Robert Kraft
Die Vestalinnen, Band 2
Robert Kraft

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

22

Die Vorstellung und ihr Nachspiel

Der große Saal, von dessen Decke und Wänden herab Kronenleuchter und Ampeln hingen, war gedrängt voll; nicht nur die Honoratioren, das heißt, die ganze reiche Kaufmannswelt Batavias hatte sich versammelt, sondern auch von den umliegenden Plantagen und Faktoreien waren die Kolonisten hier zusammengekommen, um der Vorstellung beizuwohnen, welche die Besatzungen des ›Amor‹ und der ›Vesta‹ zu geben gewillt waren.

Ein tiefer Griff in die Tasche war dazu nötig gewesen, es gab Logen, für deren Preis man die Fahrt nach Europa hätte bezahlen können, um dort einmal ins Theater zu gehen, aber das galt der Geldaristokratie Batavias gleich, ihre Mittel waren unerschöpflich, der Boden des Landes ließ die ausgegebenen Goldstücke bald wieder nachwachsen, und außerdem war es ja keine Verschwendung.

Die riesengroßen Plakate machten bekannt, daß die Einnahme zum besten der Hinterbliebenen von im Kampfe gegen die Atchinesen Gefallenen und Verwundeten verwendet würde. Die englischen und holländischen Zeitungen brachten in diesen Tagen gerade schauderhafte Berichte über die Gefechte, welche zwischen der Fremdenlegion und den wilden Fanatikern geliefert worden waren – die Atchinesen wurden von ihrem herrschsüchtigen Fürsten in dem Glauben erhalten, daß es sich um einen Religionskrieg handle – und gerade ein paar Tage zuvor langte ein Schiff an, welches die Leichen einiger hoher, holländischer Offiziere mitbrachte und im übrigen mit Verwundeten angefüllt war, denen das flammenähnliche Schwert der Atchinesen die Glieder vom Leibe getrennt und zolltiefe Hiebe beigebracht hatte.

Aber hätte es sich auch um keinen so guten Zweck gehandelt, schon die Aussicht, alle jene Damen und Herren einmal zusammen zu sehen, welche das Alltagsleben mit einer kühnen Idee durchbrochen hatten, und an deren Spuren sich romantische Sagen hefteten, schon diese Aussicht hätte vermocht, die gepolsterten Sessel und die Logen mit eleganten Herren und Damen zu füllen, welche nun, die Lorgnetten vor den Augen, das Aufziehen des Bühnenvorhanges erwarteten.

Dem Programme nach versprach die Vorstellung schon an sich eine interessante zu werden.

Da gab es Herren, den Zuschauern schon aus den Zeitungen längst bekannt, welche als Turner auftraten, andere als Sänger, Komiker, Sir Williams zum Beispiel produzierte sich mit einem wunderbar dressierten Elefanten, dem er die Peitsche ordentlich zu fühlen gab, so daß sich dann später Marquis Chaushilm und Sir Hendricks, welche in den Beinen des Elefanten gesteckt hatten, bitter über die ihnen zugefügten Schwielen beklagten, und selbst unter den Damen gab es einige, welche nicht nur auf dem Gebiete des Gesanges und Vortrages ihr Talent zeigten, sondern ebenfalls als Gymnastinnen auftraten.

Das blaue Blut, die Aristokratie Englands ist diejenige von Europa, welche in ihren Kreisen noch am meisten darauf hält, die körperliche Kraft und Gewandtheit zu vervollkommnen, wenn sie auch nicht mehr so eifrig darin ist, wie die französische unter jenem Könige kurz vor der Revolution, welcher selbst, so lächerlich es auch klingen mag, den Großen Frankreichs dadurch mit gutem Beispiel voranging, daß er sich während einer Stunde jeden Tages im Schlagen von einfachen und doppelten Salto mortales übte. Der Engländer ist aber bekanntlich der größte Sportsmann der Welt, und es gibt noch immer Klubs, welche darauf halten, daß man unter einem Sportsmann nicht einen Menschen versteht, der auf die Leistungen von Professionisten wettet, sondern der mit seiner eigenen Kraft und Gewandtheit den Siegerkranz zu erringen strebt.

Dasselbe gilt auch von den Nordamerikanern, den Abkömmlingen von Engländern, und der Geist der Freiheit, welcher in diesem Volke herrscht, hat auch dem weiblichen Geschlecht eingegeben, sich den Männern ebenbürtig zur Seite zu stellen. In England, wie in Amerika gibt es weibliche Turn-, Ruder-, Fechtvereine und so weiter, und namentlich eine Kunst wird von den Damen sehr gepflegt, weniger von den Herren, die Kunst des Bogenschießens.

In England zum Beispiel senden einmal im Jahre alle Klubs, welche diesen Sport pflegen, die besten Schützen nach London, und es ist wirklich staunenswert, wenn man sieht, mit welcher Kraft die graziösen Damen den zwei Meter großen Bogen zu spannen und den befiederten Pfeil in das hundert Meter entfernte Ziel zu senden wissen. –

Nicht alle der Gesellschaft traten auf, einige besaßen wirklich kein Talent; andere nicht die Unbefangenheit, sich von einem großen Publikum bewundern zu lassen, aber alle mußten sie mitwirken bei einem Theaterstück, einer zwischen Seeleuten spielenden Posse, welche von den dazu veranlagten Mitgliedern zusammengestellt und arrangiert worden war.

Der Inhalt des Stückes war kurz folgender.

In einem kleinen Fischerhafen ist ein Segelschiff angelaufen, welches vorgeblich die Hälfte seiner Mannschaft in einem heftigen Sturm verloren hat und in diesem Hafen nun neue Matrosen sucht, aber keine bekommen kann, weil die Fischer nicht gewillt sind, sich für viele Jahre von Weib und Kind zu trennen.

Da kommen eines Tages zwei Boote mit völlig erschöpfter Bemannung an.

Sie erzählen, daß sie bei einer Segelfahrt im Boot von ihrem Schiff verschlagen worden wären und hier auf eine Gelegenheit warten wollten, die sie nach ihrem Heimatshafen zurückbrächte, auch sie schlagen daher das Angebot des Kapitäns, auf seinem Schiffe Dienste zu nehmen, rundweg ab.

Aber der Kapitän will nicht länger Zeit verschwenden, er hat jetzt die Aussicht, ordentliche Seeleute an Bord zu bekommen, und so läßt er die fremden Matrosen einfach von seinen Leuten ›pressen‹, das heißt, sie mit Gewalt an Bord schleppen und dort arbeiten – ein Zwangsmittel, welches früher in England häufig angewendet wurde, sogar erlaubt war.

Der zweite Akt spielt an Deck des Seglers. In der Mitte der Bühne war ein Mast errichtet, an dem Wanten hinaufliefen, und die Zuschauer konnten die Matrosen bei ihrer Arbeit erblicken.

Durch einen Zufall kommt es heraus, daß die fremden Matrosen verkleidete Mädchen sind, sie gestehen, daß sie die ›Vesta‹ verlassen haben, weil auf ihr Streit ausgebrochen sei. Die Zurückgebliebenen seien bei ihrem erst gefaßten Entschlusse geblieben, ihr emanzipiertes, männerfeindliches Leben fortzusetzen, sie dagegen, welche von Bord der ›Vesta‹ gegangen, wären wankelmütig geworden, sie hätten beschlossen, nach ihrer Heimat zurückzukehren, dort wieder ein vernünftiges Leben anzufangen und womöglich zu heiraten.

Da gestanden auch die Matrosen, daß sie eigentlich englische Lords seien und nur ein Schiff ausgerüstet hätten, um auf diesem als Junggesellen ihr Leben zu beschließen, doch die eine Hälfte der Mannschaft habe bald Reue verspürt, auch sie hätten das Schiff in Booten verlassen, ihr jetziger Aufenthalt wäre ihnen unbekannt, aber sie, die eben auf der Bühne anwesenden Männer, wollten ihr Versprechen halten.

Doch es dauerte nicht lange, so hatten sich die Herzen der Mädchen und die der Herren gefunden, und sie wurden alle dahin einig, nach England zurückzukehren und sich vor dem Altar die Hand zum ewige Bunde zu reichen.

Der dritte Akt spielt in London.

Die gefundenen Paare bewegen sich nach der Kirche, um sich trauen zu lassen, fröhliche Scherze werden laut, vermischt mit bedauernden Worten über die Freunde und Freundinnen, welche nun einsam draußen auf dem kalten Meere umhersegeln, meinend, daß sie darin ihr Glück gesucht hätten, und alle Paare sind darüber einig, daß jene einen verkehrten Weg eingeschlagen haben, denn das wahre Glück auf Erden läge doch nur in der Liebe.

Vor der Kirche wird der Zug durch einen Kirchendiener gehemmt, er erklärt, der Raum würde schon von einer anderen Gesellschaft zur Hochzeit benutzt; wie groß ist das Erstaunen der Wartenden, als die Tore sich öffnen, und ihre Freunde und Freundinnen, welche sie noch in fernen Gewässern glauben, als Neuvermählte heraustreten!

Auch die zurückgebliebenen Vestalinnen hatten bald eingesehen, daß dieses Leben ein freudenloses war; schon waren sie entschlossen, die Segel nach der Heimat zu richten, als die Boote mit den nach Liebe dürstenden Herren an ihrem Schiff angelegt hatten, und im Nu waren die Herzen der Mädchen von ihnen erobert worden.

Das Publikum war über das Stück entzückt; es applaudierte und rief die Hauptdarsteller immer wieder heraus, aber viele konnten nicht begreifen, wie sich der Inhalt dieses Stückes mit dem eigentlichen Charakter der Vestalinnen, welche sich doch öffentlich als Männerfeindinnen ausgaben, zusammenreimte.

Doch Miß Petersen ließ die Erklärung folgen.

Noch einmal rollte der Vorhang auf, und Ellen ließ eine in Verse gesetzte Ansprache folgen, in welcher sie das Verhalten der Vestalinnen wie auch der Herren lächerlich zu machen suchte, sie schilderte mit beißender Ironie ihr schwankendes Betragen und erklärte stolz, daß so etwas, wie eben dem Publikum vorgeführt worden wäre, bei den Vestalinnen überhaupt nicht eintreten könnte.

»Na, na,« ließ sich da eine sonore Stimme aus dem Publikum vernehmen, »wer den Teufel an die Wand malt, den holt er sicher.«

Aller Augen wandten sich der Loge zu, aus welcher der Ruf erschollen war, und man sah auf der mit Samt überzogenen Brüstung mit gekreuzten Armen einen Mann liegen, der mit höhnischem Grinsen die Sprecherin betrachtete.

Ellen biß sich vor Zorn in die Lippen, sie hatte in dem Herrn den Mann erkannt, dem sie Vertrauen geschenkt, Mister Wood; aber es war nichts mehr daran zu ändern, er hatte das lachende Publikum auf seiner Seite, und leider, leider mußte Ellen hören, wie nicht nur die Lords, sondern auch ihre Freundinnen, die Vestalinnen, in das Lachen mit einstimmten.

Nur mit Mühe konnte sie ihre Ansprache zu Ende bringen, welcher ein Hoch auf die ›Vesta‹, von einem Holländer ausgebracht, folgte. –

Die Vorstellung war vorüber, der Saal von den Stühlen geräumt, und die Kapelle, welche die vorgetragenen Lieder begleitet hatte, nahm Platz auf der Bühne, um für den nachfolgenden Tanz aufzuspielen, denn ein solcher beschloß programmmäßig die Festlichkeit.

Die Vestalinnen befanden sich noch in der leichten, weißen Toilette, welche sie bei der Traufeierlichkeit auf der Bühne getragen, ebenso die Herren im schwarzen Frack und weißem Schlips, also vollkommen ballfähig, und unter ihnen auch Hannes, welcher als Bräutigam hatte figurieren müssen, weil einige der Herren mit anderen Rollen betraut worden waren.

Der arme Hannes war schrecklich verlegen geworden, als Charles ihn in einen schwarzen Anzug gezwängt und ihm auch noch einen hohen Stehkragen um den Hals gebunden hatte; sein Herr kam gar nicht aus dem Lachen heraus, wenn er Hannes beobachtete, wie dieser die Arme weit von sich gestreckt und die mit weißen Glacéhandschuhen bekleideten Hände gespreizt, den Kopf zurückgebogen, weil ihn der Stehkragen entsetzlich schnitt, und den Zylinder tief im Nacken, als trüge er eine Schiffermütze, mit seinen Seebeinen in wiegendem Gange über die Bühne spazierte, an seinem Arme Miß Staunton, die sich über ihren Begleiter mehr amüsierte, als über die ganze Vorstellung.

Beide gehörten zu dem Teile, welcher als bereits getraut aus der Kirche kam. Hätte Hannes als Matrose auf der Bühne etwas singen oder tanzen sollen, so würde er sich nichts daraus gemacht haben, und wenn auch das Publikum aus Kaisern und Königen bestanden hätte, aber so, in dem schwarzen Anzüge und Zylinder, aller Augen auf sich gerichtet zu sehen – denn natürlich glaubte er, alle sähen nur auf ihn – nein, das war für seine Natur zuviel.

»Hannes,« flüsterte Hope an seiner Seite, »mach' nicht ein so dummes Gesicht! Du siehst gerade aus, als gingst du in einem Leichenzuge. Du mußt lachen, dich freuen, wir sind ja nun verheiratet.«

Dabei zwickte ihn das mutwillige Mädchen in den Arm, um ihn zum Lachen zu bringen, aber ein Blick in das weinerliche Gesicht ihres Brautführers ließ sie schnell sich auf die Lippen beißen, um nicht selbst in Lachen ausbrechen zu müssen.

Endlich hatte es Hannes fertig gebracht, sich hinter einer Gruppe von Neuvermählten unsichtbar zu machen.

»Hope,« seufzte er mit kläglicher Stimme, »ich kann nicht mehr, ich schäme mich zu Tode.«

»Aber warum denn, Hannes? Du bist doch sonst nicht so schüchtern; sieh mich an, ich tue gerade, als wäre ich eine Schauspielerin. Was geht mich das dumme Publikum an; wenn ich ihnen nicht gefalle, dann brauchen sie mich nicht anzusehen.«

»Wenn mich meine Schiffskameraden jetzt sehen würden, meine ganze Seemannskarriere wäre futsch!« jammerte Hannes weiter und würgte an seinem Stehkragen herum. »Gott im Himmel, was ist aus mir geworden; ich komme mir wie ein angeputzter Affe vor!«

»Unsinn, Hannes, du siehst ganz reizend aus, nur die Hände mußt du aus den Hosentaschen nehmen.«

»Der Teufel hole den verdammten Anzug, hinein bekomme ich die Hände, aber nicht wieder heraus.«

»Du darfst nicht fluchen, Hannes, wir sind ja eben getraut worden,« scherzte Hope.

»Hol' der Henker die ganze Hochzeit! Ich möchte, es wäre erst alles vorüber.«

»Es ist auch gleich vorüber,« tröstete Hope, »sieh, die Männer da, die wollen schon den Vorhang herunterlassen.«

Der arme Hannes wurde auch bald aus seiner peinlichen Lage erlöst; der Vorhang fiel, und noch hatte derselbe kaum die Köpfe der Spieler verdeckt, so sahen schon die Zuschauer einen der Herren, wie von Furien gepeitscht über die Bühne rennen und hinter den Kulissen verschwinden – es war Hannes.

Die Damen und Herren begaben sich in den Saal, auch Miß Staunton. Die Musik fing an zu spielen, die Tänzer ordneten sich, aber das junge Mädchen wartete vergebens, daß der von ihr begünstigte Matrose sie zur Polonaise auffordern würde – Hannes befand sich nicht im Saale, er hatte das Weite gesucht.

Aergerlich nahm sie das Engagement eines alten, dicken Holländers an, der sie in gebrochenem Englisch anredete; mit einer schnippischen Bewegung, wie sie nur junge Mädchen zu machen verstehen, stand sie auf und schob ihren Arm unter den seinen, und der arme Mann schwitzte während der Polonaise dicke Angsttropfen, so wußte Hope die an sie gerichteten Fragen zu beantworten. Es war gar kein Zweifel, die junge Amerikanerin an seiner Seite suchte ihn, den reichen, würdigen Großkaufherrn mit ihren Antworten nicht nur gutmütig zu verspotten, sondern richtig zu veralbern, und er war ordentlich froh, als Hope an einer Tür plötzlich seinen Arm fahren ließ und hinausschlüpfte, als brenne ihr der Boden unter den Füßen.

»Gott sei Dank, daß sie fort ist,« seufzte der dicke Holländer erleichtert auf und wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn. »Ich verbrenne mir aber nicht wieder die Finger an einer Amerikanerin. Ehe ich so eine heirate, will ich lieber Junggeselle bleiben, und würde ich so alt wie Methusalem. Hübsch und niedlich sehen sie ja alle aus, aber von Anstand – keine Spur. Und das nennt nun die Welt zivilisierte Menschen.«

Erschöpft ließ er seinen dicken Körper auf einen Stuhl fallen und sich Arrak und Eiswaffel bringen.

Unterdessen war Hope in den Garten geeilt, der zu dem gemieteten Lokale gehörte und mit Lampions erleuchtet war. Jetzt war er noch völlig leer; der Tanz hatte ja eben erst begonnen, und die Gesellschaft hatte es also noch nicht nötig, die erhitzte Stirn in der Abendluft zu kühlen.

Das junge Mädchen hatte richtig geraten, wenn sie Hannes im Garten zu finden gehofft; in einer der letzten Lauben, an deren Eingang eine rote Papierlaterne hing, bemerkte sie eine Gestalt – das konnte nur der Gesuchte sein.

Sie spähte durch das dichte Blätterwerk, welches die Laube umhüllte, fuhr aber sofort entsetzt zurück und stand mit einem Sprunge unter dem Laubdache.

»Hannes, was machst du?« rief sie mit vor Aufregung zitternder Stimme und riß dem Matrosen das Messer aus der Hand, mit dem er sich am Hals herumfuhr.

Hannes war selbst bestürzt über die Heftigkeit, mit welcher das Mädchen auf ihn zugesprungen war, wie sie ihm das große Schiffsmesser aus der Hand genommen, welches er in den Schoß seines Frackes gesteckt hatte. »Was hast du vor, Hannes?« rief wieder Hope, durch sein erschrockenes Gesicht noch ängstlicher gemacht. »Ich glaube, du willst dir die Kehle durchschneiden!«

Jetzt brach Hannes in ein lautes Lachen aus.

»Die Kehle? Nein, aber den Halskragen. Ich versuche nun schon eine halbe Stunde, das Ding abzuknöpfen, aber es geht nicht. In meinem ganzen Leben bringe ich so einen steifen Leinwandlappen nicht wieder an meinen Körper.«

Nun mußte auch Hope lachen.

»Ihr Männer seid doch zu ungeschickt,« murmelte sie und drückte den Matrosen auf die Bank, »wenigstens in solchen Sachen. Komm her, der Kragen ist ja schon halb zerschnitten, ich will dich von ihm befreien.«

Sie knöpfte ihn ab. »Aber du kannst doch nicht ohne Kragen tanzen?« sagte sie während ihrer Beschäftigung.

»Ich will auch nicht tanzen,« entgegnete er unwirsch.

»Auch nicht mit mir?«

Hannes schwieg, er fühlte, wie die warmen Fingerchen des Mädchens an seinem Halse nestelten.

»Sag', Hannes, auch nicht mit mir?«

»Nein,« war die kurze Antwort.

Der Kragen war ab; Hope ließ erstaunt die geschäftigen Hände sinken und blickte dem Matrosen ins Gesicht.

»Nicht mit mir? Warum nicht, Hannes? Ich würde mit dir auch ohne Kragen tanzen, selbst, wenn du in Hemdsärmeln wärst. Mich genieren solche Kleinigkeiten nicht.«

Wieder blieb Hannes die Antwort schuldig; verlegen senkte er die Augen auf den Kragen, welchen das Mädchen noch in den Händen hielt, und plötzlich bemerkte er auf der weißen Leinwand Blutflecke.

»Mein Gott,« rief er erschrocken aus, »du blutest Hope, du hast – Sie haben vorhin ins Messer gegriffen.«

Jetzt wurde Hope gewahr, daß Hannes recht hatte; sie hatte noch gar nicht bemerkt, daß sie in der rechten Handfläche einen Schnitt bekommen. Ein leiser Aufschrei entfuhr ihren Lippen, als sie denselben sah.

»Es ist nichts weiter,« tröstete Hannes nach Besichtigung der Wunde, »ich will dir – Ihnen einen Verband anlegen. Wozu hat mir denn Williams sein Taschentuch mitgegeben.«

Er zerschnitt das feine Gewebe und legte dem jungen Mädchen einen kunstgerechten, zierlichen Verband an, sich dabei mit dem Kopfe tief auf die Hand des neben ihm sitzenden Mädchens beugend, das ihn längere Zeit während seiner Beschäftigung verwundert betrachtete, ohne zu sprechen.

»Was fällt dir denn ein, Hannes?« begann sie endlich. Warum nennst du mich denn auf einmal ›Sie‹?«

Hannes antwortete nicht, er beschäftigte sich angelegentlich mit dem Verbande.

»Antworte mir doch, Hannes!« bat das junge Mädchen. »Bist du mir wegen irgend etwas böse?«

Er band ihr jetzt eben auf dem Rücken der Hand einen kleinen Knoten, aber die Enden erwiesen sich zu kurz, er mußte dabei die Zähne zu Hilfe nehmen. Dabei berührten seine Lippen ihre Hand.

»Es ist fertig,« sagte er, ließ sie los und wollte aufstehen. »Adieu, Hope!«

Das Mädchen war so erstaunt über dieses Betragen, daß sie erst keine Worte fand, aber als der Matrose wirklich die Laube verlassen wollte, war sie im Nu an seiner Seite und hatte ihn wieder auf die Bank gezogen.

»Ich verstehe dich nicht,« sagte sie mit weicher Stimme. »Was ist zwischen uns vorgefallen, Hannes, daß du mit einem Male so kurz bist und nicht bei mir bleiben willst?«

Der junge Mann hatte sein Betragen wirklich plötzlich geändert; er war still und scheu geworden; seine gewöhnliche Fröhlichkeit und Gesprächigkeit schienen ihn verlassen zu haben.

Auf die wiederholte Frage des Mädchens wendete er den Kopf und blickte ihr ins Gesicht, senkte aber die Augen sofort wieder zu Boden.

Da wurde plötzlich auch Hope ernst und stellte das Fragen ein. Nun saßen beide nebeneinander auf der Bank. Aus dem Saale schallten noch die Klänge der Polonaise zu ihnen hinüber, dann gingen sie in einen Walzer über; eine Pause trat ein, bis wieder eine andere Tanzmelodie erscholl.

Hannes hatte stumm dagesessen, die Hände auf die Bank gestützt, ebenso Hope.

Ein Seufzer neben ihr ließ plötzlich das junge Mädchen zusammenschrecken, er kam aus dem Munde ihres Nachbars.

»Du bist kein guter Seemann,« sagte sie in scherzhaftem Tone und betrachtete ihren Verband. »Sieh her, der Knoten hat sich schon wieder gelöst.«

Dabei streckte sie ihm die Hand hin.

»Die Bänder sind zu kurz,« murmelte Hannes und band ihr abermals mit Hilfe der Zähne den Knoten, wobei wieder seine Lippen ihre Hand berührten.

»Wie habe ich dir denn gefallen, als ich auf der Bühne tanzte?« suchte Hope das Gespräch wieder einzuleiten.

»Sehr gut,« murmelte Hannes und gab sich vergebliche Mühe, die Enden des Bandes mit den Zähnen zu fassen – es gelang ihm nicht, denn er öffnete seinen Mund nicht mehr.

»Schade, daß ich nicht mehr vortragen konnte,« fuhr Hope fort, »die Zeit erlaubte es nicht. Aber ich hatte wenigstens ein Dutzend von Liedern vorrätig. Wie gefiel dir denn mein neues Kostüm?«

»Sie sahen reizend aus.«

»Sie? Warum redest du mich denn mit einem Male so förmlich an?«

Der Matrose hob den Kopf, aber der Knoten war noch nicht geschlossen.

»Das schickt sich besser für mich,« antwortete er und blickte scheu in das Gesicht des Mädchens.

»Schickt sich besser?« lachte Hope. »Dummheit, Hannes, wenn ich dir erlaube, du zu mir zu sagen, so geht das niemanden etwas an. Ich bin frei, mir hat niemand etwas zu verbieten. Wir sind Freunde, wir sagen ›du‹ zueinander, und damit ist es gut!«

Hannes blickte noch immer in ihre Augen und hielt ihre Hand in der seinen.

»Ich weiß nicht, ob es recht ist,« sagte er zögernd.

»Warum nicht recht?« lachte wieder Hope. »Sind wir doch erst vor einer Stunde getraut worden, wer sollte da etwas dabei finden? Was sagst du übrigens zu dem Ausruf des Mister Wood? Das war doch kostbar.«

»Ob sich seine Vermutung wohl bestätigt?« begann jetzt auch Hannes wieder zu sprechen.

»Welche Vermutung?«

»Nun, er meinte doch mit seinem Ausrufe, daß sich das Theaterstück verwirklichen könnte, daß die englischen Herren doch noch die Vestalinnen heiraten.«

»Na, weißt du, die Sache ist jetzt schon brenzlig, wie du immer sagst. Wir wollen uns einmal nach einem Jahre wiedersprechen. Viele alte Jungfern werden wohl nicht übrig bleiben.«

Hannes hatte wenigstens etwas seinen Frohsinn wiedergefunden, er mußte über die Bemerkung Hopes lachen.

»Wir Mädchen sind doch schlimm daran,« meinte sie nach einer Pause, »wir müssen ruhig warten, bis ein Mann so freundlich ist und fragt, ob wir ihn heiraten wollen.«

»Ach Gott, wir armen Mädchen,
Wie sind wir schlimm daran!
Ich wollt', ich wär' kein Mädchen,
Ich wollt, ich wär' ein Mann!«

trällerte Hannes leise auf deutsch vor sich hin.

Hope konnte etwas Deutsch sprechen, wenn auch nicht vollständig, sie hatte den Vers verstanden.

»Weißt du, woher das Lied ist?« fragte sie.

»Nein, ich war einmal an Bord mit einem Schiffsjungen zusammen, der war von einem Gymnasium weggelaufen, und dieser sang es öfters.«

»Das Lied ist aus einer deutschen Oper,« erklärte Hope, »von Lortzing, welche der ›Waffenschmied‹ heißt. Ich habe sie einmal in New-York in einem deutschen Theater gehört. Kennst du die Oper ›der Waffenschmied‹ auch?«

Hannes schüttelte lächelnd den Kopf. Er lachte nicht darüber, daß er sie nicht kannte – was wußte er als einfacher Matrose von Opern – sondern darüber, wie seltsam die Amerikanerin das Wort ›Waffenschmied‹ aussprach. Sie sprach es in englischer Manier aus, das ›sch‹ wie ›sk‹ und ›w‹ wie ›uo‹ also Uoaffenskmied.

»Neugierig bin ich aber doch,« fuhr das Mädchen im Plaudern fort, »wie sich alle die Herren und Mädchen eigentlich zusammenfinden werden. Daß Sir Williams die Thompson heiratet, ist so klar, wie zweimal zwei vier ist, und ebenso Lord Harrlington die Ellen, na, und Lord Hastings nimmt die Hände auch schon aus den Hosentaschen, wenn er Miß Murray sieht. Aber wen Herzog Chaushilm noch einmal beglücken wird, das weiß ich wirklich nicht; denn sein Herz ist groß wie ein Dudelsack. Was meinst du, Hannes, auf wen hat er denn jetzt sein holdes Auge geworfen?«

Aber Hannes hatte schon wieder die Sprache verloren, stumm saß er da und gab leise, nach und nach, die bis jetzt noch immer festgehaltene Hand des Mädchens frei.

»Was meinst du, Hannes?« Hope legte ihre Hand wieder in die seinige. »Chaushilm ist zwar aus einer der ältesten Adelsfamilien Englands, aber wir Amerikanerinnen, bei denen es keinen Adel gibt, können uns mit jedem Könige vermählen. Schon mancher Fürst hat sich eine Amerikanerin geholt, besonders, wenn ihm das Geld ausging.«

Hannes zog seine Hand zurück, er blickte finster vor sich auf den Boden.

»Mach' doch kein so böses Gesicht!« bat das junge Mädchen und legte vertraulich ihre Hand auf seine Schulter. »Sprich doch wenigstens etwas mit mir! Wenn dir nun die Wahl freigestellt würde, wen würdest du dir als deine Frau aussuchen? Die reichste? Das ist Miß Petersen, aber die ist schon vergeben. Vielleicht Miß Rikkerson?«

Plötzlich sprang der Matrose von der Bank auf und stand mit geballten Fäusten und drohenden Augen vor dem Mädchen, das erschrocken zusammengefahren war.

»Willst du Spott mit mir treiben?« stieß er hastig, mit vor Erregung zitternder Stimme hervor. »Eben erzählst du – erzählen Sie mir von Kaisern, Königen, Fürsten und Adeligen, sagen, daß die amerikanischen Damen ihnen gleich stünden, sprechen von Ihrem Reichtum und stellen dann eine solche Frage an mich! Bin ich auch nur ein Matrose, der nichts weiter kann, als ein Schiff bedienen, und nichts weiter besitzt, als seine Sachen in der Kleiderkiste, der nicht einmal seine Eltern kennt und nicht weiß, wie sein eigentlicher Name ist – solchen Spott kann ich nicht vertragen. Und von Ihnen hätte ich am allerwenigsten geglaubt, daß Sie mich armen Teufel mit solcher Prahlerei kränken würden. Leben Sie wohl!«

Hannes drehte sich kurz um – das Mädchen hatte ihn während der mit bebender Stimme gesprochenen Worte angstvoll angesehen – und schritt schnell dem Ausgange der Laube zu, aber noch ehe er ihn erreicht hatte, fühlte er sich von weichen Armen umschlungen und wieder nach der Bank zurückgezogen.

Nur schwach widerstrebend folgte er.

»Aber Hannes,« flehte das Mädchen weinerlich und schlang beide Arme um seinen Hals, »wie kannst du gleich so aufgebracht sein? Kannst du wirklich glauben, ich wollte dir absichtlich wehe tun?« Der Matrose antwortete nicht; wie vorhin, stützte er den Kopf auf beide Hände und blickte finster zu Boden.

»Sag' mir doch, was fehlt dir, mein lieber Hannes?« fuhr Hope fort und strich dem jungen Manne über die Stirn. »Was stecken dahinter für böse Gedanken?«

»Laß mich, Hope!« sagte Hannes dumpf. »Schon einmal ist mir zum Bewußtsein gekommen, daß wir keine Kinder mehr sind, das jetzige Gespräch hat es mir wieder in Erinnerung zurückgerufen. Laß mich,« fuhr er heftiger fort, als das Mädchen seinen Arm ihm fester um den Hals legte, »wir wollen unseren Verkehr lieber abbrechen. Nie so deutlich, wie jetzt, fühlte ich, daß wir keine Kinder mehr sind, die zusammen spielen dürfen.«

»Warum nicht?« flüsterte Hope.

»Eben darum, weil wir keine Kinder mehr sind.«

»Aber Freunde dürfen wir doch sein.«

»Auch das nicht, wir können keine Freunde mehr sein, wir passen nicht mehr zusammen. Ich werde den ›Amor‹ verlassen und auf ein anderes Schiff mustern, noch hier in Batavia.«

Des Matrosen Stimme zitterte heftig bei den letzten Worten; sie drohte ihm fast zu versagen.

»Warum sollen wir nicht zusammenpassen?« flüsterte Hope wieder leise.

»Du selbst hast es vorhin angedeutet,« entgegnete Hannes, und seine Worte klangen traurig, »du bist reich, du bist befähigt, jedem Manne die Hand zu reichen, kein Fürst braucht sich deiner zu schämen. Und ich,« seine Rede ward wieder heftiger, »ich besitze nichts weiter, als den Stolz, mich ohne fremde Hilfe durch die Welt schlagen zu können, keinen Menschen um Beistand ansprechen zu müssen. Aber als Spielzeug eines Mädchens zu dienen, dafür halte ich mich zu gut.«

»Hat dir der weggelaufene Gymnasiast noch mehr aus dem ›Waffenschmied‹ vorgesungen?« fragte Hope, ohne die Heftigkeit des Matrosen zu beachten und ohne den Arm von seinem Halse zu lösen.

»Nein.«

Hannes wußte nicht, wie das Mädchen zu dieser plötzlichen Frage kam.

»So will ich dir etwas anderes daraus vorsingen, nur zwei Verse.«

Hope zog den Kopf Hannes' zu sich herab, bis ihre Lippen sein Ohr berührten, und sang leise:

»Gern geb' ich Glanz und Reichtum hin
Für dich, für deine Liebe.«

Kein Wort ward in der Laube hörbar; stumm saßen die beiden jungen Leute nebeneinander auf der Bank, Kopf an Kopf, die Lippen des Mädchens an das Ohr des Matrosen gepreßt und ihre Arme fest um seinen Hals geschlungen.

Die Musik im Saale war verstummt, eine kurze Pause war eingetreten, als aber die ersten Klänge einer neuen Tanzmelodie ertönten, kam mit einem Male Leben in die bewegungslose Gruppe.

Plötzlich sprang Hannes auf, faßte das Mädchen um die Taille, riß es empor, und im nächsten Augenblicke walzten die beiden, Brust an Brust durch den von Papierlaternen erleuchteten Gartengang.

Sie würden gar nicht bemerkt haben, daß sie beim Herausstürzen aus der Laube fast einen Mann zu Boden geworfen hätten, wenn dieser nicht vor Schmerz über den Tritt, den er von Hannes auf seinen Fuß erhielt, aufgeschrieen hätte.

»Seid ihr denn ganz und gar verrückt geworden?« rief er ärgerlich. »Tanzen die hier, wie die Maikäfer, im Freien herum! Hannes, verfluchter Schlingel, ich suche Sie schon eine ganze Stunde, wo haben Sie denn meinen Zylinder hingesteckt?«

»Suchen Sie sich ihn selber!« klang eine helle Mädchenstimme, und das Paar drehte sich unbekümmert weiter.

»Die haben alle beide das Delirium,« brummte Williams und ging wieder dem Hause zu.

Am Ende des Ganges blieben beide Tänzer atemlos stehen.

»Noch einmal?« fragte Hannes.

Und wieder ging es tanzend den Gang zurück, bis die Laube erreicht war und beide abermals auf der Bank nebeneinander saßen.

Kaum hatte Hannes etwas Atem geschöpft, so brach er in eine Reihe von unartikulierten Lauten aus und wollte gar nicht wieder damit aufhören.

»Hannes, Hannes,« lachte Hope und hielt ihm mit der Hand den Mund zu. »Was sprichst du denn für eine Sprache, ist das spanisch oder chinesisch?«

»Beinahe, so machte es immer mein seliger Affe, wenn er sich recht freute.«

»Sei nicht närrisch! Hier, der Knoten ist mir wieder aufgegangen, mach mir den erst zu!«

Langst schon war der Knoten mit den Zähnen zugegangen, aber Hannes brachte seine Lippen nicht von der Hand des Mädchens weg, und als dieses endlich lächelnd sagte:

»Geht denn der Knoten nur so furchtbar schwer zu?«

Da hob Hannes den Kopf, und plötzlich fühlte Hope seine Lippen auf den ihrigen.

»Laß mich,« rief sie, »ich ersticke, du läßt mich ja gar keine Luft mehr holen.«

»Ich muß dir doch den Verband anlegen,« entgegnete Hannes und küßte wieder und wieder die frischen Lippen.

»Nun aber laß mich,« sagte Hope endlich und machte sich frei, »sei einmal ernsthaft! Wir dürfen uns auch nicht gleich sehen lassen, sonst bekomme ich von Ellen die Peitsche.«

»Ach was,« jubelte Hannes, »was schert uns Ellen! Du bleibst jetzt bei mir!«

»So soll ich nicht mehr auf der ›Vesta‹ bleiben?« fragte das Mädchen scherzhaft. Sie hatte es soweit gebracht, daß Hannes artig neben ihr auf der Bank saß.

»Noch auf der ›Vesta‹ bleiben?« wiederholte er erstaunt. »Natürlich nicht. Wir heiraten uns, morgen schon; ich kann allemal so viel arbeiten, daß ich dich ernähren kann.«

»Halt, halt,« lachte Hope, »so schnell geht das nicht. Wo bleibt denn unser Schiff, das wir beide mit Mannschaft besetzen wollen?«

»Ach ja, das ist wahr! Aber jetzt wird es erst recht schön. Wir gehen beide fort. Läßt dich Ellen nicht gehen, so reißt du einfach aus – wir heiraten uns, besorgen das Schiff und fahren dann als Mann und Frau in die Welt hinein. Willst du?«

»Nein,« lachte Hope und legte dem Sprecher, dem die Worte rasch aus dem Munde sprudelten, die Hand auf die Lippen, »so schnell geht das nicht. Du magst sonst erfahrener sein, als ich, aber was das Heiraten anbetrifft, da sind wir Mädchen gescheiter. Komm' jetzt, Hannes, der Tanz ist aus, die Paare gehen jetzt spazieren, und wir wollen nicht gleich allen merken lassen, was zwischen uns vorgefallen ist. Aber Arm in Arm darfst du mit mir promenieren, nur schade, daß du keinen Kragen umhast.«

»Ach, was brauche ich einen Kragen, wenn ich nur dich habe,« meinte Hannes, bot dem Mädchen den Arm, steckte die andere Hand in die Hosentasche und schritt pfeifend zur Laube hinaus.


 << zurück weiter >>