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22

Einige Augenblicke herrschte Verwirrung in dem Raum. Der Kommissar hielt noch immer den Paß in der Hand und wandte sich endlich an Graf Koska. »Darf ich um Ihre Legitimation bitten?« Der reichte ihm gleichfalls seinen Paß hinüber.

»Es ist gut«, sagte Weigelt und wandte sich wieder Frau von Tweel zu. »Sie sind aber nicht die Dame, die gestern mit Herrn von Steinhammer im Auto nach Berlin fuhr.«

»Nein, das war meine Freundin, Fräulein Ellen Bandler. Und meine Freundin hat auch seinerzeit Herrn Rambin nach dem Scharmützelsee begleitet. Herrn Frisch ist hier ein Mißverständnis unterlaufen. Er hielt meine Freundin Ellen Bandler für mich, und auch Sie haben gestern im Auto meine Freundin für mich gehalten.«

»Aber Herr Rambin hatte diese Besitzung für Sie kaufen wollen, gnädige Frau?«

»Jawohl, in meinem Auftrag. Ich wollte die Besitzung für mich haben.«

»Das Geld dazu stammte also auch von Ihnen?«

»Jawohl, ich habe die Anzahlung von sechzigtausend Mark einige Tage darauf auf das Konto von Herrn Rambin überweisen lassen.«

»Auf das Konto bei der Gewerbe-Vereinsbank?«

»Ja.«

»Das ist ein merkwürdiges Zusammentreffen. Vorhin stürzte Herr Eduard Frisch aufgeregt hierher, um mir zu sagen, er hätte zufällig die Dame wiedergefunden, für die Herr Rambin die Villa am Scharmützelsee kaufen wollte. Diese Dame sollte an dem Begräbnis des Ermordeten teilgenommen haben. Nach meiner Meinung konnte es sich nur um Frau von Tweel handeln.«

»Das war durchaus richtig. Nur bin ich nicht bei dem Begräbnis gewesen, sondern das war wiederum meine Freundin.«

»Ellen Bandler ist meine Kusine«, mischte sich Klaus ein. »Ich habe übrigens ein Bild von ihr da.« Er zog das Foto aus der Tasche. Vor einem Jahr hatte er es auf einem Paddelausflug aufgenommen und trug es seitdem bei sich.

Weigelt und Herr Frisch beugten sich über das kleine Bild. »Ja, das ist sie!« rief Eduard Frisch lebhaft. Der Kommissar reichte Klaus das Bild zurück. »Nun wird es mir klar. Dies ist in der Tat die Dame, die mit Herrn von Steinhammer gestern im Auto an uns vorbeifuhr. Ich hatte sie für Frau von Tweel gehalten. Es ist die Schwester von Fräulein Monika Bandler aus Michaelsbrück, nicht wahr? Sie sind sehr befreundet mit ihr, Herr Rambin, und Fräulein Ellen Bandler ist wiederum mit Frau von Tweel befreundet.« Er wandte sich an den Beamten: »Bringen Sie, bitte, noch einige Stühle herein! Und für Sie, Herr Frisch, habe ich dann im Augenblick eigentlich nichts. Ihre Aussage ist zu Protokoll gegeben.«

Eduard Frisch machte wiederum seine Verbeugung, die zu seinem robusten Aussehen in einem seltsamen Widerspruch stand, und trat ab. Der Beamte trug die Stühle herbei. Wenn die Tür sich öffnete, sah man in den Korridor, der voll lebhafter Bewegung war.

Durch den Eintritt der Frau von Tweel und des Grafen hatte die Versammlung vollends den Charakter einer Gerichtsverhandlung angenommen. Herr Owelgaß, der Sachverständige, ließ sich noch immer nicht bei seinen Büchern stören. Elm saß neben ihm und sah ihm über die Schulter, Erklärungen und Hinweise gebend. Der Protokollführer am Fenster hielt den Bleistift zum Stenographieren bereit. Klaus stand verlegen neben dem massigen Koska. Er wagte kaum, Ursula anzusehen. Die Nähe des Grafen machte ihn beklommen. Das war also wirklich so, wie Ellen gesagt hatte: Graf Koska hatte die Stelle Stefan Rambins eingenommen. Ihn selbst schien Ursula kaum zu sehen.

Weigelt benutzte die Pause, um sich einige Notizen zu machen. Als die Stühle gebracht waren und alle saßen, fuhr er in der Vernehmung fort und richtete das Wort sogleich an Ursula von Tweel.

»Sie kennen Herrn Klaus Rambin, gnädige Frau? Wollen Sie mir, bitte, sagen, wie Sie ihn kennengelernt haben?«

»Er ist der Vetter meiner Freundin. Durch diese habe ich im letzten Winter Herrn Stefan Rambin und später auch seinen Neffen kennengelernt.«

»Können Sie mir nicht genau angeben, wie diese Bekanntschaft vor sich ging?«

Frau voll Tweel zögerte einige Augenblicke. »Ich glaube, es war in einer Weinstube. Ich saß mit einigen Bekannten dort, unter denen sich Stefan Rambin befand. Sein Neffe kam zu uns an den Tisch.«

»Sind Sie später mit ihm noch zusammengewesen?«

»Wir haben uns einige Male getroffen.«

»Und gestern nachmittag war er auch bei Ihnen. Was haben Sie da miteinander besprochen?«

»Herr Rambin erzählte mir, daß er an der Mordstelle in dem Wald zwischen Lengenfeld und Bräsikow gewesen sei.«

»Er erzählte Ihnen auch, daß ich dicht bei der Mordstelle die Spuren einer Reiterin entdeckt hatte, nicht wahr?«

»Auch das.«

»Haben Sie sich nicht gedacht, daß Sie durch diese Entdeckung in den Verdacht des Mordes kommen könnten, gnädige Frau?«

Ursula nickte. »Seit einigen Tagen habe ich mit dieser Möglichkeit gerechnet.«

»Sie waren mit dem Ermordeten befreundet. Sie sollen sogar in recht nahen Beziehungen zu ihm gestanden haben. Ihr Gatte behauptet, Sie hätten mit Stefan Rambin die eheliche Treue gebrochen. Er ließ Ihnen diese Beschuldigung durch seinen Rechtsanwalt mitteilen.«

Ursula nickte.

»Wo befindet sich dieser Brief des Rechtsanwalts?«

»In meinem Schreibtisch.«

»Über diese Angelegenheit wollten Sie mit Stefan Rambin sprechen und verabredeten sich deshalb mit ihm an der Waldstelle, nicht wahr? Sie ritten am Dienstagvormittag dorthin, fanden Herrn Rambin aber nicht vor. Als Sie von der Schneise in den Jagen einbogen, sahen Sie den Toten liegen. Sie banden Ihr Pferd an und gingen zu ihm, nicht wahr? Sie haben ihn mit Zweigen zugedeckt und ihm zwei Blumen auf die Brust gelegt.«

»Nein!« unterbrach sie. »Das stimmt alles nicht. Ich habe ihn nicht liegen sehen. Ich habe bei der Linde gewartet, und als er nicht kam, bin ich schließlich zurückgeritten.«

»Sie verzeihen, gnädige Frau, wenn ich in Ihre Angabe Zweifel setze. Ich verstehe durchaus, daß Sie sich nicht unnötig selbst belasten wollen, aber Sie müssen den Toten gesehen haben. Stefan Rambin war um 10 Uhr 47 auf der Station Lindenberg angekommen. Sie konnten ihn kurz nach elf bei der Linde erwarten. Es war also hellichter Tag. Es ist nicht anders möglich, als daß Sie die Leiche gesehen haben. Was machten Sie dann, als Sie sie sahen?«

Noch immer blieb sie vollkommen ruhig. Klaus' Augen hingen gespannt an ihrem Gesicht. Jeden Augenblick erwartete er, daß sie niederbrechen würde. Statt dessen nickte sie ruhig. »Ich will es zugeben, ich habe die Leiche gesehen. Ich habe sogar den Schuß gehört, ein Mann sprang durch das Gebüsch fort. Ich konnte ihn in dem Dickicht nicht verfolgen.«

»Sie hätten ihn sonst verfolgt?« fragte der Kommissar gespannt. »Sie, eine Frau, allein mitten in dem großen Wald, hätten es gewagt, einen Mörder zu verfolgen, der bewaffnet war? Hatten Sie denn selbst eine Waffe bei sich?«

Frau von Tweel zögerte, ehe sie antwortete. »Ja, ich hatte eine Waffe bei mir. Es ist zu gefährlich für eine Frau, allein herumzureiten.«

»Sie haben die Waffe auch jetzt bei sich?« fragte er.

»Auch jetzt.« Sie entnahm ihrer Tasche einen kleinen Browning und reichte ihn dem Kommissar: »Vorsicht, er ist geladen.«

Der Kommissar begann in aller Ruhe den Browning zu untersuchen, nahm die Patronen heraus und hielt den Lauf gegen das Licht. Endlich war er damit fertig. »Wann haben Sie das letztemal damit geschossen?«

»Vor acht Tagen. Ich schoß hinter dem Mörder her, traf ihn aber nicht.«

»Es ist gut, daß Sie das sagen.« Weigelt warf einen Blick zu Klaus hinüber. »Ich bin nämlich auch der Ansicht, daß vor einigen Tagen aus dieser Waffe ein Schuß abgegeben worden ist. Der Revolver ist fast unbenutzt, aber der Lauf ist nach dem Schuß nicht gereinigt worden. Fünf Kugeln sind noch vorhanden, eine ist verschossen. Es ist übrigens die gleiche Waffe, mit der Stefan Rambin erschossen worden ist.« Wieder schoß unter seinen Lidern ein Blick zu Klaus hin, dessen Augen gespannt an der Waffe hingen.

»Einen solchen Browning hat fast jeder Mensch«, sagte sie.

»Sie wollten erzählen, wie es dann war, als Sie den Toten fanden.«

»Es war genau so, wie Sie es vorhin sagten, aber er lag noch mitten auf dem Weg. Ich selbst habe ihn an den Rand des Waldes gezogen. Das war sehr schwer. Und dann habe ich einige Zweige über ihn gedeckt und ihm die Blumen auf die Brust gelegt.«

»Sie haben ihm aber auch seine Taschen nach etwaigen Briefen und sonstigen Dingen durchsucht. Zum Beispiel ist mir aufgefallen, daß die Schlüssel fehlten. Jeder Mann pflegt doch einige Schlüssel bei sich zu tragen.«

»Von Schlüsseln weiß ich nichts, aber ich will zugeben, daß ich wirklich nach Briefen gesucht habe. Aber die Brieftasche war fort.«

»Weshalb suchten Sie nach Briefen?«

»Ich hatte an Herrn Rambin wegen der Beschuldigung meines Mannes geschrieben. Es wäre mir natürlich unangenehm gewesen, wenn ein solcher Brief von fremden Menschen gefunden worden wäre.«

»Weshalb sind Sie nicht zum nächsten Landjäger geritten, um ihn von der Mordtat in Kenntnis zu setzen?«

»Weil ich befürchtete, daß sich der Verdacht auf mich lenken würde. Ich hatte Herrn Rambin schließlich in den Wald bestellt. Irgendwie könnte das bekanntwerden, und dann könnte man mich für den Mörder halten.«

»Aber Ihr Herr Vater zum Beispiel wußte doch, daß Sie um diese Zeit fortgeritten waren. Auch der Kutscher oder der Stallbursche wußten es. Sie mußten sich sagen, daß Ihr Verhalten auf die Dauer nicht verborgen bleiben konnte.«

»Mein Vater ist gestern bei mir gewesen und hat mit mir über die Angelegenheit gesprochen. Er hält mich für den Mörder.«

Noch immer bewegte sich nichts in ihrem Gesicht, auch jetzt nicht, da sie diese furchtbare Aussage machte. Klaus suchte in ihren Zügen. Immer wieder war es diese unheimliche Ruhe, die ihn stutzig machte.

»Was war dann?« fragte der Kommissar weiter. »Sie ritten also nach Hause. Waren Sie denn nicht sehr aufgeregt?«

»Ich war sehr aufgeregt, aber ich kann mich gut beherrschen. Niemand hat mir etwas angesehen.«

»Sie können sich in der Tat gut beherrschen. Und dann? Wann fuhren Sie nach Berlin zurück!«

»Am nächstes Nachmittag. Es war Mittwoch. Ich blieb den Abend über zu Hause und wagte auch am nächstes Tag nicht fortzugehen aus Furcht, daß sich irgend etwas ereignen könnte. Meine ganzen Gedanken drehten sich um den Toten. Man mußte ihn doch endlich auffinden, oder seine Angehörigen mußten ihn vermissen und suchen. Am Freitag hielt ich es nicht mehr aus. Ich fuhr nach Michaelsbrück hinaus.«

O Gott! dachte Klaus. Weshalb erzählt sie das?

Der Kommissar sah sie erstaunt an. »Sie fuhren nach Michaelsbrück hinaus. Was wollten Sie dort?«

»Ich wollte wissen, was geschehen war, ob man die Leiche gefunden und den Mörder entdeckt hatte. Irgend etwas mußte ich doch erfahren. Ich klingelte an der Tür und wurde eingelassen. Niemand war zu Hause außer Monika. Herr Rambin hatte mir von ihr erzählt.«

»Sie kannten sonst die Angehörigen des Ermordeten nicht, gnädige Frau?«

»Nein, ich kannte sie nicht. Aber Stefan Rambin hatte mir von allen erzählt. Das junge Mädchen sagte mir, ihr Pflegevater wäre für einige Tage verreist und ihre Mutter gerade mit dem Auto fortgefahren. Ich wagte nicht, weiter zu fragen. Es war furchtbar für mich. Nun wußte ich wieder nicht, ob man schon die Leiche gefunden hatte.«

»Nannten Sie bei Rambins Ihren richtigen Namen?«

»Ja, ich sprach ihn zuerst undeutlich aus, aber Monika fragte mich, und da mußte ich ihn nennen.«

Der Kommissar sah zu Klaus hinüber. »War Ihnen von diesem Besuch der Frau von Tweel nichts erzählt worden, Herr Rambin?«

»Ja, Monika hatte meiner Tante und mir davon erzählt.«

»Sie mußten sich doch denken, daß dieser Besuch von höchster Wichtigkeit war. Damals vermuteten Sie doch schon, daß jemand Ihren Onkel ermordet hätte, und nun kam plötzlich Frau von Tweel, die Sie ja kannten, ohne besonderen Grund in das Haus. Was haben Sie sich dabei gedacht? Am Abend waren Sie mit Herrn Elm hier bei mir. Sie hätten mir doch von diesem Besuch berichten müssen.«

»Ich sagte Ihnen bereits, daß ich den Verdacht nicht unnötig auf Frau von Tweel lenken wollte.«

»Wann sind Sie dann mit Frau von Tweel zusammengetroffen?«

»Am nächsten Vormittag, gleich nachdem ich hier bei Ihnen gewesen war. Sie hatten gerade Herrn Eduard Frisch vernommen. Ich fuhr von hier zu meinen Verwandten Bandler und wollte dort hauptsächlich Ellen sprechen.«

Der Kommissar nickte. »Das ist die Dame, die am Scharmützelsee mit war und die gestern mit Herrn von Steinhammer an uns vorüberfuhr.«

»Jawohl, das ist Ellen Bandler. Bei ihr traf ich dann Frau von Tweel.«

»Wie kamen Sie dorthin, gnädige Frau?«

Frau von Tweel schrak auf, faßte sich aber sofort. »Ich war zu Ellen gefahren, weil ich bei ihr etwas zu erfahren hoffte. Sie konnte mir auch endlich Auskunft geben. Und dann kam Herr Rambin. Ich mußte mit ihm den Fall durchsprechen. Er wußte noch gar nichts von meiner Verabredung mit seinem Onkel. Er wußte nicht einmal, daß ich in Bräsikow wohnte. Das alles sagte ich ihm.«

»Und Sie baten ihn, über diese Zusammenhänge zu jedermann zu schweigen?«

»Ja, ich habe ihn darum gebeten. Ich schilderte ihm ausführlich, wie so viele Umstände gegen mich sprechen mußten.«

Der Kommissar sah Klaus an. »Sie sind nicht einen Augenblick auf den Gedanken gekommen, daß Frau von Tweel Ihren Onkel ermordet haben könnte?«

»Nein, niemals!« sagte Klaus. »Aber ich war mir natürlich darüber klar, daß der Verdacht sich leicht auf Frau von Tweel richten könnte. Irgendwann mußte die Polizei ja etwas von der Verbindung zwischen meinem Onkel und Frau von Tweel erfahren. Es konnten zum Beispiel auch seine Bankkonten durchgeprüft werden, und dann hätte sich herausgestellt, daß Frau von Tweel sechzigtausend Mark auf das Konto meines Onkels überwiesen hatte. Von dieser Banküberweisung fürchtete Frau von Tweel ganz besonders die Aufrollung der ganzen Frage.«

Plötzlich kam aus dem Hintergrund die tiefe Stimme des Buchsachverständigen: »An welchem Tage ist diese Überweisung geschehen?«

Alle Augen richteten sich auf ihn. Es war überraschend, auf einmal in dem Raum diese fremde Stimme zu hören. Ursula von Tweel sah ihn erschrocken an. »An welchem Tage?« Sie dachte nach. »Ich weiß das Datum nicht auswendig. Es war einige Tage, nachdem Stefan Rambin mit Ellen zum Scharmützelsee hinausgefahren war. Ja, es war zwei oder drei Tage später. Es muß um den zehnten Mai herum gewesen sein.«

»Und von welcher Bank?« fragte Herr Owelgaß weiter.

»Von der Commerzbank. Mit dieser Bank arbeitete ich immer.«

Herr Owelgaß blätterte in dem dicken Buch. »Der Betrag ist bei der Gewerbe-Vereinsbank nicht eingegangen. Wenigstens nicht auf dem Konto Stefan Rambin.«

»Das ist nicht möglich!« rief Frau von Tweel. »Das ist vollkommen ausgeschlossen! Ich habe von der Commerzbank die Abrechnung darüber erhalten. Ich besinne mich noch genau darauf. Es mußten einige Papiere lombardiert werden, damit ich die Summe zusammenbekam.«

»Die Zahlung wurde vorher schon einmal erwähnt«, sagte Herr Owelgaß. »Ich suche seit geraumer Zeit nach der Eintragung.«

»Vielleicht kann uns Herr Elm darüber Bescheid geben«, sagte Weigelt. Es war ihm anzumerken, daß die Unterbrechung des Verhörs ihn ärgerte.

»Die Summe wird anders verbucht sein«, sagte Elm. Er hatte wieder sein höfliches Lächeln zurückgewonnen. »Stefan Rambins Konto war ständig überlastet. Vielleicht ist mit der Summe ein andrer Saldo ausgeglichen worden.«

»Das ist nicht möglich«, sagte der Sachverständige. »Wenn die Summe überwiesen worden ist, muß sie an dieser Stelle auftauchen. Ich möchte vorschlagen, die Commerzbank anzurufen, damit sie uns den Abgang dieser Summe bestätigt. Hier muß irgendein Irrtum vorliegen. Die sechzigtausend Mark sind am vierundzwanzigsten Juni an den angeblichen Inspektor Arndt ausgezahlt worden. Wenn die eingegangenen sechzigtausend Mark gebucht worden wären, so würde sich die pekuniäre Lage des Ermordeten einigermaßen günstig verschieben.«

Elm stand auf. »Ich werde gleich in die Bank gehen und an Ort und Stelle nachsehen. Herr Owelgaß kann währenddessen von hier aus mit der Commerzbank telefonieren.«

»Das wäre mir sehr unangenehm, Herr Elm«, widersprach der Kommissar, »denn ich werde Sie hier gleich brauchen. Vielleicht könnte Herr Owelgaß zu Ihrer Bank hinfahren.«

»Ich würde den Irrtum schneller aufklären, denn ich weiß in unsrer Buchungsweise besser Bescheid.« Elm machte einige Schritte gegen die Tür hin.

»Die Buchungsweise dürfte überall so ziemlich die gleiche sein«, sagte der Kommissar mit einer kleinen Schärfe im Ton. »Bleiben Sie hier, Herr Elm, und Sie, Herr Owelgaß, fahren vielleicht schnell einmal zu der Bank und sehen nach, woran diese Differenz liegt.«

»Wie Sie wollen«, sagte Elm and setzte sich wieder auf seinen Platz. Der Sachverständige ergriff seinen Hut und ging hinaus.


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