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12

Von allen Litfaßsäulen schrien die Plakate das Rennen in Karlshorst aus. »Attila; Besitzer: Rittmeister a. D. von Tweel. Reiter: Besitzer.« Die Buchstaben tanzten Klaus vor den Augen.

Wann werde ich endlich nach Michaelsbrück fahren? gingen seine Gedanken, und seine Hände umfaßten den Schlüsselbund in seiner Tasche. Wenn ich draußen bin, bin ich verloren, sagte er sich. Dann werde ich es tun! Er schlief in der Nacht wenig. Die Vorstellungen drangen auf ihn ein. Am Vormittag war er wieder auf dem Sportplatz und legte sich in die Sonne. Hier werde ich liegen bleiben, dachte er, den ganzen Tag. Tweel muß sich das Genick brechen heute. Er übte mit geschlossenen Augen, das Bild heranzuzwingen, wie das Hindernis die Pferde anzog. Ganz deutlich sah er Tweels hagere Gestalt vor sich. So und nicht anders mußte er im Sattel sitzen. Sicher arbeitete er stark mit dem Kreuz. Wie hatte in der Zeitung gestanden? »Widerspenstige Pferde durchs Ziel zwingen.« Er sah die knochigen Hände mit dem aufgesetzten Daumendach darüber, das arbeitende Kreuz.

Dann aber zog er sich doch an, fuhr durch die ganze Stadt und erwischte irgendwo im Osten den Autobus nach Karlshorst. Er saß auf dem Verdeck, eingekeilt zwischen den Menschen, die alle Tweel reiten sehen wollten. Orte schossen vorüber, über hohe Brückengestänge donnerten Eisenbahnen, Schluchten rissen sich in den Grund der Seen. Die Chaussee zwischen den Wäldern war vor Staub wie ein kochender Fluß. Kremser, Pferdewagen, Autos schoben sich hinaus. Eine unübersehbare Schlange, der von den Seitenstraßen die Glieder zuwuchsen. Über das Meer von Köpfen und Hüten hinweg gellten die Klänge der Kapelle, bunte Wimpel wehten. Er drängte sich durch die Menschen, an den Wagenreihen vorüber. Hinten lag der weite Platz mit den Hindernissen, die wie aus einer Spielzeugschachtel aufgebaut waren. Das Gelb der Zelte leuchtete in der Sonne, die Stimmen brodelten wie hoch aus der Luft. Die Tribüne lag glitzernd wie eine Fata Morgana, hob sich mit bunten Menschen über die Welt der Holzbuden, der herumgeführten Pferde, der schreienden Ausrufer. Er drängte sich mit den andern durch das Tor, schob sich an den Kassenfenstern vorüber, nahm seine Karte und ließ sich vorwärtspressen.

Weshalb bin ich hier? dachte er. Um ihm den Tod zu bringen! Alle diese Menschen schienen ungeheuer viel zu tun zu haben und sehr wichtig zu sein. Er ging zum Sattelplatz, suchte sich die Nummern der Pferde nach seinem Programm zusammen. Tweel ritt erst im dritten Rennen. Seine Augen liefen über die blanken Rücken der Tiere. Attila war noch nicht unter ihnen. Er ging weiter zu der Tribüne. Tausende waren wie in ein Blumenbeet gepflanzt, wogten wie ein Feld. Er ging die Stufen hinan. »Ihre Karte!« schrie jemand und hielt ihn am Arm fest. Er hatte keine Tribünenkarte und mußte wieder zurück. Wen suchte er hier eigentlich? Ursula würde hier sein! Er ging an den hölzernen Reihen vorbei und sah sie oben sitzen. Aber nicht sie war es, die er zuerst erkannte, sondern Graf Koska, den schlesischen Magnaten. Jedermann, der mit Sport oder Gesellschaft oder Industrie irgend etwas zu tun hatte, kannte von hundert Bildern her den Grafen Koska, seine große breite Gestalt, das volle gebräunte Gesicht mit den schwarzen Bartkoteletten und dem grauen Zylinder darüber. Natürlich trug sich der Graf auf dem Rennplatz englisch. Er stand in dem grauen Rock, das Fernglas in der einen Hand, und mit der andern zeigte er auf die Bahn hinaus, die einzelnen Hindernisse erklärend.

Den Grafen Koska erkannte Klaus zuerst und dann, neben ihm, Ursula von Tweel. Ihre Augen folgten den Bewegungen seiner Hand. Er sprach auf sie ein. Auf der andern Seite saß neben ihr ein alter Herr mit weißem Backenbart, das Monokel im Auge. Das ist Herr von Steinhammer, wußte Klaus, obwohl er ihn noch nie gesehen hatte. Alle würden sie heute hier sein, die Großgrundbesitzer der Mark. Auch Herr von Berlepsch würde er irgendwo finden. Er suchte sich eine ruhige Stelle, an der er, gegen den Bretterverschlag gelehnt, stehen konnte. Einige Male gingen Bekannte an der Gruppe oben vorbei, begrüßten sie, sprachen, lachten zusammen. Seine Augen hingen an Ursulas Gestalt. Jeden Zug ihres Gesichts konnte er erkennen, bis sie und der Graf sich hinsetzten und unter den wogenden Farben untertauchten. Er ging weiter, suchte sie wiederzufinden, aber sie blieb hinter den fremden Menschen verschwunden. Er ging langsam zum Sattelplatz zurück. Ein Signal ertönte. Mit einem Male wurde es still. Das Stimmengebrodel sank in sich zusammen. Es war wie ein einziges Atemholen von hunderttausend Menschen. Dann fingen die Stimmen wieder an zu summen. Klaus ging langsam weiter, hinter den Rücken der Menschen vorbei, die auf die Bahn schauten. Er sah mit halbem Auge das Feld galoppieren. Kleine Staubwölkchen wirbelten unter den Hufen auf. Die Pferde setzten wie kleine elektrische Spielfiguren über die Hürden.

Auf dem Sattelplatz war noch das gleiche Bild. Jockeis führten Pferde herum, andere kamen von der Waage. Hinter einem Zelt sammelte sich das dritte Rennen. Das ist Attila, stellte Klaus fest und sah nach der Nummer. Ein langbeiniges braunglänzendes Tier mit langem schwarzem Schweif, der bis zu des Fesseln herniederfiel. Attila, der Ausbrecher, des Tweels eiserne Faust »durch das Ziel zwingen« würde. Klaus stand und beobachtete die Bewegungen des Tieres, das ein Mann auf und ab führte. Offiziere, Jockeis, Herrenreiter in schwarzem Samtrock und weißer Hose standen herum, auch einige Damen. Plötzlich bog Tweel um die Ecke des Zeltes, schritt auf das Pferd zu, und an seiner Seite ging Ellen.

Klaus fuhr erstaunt zurück. Am wenigstes hätte er erwartet, diese beides Menschen beisammen zu sehen. Natürlich mußte Ellen den Mann ihrer Freundin kennen, aber Ursula lag doch mit Tweel in Scheidung! Aber vielleicht geschah es gerade auf Ursulas Veranlassung, daß Ellen noch hier und da mit Tweel zusammenkam. Die beiden standen neben dem Tier, das die Nüstern hob und die Ohren zurücklegte, als witterte es in seinem Reiter den Feind. Tweel trug den enganliegenden Reitdreß, die schwarze Mütze hatte er in den Nacken geschoben, daß die eckige gebuckelte Stirn freilag. Die langen Beine stemmten sich fest gegen die Erde, als er sich hinunterbeugte und Attilas Sehnen befühlte. Er warf Ellen eine witzige Bemerkung zu. Sie lachten auf. Die beiden kennen sich gut, dachte Klaus. Auch zwischen ihnen war etwas von der Kameradschaft des Sports. Vielleicht war das schon das neue Leben, das Ellen begonnen hatte. Das Leben in der großen Welt, auf Sportplätzen, Rennbahnen, zwischen den Namen der Sportgrößen. Bald würden die Fotografen kommen und sie auf die Platte bannen: die Tennisspielerin Ellen Bandler mit dem Sieger von Karlshorst. Seine Hände umklammerten das Seil, das den Platz absperrte. Jede Bewegung dieser beiden Menschen schien wichtig. Ellen zeigte beim Lachen ihre schönen weißen Zähne. Sie wippte mit dem einen Fuß, und ihre Hüften bogen sich ein wenig hin und her. Ein Haßgefühl stieg in Klaus auf. Attila soll stürzen und ihn unter sich begraben! dachte er und sah feindselig zu Tweel hin, der sich wieder aufgerichtet hatte, breitbeinig dastand und mit kleinen scharfen Augen in die Sonne blinzelte.

Vieltausendstimmiges Rufen ertönte. Die Menschen winkten, schrien. Das erste Rennen ging durchs Ziel. Ein Rappe lag allen voran. Vier Längen hinter ihm kam ein Fuchs mit hängender Zunge angerast, und dann in weitem Abstand die andern. Klaus wandte sich ab und ging langsam zurück. Das alles interessierte ihn nicht, nur Attila sollte stürzen! Plötzlich hängte sich jemand in seinen Arm. Er sah erstaunt auf: Ellen hatte ihn eingeholt. »Ich habe dich schon gesehen«, sagte sie. »Du machst dir doch sonst nichts aus Pferden?«

»Dich hat anscheinend auch erst Herr von Tweel auf den Geschmack gebracht«, gab er scharf zurück.

Sie lachte. »Ich wollte mir nur einmal Attila besehen. Graf Koska behauptete, daß er überbaut wäre. Du kennst doch Graf Koska? Er macht Ursula mächtig den Hof. Übrigens verstehe ich nichts von Pferden, aber auf dem Rennplatz muß man so tun. Bist du allein?«

Er nickte.

»Schade, ich bin nämlich mit Steinhammers da und muß nachher mit ihnen zurückfahren.«

»Ich habe sie gesehen. Herr von Steinhammer ist doch Witwer, nicht wahr? Frau von Tweel stand mit dem Grafen Koska zusammen. Verkehrst du denn noch mit Tweel?«

»Natürlich nicht. Nur wenn ich ihn zufällig treffe, sagen wir uns guten Tag.«

Seine Hände umklammerten das Schlüsselbund in der Tasche. Wenn ich es jetzt hervorzöge: ›Sieh, das ist das Schlüsselbund Stefan Rambins. Du oder Ursula, eine von euch hat es mir gestern in den Mantel gesteckt?‹ Aber er sagte statt dessen: »Tweel müßte sich heute zu Tode stürzen, dann wäre alles gut!«

»Wieso?« fragte sie erstaunt. »Er ist nicht schlimmer als andere Männer und ein prachtvoller Reiter!«

So! dachte er, aber er sagte nichts.

»Wie gefällt dir Ursula?« fragte sie überraschend. »Du wirst ja ganz rot! Soll ich dir etwas sagen? Sie hat sich in dich verliebt!«

»Du bist wahnsinnig!« fuhr er auf und wurde nun wirklich rot. »Frau von Tweel ist sehr hübsch, das ist alles, und sonst kenne ich sie nicht.«

Sie sah ihn mit einem spöttisches Ausdruck an. »Ihr werdet euch schon wiedersehen. Dann denke an mich! Aber entschuldige, ich muß hinauf. Noch eins: du brauchst Ursula nicht gerade zu erzählen, daß ich mit ihrem Mann zusammen war. Auf Wiedersehen!« Sie winkte ihm flüchtig zu und stieg die Tribünentreppe hinauf. Er sah ihr nach, wie sie sich durch die langen Reihen drängte. Auf einmal entdeckte er wieder den Grafen Koska, der aufstand, um sie vorbeizulassen. Als der Graf sich setzte, konnte er Frau von Tweel erkennen. Für zwei Augenblick wurde sie in der Reihe sichtbar ehe Herrn von Steinhammers weißer Bart und sein Zylinder sie verdeckte.

Die Reiter des zweiten Rennens galoppierten an der Tribüne vorüber zum Start. Klaus ging langsam zum Sattelplatz zurück. Noch einen Blick wollte er auf Tweel und seinen Braunen werfen und dann fortgehen. Es war sinnlos gewesen, hierherzukommen. Attila kam gerade von der Waage. Herr von Tweel stand mit einigen Herren zusammen. Von der Bahn kam der weiche Galoppschlag der rennenden Pferde. In dem Zelt wurden Biergläser gefüllt.

Ich will noch sehen, wie Tweel aufsteigt, nahm Klaus sich vor. Plötzlich durchzuckte ihn ein seltsamer Gedanke: Wer hatte dem Rittmeister von der Freundschaft seiner Frau mit Stefan Rambin berichtet? Nur eine konnte es gewesen sein: Ellen! Dieser Einfall kam ihm so überraschend, daß ihm das Blut aus dem Kopf wich. Er mußte sich gegen einen Pfahl lehnen, um nicht zu schwanken. Er versuchte nachzudenken. Wenn Ellen die beiden nur ein einziges Mal so zusammen gesehen hatte wie er, dann konnte sie sich alles andere ausmalen. Aber wozu verriet sie die Freundin? Es mußte doch einen Sinn haben! Ob sie Ursula haßte? Das allein war es nicht. Er stellte sich die Gruppe auf der Tribüne vor: diese vier Menschen, um die ein fortwährendes Kommen und Gehen war: den alten Herrn von Steinhammer mit seinem weißen Bart und dem Monokel, den breiten und großen Grafen Koska. Wozu? hämmerte es hinter seiner Stirn. Wollte Ellen die Freundin unmöglich machen? Aber wozu?

Das zweite Rennen war beendet. Die Kapelle spielte Tusch. Die Menschen brausten wie ein dunkler Wasserfall. Er stand noch immer an seinem Platz. An der großen Tafel stiegen die Nummern hoch. Die ersten wurden mit Rufen begrüßt. Das dritte Rennen formierte sich. Herr von Tweel saß auf. Der Braune wölbte widerstrebend den Rücken hoch, gab sich aber unter dem Druck des herrischen Kreuzes und der langen Schenkel. Sie sind Feinde, der Reiter und das Tier! dachte Klaus. Aber der Reiter ist stärker! Er ging zum Ausgang. Der Wächter sah ihn erstaunt an. Wie im Traum ging er vorwärts, die Chaussee entlang bis zum Wald und in ihn hinein. Das Signal zeigte den Beginn des drittes Rennens an. Merkwürdig, wie still es hier war. Er legte sich auf den Moosboden und schloß die Augen. Jetzt, dachte er, jetzt würde Herr von Tweel die erste Hürde nehmen. Aber das war ja Wahnsinn, was er dachte. Tweel würde nicht stürzen, oder wenn das Pferd fiel, würde er breitbeinig danebenstehen. Ich will nichts wissen! schrie es in ihm. Er sprang auf, winkelte die Arme an und lief, um nicht denken zu müssen, vorwärts bis zu der Station, wartete auf den Vorortzug und fuhr nach Berlin zurück.

Er stand in der Halle des Stettiner Bahnhofs. Damals hatte ihm Ursula von Tweel an dieser Stelle zugewinkt und sich nach Stefan Rambins Ergehen erkundigt. Wie fern das jetzt war. Jetzt wußte er schon, wer der Mörder war. Aber wußte er das wirklich? Plötzlich mußte er daran denken, daß Tweel jetzt längst durchs Ziel geritten war. Er würde nicht gestürzt sein. Tweel stürzte nicht. Morgen würde man in den Zeitungen lesen, wie Tweel mit seiner eisernen Faust den widerspenstigen Attila durchs Ziel gezwungen hatte.

Sein Blick fiel auf die Telefonzellen. Auf einmal packte ihn der Wunsch, Frau von Tweel anzurufen. »Ich bin immer für Sie da«, hatte sie gestern zu ihm gesagt. Jetzt war sie nicht da, sie konnte nicht da sein. Er selbst hatte sie mit ihrem Vater und diesem Grafen Koska auf der Tribüne von Karlshorst gesehen. Aber irgendwie müßte dieser Anruf sie berühren, in ihre Sphäre vorstoßen. Eine wahnsinnige Neugierde packte ihn. Wie würde es sein, wenn er sie jetzt anriefe? Er trat, in die Zelle und verlangte ihre Nummer. Von der andern Seite kam ein »Hallo«. »Ich möchte Frau Schindler sprechen«, sagte er und wartete. »Frau Schindler ist nicht da«, kam die Stimme zurück. Der Hörer hing tot an seinem Ohr. Es war nichts. Er wartete eine Weile, hängte ab und trat hinaus, ging langsam den Bahnsteig entlang zu dem Zug, der schon dastand und wartete. Nun würde er doch nach Michaelsbrück hinausfahren. Er fühlte das Schlüsselbund in der Tasche. Aber vielleicht waren es gar nicht die Schlüssel Stefan Rambins. Irgendeine Verwechslung würde vorgekommen sein. Wie konnte Frau von Tweel in den Besitz dieser Schlüssel gelangen? Aber vielleicht hatte sie sie ihrem Mann entwendet, und der hatte sie dem Toten abgenommen. Ja, so mußte es sein! Frau von Tweel hatte die Schlüssel ihrem Mann entwendet. Sie hatte den Beweis in Händen, daß er der Mörder war, aber sie mußte schweigen wegen der Briefe.

Er lehnte sich in die Polsterecke zurück. Wenn nur das Abteil nicht leer gewesen wäre! So war er mit seinen Gedanken wie in einer Isolierzelle eingesperrt. Er riß sich zusammen und setzte sich steil hin, als wenn das Abteil voller Menschen wäre, sah die Landschaft draußen vorbeifliegen, die bestaubten Fichtenwälder, die Schlange der Chaussee daneben, die auf und nieder lief. Dann lag unten der See in der tiefen Mulde zwischen dem Hügelgelände, und die roten Dächer von Michaelsbrück leuchteten durch die Büsche. Vor zwei Tagen war er das letztemal hier ausgestiegen. Damals hatte er noch nichts gewußt, und doch lag damals Stefan Rambin schon ermordet im Wald, und Ursula von Tweel saß schon in der Bahn, um in sein Haus einzutreten.

Als er durch das Holztor des Sägewerks ging und rechts die Auffahrt hinanstieg, schlug auf der Veranda ein Hund an. Monika kam mit einem Neufundländer heraus, den sie am Halsband festhielt. Sie hatte also für Tom, den gestorbenen Windhund, Ersatz besorgt. Ihr Gesicht war totenblaß. Er sah es von weitem. »Da kommst du!« rief sie ihm entgegen. »Wir haben schon in der ganzen Welt nach dir herumtelefoniert. Elm ist eben bei dir gewesen, um dich zu suchen.«

»Ist etwas Neues geschehen?« fragte er erschrocken.

Sie sah sich scheu um. »Mutti weiß es noch nicht«, sagte sie leise, und die Tränen stürzten ihr aus den Augen. Er führte sie zu der Bank und strich über das Haar. »Was denn, Monika? Was denn?«

Sie suchte sich zu fassen. »Die Leiche ist gefunden worden. Der Inspektor Arndt hat sie vormittags in dem Wald gefunden.«

»Also doch!« Noch immer war etwas in ihm gewesen, das das Furchtbare nicht glauben wollte. »Aber wie denn?« fragte er. »Wie ist er ermordet worden? überfallen? Erschossen?«

»Ja, erschossen!«

»War der Kommissar schon draußen? Er hätte doch sofort dorthin fahren müssen!«

Sie schüttelte den Kopf, und ihre Tränen stürzten von neuem. »Es ist zu spät geworden. Er will morgen vormittag mit dem Polizeihund dorthin. Und du sollst mitfahren.«

»Ja, natürlich fahre ich mit.«

Sie sah ihn an. »Es klang so sonderbar, wie er sagte, daß du mitsollst. So, als wenn ...«

»Du siehst Hirngespinste!« sagte er hart. »Meinst du, er hätte Verdacht auf mich?« Er lachte und schrak selbst zusammen.

»Klaus!«

»Beruhige dich, Monika. Wir sind alle nervös geworden. Wirklich, du siehst Gespenster. Was du denkst, ist völliger Wahnsinn.«

»Klaus, ich ...« Sie fuhr auf und drehte sich um. »Sei still, Mutti kommt.«

Agathe trat auf die Veranda hinaus. Sie sah aus wie eine Tote.


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