Geboren am 15. März 1830 in Berlin; gestorben am 2. April 1914 in München.
Heyse fand schon im Elternhaus eine Atmosphäre vor, in der kultivierte Geselligkeit, geistig-literarischer Austausch, die Anteilnahme an Musik und bildender Kunst Selbstverständlichkeiten waren. Die Mutter war mit der Familie Mendelssohn-Bartholdy verwandt und stand mit den führenden jüdischen Salons in Berlin in geselligem Verkehr. Schon während seiner Schulzeit am Gymnasium entstanden erste literarische Versuche, auf die Emanuel Geibel aufmerksam wurde. Aus der Förderung durch den 15 Jahre Älteren und schon Berühmten erwuchs eine lebenslange Freundschaft und gemeinsame literarische Arbeit.
Die Freundschaft zum Haus des Kunsthistorikers Kugler brachte Heyse in Kontakt mit Burckhardt, Menzel, Fontane und Storm, schließlich mit der literarischen Vereinigung »Tunnel über der Spree«. Nach vier Semestern Studium der klassischen Philologie in Berlin wechselte Heyse zum Studium der Kunstgeschichte und Romanistik nach Bonn und promovierte 1852 mit einer Arbeit über die Lyrik der Troubadours. Zuvor schon hatte der Vater des Sohnes Entschluß, Dichter zu werden, freudig begrüßt.
Den 24jährigen erreichte auf Vermittlung Geibels der Ruf des bayerischen Königs Maximilian II. 1854 übersiedelte Heyse nach München und nahm regelmäßig teil an den »Symposien« des Königs im Dichter- und Gelehrtenkreis. Daraus ergaben sich vielfältige gesellschaftliche Verbindungen. Er konnte sich eine herausragende Stellung als literarische Autorität aufbauen und sie über Jahrzehnte als Hofpoet und Dichterfürst in der Nachfolge Goethes behaupten, seit 1874 in der repräsentativen Neo-Renaissance-Villa nahe der Lenbachs residierend. Um den brachliegenden literarischen Austausch in München zu beleben, hatte Heyse mit Geibel schon 1854 nach dem Muster des Berliner »Tunnel« die Dichtervereinigung »Krokodil« gegründet und seit 1868 auch geleitet. Mit dem von Geibel herausgegebenen Münchner Dichterbuch stellte sich die Gruppe 1862 der Öffentlichkeit vor.
Viele seiner Novellen siedelte Heyse in seiner Wahlheimat Italien an, wo er auch im Alter meist den Winter auf seinem Landsitz in Gardone am Gardasee verbrachte.
Nach dem Tode Maximilians II. 1864 lockerte sich Heyses Bindung an den Hof und löste sich 1868; er hatte sich mit Geibels politischen Überzeugungen solidarisiert und damit unerwünscht gemacht. Seine Stellung im literarischen Leben wurde dadurch jedoch nicht erschüttert: 1871 Aufnahme in den Kreis der Ritter des Maximilians-Ordens, 1884 der Schiller-Preis, 1910 die Ehrenbürgerschaft der Stadt München. Heyse erhielt 1910, erstmals an einen deutschen Dichter verliehen, den Literatur-Nobelpreis. ( Mommsen erhielt den Preis bereits 1902, war aber kein »Dichter«, sondern Historiker.)
Heinrich Spiero verfaßte eine Biographie von Paul Heyse
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