Paul Heyse
Jugenderinnerungen und Bekenntnisse
Paul Heyse

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7. Neues Leben.

In einer Abendgesellschaft bei meinem Freunde, dem Komponisten Robert von Hornstein, in dessen Hause wir den oberen Stock bewohnten, lernte ich ein junges Mädchen kennen, dessen schlanke, hochgewachsene Gestalt und an südliche Schönheit erinnernden Züge mir schon öfters Eindruck gemacht hatten, wenn sie mit ihrem leichten, anmutigen Gang in einer der Münchener Straßen an der Seite ihrer Mutter mir vorübergeschritten war.

Daß ich ihr hier wieder begegnete, war nicht zufällig geschehn.

Die Frau vom Hause, meine kluge, muntere Freundin, die es gut mit mir meinte, hatte mich mit meiner Zurückgezogenheit von heiterer Geselligkeit geneckt und gescholten, daß ich in meinen noch jungen Jahren mich zum Menschenfeind und Weiberhasser ausbilden wolle. Das sei so wenig der Fall, hatte ich lachend erwidert daß ich vielmehr im besten Zuge sei, mich richtig zu verlieben, nur sei der »Gegenstand« leider unnahbar und die Sache hoffnungslos. Als ich dann aber das gefährliche Fräulein näher beschrieb, wurde sie erkannt, und es kam heraus, daß ihre Familie mit der Hornsteinschen in einer Sommerfrische am Starnberger See gute Nachbarschaft gehalten hatte. Von der jüngeren Tochter, der »Meinen«, wußte Frau Lotte von Hornstein nicht genug Liebes und Gutes zu rühmen und schloß endlich damit, daß sie mich mit ihr einladen würde. Sie sehe nicht ein, warum sie sich nicht einen Kuppelpelz an mir verdienen sollte.

Als ich an dem festgesetzten Tage zu der Gesellschaft hinunterging, war mir so beklommen zumute, wie einem Schüler vor dem Examen. Ich konnte auch zuerst eine Befangenheit nicht überwinden, während ich der Erwarteten vorgestellt wurde, die mir in solcher Nähe noch reizender erschien. Auch in diesem Kreise fiel sie durch die einfache Vornehmheit ihrer Haltung auf, und die Art, wie sie die Huldigung der jungen Leute unbefangen entgegennahm mit einer bescheidenen Sicherheit des Taktes, ließ nicht erkennen, daß sie ihr siebzehntes Jahr noch nicht vollendet hatte.

Bei Tische saß ich ein paar Stunden neben ihr, in ernsthaften Gesprächen, die für ihre Jugend kaum anziehend sein konnten, auf die sie aber mit feinen, klugen Antworten einging, manchmal erst sich besinnend, so daß ich keine einzige banale Äußerung hörte, sondern nur ihre eigenen Empfindungen und Meinungen. Die Hausfrau, die uns mit stillem Triumph beobachtete, nickte mir ein paarmal verstohlen zu, die jüngeren Freunde, Wilbrandt und mein Schwager Hans Kugler, beklagten sich nachher, daß ich die schöne Jugend so ganz für mich in Beschlag genommen hätte. Sie ahnten nicht, wie ernst es mir damit war, dies auch fernerhin zu tun.

Denn als ich nach einer sehr ruhelosen Nacht, in welcher jener »Schlag von Adlerschwinge«, den ich erhalten, in meiner Seele nachgezittert hatte, zu den Meinigen kam, erklärte ich ihnen, daß ich fest entschlossen sei, um die Hand dieses Mädchens zu werben, und es nicht leicht verwinden würde, wenn ihr Herz nicht mehr frei sein sollte oder ein anderes unübersteigliches Hindernis meinem Wunsch im Wege stünde.

Nur eine einzige Woche verging, eine Bedenkzeit, in der ich es gänzlich unterließ, mich zu »bedenken«. Nur noch zweimal hatte ich Gelegenheit, mich in der Überzeugung, daß mir hier ein wundersames Glück winke, zu bestärken, dann brachte ich es zur Entscheidung, mit so unbedenklichem Ungestüm, wie man ihn kaum einem jungen Hitzkopf, geschweige denn einem lebenserfahrenen Familienvater zugute halten konnte. Gerade an meinem siebenunddreißigsten Geburtstag empfing ich von den schüchternen Lippen des geliebten Mädchens die Versicherung, daß ihr Herz noch für keinen ihrer jungen Verehrer gesprochen hatte, und daß sie es mit mir wagen wolle.

Wie groß dieses Wagnis, war ihr zu meinem Glücke nicht zum Bewußtsein gekommen.

Nicht der Altersunterschied war es, der sie am meisten hätte bedenklich machen können. Die Kluft der zwanzig Jahre, die zwischen uns lagen, wurde zur Not überbrückt durch die ernste Jugend, die sie im Elternhause an der Seite einer in langem Siechtum hinschwindenden älteren Schwester verlebt hatte, durch den Schmerz, auch ihre andere Schwester von dem schweren Schicksal heimgesucht zu sehen, daß ihr geistvoller, lebensfrischer Mann durch einen Schlaganfall mitten in seinem Beruf gelähmt worden war, so daß der Ernst des Lebens sie früh angerührt und über ihre Jahre gereift hatte. Andrerseits hatte ich mir, trotz alles Traurigen, was ich erlebt, die volle Frische der Empfindung bewahrt und mit ihr alles, was »von jener Jugend, die uns nie entfliegt«, mir zuteil geworden war.

Schwerer fiel ins Gewicht, daß ich meiner neuen Lebensgefährtin zumuten mußte, mit ihren siebzehn Jahren, die noch ein volles Anrecht auf jugendliche Freuden hatten, die mütterliche Sorge und Verantwortung für vier Kinder zu übernehmen, von denen der älteste Knabe schon im zwölften Jahre stand, das jüngste Mädchen erst sechs Jahr alt war. Dazu sollte sie in einen großen, festgeschlossenen Freundeskreis eintreten, der meiner ersten Frau ein zärtliches Andenken bewahrte und ihrer Nachfolgerin nicht sogleich mit offenen Armen und Herzen entgegenzukommen fast für eine Pflicht der Pietät hielt.

Auch das trug dazu bei, ihre Aufgabe zu erschweren, daß sie in ihrem Elternhause zwar eine geistige Luft geatmet hatte, wie man sie in den meisten anderen Münchener Bürgerhäusern vermißte, doch nicht unter so vorwiegend literarischen und künstlerischen Einflüssen aufgewachsen war, wie sie in meinem Kreise gepflegt wurden. Der Vater, J. B. Schubart, war ein trefflicher Mann, der die allgemeinste Achtung genoß. Er stammte von väterlicher Seite aus Schwaben und war in einem nicht ganz aufgeklärten Grade mit dem Dichter der »Fürstengruft« verwandt. Ihn selbst hatte sein Vater, der erst nach Bayern eingewandert war, zum Kaufmann bestimmt, wozu ihm jede Neigung und Anlage fehlte. Denn sein Geschäftssinn war so wenig entwickelt, daß er selbst die erlaubtesten Mittel, sich in die Höhe zu bringen, verschmähte, etwa auf einen vorteilhaften Kauf von Häusern und Grundstücken, der ihm angeboten wurde, verzichtete, wenn er nicht imstande war, gleich die ganze Kaufsumme bar auf den Tisch zu zählen. So begnügte er sich in seiner Tuchhandlung mit einem bescheidenen Wohlstande, ließ es in der Erziehung seiner Kinder an nichts fehlen und blieb, obwohl er in seiner Abendgesellschaft mehr mit Männern höherer Kreise verkehrte, dennoch mit schlichtem Bürgerstolz seinen Altmünchener Gewohnheiten treu.

Der Mittelpunkt des Hauses aber war die Mutter, die mit ihrer geistigen Regsamkeit und einem liebenswürdigen Humor eine ganze Anzahl bedeutender Männer an ihr trauliches Haus zu fesseln gewußt hatte. Ich nenne hier nur den geistvollen Historiker Dr. Thomas, den später an der Leipziger Universität glänzenden berühmten Anatomen Thiersch, den Anatomen Rüdinger, ferner Adam v. Doß, Schopenhauers frühesten und eifrigsten Schüler, vor allen den eigenen Schwiegersohn, Dr. Herrmann, der als glänzender Anwalt und freisinniger Politiker in großem Ansehn stand, bis ihn sein grausames Los durch siebzehn traurige Jahre zu einem bitter empfundenen halben Vegetieren verdammte – alle diese Männer waren in dem einfachen Wohnzimmer der Mama Schubart häufige Gäste gewesen und hatten dafür gesorgt, daß die Kinder ein Bedürfnis nach höherer Bildung erhielten, als selbst das damals in hohem Ansehen stehende Aschersche Institut ihnen gewähren konnte. Ein Oheim war Mitglied des obersten Gerichtshofs, der einzige Sohn, später Ministerialrat im Finanzministerium, brachte seine Universitätsfreunde ins Haus. Auch die Poesie kam einigermaßen zu ihrem Recht, denn mit klassischen Dichtungen hatte der Schwiegersohn früh auch die jüngeren Töchter bekannt gemacht, da er es liebte, Shakespeare und Goethe vorzulesen. Die Mutter, stets eine eifrige Leserin, kannte manches von meinen Sachen und hatte, da sie sehr vorurteilslos war, auch die Lektüre der Töchter nicht streng überwacht, so daß die jüngste sich an Jean Paul abgemüht und sogar sich verpflichtet gefühlt hatte, mit ihren sechzehn Jahren sich durch die Ritter vom Geist durchzuarbeiten. Von meinen Büchern aber hatte sie noch kaum eins gelesen und nicht ein einziges meiner Dramen aufführen sehn.

Wenn sie sich entschloß, mein Leben zu teilen, so hatte Verehrung für den Poeten den geringsten Anteil daran.

Die guten Freunde und zumal die älteren Freundinnen, die damals über meinen tollkühnen Streich die Köpfe schüttelten und einen üblen Ausgang weissagten, waren nicht ganz und gar zu tadeln. Jedenfalls, wenn ihre Prophezeiung nicht in Erfüllung ging, mußte ich gestehen, daß ich mehr Glück als Verstand gehabt hatte. Ein wenig zwar war mir mein langes Studium der Frauenseele zustatten gekommen, so daß ich nicht ganz wie ein leidenschaftlicher Hans der Träumer nach dieser goldenen Frucht am Baume meines Lebens gegriffen, sondern die Schrift sorgsam entziffert hatte, die sich in den Zügen dieses »lieblich-ernsten« Gesichts und in dem Blick der schwarzen Augen mir darbot. Doch wie vieles gehört zu einem ruhigen, harmonischen Eheglück, was selbst dem zeichenkundigsten Auge sich nicht sogleich enthüllt, sondern erst in längerem Zusammenleben zutage tritt, und in meinem Falle das Wichtigste: die leise, sichere Hand, mit der die Erziehung junger Kinder geleitet sein will. Daß ich von alledem in meiner Erkorenen nichts vermissen sollte, war von keinem noch so geübten psychologischen Scharfblick vorauszusehn gewesen.

Dazu noch eins, was ich bisher als eine Grundbedingung eines glücklichen Lebens, zumal eines auf das Haus angewiesenen Künstlerlebens betrachtet hatte: die reine Luft im Hause, die durch keinen Mißklang mit der nächsten Umgebung getrübt wird. Daß mir dies zum zweitenmal zuteil werden sollte trotz der mancherlei Vorurteile der süddeutschen Gesellschaft gegen die norddeutsche und umgekehrt, war kaum zu erwarten. Und doch habe ich mich von Anfang an mit meiner neuen Familie im herzlichsten Einklang gefühlt. Das Glück, eine leibliche Schwester zu besitzen, hatte ich stets entbehren müssen, und in meinem siebzehnten Jahre einen Ersatz gesucht, indem ich eine Nichte Frau Klara Kuglers, Felicie Meyer, zu meiner Adoptivschwester erkor. Sie war acht Jahre jünger als ich, in Mexiko geboren, von wo sie als Erbteil ihrer kreolischen Mutter eine fremdartige Anmut, die schlanke Geschmeidigkeit einer Antilope und den spanischen Spitznamen Chata (Stumpfnäschen) mitgebracht hatte. Auch als sie später Otto Gildemeisters Frau wurde, bewahrten wir einander die geschwisterliche Anhänglichkeit aus der Jugendzeit. Aber ihr Wohnort Bremen war von dem meinen so weit entfernt, daß ich meiner Wahlbruderschaft nur selten froh werden konnte. Nun sollte ich in meiner Schwägerin Emma Herrmann eine Freundin finden, die mir so nahe stand, als ob mich mit dieser »schwesterlichsten der Seelen« die engste Blutsverwandtschaft verbunden hätte, und die mir nur allzu früh, im Jahre 1904, durch den Tod entrissen wurde!

Welch hohes und reines Glück ich aber in einer nun fünfundvierzigjährigen Ehe genossen habe, davon mehr zu sagen will ich unterlassen, da von den zartesten und intimsten Erlebnissen niemand gern in Prosa beichtet, diejenigen aber, die an meinem Leben Anteil nehmen, hinlängliche Zeugnisse dafür in meinen Gedichten finden.

Nur eines sei noch erwähnt, was zu allen seelischen und Charaktereigenschaften meiner Lebensgefährtin noch hinzukommen mußte, um mir volle Befriedigung zu gewähren: ein inniges Einverständnis in allen künstlerischen Dingen. So viel geistige Anregung das heranwachsende Kind im Elternhause empfangen hatte, zum Genuß und Verständnis der bildenden Künste hatte ihr, wie so vielen jungen Mädchen in der Kunststadt München, jede Anleitung gefehlt. So war ich freudig überrascht, als ich auf der Hochzeitsreise über Mailand nach Florenz meine junge Frau durch Kirchen und Galerien führte und sah, mit wie angeborenem feinem und sicherem Gefühl sie das Große und Echte von allem Manierierten und Naturlosen unterschied und für die Entwicklung vom Einfachsten zum Höchsten lebhaftes Interesse und eine rasche Ausfassung hatte. Auch für Musik besaß sie eine natürliche Begabung und nur eine Grille ihres Vaters hatte sie an der Ausbildung dieser Anlage gehindert. In betreff ihres literarischen Verständnisses aber war es mir eine besondere Genugtuung, daß sie auch meinem eigenen Schaffen gegenüber sich in ihrem unbefangenen natürlichen Sinn nicht beirren ließ, auch wenn ihre Empfindung einmal von der meinigen abwich, da nichts mir peinlicher gewesen wäre, als eine blind bewundernde erste Leserin an meiner Seite zu haben.

In diesem seltenen Glück, das mir von den ewigen Mächten beschieden war, hat es nun aber auch an herben Prüfungen nicht gefehlt, die freilich das Band, das uns vereinigte, nur fester knüpften.

Im Juli 1869 starb unser jüngstes Kind, Marianne, erst anderthalb Jahr alt, da es eben anfing, durch das Aufwachen seiner kleinen Seele uns tausend Freuden zu machen. Im April 1871 raffte ein jäher Genickkrampf binnen zehn Stunden den zweiten meiner Söhne, meinen Ernst, in seinem zwölften Jahre hin, einen ungewöhnlich begabten Knaben, der in der Schule mühelos stets den ersten Platz behauptete und sich mit einer eigentümlich stolzen Verschämtheit immer nur zögernd entschloß, seine glänzenden Zensuren uns sehen zu lassen. Wie große Hoffnungen hatte ich auf diesen Knaben gesetzt und nur bedauert, daß es schwer war, in sein spröde verschlossenes inneres Leben einzudringen. Um Mitternacht hatte ich ihm die großen Augen zugedrückt, aus denen schon Stunden zuvor das Licht des Bewußtseins geschwunden war. Eine Stunde darauf empfing ich einen neugeborenen Sprößling meiner zweiten Ehe in meinen Armen, in einem so qualvollen Widerstreit der Empfindungen, wie wohl wenigen Menschen zu erleben verhängt worden ist.

Ein Blatt aus jener Zeit, das ich nie den Mut hatte meinen dichterischen »Totenklagen« einzureihen, da es ohne nähere Erklärung als ein unverständlicher, seltsamer Empörungsschrei gegen einen unerforschlichen Willen verletzt haben würde, möge hier seine Stelle finden. Ans der inneren Zerstörung, von der es Zeugnis gibt, habe ich mich dann nur durch die Arbeit an meinen »Kindern der Welt« herausgerettet.

Der Promethide

        Eine Nacht war,
Ihr schadenfrohen,
Neidischen Schicksalsgewalten,
Da ihr aus Fiebergluten
Glühender Angst
Mich überstürztet mit Eisesschauern
Bitterster Tränen
Und wieder lodern ließet
Flammen der Freude,
Mich zu durchglühen mit neuem Fieber,
Freude vergiftend mit Schmerz,
Des Schmerzes heiliges Recht
Fälschend, ach, durch den ersten Schrei
Eines neugeborenen Lebens,
Bis dann die Welle des Seins
Halbverschüttet dahinfloß,
Wie ein schmutziger Gletscherbach,
Der das Licht des Tages
Einsaugt in schwärzlichen Wirbeln,
Und dessen Flut nichts Erfreuliches,
Sonnegewohntes, nicht Tier noch Blume
Nährt und tränkt.
Habt ihr wollen zu Stahl mich härten
Durch grausam jähen Wechsel?
Diese Brust zum Wohnsitz machen
Einer ewig unanfechtbaren
Stählernen Seele,
Vielleicht zum Schlupfort
Unmenschlicher Weisheit,
Euer würdig?
Aber es spottet
Mein wundgequältes Herz
All eurer Listen.

Nie sich schmieden lassen
Zu knechtisch herrischer Härte
Wird dies freigeborne,
Dies Menschenherz!
Euren erhabenen Gleichmut,
Wie er ewig seligen
Gewaltherrn ziemt,
Nie tauscht' ich ihn ein
Gegen das zuckende
Jammergefühl,
Eigene Schmerzen
Und meiner Brüder
Zu verstehn, zu betrauern.
Denn nur die ächzende
Pfeilwunde Seele
Kann jenen Klang der Todesgeschosse
Mit brennendem Hohn und Trotz erwidern,
Die der unglückseligsten Mutter
Wehrlos zitternde Brut hinstreckten,
Ein Fest rachsüchtigen Göttern.

Aber versteinern wie Niobe
Ist nur ein feiger
Weibischer Trost,
Da der tränenquellende
Verwaiste Felsen
Duldend verstummt;
Ist neue Schmach,
Von unentrinnbarer Übermacht
Angetan einem Sklavengeschlecht,
Wenn sie in feuchtes Gestein verwandelt
Arme Sterbliche,
Die sie schlug.

*

Auch unser letztgeborenes Kind, das in jener Nacht zur Welt kam, haben wir wieder hingeben müssen, nach sieben Jahren, in denen wir die Entfaltung dieser seltenen Menschenblüte mit zagender Freude miterlebt hatten, da die frühgereifte junge Seele in einer allzu zarten Hülle wohnte. Auch diesmal nahm ich meine Zuflucht zu der alten Trösterin, der Muse. Aber während ihre Nähe nach dem Tode der beiden andern Kinder den Schmerz gelindert und endlich gestillt hatte, hier versagte ihre Kraft. Die »Verse aus Italien«, die um diesen unsern Liebling klagen, geben Zeugnis dafür, daß die Wunde nicht vernarben wollte.


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