Jeremias Gotthelf
Wie Uli der Knecht glücklich wird
Jeremias Gotthelf

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Freilich muß es dem Landmann an diesem Tage wohl zumute sein. Es hat ihm der Herr für ein Jahr das tägliche Brot beschert, sein Fleiß ist gesegnet worden, seine Kinder dürfen nicht Hunger leiden, und seine Frau kann wieder Arme speisen, Dürstende tränken, in behaglicher Fülle sitzet er. Da kann ihm wohl sein, es ist ihm erlaubt. Aber Essen und Trinken sollten doch nicht das einzige Opfer für Gott sein, nicht die einzigen Dankeszeichen. Der Herr hat die eingeernteten Früchte ein ganzes Jahr durch gesegnet und behütet: kann man ihn wohl mit einem einzigen Tage abspeisen? Sollte man für diesen Herrn nicht auch das ganze Jahr hindurch ein Herz im Leibe tragen, das in Dankbarkeit fruchtbar ist, das nie vergißt, daß ohne den Willen des Herren kein Haar von unserm Haupte fällt und daß jedes Wort und jeder Gedanke vor ihm offenbar ist und daß wir die Armen allezeit bei uns haben und nicht nur an der Sichelten?

In der Glunggen war das auch ein sehr festlicher Tag und nichts wurde gespart. Viele Menschen genossen ihn da, und aus dem Anken, der verküchelt worden war, seit die Glungge bestund, hätte man wohl einen Murtensee machen können. An diesem Tage, wenn auch das ganze Jahr nie, kam der Sohn mit seiner Familie von Frevlingen, wo er sein Wirtshaus hatte, und tat sich gütlich an den väterlichen Küchlene. Er tat wie einer, der gerne hätte, man meine, er sei vornehm; er setzte den Hut auf die Seite, hatte die Hände in den Hosensäcken oder schlenggete die Arme und machte ein Gesicht, wie wenn er die sieben Haimonskinder samt ihrem Rosse Bayard lebendig gefressen hätte, und sagte allem «Bunschur, Bunschur!» Seine Frau war ein Häpeli und Zipperynli und sagte «Merci». Sie war eine reiche Tochter gewesen und hatte gelernt zu schlottern, wenn sie etwas anrühren sollte. Sie zog sich prächtig an, aber alles blampete an ihr herum wie an einem Geißelstecken. Sie tat sehr meisterlosig, ein Hähnelifecken war das Gemeinste, an dem sie schleckete. Sie gebärdete sich sehr vornehm, aber das gemeinste Stüdi war ihr gut genug, um ihm zu rühmen, wie reich sie sei und wie vornehm, wenn es ihr nur zuhören wollte. Sie hatten drei Kinder, in denen Vater und Mutter verschmolzen waren. Sehr hoffärtig waren sie angetoggelt und machten sehr freche Gesichter. Kehrum schrie eins, und dann schrie der Mann: «Wer macht mr dKing geng z'brülle? Ih will de luege, ob das geng so gah müeß!» Und sie sagte: «Schwyg ume, schwyg, du mußt dann eine Feige haben und ein paar Mandlen dazu!» Hatte dieses das erhalten, so schrien die andern, bis sie auch hatten. Sagte die Mutter: «Jetzt hab' ich keine mehr,» so fingen alle drei zu schreien an. Dann fluchte der Vater: Warum sie auch nicht genug mitgenommen hätte, sie mache es immer so. Aber sie sollten nur schweigen, beim nächsten Krämer wolle er kaufen, bis sie genug hätten. Die Knaben hießen Edewarli und Ruedeli, das Mädchen aber Carelini.

Joggeli hatte immer ein heimlicher Schrecken, wenn die kamen, er wußte wohl warum; indessen meinte er sich doch mit ihnen. Die Alte hatte eine recht mütterliche Liebe zu ihrem Sohne und eine noch größere zu seinen Kindern; indessen klagte sie, sie kämen ihr gar so fremd vor, und wenn sie fortfuhren, so leichtete es ihr allemal, denn sie wußte nach zwei Tagen schon nichts mehr zu essen zu geben, daß es ihnen recht war. Elisi hatte rechte Freude, wenn sie kamen. Elisi und die Schwägerin Trinette (ehemals Trini) zeigten einander ihre Kostbarkeiten, und Eins redete herrscheliger als das Andere von seinen Krankheiten, und Eins tat dümmer als das Andere mit seinen Manieren. Glaubte nun Elisi Meister zu sein mit den Kostbarkeiten und Krankheiten und Manieren, so hatte es große Freude und ließ Trinette ungern ziehen und plärete und wollte nicht Adie machen. Ward aber Trinette Meister und hatte schwerere Häfte oder ein sydigeres Tschöpli, mehr Krämpfe gehabt oder eine längere Badefahrt gemacht, eine vornehmere Mauggere ersonnen oder zümpferere Scheßti (Manieren, Gebärden, Gesten), so plärete Elisi, solange sie noch da waren, versteckte sich und kam erst wieder zum Vorschein, wenn Trinette schon im Schärbank war. Da lächelte Elisi dann, hatte Handschuhe an, an denen die Fingerspitzen abgehauen waren, ein schönes weißes Nastuch in der Hand, eine Stündelikappe auf dem Kopf, glitzerte von lauter Gold und Silber, sagte «A revoir» und «Bon voyage», und wenn der Kohli zog, so sagte Elisi: Es sei froh, daß sie endlich fort seien; der Bruder sei ein Grobian, Trinette hätte mauvais goût und die Kinder de mauvaises manières. Es möchte keinen Mann, pfitusig! Aber wenn es einen bekommen sollte, so möchte es keine Kinder, pfitusig! Aber wenn es deren bekommen sollte, und man wisse ja, was man hasse, müsse man haben, so wollte es die ganz anders erziehen; sie müßten ihm nicht so dicke Knüderen sein und so verfrorne Nasen haben und rote Schuhe, sie müßten ihm schlanke Tournure haben und feine Gesichter und gwixte Stifeli. Es würde sich schämen, mit solchen groben Tätschen spazieren zu fahren.

Vreneli sprach selten ein freundlich Wort, solange der Besuch da war. Sie behandelten ihns nicht wie eine Dienstmagd, sondern mit recht eigentlicher Verachtung; höchstens versuchte der Sohn, einige handgreifliche Späße an ihm auszulassen. Zudem ärgerte es ihns, wie sie die Alten auszubeuten suchten auf jegliche Weise und ihnen doch alles nicht gut genug war. Trinette konnte nicht genug erzählen, wie viel sie von Hause erhielte und wie sie es gar nicht machen könnten, wenn ihre Eltern nicht so viel geben würden. Dann wußte sie zu sagen, dieses hätte ihr der Vater gegeben und jenes die Mutter, und als sie das letztemal bei ihnen gewesen, hätte ihr der Vater sechs Neutaler gegeben und die Mutter zehn und Beide ihr gesagt, wenn sie etwas mangle, so solle sie nur kommen, wo das gewesen sei, sei noch mehr. Natürlich wollte dann die gute Mutter auch nicht die Letzte sein, rückte auch aus, fast über Vermögen, und bekam kaum ein Dankeigist dafür.

Die Kinder waren in allem, verdarben alles, und wehrte man ihnen das Geringste ab, so sagten sie einem entweder wüst oder schrien wie angeschossene Seekälber. Der Sohn trieb seine Sache dagegen ins Große. Bald kaufte er dem Vater eine Kuh ab und zahlte sie ihm nie oder brachte ein lahmes Roß und nahm das beste mit, vorgebend, das eine zurückzusenden, das andere holen zu lassen, vergaß es aber; oder er mußte einen Wechsel zahlen, den ein Weinherr auf ihn gezogen, und war nicht überflüssig im Gelde, und der Vater sollte ihm vorschießen, erhielt es aber nie wieder. Irgend eine dieser Schräpfeten ging allemal vor, wenn er da war. Dabei behandelte er Vater und Mutter als dumme Baurenleute mit souveräner Verachtung, nicht viel besser als zwei Geldseckel, zu denen man Sorge trägt, solange Geld darin ist. Er brachte es allemal als einen Tageswitz heim nach Frevligen, wie er seinen Alten abermals zu Ader gelassen. Er wunderte sich diesmal gar sehr über die Ordnung, die er in der Glunggen antraf. Die schön glatten, saubern Bäume, aufgebunden die jungen, der stattliche Misthaufen, die Aufgeräumtheit allenthalben trotz der Ernte fielen ihm alsobald in die Augen. Als er sein Pferd in den Stall begleitete, wie üblich, wunderte er sich noch mehr über die Reinlichkeit darin und die schönen, wohlbesorgten Pferde und ärgerte sich, daß er diesmal kein lahmes mitgebracht. Nicht weniger gefiel ihm der Kuhstall und absonderlich die junge Kuh, die Uli in Bern gekauft, die jetzt zu kalben stand und wenigstens drei Dublonen mehr wert war als vor drei Monaten, so gut hatte sie getan. «Ätti, was fangst du an in deinem Alter?» sagte der Sohn, «fangst erst jetzt recht an dich zu rühren? Hast die schönste War, und es ist allenthalben wie an einem Sonntage.» «Gefällt es dir?» sagte Joggeli kurz. Aber die Mutter konnte sich nicht enthalten, zu sagen: «Wir haben einen gar guten Meisterknecht, der nimmt sich der Sache an, wie wenn sie sein wäre, und versteht alles wohl wie ein alter Bauer; es ist jetzt auch eine rechte Freude, dabeizusein.» Der Sohn sagte auch nicht viel darauf, aber er trappete mehr als sonst auf dem Lande herum, sah das letzte Korn laden und einführen, ging durch die Matten, daß der Alte sagte: Er könne nicht begreifen, was der Johannes habe, er laufe allenthalben herum und gschaue alles so wohl; ob er wohl meine, er könnte den Hof vielleicht bald erben? Aber er sei sich noch nicht Sinns, bald da dänne, und es hätte schon mancher Alte mit jungen Beinen Äpfel ab den Bäumen geworfen. Nicht daß er das begehre, aber nur so zu sagen.

Als es dunkelte, sollte die Sichelten angehen, aber man hatte seine liebe Not, die Leute herzuzubringen. Vreneli, krebsrot von Kücheln und Kochen den ganzen Tag, war zuletzt zornig und sagte: Die Tüfels Schnürfline hätten den ganzen Tag schon die Finger geschleckt bis zu den Achseln und noch bas hingere, und jetzt wollte sich Keiner dafür halten, Keiner sich herbeilassen; so könne man nicht anrichten, nicht mit der Sache ab Weg, und dann am Morgen sei Keiner vom Tisch wegzubringen und hockten da wie angebränntet. Man mußte diesem nachschicken und jenem, und am Ende war doch noch jemand nicht da, den man bei den Ohren hätte herbeireißen sollen.

Da war eine gelbe Safferetsuppe in mehreren Kacheln auf dem Tische, wo das Brot so dick eingeschnitten war, daß man auf eine Kachel hätte knien können, ohne daß das Brot ein Dümpfi (Eindruck) bekommen hätte. Dann kam Rindfleisch, grünes und dürres, Speck, Schnitze, Küchleni von drei Arten, alles hoch aufgebyget, und einige mäßige Flaschen stunden auf dem Tisch, und für alles war kaum Platz, daß die Auftragenden oft in der größten Verlegenheit waren, wo abstellen. Spatzen im Hirse muß es wohl sein, aber die wissen doch noch lange nicht, wie es einem an einem Sicheltentisch ist, der unter seinen Lasten sich biegt und unter dem man seine Beine gar nicht zum Stillehalten bringen kann, weil sie auch hinauf möchten und sehen, was da oben so herrlich riecht.

Und doch war es nicht allen gut genug dort. Ds Elisi und Trinette mochten nicht zu den groben Leuten und Speisen. Im Stübli war ein besonderer Tisch gedeckt, auf dem war roter Wein, waren Fische an einer Sauce und Zuckererbse und Braten von Kälbern und Tauben, gebackene Fische, Hamme und Kuchen, Züpfen statt Brot und ein Kännchen voll süßen Tees für die Liebhaber und Dessert, den die Wirtin seit der vorjährigen Zehntsteigerung aufbewahrt hatte. Die Kinder gingen von einem Tisch zum andern, taten immer an einem Tisch wüster als am andern, bis sie endlich, zu voll von Speise und Trank, wie wüste kleine Teufelchen zu Bette gebracht werden mußten. Ds Elisi und Trinette erzählten einander, was sie alles erleiden möchten, was nicht, rümpften über alles die Nase und sagten, was ihnen dies mache und was jenes; das Eine blähte sie und das Andere lag ihnen sonst im Magen, das Eine ließ sie nicht schlafen, das Andere brachte ihnen das Toggeli, das Eine schlug ihnen in die Augen, das Andere in die Ohren, das Eine verstopfte sie, das Andere machte ihnen den Durchlauf. Unterdessen aßen sie von dem, was sie verstopfte und was ihnen Durchlauf machte, das mußte sich ja gegenseitig aufheben, und auch dem Trinken sah man ihre Kränklichkeit eben nicht sehr an.

Johannes hielt sich nicht lange am Familientische auf, sondern machte sich bald hinaus zum Gesinde und blieb dort, bis der Morgen grauete und alles die Betten suchte. Er gab sich besonders mit Uli ab, setzte ihm zu mit Trinken, gab ihm Tabak und führte mit ihm Gespräche über allerlei, daß es Uli vorkam, der Wirt von Frevligen sei nicht halb so hochmütig, als man ihn verschreie. Am meisten aber verwunderte sich Uli, als derselbe schon morgens früh in den Stall kam, wo er alleine hantierte, während die andern Knechte noch schliefen.

«So, bist du schon zweg und alleine?» sagte der Wirt. «He ja,» antwortete Uli. «Die War hat gestern nicht Sichelten gehabt und hart arbeiten müssen; da wäre es nicht billig, wenn sie länger auf ihr Fressen warten müßte.» «Es denken aber nicht alle so,» sagte der Wirt, «und darum habe ich dich etwas fragen wollen. Weißt du was, komm du zu mir; ich hätte einen Platz für dich, wo du wenigstens zehn Kronen höher kömmst als hier, und all Tag mußt du deinen Wein und dein Schnäfeli Fleisch haben.» «Aber was sagt der Meister, wenn Ihr mich abdinget?» «Was geht das dich an?» sagte der Wirt, «da laß du mich sorgen. Du bleibst doch nicht lange da; mein Alter ist viel zu wunderlich und mißtreu, er kann niemand behalten. Bei mir ist das ganz anders: ich bin viel nicht daheim und meine Frau ist ein Pflartsch, da muß ich einen Knecht haben, dem ich alles anvertrauen darf. Und wenn mir einer anständig ist, so hat einer bei mir einen Posten, wie im ganzen Land keiner mehr ist, er kann es haben wie ein Herr. Komm, du sollst dich nicht reuig sein. Sä, da hast du einen Neutaler Haftgeld.» «Behaltet nur Euer Geld,» sagte Uli, «das macht sich nicht so geschwind. Ich habe diesen Augenblick nichts zu klagen, vor vier Wochen wäre es anders gewesen. Man ist gut gegen mich, besonders die Meisterfrau, und dann halte ich nichts darauf, weiterszugehen, wenn es einem an einem Orte wohl ist.» Der Wirt ließ nicht nach mit Drängen, man hörte Geräusch am Brunnen, Uli sagte endlich, er wolle sich besinnen. Er mußte versprechen, in vierzehn Tagen den Bescheid zu geben. Als sie aus dem Stall traten, ging eben Vreneli mit einem Züber Wasser ins Haus.

Am Mittag ging Essen und Trinken von neuem an; nur Elisi und Trinette taten schmächtig, klagten über allerlei und taten, als ob sie kein Brösmeli hinunterbringen könnten, packten aber doch unvermerkt ziemlich ein. Im Nachmittag reisete der Besuch wieder ab, nachdem Johannes noch einen neuen, schönen Fünfbätzler dem Uli in die Hand gedrückt und mit den Augen bedeutsam zugewinkt hatte. Die Großmutter sah dem Schärbank lange nach und sagte endlich: «Die Kinder sind mir lieb, aber wüst tun die doch, es hat keine Gattig; die müßten mir noch anders drässiert sy, wenn ich immer um sie sein sollte.» Drinnen sagte sie zu Vreneli: «Dr Johannes macht doch je länger je mehr dr Groß; denk doch, het dä schießig Narr nit dem Uli einen neuen Fünfbätzler zTrinkgeld gä!» «Er wird wohl wissen, warum er das getan hat,» sagte Vreneli. «Dr Herr wott er mache u zeige, daß er weiß, was unter dr Herrschaft dr Bruch syg, das wott er,» sagte die Alte. «Nein, Base,» sagte Vreneli, «er will noch etwas anderes; ich darfs Euch fast nicht sagen, aber es ist ein wüstes Stücklein vom Johannes. Diesesmal hat er den Vetter weder um ein Roß noch um eine Kuh gebracht, aber den Uli will er ihm abdingen, darum hat er ihm auch das Trinkgeld gegeben.» «Was du nicht sagst, dä Uflat!» sagte die Alte. «Wenn man den eigenen Kindern nicht mehr trauen darf, dann ist doch nicht mehr dabeizusein. Johannes, Johannes, was bist du doch für ein Umönsch! Aber seine Frau ist schuld daran, sie macht ihn so, er ist allbets doch nicht so gewesen! Aber woher weißt du das?» «Ich holte am Morgen früh Wasser, es wollte aber keine Jungfrau auf. Da war Johannes, der sonst bis um zehn im Bett liegt, schon bei Uli im Stall, das wunderte mich. Während mir das Wasser in den Züber lief, loste ich der Sache ab und hörte, wie Johannes Uli drängesilierte und ihm einen Neutaler Haftgeld geben wollte.» «Uli, hat er ihn genommen?» «Nein, er stellte sich recht brav, ich hätte es nicht von ihm geglaubt. Sie hörten mich wahrscheinlich und brachen ab; ich vernahm nur noch, wie Uli vierzehn Tage Bedenkzeit nahm. Aber ich glaube, wenn der Vetter ihn zur rechten Zeit frägt ums Dableiben, so werde es keine Not haben.» «Er hat mich schon manchmal fast wild gemacht», sagte die Alte. «Er will die Diensten nie fragen, er meint, es sei an ihnen. Aber seit wann frägt ein rechter Knecht selbst? Dann sagt er, sie arbeiteten viel bräver, ehe man sie gefragt habe. Sobald man sie einmal wieder für ein Jahr gedungen, sie des Dienstes sicher seien, so werden sie ganz gelassen und sie dächten, es hätte es wieder für ein Jahr, ob sie nun etwas mehr oder etwas weniger arbeiteten.» «Ja,» sagte Vreneli, «dr Vetter nimmt immer alles in eine Wid (in ein Band), und weil er die guten wie die schlechten hält, so kömmt er nie zu guten.» «Er muß den Uli noch heute dingen», sagte die Alte. «Aber verratet mich nicht, daß ich es gehört, sonst hängt mir der Vetter wieder ein Schlemperlig an; er trauet mir auch nicht mehr als dem ärgsten Mönsch», ermahnte Vreneli.

Die Alte suchte ihren Eheherrn und brachte ihm vor: «Denk ume o, was dr Johannes für e Uflat isch, wott er is nit dr Ueli abdinge!» Joggeli tat nicht halb so verwundert, sondern meinte, etwas müsse der Johannes immer verüben, entweder ihm etwas abstehlen oder abschwatzen; er sei von Jugend auf so gewesen, aber er sei nicht schuld daran. Darauf wollte er wissen, wie seine Frau die Sache vernommen. Natürlich bekannte sie bald, daß sie es von Vreneli habe. «Ich kann dir nicht sagen, Frau,» sagte Joggeli, «wie mir das Meitli zwider ist; es hat seine Nase in allem innen, und hinten und vornen heißts immer nur: Vreneli, Vreneli. Das hat ein Gschleipf mit dem Uli, zähl darauf. Was hätte es so früh beim Stall zu tun gehabt, wenn es ihm nicht hätte nachstreichen wollen? Aber zähl darauf, sobald ich darüberkomme, so jage ich es fort. Es hat schon Schande genug in die Familie gebracht, es soll nicht noch mehr bringen, die wüste Täsche!» Dann könne er selbst die Haushaltung machen, sagte seine Frau. Das sei nicht recht, daß Vreneli jetzt alles ausessen solle. Es hätte ihnen zGutem wollen, und jetzt wolle er es schlecht machen. Wenn sie von allen verraten und verkauft würden, so sei er selbst schuld daran. Sobald eins ihnen einen Dienst erweise, so hänge er ihm etwas an, statt ihm zu danken. «Aber mach meinethalb, was du willst, me isch umen e Göhl, we me dir zGuetem will.»

Joggeli bedachte sich die Sache wohl, und sie ging ihm im Leibe herum wie ein Wurmpulver.


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