Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
»Drei Jahre Gefängnis, Degradation und Ausschließung aus dem stehenden Heere.«
So hatte der Urteilsspruch des Kriegsgerichts gelautet. Der Gerichtsherr hatte jedoch in Anbetracht der großen Jugend des Angeklagten, die als strafmildernd ins Gewicht gefallen war, Martins Gnadengesuch beim obersten Kriegsherrn befürwortet. Der Kaiser hatte – unter Berücksichtigung der näheren Umstände – von seinem vornehmsten Kronrecht Gebrauch gemacht und auf dem Gnadenwege die Strafe in Festungshaft umgewandelt.
Fast vier Jahre waren ins Land gegangen seit dem Tage, der Eduard die kaum glaubliche Botschaft von des Bruders furchtbarer Schreckenstat gebracht hatte, nachdem soeben der Vater jäh von seiner Seite gerissen worden war!
Finster war ihm die Welt geworden. Schwer und müde hatte er sich durch die Jahre geschleppt. Äußerlichkeiten waren ihm die verschiedenen Veränderungen geblieben, die sein Leben nach dem Tode des Vaters erfahren hatte.
Der Einsetzung eines Finsterburger Justizrates zum Vormund war der Verkauf des väterlichen Grundstückes gefolgt. Die Möbel hatte man auf einen Lagerspeicher gebracht und ließ sie dort auf Martins Wiedereintritt ins bürgerliche Leben warten.
Eduard war für die kurze Zeit, die er noch auf der Schule zubringen mußte, zu einem Oberlehrer in Pension gekommen und hatte dann nach abgelegter Reifeprüfung die Charlottenburger Hochschule bezogen.
Er wohnte seit drei Jahren in einem bescheiden möblierten Zimmerchen in der Nähe der Hochschule und lebte nur seinem Studium und der Sehnsucht nach Martin.
In ihrem Kreislauf hatten sich die Jahre seit seiner Verurteilung, der eine monatelange Untersuchungshaft vorausgegangen war, gestern dreimal erfüllt.
Während der langen Zeit hatte Eduard von dem Bruder nur wenige Briefe erhalten. Das waren entweder grimmige Klagen über die Langeweile in der Feste Küstrin oder aber betäubende Hoffnungslieder für die kommende Zeit der endlichen Freiheit!
Und heute kam er.
Schon eine halbe Stunde vor der Einfahrt des Zuges, zu dem ihn Martin bestellt hatte, stand Eduard auf dem Bahnhof Friedrichstraße.
Er war jetzt zweiundzwanzig Jahre alt. Sein fast vollendeter Wuchs ließ ihn etwas größer als Martin erscheinen. Er war, das schnelle Emporschießen seines Körpers in den letzten Jahren ungeachtet, aber sehr schmächtig geblieben.
Wegen zu schmaler Brustweite hatte man ihn daher auch vom Militärdienst als dienstuntauglich befreit.
Das vollblonde Haar lag in wohlgeordnetem Scheitel unter dem Hute, was man sah, wenn er ihn der großen Hitze wegen ab und zu lüftete.
Treu und gutmütig sahen seine zwei braunen Knabenaugen in die Welt.
In seinem einfachen, unmodernen Sommeranzug, der noch aus Finsterburg stammte, das dünne Spazierstöckchen in der Hand, glich er fast einem armen Dorfschullehrersohn, der hier in Berlin die Stipendien verstorbener Wohltäter aufessen half.
»Zurücktreten!« schnarrte die Stimme des Bahnhofvorstehers mit der orangeroten Mütze.
Von weitem hörte man schon das Ächzen, Zischen und Knattern des sich nähernden Zuges.
Gepäckträger rollten ihre Handwagen über den Bahnsteig.
Ein ferner Pfiff. Das Geknatter kam immer näher. Dann fauchten langsam zwei Lokomotiven in die Halle und brachten den Zug aus dem Osten nach Berlin.
Ein kurzes Suchen und schnelles Finden.
Beide Brüder lagen sich in den Armen!
»Mensch, wie siehst Du denn bloß aus?« war Martins erste Frage an Eduard. »Wie ein verhungerter Kandidat des höheren Lehramts! Na, das muß anders werden – –!! Wie ist es damit?« fragte er weiter und machte mit zwei Fingern seiner Rechten die bekannte Bewegung des Geldzählens.
Eduard wußte nun gar nichts darauf zu antworten. Er besann sich erst, als der Bruder wieder fragte: »Ich meine natürlich Deine Asche! Bist doch inzwischen 'n reicher Junge geworden! Na – das werden wir bald haben. In kurzer Zeit werde ich das managen.«
Eduard warf jetzt ein, daß er sich monatlich zweihundert Mark vom Vormund schicken lasse und damit reichlich auskommen könne.
»Natürlich ohne die teuren Kollegiengelder,« fügte er einschränkend hinzu.
»Vormund?« fragte Martin entsetzt. »Mensch, Du bist doch zweiundzwanzig Jahre alt. Aber 'n Vormund scheinst Du noch zu brauchen. – Diese Vormundschaft übernehme ich von heute! Weißt Du denn nicht, daß Du fast eine Viertelmillion hast?«
Eduard verneinte zaghaft und bemerkte noch, daß er seit seiner Mündigkeit dem Vormund auch die weitere Verwaltung seines Erbteils überlassen habe, da er selbst von geschäftlichen Dingen doch fast nichts verstünde.
»Ach was, Vormund,« stürmte Martin los, indem er Eduard unter den Arm nahm, »Dein Vormund steht hier!« Er zeigte auf sich. Und liebevoll konnte der Jüngere sich endlich seinen wieder freien Bruder anschauen.
Die lange Haft hatte ihm nichts geschadet. Sein Gesicht schien noch etwas energischer geworden zu sein. Vielleicht trug hierzu der starke, englisch gestutzte, schwarze Schnurrbart wesentlich bei, den die Zeit wie einen schweren Schatten über seinen Mund gelegt hatte.
Sieghaft und lustig glitzerten Martins große schwarze Augen noch immer, wenn er gutgelaunt war.
Eduard drückte des Bruders Arm fester.
Martin übergab einem inzwischen hilfreich herzugeeilten Gepäckträger seinen Schein mit der Weisung, ihm die Koffer ins Zentralhotel herüberbringen zu lassen.
Dann kniff er das Einglas ins Auge und ging Arm in Arm mit dem Bruder die Treppen des Bahnhofs hinunter über den breiten Fahrdamm nach dem Hotel, das voller Menschen wimmelte.
Er ließ sich zwei zufällig freie Zimmer im zweiten Stock anweisen, und da ihn der Oberkellner wohl seines militärischen Aussehens wegen »Herr Baron« tituliert hatte, konnte er es sich nicht versagen, in die ihm vorgelegte Fremdenliste
»Martin Sylvester Weitbrecht,
Leutnant der Reserve«
einzutragen. Da er am Tage der Jahreswende geboren war, pflegte er seit kurzem seinem ihm zu einfach klingenden Vornamen das vornehm ansprechende »Sylvester« hinzuzufügen (wobei er auf das y in der ersten Silbe einen besonderen Wert legte).
Inzwischen hatte man seine Koffer gebracht, die der Oberkellner sofort nach dem Gepäckfahrstuhl zu den eben gemieteten Zimmern dirigierte.
Auch Martin selbst begab sich nun nach oben, um schnell ein wenig Toilette zu machen, und bat Eduard, ihn unten zu erwarten.
Ein Liftboy führte ihn in die große Halle des Hotels, die er zaghaft betrat.
Der imposante Raum mit den vielen eigenartig plumpen Klubsesseln in den verschiedensten Formen verfehlte seinen Eindruck auf den jungen Architekten nicht.
Die schweren Wände erdrückten ihn fast! – Und nach kurzem Zaudern ging er neugierig durch die an die »hall« grenzenden Salons. Mit vielem Vergnügen betrachtete er alle mit feinem Stilverständnis ausgestatteten Gesellschaftsräume des weltstädtischen Hotels.
Überall waren fremde Menschen in kleinen Gruppen, dort saßen einige Engländer um einen Tisch herum in ungeniert lauter Konversation, hier disputierten drei ältere Militärs über politische Fragen, was Eduard im Vorbeigehen gerade hören konnte.
Er ging langsam weiter.
Das Schreibzimmer wieder war mit allerhand internationalem Publikum gefüllt.
Ein jeder Schreibtisch war besetzt. Gleichgültig weilten alle diese Menschen unter einem Dache, ja sogar in einem Zimmer vereint und gingen selbstsüchtig ihrer Beschäftigung nach, ohne voneinander überhaupt Notiz zu nehmen.
Eduard setzte sich an einen großen, mit Zeitungen übersäten Tisch und griff nach einem ihm gerade handlich liegenden Blatt.
Es war eine Theaterzeitschrift, die er zufällig erwischt hatte.
Nachdenklich sah er sich den Titel an, bevor er den Umschlag öffnete: »Bühne und Welt«. Die ihm zuerst paradox dünkende Vereinigung dieses Teils mit seinem Ganzen zu einem Organ schien ihm aber bald eine recht glückliche. Die Welt war ohnehin für ihn zur Bühne geworden. – Eben hatte er wieder einige neue Szenenbilder der Weltbühne erschaut und bedächtig – wie er alles in sich verarbeitete – erlebt. Warum sollte man nicht die ganze Menschheit mit dem feinsten Bruchteil ihres Selbst zusammenstellen?
Die Bühne – wie oft hatte er sich in den drei Jahren seines Berliner Aufenthaltes selig in ihrem Bann gefühlt – und auf einmal kam es wie eine Erleuchtung über ihn. Er wußte es jetzt – er wollte Bühnen bauen, der hehren Kunst Thaliens Tempel errichten, Tempel, in deren Schiffen die große Gemeinde andächtig Lauschender erhoben und geläutert werden sollte.
Er fühlte lange schon eine Sehnsucht in sich aufglimmen, an der Erlösung der Menschheit durch die Kunst mitzuarbeiten; und endlich war er sich darüber klar, auf welchen Platz ihn sein Schicksal gestellt hatte!
Eduard war Fatalist geworden. Seinen Kirchenglauben hatte ihm schon der verstorbene Vater, der ein ausgesprochener Gottesleugner gewesen war, in der frühesten Kindheit geraubt.
Während der Schulzeit hatte er sich mit Glaubensfragen nicht viel beschäftigen können.
Später hatte ihn eine langsam wirkende Geistesaufklärung als einen Schwankenden gefunden, der von einer vermeintlichen Irrlehre zur anderen tappte.
In den Mußestunden der letzten Jahre hatte er viele der welterklärenden Schriften unserer Weisen gelesen und sich nach hartem selbstquälerischen Ringen zur fatalistischen Weltanschauung bekannt, die er nun aber auch unerbittlich verfocht.
Eduard öffnete das vor ihm liegende Blatt. Bühnenbilder, einzelne Szenen neuer, gerade erfolgreich aufgeführter Dichtungen, von denen er schon in der Zeitung gelesen hatte, nahmen sein reges Interesse gefangen.
Aufmerksam betrachtete er die schön gelungenen Wiedergaben. Beim Weiterblättern fand er dann viele Bilder eines großen gerade verstorbenen Schauspielers in allen seinen Rollen im Text verstreut und hatte eben die Biographie des Toten zu lesen begonnen, als Martin, der inzwischen gebadet und sich umgekleidet hatte, sichtlich erfrischt, erschien.
Er nahm Eduard das Blatt aus der Hand und zog ihn lachend aus dem Zimmer.
»Zunächst mußt Du anständig eingekleidet werden, denn so kannst Du unmöglich hier neben mir auftreten –! – Ich will das alles vorläufig gern verauslagen, bis ich Deine Asche hierher geholt haben werde,« begann Martin, als sie vor dem Hotel standen.
»Der Anzug ist noch ganz hübsch, es ist sogar mein bester, den ich zur Feier des heutigen Tages anzog,« wagte Eduard zu widersprechen.
»Unmöglich ist er! Mein Junge, das verstehst Du eben nicht,« gab Martin wieder und winkte eine geschlossene Droschke heran.
»Schick sein ist für mich der Inbegriff alles Vornehmen, und ein Mensch mit Deiner Figur muß sogar todschick angezogen sein! Das werden wir bald haben! Ich glaube, an der Kreuzung der Leipziger und Friedrichstraße ist so 'n Geschäft, wo man gegen ›cash down on the table‹ wenigstens provisorisch etwas aus Dir machen kann.«
Er nannte dem Kutscher die Firma und hieß Eduard neben sich Platz nehmen.
Nach Verlauf einer halben Stunde verließ Martin mit seinem gleich ihm von Kopf bis Fuß elegant umgekleideten Bruder das Kaufhaus für englische Herrenmoden.
Er befahl dem immer noch wartenden Droschkenkutscher jetzt den Wagenschlag zu öffnen und dann nach dem Westen hinauszufahren.
»Kurfürstendamm!« setzte er noch hinzu, und in schnellem Tempo trabte das Pferdchen die Leipziger Straße herauf.
Mit viel Freude ließ Martin sich von der großen Veränderung überraschen, die seine Liebste, die »Leipziger«, gerade in den letzten Jahren an verschiedenen Teilen erfahren hatte.
»Einfach großartig!« jubelte er ein über das andere Mal heraus, und als er kurz vor dem Leipziger Platz den ersten Bau des Wertheimschen Warenhauses erblickte, verstieg er sich mit seinem Lobe zu dem Prädikate »einfach gigantesk«, das er gerade noch in den letzten Tagen seiner »Festungstid« von einem eben dort aufgetauchten Gardegrafen aufgeschnappt hatte.
Als der Wagen über den Potsdamer Platz fuhr, wandte sich Martin wieder an Eduard:
»Was hast Du für Weiber?«
Eduard hatte trotz seiner zweiundzwanzig noch keine Frau berührt.
Er wurde rot und verlegen bei Martins so unvermittelt kommender Frage.
Gewiß hatte er schon oft genug den Wunsch gehabt, ein Mädchen zu besitzen; doch die Gelegenheit dazu hatte sich ihm noch nie geboten. Sich aber an Dirnen wegzuwerfen, dazu hätte er aller ihm innewohnenden Sinnlichkeit zu Trotz sich nicht verstehen können.
»Also auch dazu zu dumm,« stellte Martin wieder lächelnd fest – »dann muß ich welche 'ranschaffen, mein keuscher Knabe!«
Als Eduard still blieb und weiter verlegen lächelte, fuhr Martin lustig fort:
»Na, Du schmunzelst ja übers ganze Gesicht, aber die erste Hauptsache für uns ist eine todschicke Wohnung, die ich jetzt mieten und ausstatten will. Ich denke, wir nehmen sechs Zimmer, für jeden drei – das genügt sicher fürs erste.
Alsdann werde ich noch – – – ein nettes Gespann zusammenstellen lassen, damit wir unser Leben auch ordentlich genießen können!
In kurzer Zeit können wir dann unsere Salons eröffnen. Ich habe sehr nette Bekanntschaften in Küstrin gemacht, dazu kommen ehemalige Kameraden von der Presse, die hier stehen und Dir sicher auch gefallen werden!«
Eduard bat Martin, sich doch mal sein Zimmer anzusehen, es sei recht gemütlich und genüge ihm vollkommen!
Aber Martin wollte davon nichts wissen.
»Ach Quatsch, Jungchen, Du bist ja verkommen! Vollkommen verkommen! Pack mal Deine Siebensachen zusammen, so daß Du bald übersiedeln kannst!« Dann setzte er noch sich verbessernd in einem etwas brutal-energischen Tone hinzu:
»Mit deinen Siebensachen meine ich natürlich nur Deine Bücher und ähnliche Handwerkzeuge. Deine Wäsche und sonstigen Kaff wie solche verschossenen Anzüge läßt Du gefälligst da. Denn ich wünsche keinesfalls, daß unsere künftige Dienerschaft irgend etwas von diesem Plunder zu sehen bekommt!«
Eduard fühlte sich verletzt. Er drängte dieses Gefühl aber bald wieder zurück, da er glaubte, daß der Bruder ihn liebte und sicher sein Bestes im Auge hatte.
Dachte er länger darüber nach, so fand er auch, daß Martin eigentlich mit seinem Wunsche nicht unrecht hatte! Wenn er seinen äußeren Menschen ein wenig um wandelte und der Neuzeit entsprechend anpaßte, konnte es nur gut sein!
Immerhin dünkten ihn die großzügigen Anordnungen, die der Ältere da treffen wollte, ein wenig zu schnell erwogen und auch zu plötzlich ausgeführt.
Er fragte Martin deshalb, ohne dabei eine rügende Absicht zu hegen:
»Hast Du vielleicht schon überlegt, welchen Beruf Du jetzt ergreifen willst?«
»Beruf?« Martin wurde einen Augenblick verblüfft. Seine Züge verkniffen sich. Bald aber lachte er wieder laut auf und antwortete sichtlich erheitert:
»Zunächst werden wir ein wenig Nachtwächter spielen, mein Junge, tags schlafen und nachts bummeln. Vielleicht aber entschließe ich mich auch, dem Verein der Bettschoner beizutreten und bummle immerzu, immerzu!«
Als Eduard diesen seinen guten Witz nicht genugsam belachte, wurde Martin wieder mürrisch. Es war ihm auf jeden Fall zuwider, daß sich irgend jemand um seine Handlungen zu kümmern wagte, deshalb nahm er das Gespräch nach einer Weile ganz ernst wieder auf:
»Du wirst doch auch wohl gestatten, daß ich mir nach dreijähriger Unterbrechung und nach allen Entbehrungen in der verfluchten Zitadelle ein wenig Erholung gönne?«
Eduard war baß erstaunt, daß der Bruder seine Frage mißdeutet hatte.
»Lieber Martin, Du hast natürlich ganz recht. – Entschuldige nur meine übereilte Frage. – So war dies wirklich nicht gemeint. Ich hatte nur Sorge für Deine Zukunft.«
»Das ist ja ganz nett von Dir,« lenkte Martin wieder versöhnlich gestimmt ein, »aber Du brauchst Dir überhaupt nicht meinen Kopf zu zerbrechen! Ich will Dich jedoch gleich darüber beruhigen. Ich werde natürlich irgend etwas studieren. Wenigstens ein paar Schmisse muß ich mir holen! Wozu langt denn mein Primazeugnis?«
»Soviel ich weiß, kann man mit Primareife nur Tier- oder Zahnheilkunde studieren.«
»Gut, dann werde ich Zahnathlet. Für Hundeviecher habe ich kaum was übrig! Wenn man nur irgend etwas studiert, so sieht das ganz gut aus. Was es an sich ist, ist ja ganz gleichgültig. Also werden wir Zahnpolker! Schnauzenschuster!« Und Martin lachte wieder laut und launig. Er fühlte nicht, daß er sich selbst verlachte!
Die Droschke befuhr den Kurfürstendamm, am Zoologischen Garten vorbei. Dem Portal gegenüber sah man einen gerade vollendeten Neubau, der schon von zwei Parteien bewohnt war. Über dem Eingang des architektonisch sehr schönen Gebäudes prangte ein weißes Leinwandplakat, das Wohnungen von zehn und elf Zimmern mit allem Komfort der Neuzeit versehen zu entsprechend hohem Mietzins anpries.
Eine Sechszimmerwohnung im Hochparterre war gleichfalls angezeigt.
Martin ließ halten und stieg mit Eduard aus, um die ihm von vornherein ganz preiswert scheinenden Räume zu besichtigen.