherrschen, aber ich merke ihr an, wieviel Mühe es sie kostet.
Als er endlich zu Worte kam, versuchte er sie zu beschwichtigen: »Cosima ist doch ein gutes, frommes Kind, lernen Sie sie nur erst näher kennen! Hier, wo sie abhängig ist von einem schwachen Vater, macht man sich ein falsches Bild von ihr. Ihnen, verehrteste gnädige Frau, wird sie in Ihrem Hause bestimmt aufs Wort gehorchen.«
Über die sanfte Blandine konnte es keine Meinungsverschiedenheit geben, höchstens, daß Frau von Bülow zwischen Bronsart und ihr während dieser letzten Tage eine wachsende Vertraulichkeit beobachtet haben wollte: »Ich weiß nicht, ob das in Ihrem Sinne ist, Herr Liszt?«
»Wenn Sie sich darin nicht überhaupt irren, kann es nur eine harmlose Jugendschwärmerei sein, der wir keine Bedeutung beizumessen brauchen. Und schließlich – was sollte ich gegen Hans Bronsart von Schellendorf einzuwenden haben? Er ist von bester Familie und so talentvoll, daß er seinen Weg in der Kunst wie in der Gesellschaft schon machen wird. Ich bin überzeugt, daß er es noch bis zum Generalintendanten irgendeines Hoftheaters bringt. Das würde ihm liegen. Mehr kann ich schlichter Musikant von einem Schwiegersohn doch nicht verlangen.
Aber das sind alles leere Phantasien!« schloß er lachend. »Machen wir uns damit den Kopf nicht heiß!«
So zogen Cosima und Blandine unter noch sorgenvollerer Obhut als das erstemal, selbst aber zuversichtlicher und von den besten Vorsätzen beseelt, ab in ihre neue Heimat.