Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Nichts könnte den Leser besser und schneller in eines der dunkelsten Gebiete der menschlichen Erotik, in die männliche Hörigkeit einführen, als einige jener metatropistischen Briefe, die Dr. Magnus Hirschfeld veröffentlicht hat (Sexualpathologie). Ein Intellektueller schreibt da seiner »Herrin«:
»Allergnädigste Herrin und Gebieterin! Demütig auf den Knien liegend, will der Sklave die Peitsche küssen, die die stolze Herrin unbarmherzig auf den nackten Sklavenkörper niedersausen ließ. Herrin! Sie wollen jetzt physisch und moralisch zu einem Nichts den Sklaven erniedrigen. Ihr ganzer Zorn sollte mich treffen. Ich bin furchtbar zerknirscht, machen Sie mich zur willenlosen Kreatur, die nur den Launen und der Wollust dienen soll. Herrin, sind Sie mit dem Sklaven gemein, foltern Sie den Sklaven seelisch und körperlich. Befehlen Sie mir die größten Schmerzen zu Ihrer wilden Lust, binden Sie mich mit Riemen, daß der Sklave sich nicht rühren kann, und dann unnachsichtig die Peitsche, das Gewinsel soll Ihnen Lust sein, die Grausamkeit soll die Freude der Herrin sein. Erniedrigen Sie mich zu Ihrer Magd, nehmen Sie mir auch äußerlich die Mannheit, stecken Sie mich in Weiberkleider, schnüren Sie mir ein Korsett um, Herrin, bestrafen Sie meine Sünde.
Ihre werten Handschreiben liegen vor mir, das angenehme Parfüm berauscht mich. Wie gern hätte ich sofort auf Ihre werten Schreiben geantwortet, aber ich habe in der Fabrik große Sorge. Nichts scheint mir mehr zu glücken, ich arbeite wie ein Pferd. Seit fünf Tagen habe ich nur nachts einige Stunden Schlaf mir gönnen können.
Ich bin beglückt darüber, daß meine Herrin in frohem Kreise den Geburtstag verleben konnte. Es freut mich besonders zu erfahren, wie meine Herrin eingerichtet ist. Dort soll ich einst Sklavendienste verrichten dürfen, dort wird meine stolze Herrin ihr elegantes Füßchen auf meinen Nacken setzen. Herrin, ich möchte Sie in der ganzen Schönheit schauen. Zu ihren Füßen will ich knien. Es durchschauert mich der Gedanke, durch die weiche, schmiegsame Seide meiner Herrin Wärme zu fühlen. Ich bin begeistert für das Männliche in der Frau und liebe besonders auch die Gestaltung der Herrin in engen, seidenen Hosen nach (!) Herrenart.
Nun zu der Beschreibung meines Äußeren. Ich bin sehr groß, war Flügelmann beim Militär. Mein Haar ist brünett, trage nur ganz kurzen Schnurrbart, meine Wange ist durchfurcht von alten Säbel- und Schlägerhieben. Sonst bin ich wohlgebaut, eher etwas dünn, doch leidlich muskulös.
Wann ich kommen kann, um meiner Herrin die Füße zu küssen, ist noch sehr unbestimmt. Herrin, sind Sie dem Sklaven gnädig.
In tiefer Unterwürfigkeit,
Ihr demütiger Sklave.«
Ein anderer Brief lautet:
»Allergnädigste Herrin! Ach, wie von Herzen gern schreibe ich meine Anrede. Der untertänige Sklave weiß, daß seine Erziehung viel zu wünschen übrig läßt, er gesteht das demütig zu. Er verspricht ferner, der Herrin stets zu gehorchen und freut sich, daß seine Talente infolge frühen langjährigen Sklavendienstes gut entwickelt sind, so daß seine Herrin, wenn sie ihn zum Sklaven erheben will nach ihrem Befehl, schon ein gelehriges, gefügiges Material vorfindet. Allergnädigste Gebieterin! Tiefergebenst auf den Knien liegt der Sklave vor ihnen und fleht die Herrin an: ergreifen Sie die Zügel und die Peitsche, nehmen Sie den Sklaven auf in Ihre Zucht. Bedingungslos schwöre ich Ihnen blinden Gehorsam. Nie werde ich fragen, nie mich sträuben, sondern mit wonnigem Erschauern den schlanken, weißen Sklavenkörper den Launen der strengen Herrin darbieten. Mein Alter war wohl verschrieben, denn ich bin 33 einhalb, aber an Erfahrung viel, viel reifer. All mein Fühlen, Denken und Sinnen ist schon bei der Herrin, die ich lange gesucht. Mit sehnsüchtig geöffneten Lippen schlürfe ich den Duft der sich mir nahenden Herrin ein – mit bebenden Lippen will ich unter Ihrer Peitsche den goldenen Nektar trinken, wenn die Herrin dem Sklaven den herrlichen Schoß öffnet.
O, allergnädigste Gebieterin! Wie soll ich meine Begierden alle Ihnen schildern? Soll ich Ihnen sagen, daß ich mir die Herrin ersehne, die ihre Phantasie spielen läßt, die ihren Leibsklaven zu ihrer Wollust abrichtet? – Die ihm den Stempel seiner Leibeigenschaft einbrennt in raffiniert schwüler Stunde? – Ich weiß, herrlichste Herrin, es gibt Amazonen, die ihrem Tier die Zügel anlegen und fest die Kandare ansetzen. Wenn sie ihm dann sich auf den glänzenden Rücken schwingen und die Sporen eindrücken in die Schenkel, damit er zur höchsten Entfaltung seiner Talente angespornt wird – wer wird größeren Genuß haben: er, der Sklave, der da seinen Leib und seine Seele der hohen Gebieterin verschrieben –, oder sie, die Gebieterin, der er sich nur naht, auf den Knien liegend?
Gnädigste Herrin! Darf der Sklave untertänigst einen Vorschlag machen? – Ganz alleinstehend wohnt er im Gartenhaus eine Treppe. Eines Nachmittags, vielleicht Sonnabend von 3 Uhr ab, erscheint die Herrin bei ihm. Auf zweimaliges Klingeln wird er nur öffnen und sofort in sein Zimmer (links) gehen. Will die Herrin, daß er nackend auf seiner Chaiselongue liege – gut. Er wird genau so sein bereit, wie Herrin das befiehlt. Er wird nicht fragen und nicht sprechen ... Herrin mag ja, wenn sie nicht will, daß dem Sklavenauge ihr Gesicht gezeigt werde, im Korridor eine Gesichtsmaske anlegen. Jedenfalls schwöre ich, daß Herrin absolut ungeniert bei ihrem Sklaven ist.
Wie die Herrin ihren Sklaven vorzufinden gewillt ist, welches Programm sie festsetzt für diese Probestunde, das mag die Gebieterin bestimmen, der Sklave wird stumm gehorchen. – Der Sonnabendnachmittag würde mir passen. Die genaue Zeit bestimmt Herrin nach Ihrer Gnade.
Allergnädigste Herrin! In einem besondern Kuvert sende ich meine Adresse zu Ihrer Orientierung.
Nun bin ich der hohen, gnädigen Gebieterin treuergebener Skl.«
Nachschrift:
Ich weiß, es sind die Männer dir nur
Ein Spielzeug für müßige Stunden,
Ich weiß es, und kann doch nimmermehr
Von meiner Liebe gesunden.
Ich sehnte so innig, du würdest mein Herz,
Das heiß für dich geschlagen,
In einem alten Pompadour
Tändelnd am Arme tragen.«
Schrenck-Notzing und Albert Eulenburg haben die Begriffe »Masochismus« und »Sadismus« für das Hörigkeitsproblem als irreführend erkannt. Sie nennen die »Schmerzlüsternen« Algolagmisten, und zwar passive. Hirschfeld gelangt zu dem Ausdruck Metatropismus, in den er allerdings nicht nur den masochistischen Mann (oder die hörige Frau), sondern auch den aktiven Partner einbezieht, von dem Gedanken ausgehend, daß es sich bei dieser Art erotischer Abnormität immer um ein umgekehrtes Geschlechtsverhältnis handelt. Er sagt:
»Mir scheint es, daß man der Lösung dieses Rätsels wesentlich näher kommt, wenn man die von den Masochisten für die Hautsinnesnerven begehrten Reize mit denen vergleicht, welche seine andern Sinnesnerven verlangen. Da wird man dann bald gewahr, daß nicht etwa nur das Hautorgan, sondern auch die vier übrigen Sinnesorgane nach viel stärkeren und massiveren Irritamenten lechzen, als es bei Normalsexuellen die Regel ist.
Das Auge liebt das kräftigere, robustere Weib, das Ohr die rauhere, gröbere, ›herrische‹ Stimme. Ebenso ist die Nase auf derbere Reize erpicht, wie in besonders krasser Weise die Harn- und Afterriecher zeigen. Ähnlich ist es mit dem Geschmacksorgan. Während dieses im normalen Sexualleben des Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielt, gehört die Zunge bei vielen Masochisten geradezu mit unter die Geschlechtsorgane, wie die große Verbreitung der Vunnilinctio bei metatropischen Männern beweist, wobei ich die von Märzbach aufgeworfene und negativ beantwortete Frage, ob nicht alle ›lecheurs‹ überhaupt Masochisten seien, unentschieden lassen möchte. Stellt man einfach nebeneinander, auf welche gesteigerten Eindrücke der Opticus, Acusticus, Olfactorius und Glossopharyngeus der Metatropisten eingestellt sind, so verliert der Umstand, daß nun auch der Cutaneus als fünfter Sinnesnerv nach intensiveren Impressionen verlangt, viel an Absonderlichkeit.
Fast scheint es, als ob schwächere Nerven stärkerer Eindrücke bedürfen, um sich erotischen Lustgewinn zu verschaffen. Allmählich suchen sie sogar oft immer kräftigere Nervenreize, weil ihre Sinne sich an die weniger derben mit der Zeit gewöhnen, ähnlich wie sich das Nervensystem nach und nach auch in stärkere elektrische Ströme »einschleichen« kann. Mit Übersättigung oder auch nur mit Variationsbedürfnis hat jedoch ein solcher »Reizhunger« nichts zu tun. Diese veraltete Auffassung hält in der Sexualpathologie objektiver Nachprüfung nicht stand. Nerven von gesunder Sinnlichkeit und Empfindlichkeit reagieren auf Normalreize, schwächere Nerven bedürfen mehr, um erotisch aktiviert zu werden, und auch dann entwickeln sie nicht die volle motorische Stärke eines kräftigen Nervenmenschen, der sich selbsttätig Lustquellen im Weibe erobert, sondern sie bringen es nur zu passiver Entgegennahme der sie berauschenden Lebensreize.
So erklärt es sich, daß die meisten Passiophilen von Hause aus Neurotiker, genauer Neurastheniker und Psychastheniker sind. Man kann diesen Satz auch umdrehen und sagen, daß die meisten Neuropathen und Psychopathen von Hause aus nicht sexuelle Vollmenschen sind, sondern in das große Gebiet intersexueller Varianten gehören, zum mindesten aber sexualpathologische Züge aufweisen.
Oft ist es schwierig, masochistische und sadistische Regungen streng von einander zu unterscheiden. So wissen wir, daß sowohl Sadisten als Masochisten eine große Vorliebe für grauenhafte Erlebnisse haben. Sie verschlingen nicht nur Schauergeschichten in leidenschaftlicher Spannung, sondern suchen auch Schreckensszenen beizuwohnen. In der Literatur wird durchgehend darauf hingewiesen, wie sich diese Leute zu Hinrichtungen, Stierkämpfen, Ringkämpfen und blutigen Operationen drängen, kurz, überall dort zu finden sind, wo Personen großen Gefahren ausgesetzt sind. Auch an Stätten, an denen Menschen leiden, wie bei Begräbnissen, in Gefängnissen, früher in der Umgebung des Prangers, vor allem auch bei Gerichtsverhandlungen findet man sie. Zunächst könnte man denken, das sind doch Sadisten, die an grausamen Vorgängen und an den Leiden der andern ihre aktive Freude haben. Weit gefehlt. In Wirklichkeit überwiegt meist das Mitleid die Schadenfreude, aber das Mitleid wird nicht als Leid, sondern als Freude empfunden. Damit ist der Charakter passiver Leidlust gegeben. Zugleich ruft der Anblick des Blutes und der Gefahr die unterbewußte Gedankenassoziation hervor: Du hast hier passiv Anteil an dem Vorhandensein von körperlicher Stärke und geistiger Kraft. Diese Vorstellung allein bedeutet für passiophil veranlagte Menschen einen großen Nervenkitzel. Ich habe mehr als einen ausgesprochenen Weibling kennen gelernt, der förmlich in der Beschreibung von Grausamkeiten schwelgte. Jede Nachricht von einem Mord, vor allem aber Mitteilungen von einem Massenunglück, einem Progrom, einer Schlacht erregten ihn erotisch. Der Satz: »Vor unsern Gräben lagen Tausende toter Feinde,« löste in ihm sexuelle Lustempfindungen aus. Daß die »schmerzliche Wonne« am Schrecklichen sowohl dem Hyperaktivisten, wie dem Hyperpassivisten eigen ist, muß als ein Umstand erachtet werden, der der Überwindung von Mord und Totschlag ebenso wie anderer gewalttätiger Eingriffe nicht günstig ist. Denn wenn wir auch nicht so weit gehen wollen, wie Wulffen, der weit über das Liebesleben hinaus den Schlüssel fast unserer ganzen Kulturentwicklung im Masochismus und Sadismus gefunden zu haben glaubt und diese als bewegende Kräfte fast überall vermutet, so soll doch nicht in Abrede gestellt werden, daß die Bedeutung dieser beiden Grundtriebe sublimiert und losgelöst von der erotischen Basis eine ungemein große ist und das Verständnis für viele Vorgänge erleichtert, die zunächst anscheinend mit Sexualität nicht das geringste zu tun haben.«
Am häufigsten ist das Verlangen, geschlagen, gequält, mißhandelt zu werden. Im Berliner Kriminalmuseum befindet sich ein Kabinett mit einer Sammlung von Ruten, Reitgegenständen und Folterinstrumenten, die nach dem Tode einer als Sadistin bekannten Gräfin Anfang des Jahrhunderts aufgefunden wurde.
Ein Briefschreiber verlangt eine Frau (kein blondes Gretchen!), die den Willen des Mannes sich »bis zur wehrlosen Ohnmacht zu unterwerfen vermag«. Der Begriff »Erzieherin« kehrt immer wieder. »Das Weib muß üppig sein, exotisch, mit Hüften, sehnsüchtigen Augen.« Der Mann wünscht der Herrin »Spielzeug« zu sein, willenloses »Eigentum«, eine »Sache«, mit der sie machen kann, was sie will. Manchmal spricht der »Page«, manchmal der »Leibeigene« zu ihr. Mancher versteigt sich bis zur Vorstellung eines »Möbelstückes«, das er der Herrin sein will, »Haustier«, weniger noch – Nichts!
Deutliche hermaphroditische Züge weist jener Briefschreiber auf, der als »Magd« dienen will, Weiberröcke zu tragen, jede Sklavinnenarbeit zu verrichten sich erbietet. Auf Bildern, die sich im Besitz des Berliner Kriminalmuseums befinden, sieht man solche Hörige im Korsett, bereit, die Peitschenhiebe ihrer Herrin zu empfangen, die in Verbindung mit der Verkleidung das höchste Lustmoment bilden.
Es muß nochmals betont werden: Es ist in den meisten Fällen falsch, die Frau, etwa den Lulutyp, für die Hörigkeit des Mannes verantwortlich zu machen. Welche Erklärungen philosophischer Art auch dafür gegeben werden mögen, und welche Vorwürfe der Mann und sein Geschlecht gegen das überlegene Weib auch erheben mögen: der masochistische Mann ist der Hörigkeitsträger, gleichgültig, ob er seine Abhängigkeitsgefühle, seinen Fetischismus erworben oder von der Natur mitbekommen hat. Es handelt sich um reine Perversität, um ein abnormes Sexualleben und um eine krankhafte Vorstellungswelt – krank natürlich nur in bedingtem Sinne, im Sinn der »Gesunden«. Der Masochist verlangt von der Partnerin (oder, wenn er gleichgeschlechtlich liebt – dies gilt auch von der Frau) Mißhandlung, Herabsetzung, Züchtigung. »Diese Vorstellung wird mit Wollust betont,« schreibt R. v. Krafft-Ebing in seiner ›Psychopathia Sexualis‹, »der davon Ergriffene schwelgt in Phantasien, in welchen er sich Situationen dieser Art ausmalt. Er trachtet oft nach einer Verwirklichung derselben und wird durch die Perversion seines Geschlechtstriebes nicht selten für die normalen Reize des andern Geschlechts mehr oder weniger unempfindlich, zu einer normalen Vita sexualis unfähig – psychisch impotent. Diese psychische Impotenz beruht dann aber durchaus nicht etwa auf einem horror sexus alterius, sondern nur darauf, daß dem perversen Trieb eine andere Befriedigung als die normale, zwar auch durch das Weib, aber nicht durch Koitus adäquat ist.
Es kommen aber auch Fälle vor, in welchen, neben der perversen Richtung des Triebes, die Empfänglichkeit für normale Reize noch leidlich erhalten sind, und nebenher ein geschlechtlicher Verkehr unter normalen Bedingungen stattfindet.
In andern Fällen wieder ist die Impotenz eine nicht rein psychische, sondern eine physische, i. e. spinale, da diese Perversion, wie fast alle andern Perversionen des Geschlechtstriebes, nur auf dem Boden einer psychopathischen, meistens einer belasteten Individualität sich zu entwickeln pflegt, und solche Individuen in der Regel sich maßlosen Exzessen, besonders masturbatorischen, von früher Jugend an hinzugeben pflegen, zu welchen sie die Schwierigkeit, ihre Phantasien zu verwirklichen, immer wieder hindrängt.
Die Zahl der bis jetzt beobachteten Fälle von unzweifelhaftem Masochismus ist bereits eine recht große. Ob Masochismus neben einem normalen Geschlechtsleben vorkommt oder das Individuum ausschließlich beherrscht, ob und inwieweit der von dieser Perversion Ergriffene eine Verwirklichung seiner seltsamen Phantasien anstrebt oder nicht, ob er seine Potenz dabei mehr oder weniger eingebüßt hat oder nicht – das alles hängt nur vom Grade der Intensität der im einzelnen Falle vorhandenen Perversion und von der Stärke der ethischen und ästhetischen Gegenmotive, sowie von der relativen Rüstigkeit der physischen und psychischen Organisation des Ergriffenen ab. Das für den Standpunkt der Psychopathie wesentliche und das Gemeinsame aller dieser Fälle ist: die Richtung des Geschlechtstriebes auf den Vorstellungskreis der Unterwerfung und Mißhandlung durch das andere Geschlecht.
Was aber vom Sadismus bezüglich des impulsiven Charakters (Verdunkelung der Motivierung) der aus ihm fließenden Handlungen, und bezüglich des durchaus originären Charakters der Perversion gesagt wurde, gilt auch vom Masochismus. Auch beim Masochismus findet sich eine Abstufung der Akte von den widerlichsten und monströsesten Handlungen bis zur einfach läppischen herab, je nach dem Grade der Intensität des perversen Triebes und der restlichen Kraft der moralischen und ästhetischen Gegenmotive. Den äußersten Grenzen des Masochismus wirkt aber auch der Selbsterhaltungstrieb entgegen, und deshalb finden Mord und schwere Verletzung, die im sadistischen Affekt begangen werden können, hier, soweit bis jetzt bekannt, kein passives Gegenstück in der Wirklichkeit. Wohl aber können die perversen Wünsche masochistischer Individuen in innerlichen Phantasien bis zu diesen äußersten Konsequenzen fortschreiten.
Auch die Akte, denen die Masochisten sich hingeben, werden von einigen in Verbindung mit dem Koitus ausgeführt, resp. präparatorisch verwendet, von andern zum Ersatz des unmöglichen Koitus. Auch hier hängt dies nur vom Zustand der meist physisch oder psychisch durch die perverse Richtung der sexuellen Vorstellung beeinträchtigten Potenz ab und betrifft nicht das Wesen der Sache.