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Die Klosteruhr der Schweigenden spricht:
Mit Klang und Beben
zerrinnt das Leben!
Oder zerrinnt das Leben nicht?
Die da schweigen
in Klostermauern,
hoffen zu dauern;
wie würden sie sonst sich beugen, sich neigen
und ein Leben vertrauern,
ein Leben verschweigen,
sich nur vor dem Künftigen schweigend neigen?
Oder ist es ein Zwiesprachhalten
mit dunklen Gewalten?
ein Bitten, ein Flüstern, am Ende ein Schreien,
womit sie das unerbetene Leben
zurückgeben?
Wie Vögel mit schmerzenden Flügeln schweben,
verwundet von Raubtierkrallen,
gleich sich heben und fallen?
Ist es Flucht? ist es Todesmut? –
O weiße Schweiger,
die Klosteruhr rückt den Zeiger.
Die Zeit verrinnt. Es verrinnt euer Blut:
durch Klostermauern fühlt man es tropfen
und eure Herzen an Steinen verklopfen.
Mit gelber Haut, überwacht, überweint,
schlürft ihr durch den Käfig des Heiles,
wund von der Wunde des Gnadenpfeiles,
im dumpfigen Zuchthause Gottes vereint,
um in heiseren Wahnsinnsgesängen
wirre Seelen ans Licht zu drängen.
Draußen im Lichte braust das Meer.
Wogen und Wolken wandern schwer,
wandeln schwer und trübe einher.
Da sind keine Mauern –
und doch auch hier nur Schweigen und Trauern?
oder auch hier ein Zwiesprachhalten
mit dunklen Gewalten?
ein Bitten, ein Flüstern, am Ende ein Schreien
über den leuchtenden Wüsteneien,
sie von dem Fluche des Scheins zu befreien?
Sind Wogen und Winde marternde Fragen,
und niemand will ihnen Antwort sagen?
oder müssen sie nutzlos flehen,
zu vergehen?
oder ist es ein trübes Trauern,
daß sie vergehen und nicht dauern?
hoffen sie noch? und warten sie nur?
Horch, die Glocke der Klosteruhr!
Paraggi, 24. November 1911.