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St. Gallen

Wildenburg.

Kennst du die wilde Burg? Du sahst
Sie sicher nur im Sonnenschein,
Von Schaf und Ziege still umgrast,
Und moosumblüht den grimmen Stein;
Sahst sie verklärt vom Mondenschimmer,
Vom friedereichen Sterngeflimmer.

Man sieht's nur in trauriger, schauriger Nacht.

Auf dieser Erde geht, du weißt,
Verloren kein Atom, nichts, nichts,
Was Körper heißt und nichts was Geist;
Drum kommen Tage des Gerichts:
Ob du in Asche bist zerstoben,
Dem Weltall bleibt dein Sein verwoben.

Wie's lauert und kauert ums mürbe Gestein!

Denn irgendwo gibt's einen Ort,
Wo böse Tat dich überrascht,
Wo du gegeben falsches Wort,
Wo schnöde Lüge dich erhascht;
Wo böser, immer böser, böser
Es dich umstrickt, und kein Erlöser ...

Sie suchen, sie buchen gestohlenes Gut.

Denn irgendwann gibt's eine Zeit,
Wo Schlau und Dumm sich findt zusamm'
Wo keine List dich hehlt, kein Kleid,
Wie Sand verrinnt der Gönner Damm,
Wo selbst, die man zu 'n Guten zählte
Aufschreien, als ob Mord sie quälte.

Die Berge durchgellt und zerspellt es ins Mark!

Weiß wer, in welcher Form aus dir
Aufsteht dein Fluch, die Sündenlast?
Als Kobold oder wildes Tier
Zu neuem Leben dich erfaßt?
Und heißt mit Grinsen, Heulen, Schnauben,
Dich weiter morden, weiter rauben ...

Vier Augen im Dunkeln, sie funkeln voll Gier.

Weiß wer, ob nicht gebannt in Stein
'wo eine arme Seele lebt?
Gelähmt von ihres Alptraums Pein
Tagtäglich sich zu regen strebt?
Und stammeln, reden möcht die Seele,
Und fühlt stumm würgen sich die Kehle ...

Schon regen sich kratzende Tatzen, entfleuch!

Entfleuch! Was du da hörst und siehst
Hat Manchen vom Verstand gebracht;
So du dem Grausen nicht entfliehst,
Dir fremd fortan dein Lachen lacht:
Früh wirst du alt vom Denken, Denken ...
Mög Gott dir sel'ge Ruhe schenken!

Sie heulen und keulen und beulen noch fort.

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