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§ 41. Beispiele chronischer Krankheiten, durch zufälligen Zutritt einer andern, ähnlichen, stärkern geheilt.

§. 41.

Es würden sich sehr viele Beispiele von Krankheiten anführen lassen, die im Laufe der Natur durch Krankheiten von ähnlichen Symptomen homöopathisch geheilt wurden, wenn wir uns nicht einzig an jene (wenigen) sich stets gleich bleibenden, aus einem feststehenden Miasm entspringenden und daher eines bestimmten Namens werthen Krankheiten halten müßten, um von etwas Bestimmtem und Unzweifelhaftem reden zu können.

Unter diesen raget die wegen der großen Zahl ihrer heftigen Symptome so berüchtigte Menschenpocken-Krankheit hervor, welche schon zahlreiche Uebel mit ähnlichen Symptomen aufgehoben und geheilt hat.

Wie allgemein sind nicht die heftigen, bis zur Erblindung steigenden Augenentzündungen bei der Menschenpocke, und siehe! sie heilte, eingeimpft, eine langwierige Augenentzündung vollständig bei Dezoteux Traité de l'inoculation, S. 189. und eine andre bei Leroy Heilkunde für Mütter, S. 384. auf immer.

Eine von unterdrücktem Kopfgrinde entstandene, zweijährige Blindheit wich ihr nach Klein Interpres clinicus, S. 293. gänzlich.

Wie oft erzeugte die Menschenblatter-Krankheit nicht Taubhörigkeit und Schwerathmigkeit! und beide langwierige Uebel hob sie, als sie zu ihrer größten; Höhe gestiegen war, wie J. Fr. Closs Neue Heilart der Kinderpocken, Ulm 1769, S. 68 und specim. Obs. No. 18. beobachtete.

Hodengeschwulst, auch sehr heftige, ist ein häufiges Symptom der Menschenpocke, und deßhalb konnte sie durch Aehnlichkeit eine von Quetschung entstandene große, harte Geschwulst des linken Hodens heilen, wie Klein Ebendaselbst. beobachtete. Und eine ähnliche Hodengeschwulst ward von ihr unter den Augen eines andern Beobachters Nov. Act. Nat. Cur. Vol. I. Obs. 22. geheilt.

So gehört auch unter die beschwerlichen Zufälle der Menschenpocke ein ruhrartiger Stuhlgang, und sie besiegte daher als ähnliche Krankheitspotenz eine Ruhr nach Fr. Wendt's Nachricht von dem Krankeninstitut zu Erlangen, 1783. Beobachtung.

Die zu Kuhpocken kommende Menschenpocken-Krankheit hebt, wie bekannt, eben sowohl ihrer größern Stärke, als ihrer großen Aehnlichkeit wegen, erstere sogleich gänzlich, homöopathisch, auf und läßt sie nicht zur Vollendung kommen; doch wird hinwiederum durch die ihrer Reife schon nahe gekommene Kuhpocke, ihrer großen Aehnlichkeit wegen, die darauf ausbrechende Menschenpocke homöopathisch wenigstens um vieles gemindert und gutartiger gemacht, wie Mühry Bei Robert Willan, über die Kuhpockenimpfung. und viele Andre bezeugen.

Die eingeimpfte Kuhpocke, deren Lymphe, außer Schutzpockenstoff, auch noch einen Zunder zu einem allgemeinen Hautausschlage andrer Natur von (selten größern, eiternden) gewöhnlich kleinen, trocknen, auf rothen Fleckchen sitzenden, spitzigen Blüthen ( pimples), oft mit untermischten, rothen, runden Hautfleckchen enthält, nicht selten mit dem heftigsten Jucken begleitet, welcher Ausschlag bei nicht wenigen Kindern auch wirklich mehre Tage vor, öfterer jedoch nach dem rothen Hofe der Kuhpocke erscheint, und, mit Hinterlassung kleiner, rother, harter Hautfleckchen, in ein paar Tagen vergeht; die geimpfte Kuhpocke, sage ich, heilt durch Aehnlichkeit dieses Neben-Miasms ähnliche, oft sehr alte und beschwerliche Hautausschläge der Kinder, nachdem die Kuhpockenimpfung bei ihnen gehaftet hat, vollkommen und dauerhaft nach Homöopathie, wie eine Menge Beobachter Vorzüglich Clavier, Hurel und Desormeaux, im Bulletin des sc. médicales, publié par les membres du comité central de la soc. de médecine du département de l'Eure, 1808. So auch im Journal de Médecine continué, Vol. XV. S. 206. bezeugen.

Die Kuhpocken, deren eigenthümliches Symptom es ist, Armgeschwulst Balhorn, in Hufeland's Journal. X. II. in verursachen, heilten nach ihrem Ausbruche einen geschwollenen, halb gelähmten Arm Stevenson in Duncans Annals of medicine, Lustr. II. Vol. I. Abth. 2. No. 9..

Das Fieber bei der Kuhpocke, welches sich zur Zeit der Entstehung des rothen Hofs einfindet, heilte homöopathisch ein Wechselfieber bei zwei Personen, wie Hardege der jüngere In Hufeland's Journ. der pr. Arzneik. XXIII. berichtet, zur Bestätigung dessen, was schon J. Hunter Ueber die vener. Krankheit. S. 4. bemerkt hatte, daß nicht zwei Fieber (ähnliche Krankheiten) in einem Körper zugleich bestehen können. – Die an dieser Stelle in den vorigen Ausgaben des Organons beigebrachten Beispiele von langwierigen, durch Krätze geheilten Siechthumen können, zu Folge der Entdeckungen und Aufschlüsse, welche ich im ersten Theile meines Buchs von den chronischen Krankheiten gegeben habe, nur in gewisser Hinsicht als homöopathische Heilungen gelten. Diese da verschwindenden großen Siechthume (vieljährige, Erstickung drohende Engbrüstigkeiten, und geschwürige Lungensuchten) waren ursprünglich schon psorischen Ursprungs, – weit gediehene, Leben bedrohende Symptome schon völlig aus dem Innern entwickelter, alter Psora, welche durch den von einer neuen Ansteckung erfolgten Krätz-Ausschlag (wie in solchem Falle stets geschieht) in die einfache Form primitiver Krätz-Krankheit sich wieder verwandelte, wodurch die alten Siechthume und lebensgefährlichen Symptome verschwanden. Eine solche Umwandlung in die primitive Form ist daher nur in so fern eine homöopathische Heilerin jener weit gediehenen Symptome alter, hochentwickelter Psora zu nennen, als die neue Ansteckung den Kranken in die ungleich günstigere Lage setzt, nun weit leichter von der ganzen Psora durch die antipsorischen Arzneien geheilt werden zu können.

In Fieber und in Husten-Beschaffenheit haben die Masern viel Aehnlichkeit mit dem Keichhusten und deßhalb sah Bosquillon Elemens de médec. prat. de M. Cullen traduits, P. II. l. 3. Ch. 7., daß bei einer Epidemie, wo beide herrschten, viele Kinder, welche die Masern damals überstanden hatten, vom Keichhusten in dieser Epidemie frei blieben. Sie würden alle und auch in der Folge, vom Keichhusten frei und unansteckbar durch die Masern geworden seyn, wenn der Keichhusten nicht eine den Masern nur zum Theil ähnliche Krankheit wäre, das ist, wenn er auch einen ähnlichen Hautausschlag, wie die letztern, bei sich führte. So aber konnten die Masern nur Viele, und nur in der gegenwärtigen Epidemie von Keichhusten, homöopathisch frei erhalten.

Wenn aber die Masern eine im Ausschlage, ihrem Hauptsymptome, ähnliche Krankheit vor sich haben, da können sie sie ohne Widerrede aufheben und homöopathisch heilen. So ward eine langwierige Flechte vom Ausbruche der Masern sogleich gänzlich und dauerhaft (homöopathisch) geheilt Oder wenigstens dieß Symptom hinweggenommen., wie Kortum In Hufeland's Journal. XX. III. S. 50. beobachtete. Ein äußerst brennender, sechsjähriger, frieselartiger Ausschlag im Gesichte, am Halse und an den Armen, von jedem Wetter-Wechsel erneuert, ward von hinzu kommenden Masern zu einer aufgeschwollenen Haut-Fläche; nach dem Verlauf der Masern war das Friesel geheilt und kam nicht wieder Rau, über d. Werth des homöop. Heilverfahrens, Heidelb. 1824. S. 85..


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