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Anderen Tages klapperten zwei blankgescheuerte Barbierbecken im Wind, der nadelscharf und eisig die Kesselstraße durchfegte. Das Gestöber hatte sich gelegt, aber ein schneidender Nordost setzte über die Dächer und Giebel dahin, daß man glauben mochte, staubige Müllerjacken und Mehlsäcke würden dort oben mit einem Rohrstock bearbeitet. Die Türschwellen lagen verweht, und die gefrorenen Fensterscheiben wollten nicht auftauen. Durch alle Fensterritzen und Schlüssellöcher pfiff und zirpte es wie mit eisigen Stimmen. Immer lustiger tanzten die beiden Messingbecken von einem schmiedeeisernen Galgen, der neben einer niedrigen Tür in die Straße hinausragte. Unterhalb des Klingelzuges stand auf einer schmalen Metallplatte zu lesen: Peter Pittjewitt, Barbier, Leichenbitter und Schweinestecher. Der Leichenbitter war aber mit einem ›p‹ und der Schweinestecher mit einem ›g‹ auf dem Schilde verzeichnet, ein orthographischer Verstoß, dessen Vorhandensein jedoch die anerkannte Tüchtigkeit Pittjewitts in genannten Erwerbszweigen nicht um Haaresbreite tangierte. Sein Ruf stand auf so sicheren Füßen, 32 war so lauter und unantastbar wie das fette Amen des Pastors und Dechanten van Bebber.
Eine große Standuhr, deren Zifferblatt mit schablonierten krapproten Rosen geschmückt war, tickte und tackte in der vorderen Stube, wo Pittje Pittjewitt soeben sein geräuchertes Schweinerippchen mit Sauerkohl verzehrt hatte. Jetzt saß er am Fenster, hatte die Beine übereinander geschlagen und studierte eifrig einen politischen Leitartikel im Niederrheinischen Kreisblatt.
Pittje Pittjewitt war ein Mann in den vierziger Jahren mit einem glattrasierten Küstergesicht. Kinn und Wangen hatten eine bläuliche Färbung, während der übrige Teil des etwas aufgeschwemmten Gesichtes anscheinend von einer kränklichen Blässe umspielt wurde. Eine hausbackene Gutmütigkeit, ein unbegrenztes Wohlwollen blitzte aus den pfiffigen Augen, die nicht müde wurden, über die mangelhafte Druckschrift des Zeitungsblattes zu huschen. In den Ohrläppchen trug er goldene Ringe als Gegenmittel für Schlagfluß und sonstige Mühseligkeiten und Gebresten des Lebens. Alltags, sowohl im Hause wie draußen, gleichviel ob die Sonne glühend vom Himmel brannte, oder die Kälte krachte, daß die Füchse heulten – Pittje Pittjewitt hatte stets ein mit Goldfäden durchwirktes Sammetkäppchen auf die linke Kopfhälfte geschoben, dessen schwarze Seidentroddel bis auf die Ohrmuschel herabfiel. Auch heute baumelte sie an besagter Stelle, vollführte aber je nach Bewegung des Kopfes die sonderbarsten Sprünge, weil Pittje Pittjewitt sich zeitweilig 33 veranlaßt sah, die immer wiederkehrende, zudringliche Winterfliege von der Nasenspitze zu scheuchen. Sie war die letzte ihres Geschlechtes in der warmdurchkachelten Stube, eine Erinnerung, ein Überbleibsel aus den heißen Tagen des Sommers. Mit dem näselnden Ton einer sacht angestrichenen Geige summelte sie von der Nasenspitze zu den Brotkrumen des Tisches, von den Brotkrumen des Tisches zur Nasenspitze, wo sie aber jedesmal nach kurzem Verharren durch die unleidliche Troddel gestreift ward und unwirsch davonflog. Aber nur in der Woche trug Pittje das obligate Sammetkäppchen; an Sonn- und Feiertagen genehmigte er sich die kleidsame Tracht eines Zylinders, den er, des höheren Effektes wegen, unter fünfundvierzig Grad Neigung auf die linke Kopfseite stülpte. Nur vier Männer konnten sich zurzeit in der Stadt rühmen, solch modischen Schmuck zu besitzen: der Notar, der Apotheker, der Doktor – und Pittje Pittjewitt. Die niedrigen, von der Geistlichkeit getragenen Hüte waren nicht in der Lage, den Ehrentitel ›Zylinder‹ für sich in Anspruch zu nehmen, und so war denn Pittje Pittjewitt der einzige, der mit den Honoratioren der Stadt zu konkurrieren vermochte. Diese durch eigene Machtbefugnis gewonnene Sonderstellung als Zylinderträger suchte er vornehmlich beim Kirchgang noch dadurch zu heben, daß er bei dieser Gelegenheit über den dicken Zeigefinger der rechten Hand einen schwerkarätigen Siegelring streifte, dessen saubohnengroßer, imitierter Rauchtopas wie ein selbstgefälliger Protz aus der Goldfassung hervorsah. 34 Um auch anderen Leuten den Genuß des Siegelringes zu verstatten, nahm er mit einer gewissen Geziertheit den Opferpfennig zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ ihn erst nach einigem Zögern in den vorgehaltenen Klingelbeutel fallen. Auch wendete er mit einer äußerst bewundernswerten Ruhe die Blätter seines Gebetbuches und benutzte jede sich darbietende Gelegenheit, sich mit dem Ringfinger hinter den Ohren zu krauen – alles Manöver, den sauer erworbenen Schatz in die rechte Beleuchtung zu rücken.
Für heute feierten Ring und Zylinder. Ruhig paradierten sie zwischen Porzellantassen und Kannen im Glasspind und harrten geduldig des morgigen Tages, an dem sie wieder zur Kirche und ins Hochamt getragen werden sollten.
Es war mäuschenstill in der blaugekalkten Stube, nur die Winterfliege summelte noch in den Ecken und an den Wänden herum. Jetzt schwieg sie; sie hatte ein warmes Plätzchen hinter dem Ofen gefunden. Im Gehäuse der Standuhr machte sich ein ruckender Ton bemerkbar.
»Fünf Minuten vor zwei,« sagte Pittje Pittjewitt. »Ans Geschäft!«
Damit stand er auf, reckte sich, goß einen ›ollen Klaren‹ hinter die Binde und schnallte sich ein Lederfutteral um den Leib, aus dem die Griffe verschiedener Messer hervorschauten. Die Eigenschaften als Barbier und Leichenbitter legte er hierdurch beiseite; der Schweinestecher war in seine verbrieften Rechte getreten, und nachdem 35 Pittjewitt sich fünf- bis sechsmal in seinen weißen Halströster gedreht hatte, verließ er die warme Stube und ging dem hinteren Hof zu.
»Gottdomie!« – da pfiff's um die Ohren. Auch hier stäubte der Müller, aber was der stäubte und fegte, biß in die Wangen und ließ ein kräftiges Blaurot um die Nase spielen.
»Gottdomie!« sagte Pittje noch einmal; dann schlug er die Arme zusammen.
Unter einer Art von Schuppen stand daselbst ein sonderbares Ding, ein rätselhaftes Schreinermachwerk, das sowohl den Vergleich mit einem Sarg wie mit einem Backtrog aushalten konnte, denn es war langgestreckt, mäßig breit und aus fünf Brettern zusammengezimmert. Zudem hatte dieser Backtrog, dieses hölzerne Wesen, dieser Sarg ohne Deckel den nicht gewöhnlichen Vorzug, daß er fahrbar gemacht werden konnte, eine Umwandlung, die ihn befähigte, sich in Form und Gestalt eines monströsen Schubwagens über Land karren zu lassen. Aber er diente weder Bestattungs- noch Back- und Brotzwecken, sondern wurde von Pittje Pittjewitt lediglich dazu benutzt, darin Ferkel und Säue abzustechen, sie abzubrühen, zu entborsten und von hier aus auf die bereitgestellte Leiter zu hängen – mit anderen Worten: er war ein Angst- und Sterbefutteral für gemästete Schweine.
Pittje Pittjewitt nahm einen Ginsterbesen zur Hand, fegte den Flutterschnee von der langgereckten Kiste, machte sie fahrbar, legte sich einen Lederriemen von Schulter zu 36 Schulter und schob den Schweinetrog über den roten Estrich des Hausflurs auf die Straße hinaus. Der Schnee knirschte, das Rad knarrte und Pittje Pittjewitt pfiff – und unter Begleitung dieser dreifachen Melodie holperte das Gefährt dem ruhigen Marktplatz entgegen.
Über und über verschneit lag das mächtige Walmdach des stolzen Rathauses unter dem stahlblauen Himmel. Die breitästige Linde vor ihm war wie mit Kandiszucker überkrustet, und fröhlich blitzten und funkelten die einzelnen Zweige im Sonnenschein. Feierlich umstanden die dreigeteilten spanischen Giebel mit ihren Kragsteinen und Spitzbogenfriesen die weite Schneedecke des Marktes, auf der sich wenige Fußspuren unliebsam bemerkbar machten. Nur inmitten der jungfräulichen Fläche erhob sich eine hagere Gestalt, die mit vorgestrecktem Kopf in das Wetter hineinschnupperte. Eine zweite gesellte sich ihr. Von der Nasenspitze der letzteren fiel ein wasserheller Tropfen zu Boden.
»Hörst Du was quieksen?« fragte der lateinische Heinrich.
»Ich kann nichts hören,« versetzte Franz Dewers, und wieder horchten und schnupperten die beiden in die schneidende Luft, die so recht kräftig und grimmig in ihre Nasen hineinbiß.
»Quieksen sie schon?« erklang es in diesem Augenblick von zwei verschiedenen Seiten des Marktes her, und mit den bereits vorhandenen Schnüfflern stießen noch Jan Höfkens und der lange Dores zusammen. 37 Kurz nachher kam ich selbst um die Rathausecke getroddelt.
Ein Freudengeheul empfing mich.
»Favete linguis!« ermahnte der lateinische Heinrich. »Sperrt lieber die Ohren auf, damit ihr das Schweinequieksen vernehmt – sonst gehen uns die frischen Würste zum Teufel . . .!«
Wieder trat eine erwartungsvolle Stille ein. Mit gespanntester Aufmerksamkeit horchten wir fünf nach allen Richtungen der Windrose, aber wie wir auch lauschen mochten, das erwartete Geräusch wollte sich nicht einstellen; nur ein Elstervogel bäumte auf und geckerte frisch von der nahen Linde herüber.
Langsam rückte der große, vergoldete Zeiger der Rathausuhr weiter. Die Kälte wurde immer bissiger. Wir hoppelten bald auf dem rechten, bald auf dem linken Bein und schlugen die verklammten Hände zusammen, um das Leben in unseren Gliedern wach zu halten. Franz Dewers hatte seine Arme bis zu den Ellenbogen hinauf in die Hosentaschen gesteckt, eine Bergungsart, die ihm leicht fallen mußte, denn seine liebe und fürsorgliche Mutter, die mehr Sinn für das Praktische als für das Schöne bekundete, baute alljährlich die abgelegten Beingehäuse ihres Mannes für ihren hoffnungsvollen Sprößling um und zwar in einem schnellen Verfahren, indem sie einfach die Hosenröhren verkürzte und die Leibweite einzog. Hierbei konnten selbstverständlich die Begriffe von Sitz und Gefälligkeit unmöglich gewahrt bleiben, 38 zumal der Boden einen Umfang behielt, der es ihm verstattete, etliche Roggenbrote und einen lebendigen Hasen zu bergen und einzusperren. Auch heute bammelte der Hosenboden bis zu den Kniekehlen herab und schwabbte dabei in mehr oder weniger lustiger Weise, je nachdem Franz Dewers über den Schnee kapriolte.
Trotz des noch immer vergeblich erwarteten Schweinequieksens mußten wir über den verfrorenen Kerl herzlich lachen, dessen Hosenbodentanz immer grotesker und komischer wurde. Aber der Lateiner legte dem Fröstler salbungsvoll die Hand auf die Schulter und skandierte den Hexameter: »Solamen miseris socios habuisse malorum!« – was auf Deutsch heißt: Du magst Dich trösten – auch wir frieren, Franziskus.«
Mit einem hellen Gelächter bestätigte die Elster von der Linde aus das eben Gehörte.
Wiederum die qualvolle Pause! – Wie ein handlicher Krebs mit seinen Scheren, so kneipte und kniff die Kälte in Nasenspitzen und Ohren – als sich von der Kesselstraße her ein lautes Knarren vernehmbar machte.
»Pittje Pittjewitt!« tönte es wie aus einem Munde – und richtig, mit der Miene eines Weltweisen lenkte Pittjewitt sein sonderbares Gefährt geradeswegs dem Markte zu.
»Pittje!«
»Jupp!«
»Wo wird heute geschlachtet?«
»Ratet mal,« lachte der Schweinestecher.
39 »Das könnte ich nich,« meinte Jan Höfkens.
»Schafskopf,« versetzte Pittje Pittjewitt.
»Bei Kogelebooms!« riet der lateinische Heinrich.
»Ne!«
»Dann bei van der Grintens!« fiel der lange Dores dazwischen.
»Falsch,« meinte Pittje.
»Ich hab's!« triumphierte Franz Dewers.
»Na?« fragte Pittje.
»Bei Grades Mesdag.«
»Richtig geschnüffelt; Mesdags schlachten und wursten. Es quiekst bald.«
»Hurra!« riefen wir Jungens, umscharten den Schweinetrog und geleiteten Pittje Pittjewitt auf das Feld seiner Tätigkeit.
Nicht weit vom Ravelin an der Landstraße, die in Richtung der bewaldeten Hügelgruppen führte, durch die der Schauplatz unserer Geschichte begrenzt wurde, lag das niedrige Haus von Grades Mesdag zwischen Äpfel- und Birnbäumen.
Draußen dehnte sich ein wunderbares Schneegefild vor unseren Augen. Alles weiß, blendend, groß und erhaben. Aus der zugefrorenen Fläche des Ravelins ragte das vertrocknete und abgestorbene Schilfrohr mit seinen braunroten Fahnen in den kalten Winterhimmel hinein. Die glasharten Rispen und Halme rieben sich scharf aneinander, wodurch ein Säuseln entstand, das selbst durch das laute Knarren des Wagens hindurchtönte. Es waren seltsame 40 Stimmen, klagend und wundersam, die über das eingesperrte Wasser dahinliefen.
»Das sind die Stimmen der Wassernixen,« meinte Pittje Pittjewitt.
»Unsinn!« versetzte der lateinische Heinrich.
»Gut – denn nicht! – Aber da . . .« erwiderte Pittjewitt und zeigte dabei in das Astwerk eines Obstbaumes, in dem sich etliche lasurblaue und gelbbewestete Vögelchen tummelten. Mit einem scharfausgestoßenen »Zeckzärrr!« hingen sie bald kopfüber-kopfunter an dem schwanken Geäst, bald machten sie sich an der groben Borke des Stammes zu schaffen, um schließlich von Baum zu Baum mit Pittje Pittjewitt und seiner fahrbar gemachten Totenlade weiterzufliegen.
»Na, Heinrich, was sind das für Tiere?« fragte der Schweinestecher.
Der Lateiner zuckte die Achseln; er war von jeher kein großer Ornithologe gewesen.
»Lateinische Brocken – die kann er,« versetzte Pittje Pittjewitt etwas unwirsch, »und ich wette, er kennt sämtliche Heiligen bis zum heiligen Simeon Stylites herunter.«
»Selbstverständlich,« bestätigte der Lateiner, »und das ist Gott wohlgefälliger, wie jeden Piepmatz mit Namen zu nennen.«
»Ich kennte ihn aber auch nich,« sagte Jan Höfkens.
»Jungs,« erklärte Pittjewitt, wobei er den Schweinetrog anhielt, »das war ein wunderlicher Heiliger, dieser Simeon Stylites! Der ließ sich nämlich eine sechs Ellen 41 hohe Säule errichten, auf der er vier Jahre zubrachte. In der Folge stellte er eine zwölf Ellen hohe und zuletzt eine dritte, zweiundzwanzig Ellen hohe daneben. Dreizehn Jahre verlebte er bald auf der einen, bald auf der anderen dieser Säulen. Die zweiundzwanzig letzten Jahre seines Lebens wohnte er auf einer vierten, die vierzig Ellen hoch war.«
»Und was tat er denn da?« fragte der lange Dores.
»Beten, fasten und predigen.«
»Neununddreißig Jahre?« rechnete Franz Dewers zusammen.
»Und er täte nie 'runterkommen?« meinte Jan Höfkens.
»Nie,« sagte Pittjewitt mit scharfer Betonung.
»Aber alle Menschen müssen doch irgendwo hin,« konstatierte der lange Dores. »Sie müssen doch irgendwo . . .«
»Das nennt man Kasteiung,« versetzte Pittje Pittjewitt mit salomonischer Weisheit.
Der Lateiner ließ mit einer grenzenlosen Verachtung die Augendeckel fallen und sagte: »Odi profanum vulgus et arceo! – und dennoch gab auch der Herr zu erkennen, daß ihm die Lebensweise des Heiligen wohlgefällig sei, denn neben der Gnade, Wunder zu wirken, verlieh er ihm auch die Gabe, künftige Dinge zu sehen – er war hellschauend geworden, und schließlich hatte er noch den großen Vorzug, auf der Säule, wo er gelebt, gegessen, gefastet und gepredigt, zu sterben.«
»Und ich sage Dir,« entgegnete Pittje Pittjewitt, »daß 42 es Gott wohlgefälliger ist, Augen und Ohren offen zu halten, mit allem Fühlung zu nehmen, was um uns flattert und kriecht und blüht, als die Lebensgeschichte von Simeon Stylites zu kennen. Gottdomie! – der Mensch soll im Leben etwas prestieren; er soll wissen, warum das alles so ist in der Natur und nicht so, und warum der kleine Vogel da oben 'rumhäkelt, wie er heißt, und was er da an der Borke für eingespinstet Gewürm und Raupenzeug 'raushackt – und kann er das, na, da mag er sich meinetwegen auch mit dem Säulen-Simeon abgeben. – Bis dahin aber . . . Na, Jupp, was sind das für Vögel?«
Damit karrte er weiter.
»Blaumeisen, Pittje.«
»Richtig,« bemerkte Pittjewitt, »und diese kleinen blauweißen Paijatze kennen mich und folgen mir, denn sie wissen genau, daß noch heute ein Schwein geschlachtet wird.«
»Zeckzärrr!« schrieen die Meisen.
»Unsinn!« lächelte der Lateiner so von oben herab, »nur der Mensch hat Vernunft, aber kein zwei-, vier- und sechsbeiniges Tier.«
»Und ob,« bekräftigte Pittje Pittjewitt, wobei er einen scharfen Strahl über die Kiste hinwegspuckte. »Die spekulieren auf den Schweinenabel. Ich kenne das – vorwärts!«
Der Sarg torkelte weiter und wir mit ihm. Das Schilfrohr raschelte und rauschte herauf, die überjährigen 43 braunroten Wedel nickten pedantisch im Wind, und die Blaumeisen stöberten so fröhlich durch die verschneiten Äste, daß die weißen Flocken nach allen Seiten auseinanderstoben. – Aus dem linken Giebelschornstein des kleinen Hauses von Grades Mesdag stieg ein gekräuselter Rauch auf. Etliche ziegelrote Pfannen sahen aus den vom Winde freigelegten Stellen des niedrigen Daches hervor. In den schmalen Scheiben blinkte die Sonne, und auf der Türschwelle stand Grades Mesdag, der Bas, wie ihn die Leute nannten, in seinem braunen Velvetanzug, dessen Velourglanz an Knie und Ellenbogen schon merklich abgestumpft und verblaßt war.
Der Bas war Holzschuhmacher. – Aus einer langen Tonpfeife blies er blaue Kringel in die Luft. Die reihten sich aneinander wie die Perlen am Rosenkranz und flogen weiter und weiter.
»Buschur!« sagte Pittje Pittjewitt.
Der Bas brachte Mittel und Zeigefinger an seinen Mützenrand. Einen anderen Gruß kannte er nicht.
»Zeckzärrr!« schrieen die Blaumeisen.
Wir waren zur Stelle.