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Die Herrin

Liest man die Briefe, die zwischen solchen masochistischen Männern und ihren Herrinnen gewechselt werden, so erstaunt man über die Vielseitigkeit der persönlichen Demütigung, die sich diese erotischen Außenseiter ausdenken. An erster Stelle steht strenge Behandlung und strenge Erziehung. Der Mann verlangt, wie ein Schulknabe behandelt zu werden. Das Weib ist Gouvernante, Erzieherin. Manche Männer kommen, wie Knaben gekleidet, in kurzen Hosen zu ihren »Gouvernanten«, und je barbarischer sie ist, desto größer ist der Genuß des Hörigen.

Kein Wunder, daß er freudig die entwürdigsten Arbeiten für seine Herrin verrichtet. Er möchte die Wohnung der Herrin ausfegen, möchte Staub wischen, die Fenster putzen, die Betten machen, Kartoffel schälen, das Geschirr abwaschen, und was dergleichen Hausarbeiten mehr sind.

Gern ist er der Dame auch beim An- und Ausziehen behilflich, vor allem auch beim Ausziehen der Stiefel. Er wichst ihr die Schuhe blank, wäscht ihr die Füße und küßt die Stelle des Bodens, auf der sie stand. Auch möchte er den Ofen heizen und die Besorgungen aus dem Hause machen. Am liebsten trüge er eine Livree oder einen Pagenanzug. Ein Herr aus meiner Praxis hatte die Leidenschaft, Prostituierte zu frisieren, und zwar sowohl weibliche als männliche. Seinem Stande nach Major außer Diensten, hatte er es in dieser Kunst zu größter Fertigkeit gebracht. Er litt seelisch schwer unter seinem ihm unbeherrschbar scheinenden Drange, namentlich, nachdem durch verschiedene Umstände, merkwürdige Briefschaften und Besuche, ein Bruder davon Kenntnis bekommen hatte, der ihn auf Grund dieser Frisierleidenschaft wegen Geistesstörung entmündigen lassen wollte. Im Zusammenhang mit diesem Verfahren wurde mir der seltene Fall unterbreitet, der nach meiner Überzeugung jedoch keinesfalls ein Entmündigungsverfahren rechtfertigte.

Wieder andere Metatropisten, als die bisher angeführten, wünschen Arbeiten zu verrichten, welche der transvestitischen Gruppe angehören. Sie möchten am liebsten mit Häubchen und Schürze Zofendienste tun, oder sich in grober Frauentracht als Reinemachefrauen betätigen. Andere wollen gern weibliche Handarbeiten anfertigen, häkeln, stricken, nähen. Einen transvestitischen Metatropisten reizte es besonders, wenn er selbst Süßigkeiten knabberte, während die Herrin neben ihm saß, Bier trank und schwere Zigarren rauchte.


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