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Kanton Unterwalden

Die Pestleutchen.

Die Berge vergletschert, die Höfe verstreut,
Wildbäche und steinige Wiesen!
»Was lädt heut von Stans her für festlich Geläut,
Wo karg wie die Frucht das Genießen?« –
»Zur Kirchweih, zur Kirchweih, wen's freut!

Die silbernen Pfeile im kohlschwarzen Haar,
Die Mieder der Mädchen, sagt selber,
Ob je sie gefunkelt wie heute? Ob gar
Die Knöpfe der Burschen nicht gelber,
Ihr Blick nicht voll größrer Gefahr?«

»Das tollste der Paare, kennt's Keiner im Land?
Woher noch wohin sein Begehren?
Ein Schäufelein schwingt er in magerer Hand,
Ein Beselein sie, wie zum Kehren;
So tanzen sie gegen einand.« –

»Wer kommt uns schwarztrachtig zum fröhlichen Fest?
Hohlwangig, tiefäugig daneben?
Wildmännlein, Wildfräulein, Euch seh ich aufs best
Den Schwänken der Vorzeit entschweben;
Treibt's witzig, sonst hol Euch die ... Pest!«

Der Schalk hat's gerufen; laut jubelt's ringsum:
»Ja, rauft Euch, wie's Brauch war, nach Noten!« –
Um jegliches Paar wischt im Kreis sie herum,
Er schaufelt, als schaufelt er Toten;
Die fidelnden Bogen gehn krumm.

Die Burschen stehn trotzig, die Dirnen vergrämt,
Die Männerfaust juckt's, und die Frauen,
Sie tasten, ob ihres Vergessens beschämt,
Nach Kindern mit ängstlichen Brauen;
Die Tanzenden stocken gelähmt.

Unheimlicher, drückender, schwül wird die Luft,
Vergeblich das Fliehen ans Fenster!
Er schaufelt, sie wischt ihm, als wär's in die Gruft ...
Sind's Seelen, sag, sind es Gespenster?
Ein Gruseln dem anderen ruft.

Sie wischt und er schaufelt. Man hascht sie, greift fest
Ins Leere und stolpert daneben,
Man stößt sich, man jammert, man flucht und man läßt
Wie Nebelspuck Zweie entschweben ...
Und tanzt in den Armen der Pest.

□ □ □ □