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Kanton Tessin

Der Richter zu Bellenz.

Gemächlich kehrt heim der Richter, trab, trab,
Des schweren Amtens müd,
Schwarz hangen die Wolkenschlangen talab
Von Nord, Ost, West und Süd;
Doch langen sie nicht in sein tiefes Träumen,
Nicht stört ihn des Rosses beharrliches Bäumen.

Unheimlich das Volk Gerichteter grinst;
Drei Bursche lauernd stehn
Und fliehn vor dem eignen Hirngespinst,
Als wär's leibhaft zu sehn:
Gewappnete Reiter, drei hinten, drei vorn,
Umschilden den Richter mit schützendem Zorn! –

Gemächlich kehrt heim der Richter, trab, trab,
Die Frevler nahn zu Sechst;
Doch siehe, des Träumers nächtlicher Stab
Schlag Elf zu Zwölfen wächst!
»Verrat!« – kreischt im Fliehen das Mordgelichter,
Doch lichte Gedanken umziehen den Richter. –

Unselig die Brut Gerichteter ist;
Sie kehrt zu Zwölfen heut,
– Vom doppelten Helmbuschwald mit List
Umzingelt und umdräut –
Daß Einer den Andren verdächtigt als Wicht ...
Der Richter merkt Frevler und Schutzgeister nicht. –

Gemächlich kehrt heim der Richter, trab, trab,
Bis Kampfgeheul ihn weckt;
Jach fährt er empor, jach sprengt er bergab,
Und sieht Gericht vollstreckt:
Sieht Zwölfe den Lüften die Köpfe kürzen
Und blindlings einand in die Schwerter stürzen.

 

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