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Wenn Janne und der alte Bussar eine Seehundjagd vorbereiteten, geschah das meist auf solche Weise:
Sie trafen sich bei der Mittsommerstange, dem allgemeinen Versammlungsplatz des Dorfes, und schauten nachdenklich zu dem Wimpel empor, der seine lange Korkzieherlocke immer flauer um die eiserne Spitze dort oben drehte. Und nach einem kurzen Kopfnicken ertönte Jannes Stimme: »Schönes Wetter, unbedingt!«
»Schön, unvernünftig schön! Oj, oj, unbeschrien!«
»Sieht nach Lockwetter aus. Oder was meinst du?«
Der Bussar schaut mit seinen hervorquellenden Augen aufs neue zu dem erschlafften Wimpel hinauf. »Was ich meine? Noch einige Stunden steht der Wind so, daß wir segeln können. Aber bald, Kamerad, bald haben wir vollkommene Flaute und Lockwetter da draußen.«
»Ja, also geht's los«, stimmt Janne eifrig zu.
»Jawohl, potz Blitz! Zu Wasser, zu Wasser! Fort von allen Mistbauern und allen Weibsbildern! toff-poff ...«
Ungefähr so verlief auch an diesem frühen Morgen ihr Zusammentreffen, es war am ersten Werktag nach dem Johannisfest. Sie kamen überein, sich in einer Stunde am Bysund einzufinden und von da auf den Weg zu machen. Janne hielt sich zur Zeit von der Zimmermannsarbeit fern, denn die Wunde an seinem Fuß tat ihm ab und zu noch so weh, daß er ein wenig hinkte und anstatt des Stiefels nur einen ungeheuren Pantoffel aus Seehundsfell an dem verbundenen linken Fuß trug.
Der Bussar ging heim, musterte zärtlich seinen alten Vorderlader und stopfte Proviant in einen Sack. Es waren Sachen, die sich eine Woche lang hielten. Knäckebrot, auf der Darre getrockneter Speck und geräucherte Seevögel, braun wie Leder, aber leicht in dünne Scheiben zu schneiden; dazu das hölzerne Fäßchen mit saurer Milch, eine Dose gemahlenen Kaffee und ein ansehnliches altmodisches Tönnchen mit neumodischem Schmuggelbranntwein gefüllt. Außer mit den Gewehren, der Kugeltasche und dem Pulverhorn, dem Sack mit den Eßwaren und verschiedenem anderen belud er, den es niemals fror, sich noch mit einem Schafpelzrock. Und so behängt wanderte er schwitzend zum Bysund hinunter. Aber kaum war er um Sinders Ecke herumgekommen, da begegnete ihm Ira. Verflucht, wie oft die in letzter Zeit hier herumstrich! Heute morgen sah sie fast christlich aus, auch glatter im Gesicht als gewöhnlich; aber einem alten Weibsbild begegnen, und besonders einem solchen Luder, wenn man auf die Jagd gehen wollte – das war das Schlimmste. Gerade vor ihr blieb er stehen und versperrte ihr den Weg. Die Alte sah auf, und die boshaften Adern begannen sich in ihrem vertrockneten Gesicht hervorzuschlängeln.
»Ho! was will Er?« fragte sie und drehte ihm blinzelnd die rechte Wange zu.
Der Bussar neigte seinen Mund zu ihrem rechten tauben Ohr herunter und schrie wie in einen Trichter hinein: »Drecksau!«
Dann machte er kehrt und ging nach Hause zurück, während Ira ihre krallenartigen Finger in die Höhe streckte und zischend Verwünschungen gleichsam auf ihn herunterkratzte.
Erst nachdem der Bussar wieder eine Weile daheimgeblieben war, seine ganze Ausrüstung abgelegt, ein Kreuz über den Schießwaffen gemacht und zu weiterer Sicherheit auch noch die Bibel aufgeschlagen hatte, begab er sich zum zweitenmal auf den Weg. Jetzt erreichte er den Bysund, ohne einem alten Weib oder irgendeinem andern unheilverkündenden Zeichen zu begegnen. Janne saß ungeduldig und verstimmt schon lange im Boot. »Ungesund hier an Land«, ließ er sich mit einem wohlbekannten Ausspruch seines Kameraden vernehmen.
»Zu Wasser, zu Wasser!« schrie der Bussar. Zu dieser herrlichen Jahreszeit fürchtete er sich nicht, in ein Boot zu klettern.
Aber zuerst mußte nach dem Tveholm gefahren werden, um Valle und alle weiter notwendige Ausrüstung an Bord zu nehmen.